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Im Bad kann ich die Stadt weder hören noch sehen

Da es fast drei Uhr nachts ist, ich aber überhaupt nicht müde bin, gehe ich auf die Terrasse, um noch etwas nachzudenken und das Treiben der Nacht wenigstens von hier oben zu genießen. Es ist ruhiger um diese Uhrzeit. Diese Stunden, wenn die Welt schläft, haben immer etwas Magisches an sich. Das allgegenwärtige Dröhnen der Stadt ist abgeflaut, und nur noch vereinzelte Geräusche dringen zu mir herauf – ein fernes Lachen, ein paar Töne Musik, die im nächtlichen Wind verwehen. Ich beginne eine Melodie zu summen, die mir meine Mutter früher immer vorgespielt hat. Die Klänge bringen Erinnerungen zurück. An eine sanfte Stimme und ein warmes Lächeln. Die Melancholie will mich einhüllen, als ich plötzlich bemerke, wie ich auf dieses Lied gekommen bin. Die zarten Töne dringen von weit unten ganz leise bis hier hoch, jeder einzelne gefüllt mit bittersüßer Sehnsucht. Jemand spielt das Lied auf einem Klavier.

Mein Verlangen nach draußen zu gehen, wird plötzlich übermächtig und ich kann mich kaum bremsen. Ich will die Musik aus nächster Nähe hören, den nächtlichen Himmel ohne das Gefängnis dieser Mauern erleben. Aber ich muss hierbleiben. Ich muss einfach. Ich kann auf keinen Fall nach draußen gehen und riskieren, erwischt zu werden. Die Klaviermelodie erreicht ihren melancholischen Höhepunkt und mein Brustkorb zerspringt vor Sehnsucht förmlich. Sehnsucht nach meiner Mutter, aber auch nach dem Draußensein, nach dem Umherwandeln in der Nacht und nach dieser Musik. Um mich der Sirenenmelodie zu entziehen, schalte ich an meinem Earpod Musik an.

Gegen die bodenlose Leere, die gleichzeitig mit Emotionen gefüllt ist, kommt die Musik jedoch nicht an und ich gehe schließlich rein. Diese Selbstfolter muss ich mir nicht antun. Um mich wirklich davon abzuhalten, hinauszugehen, beschließe ich ein Bad zu nehmen. Im Wasser kann ich die Stadt weder hören noch sehen, ich werde auf andere Gedanken kommen und nass werde ich das Haus nicht verlassen. Also tauche ich um vier Uhr nachts in die Badewanne. Das warme Wasser umhüllt mich wie eine beruhigende Umarmung, doch die Sehnsucht bleibt. Ich liege lange dort, mein Blick verliert sich in den zarten Lichtreflexionen auf dem Wasser, während meine Gedanken immer wieder zu der Melodie und den Erinnerungen zurückkehren. Langsam fallen mir die Augen zu, erschöpft von der emotionalen Achterbahnfahrt. Ich trockne mich ab, schließe die Tür zum Bad und gehe ins Bett, in der Hoffnung, dass der Schlaf mir ein wenig Frieden bringt.

Am nächsten Morgen wache ich zwar zeitig, aber wie gerädert auf. Dunkle Augenringe zeugen von der kurzen Nacht. Der Schlafmangel, aber auch das Verlangen nach draußen zu gehen, haben mich ausgelaugt. Trotzdem trainiere ich fleißig, renne heute sogar neunzig Minuten am Stück, um die Rastlosigkeit loszuwerden. Ein unbestimmtes Wollen brennt in mir, drängt mich, etwas zu tun, irgendetwas, um die Unrast zu stillen. Aber nichts scheint zu helfen. Es reicht nicht. Ich bin total aufgekratzt.

Meinen Tag verbringe ich damit, immer wieder die Bürotür zu überprüfen, doch es ist niemand da. Verdammt. Gegen Abend versende ich eine Textnachricht, um einmal nachzufragen. Estera antwortet, sie seien auf Mission und erst morgen wieder da. Na toll. Dann kann ich das Vorführen meiner Maskenteile vergessen.

Frustriert lasse ich mich aufs Sofa fallen. Meine Finger trommeln nervös auf die Kante des Beistelltischs, als ob sie eine eigene Energiequelle hätten. Kaz und Odo sind zwar in ihren Zimmern, ich will aber mit beiden nichts zu tun haben. Vor allem mit Kaz nicht. Meine Finger sind immer noch nicht bereit für eine Prügelei. Und Leandra ist mit den Meistern auf ihrer langen Mission. Ich unterdrücke den Impuls, erneut aufzustehen und die Bürotür zu überprüfen, aber meine Beine wippen unablässig auf und ab. Meine Gedanken rasen, springen von einer Idee zur nächsten, ohne dass ich sie bändigen kann. Das Chaos in meinem Kopf spiegelt sich in meinem unruhigen Körper wider.

Meine Ruhelosigkeit macht mich wahnsinnig, also gehe ich noch einmal eine Stunde lang aufs Laufband, projiziere eine virtuelle Landschaft, durch die mich meine Bewegung zu tragen scheint, verprügle den Dummy so gut, wie ich es ohne linke Hand kann, arbeite mich am Laserstrahlenlabyrinth ab - aber nichts hilft. Ich bin körperlich erschöpft, aber immer noch rastlos. Ich schaue auf die Uhr. 21 Uhr. Ich zucke die Achseln und gehe ins Bett. Vielleicht kann ich ja einschlafen.

Tatsächlich liege ich gar nicht lange wach, bevor ich einschlafe. Meine kurze Nacht macht sich da durchaus bemerkbar. Ich schlafe jedoch nicht lange, denn um kurz vor zwei werde ich wach. Durch das offene Fenster dringt die Musik wieder herein. Ich bin noch im Halbschlaf und merke kaum, was ich tue, als ich plötzlich angezogen am Fenster stehe, den Fuß auf der Fensterbank, um hinauszuklettern. Ich schrecke auf. Atme tief durch.

Ein Gedanke schleicht ungebeten durch meinen Kopf: Die Meister sind heute Nacht nicht da. Ich werde keine Kämpfe anfangen. Ich will nur herausfinden, wo die Musik herkommt. Dann bin ich zufrieden und kann wieder nach Hause gehen. Ganz harmlos und ungefährlich. Ich rede es mir so lange ein, bis ich es glaube. Oder zumindest glaube, dass ich es glaube.

Doch bevor ich hinausklettere, klebe ich mir meine Maskenteile an und überschminke sie. Nicht so aufwendig, wie Belana es gemacht hat, aber so, dass die Kleberänder nicht mehr zu sehen sind. Mehr ist in dem schummrigen Abendlicht nicht nötig. Mit klopfendem Herzen schalte ich also den Camouflagemodus meines Mantels ein und klettere die Wand hinunter, was mit den immer noch empfindlichen Fingern der linken Hand etwas schwieriger ist, doch die Mauervorsprünge geben mir genug Halt.

Unten angekommen versuche ich auszumachen, wo die Musik herkommt. Die Straßen sind in ein warmes Neonlicht getaucht, das von den flackernden Schildern und den digitalen Werbetafeln ausgeht. Ich wende mich nach Westen, von der Hauptstraße weg, wo die ganzen großen Clubs sind, hin zu kleineren Bars. Die Musik wird langsam immer lauter, bis ich das leicht flackernde Schild des Ortes sehen kann, wo sie herkommt: „Arcadia" steht da in gelben Neonbuchstaben. Hier bin ich schon oft vorbeigekommen. Ich erinnere mich an die fröhlichen Leute, die ich hier einmal habe hineingehen sehen.

Aber ich erinnere mich auch, dass das der Ort ist, den Kaz mir vorgeschlagen hatte. Ich bin also sehr sehr vorsichtig und sehr sehr misstrauisch, als ich mich der unbewachten roten Tür nähere. Einen Spalt öffne ich sie, um hineinzusehen. Warme Luft, die nach vielen Menschen und ihren Getränken riecht, schlägt mir entgegen. Es ist eher eine Art kleines Theater als eine Bar. Es gibt zwar einen Tresen und viele kleine hölzerne Tische, Stühle und Bänke, den wichtigsten Platz nimmt allerdings die Bühne ein, die sich im Zentrum des hinteren Bereichs erhebt.

Auf ihr steht ein Klavier, an dem ein von Scheinwerferlicht beleuchteter Junge sitzt, der die Musik spielt. Sein silbernes Haar hätte ihn alt aussehen lassen können, sein Gesicht ist aber definitiv jugendlich. 18 oder 19 Jahre dürfte er alt sein. Mit geschlossenen Augen sitzt er dort auf dieser Bühne und sieht inmitten der Menschen, die ihn beobachten, so verloren aus, wie ich mich fühle. Die herzzerreißend schöne Melodie ist melancholisch und scheint von einem verlorenen, besseren Leben zu erzählen.

Kurz vergesse ich, dass ich eigentlich alle Menschen hasse und blicke die Leute Publikum an, deren Gesichter ich sehen kann - die meisten sitzen mit dem Rücken zu mir, da ich ja immer noch im Eingang lungere. Auch in ihnen scheint das Stück ähnliche Emotionen hervorzurufen, wie in mir, einigen laufen sogar Tränen über die Wangen. Eine Frau bemerke ich, die wehmütig lächelt. Ein Mann legt ihr einen Arm um die Schulter und sie lehnt sich an ihn. Er versteht ihr Gefühl, tröstet sie und sie lächelt. So echte Zuneigung habe ich lange nicht mehr gesehen. Ich glaube nicht mehr, seit meine Eltern tot sind.

Als das Stück zu Ende ist, beginnen die Leute zu klatschen, doch der Junge lässt seine Augen noch einen Moment geschlossen und die langen Finger auf den Tasten liegen. Bevor er sie langsam öffnet und zu lächeln beginnt, schleicht sich ein Gefühl von Verlorenheit in sein Gesicht, das mir so vertraut ist. Es ist ein kleines Lächeln, und voller Schmerz. Der Junge lässt den Blick schweifen, als suche er jemanden und bevor er mich in der Tür stehen sehen könnte, lasse ich diese wieder zufallen und mache auf dem Absatz kehrt, um nach Hause zu rennen.

Es hat angefangen in Strömen zu regnen, aber das stört mich nicht. Ich merke erst, dass ich grinse, als ich an der Hauswand ankomme. Und ich merke erst, dass ich geweint habe, als ich mir in meinem Zimmer die Nase putzen muss. Ich trockne mich ab und lasse mich wieder zurück ins Bett fallen. Bei geschlossenem Fenster schlafe ich bis morgens durch.

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