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Ich will nicht mehr kämpfen

Ich will nicht mehr kämpfen. Trotzdem blocke ich Kaz' Schlag, nutze seinen Schwung, um ihn zur Seite zu lenken, hole mit dem Arm aus und lande einen Fausthieb gegen seinen kantigen Unterkiefer. Es knackt. Kaz taumelt ein Stück zurück. Seine dunklen Augen blitzen gefährlich unter seinem wilden schwarzen Haarschopf hervor. Ich bin mir sicher, dass er mir das heimzahlen wird, habe aber keine Zeit, darüber nachzudenken und springe zur Seite, als er mit der linken Hand nach mir schlagen will. Mit einem Schritt seiner langen Beine steht er wieder vor mir und holt erneut aus. Ich ducke mich, weiche Kaz' Faust aus und hechte nach vorn, um ihn zu rammen. Ich will ihn umwerfen, doch seine Füße stehen fest auf dem Boden. Er lacht nur, als er meinen Pferdeschwanz packt und mich daran hochzieht, bis ich wieder aufrecht vor ihm stehe. Meinen Tritten ausweichend hält er mich so auf Armlänge, dass ich ihn auch mit meinen Fäusten nicht erreichen kann. Mit einem Halblächeln, das sein Gesicht zu einer hämischen Dämonenfratze verzerrt, sieht er mich noch an, bevor seine Faust meine Schläfe trifft und ich auf dem Parkettboden des Trainingsraums aufschlage.

Als die Sterne vor meinen Augen aufhören zu tanzen, streiche ich mir aus dem Zopf entkommene hellbraune Haare aus dem Gesicht und blicke umher. Kaz hat mir seinen breiten Rücken - nicht einmal Schweißflecken sind auf seinem schwarzen Shirt zu sehen - zugewandt und macht gerade lachend eine wegwerfende Handbewegung in meine Richtung. Seine am Rand stehenden Gesprächspartner schauen mich stirnrunzelnd an. Ich stehe langsam auf. Ein vertrauter metallischer Geschmack im Mund veranlasst mich dazu mit meiner Zunge über die Zahnreihen in meinem Mund zu fahren. Es sind noch alle Zähne da. Gut. Den letzten Zahn nachwachsen zu lassen, dauerte ewig und war wirklich unangenehm. Außerdem waren die Stammzellen teuer.

Meisterin Estera verschränkt ihre in schwarze Funktionskleidung gehüllten Arme vor der Brust. Sie ist die erste, die spricht: „Rae, was war das für eine armselige Leistung." Die zusammengezogenen Brauen über den mandelförmigen Augen sind nicht verärgert, es ist Unverständnis, das mir in der typischerweise nicht fragend gestellten Frage entgegenschlägt. Was das für eine hirnrissige Frage ist, würde ich am liebsten zurückschießen. Ich schlucke den bissigen Kommentar jedoch herunter, der mir auf der Zunge liegt. Zusätzliche Prügel kann ich gerade nicht gebrauchen. Stattdessen zucke ich mit den Schultern. Selbst diese kleine Bewegung schmerzt, trotzdem versuche ich mir nichts anmerken zu lassen. Estera schüttelt den Kopf, wobei sich eine rebellische schwarze Haarsträhne aus ihrem strengen Dutt löst. Ungeduldig streicht sie sie zurück. Die Strähne bleibt gehorsam an ihrem Platz.

Meisterin Mirea ist die nächste, die spricht: „So können wir dich nicht mit auf Missionen nehmen. Unsere Rivalen würden dich fertigmachen. Die Schlangen suchen in letzter Zeit sowieso nach Schwachstellen." Ihre glockenhelle Stimme klingt ungeduldig, als sie ihren Jumpsuit aus weißer Kunstseide zurechtzupft. Sie wäre jetzt lieber irgendwo anders. Vielleicht beim Shoppen. Oder beim Friseur. Im Nagelstudio war sie offensichtlich gerade erst. Sie blickt wieder zu der anderen Frau hinüber.

„Du wirst nicht nur nicht besser. Du wirst sogar schlechter. Du hast kaum Widerstand geleistet. Es ist, als ob du dich gar nicht anstrengen würdest. Heute hast du einen neuen Tiefpunkt erreicht", schnarrt Estera. Ich merke, wie es sie ärgert, dass ich keine Regung zeige. Die sonst kühle Meisterin ist wirklich aufgebracht. Ihre schwarzen Stiefel tippen einen unaufhörlichen Rhythmus auf dem Holzboden. Mir wird mulmig zumute. Doch ich weiß nicht, was ich zu ihr sagen soll. Wo sie sich ihre Tirade hinstecken kann? Eine Konfrontation will ich in meinem aktuellen Zustand vermeiden. Erklärungen oder Entschuldigungen würden nach Ausreden klingen und dass diese nicht willkommen sind, ist eine Lektion, die ich früh und gründlich auf dem schmerzhaften Weg gelernt habe. Deshalb versuche ich es gar nicht. Ich sehe die drei Meister einfach an und verwende meine gedankliche Kapazität darauf, nicht nervös an meinem grünen Trainingsanzug herumzunesteln. Obwohl die Fusseln, die sich an meinem Ärmelsaum gebildet haben, mir plötzlich sehr interessant vorkommen.

„Wer nicht mit auf Missionen kommt, verdient kein Geld. Wer kein Geld verdient" - Mirea unterbricht sich, zieht ihre perfekten goldblonden Augenbrauen hoch und wedelt in einer wegwerfenden Geste mit der manikürten Hand. Rosa und glitzernd sind ihre Nägel heute.

Der dritte Meister wendet mir das Gesicht zu. Kurz sehe ich seine grauen Augen aufblitzen. Ein Schauer läuft mir den Rücken herab. „Wir erwarten, dass du dich in den Griff bekommst. Du hast vierzehn Tage. Du weißt, was sonst mit dir passiert." Meister Severins Stimme klingt emotionslos unter der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze seines schattengrauen Mantels hervor. Aus ihr klingt die eisige Kälte seines Herzens. Kalt, wie der Stahl seiner Messer und genauso scharf.

Ich schlucke unwillkürlich, wobei mich der bittere Geschmack des Blutes in meinem Mund fast würgen lässt. Oder ist es Severins Mitteilung, die die plötzliche Übelkeit verursacht? Vierzehn Tage, um so viel besser zu werden, dass ich einen der anderen sieben Schattentänzer im Zweikampf schlage. Vierzehn Tage, bevor der einflussreichste Assassinenzirkel in Colonia Nord mich loswird. Auf seine Art.

Die Meister verlassen den Raum, ohne auf eine Reaktion von mir zu warten. Nur Kaz sieht mich an. Sein Blick ist durchdringend. Ein Versprechen. Dass es noch nicht zu Ende ist. Meine Nackenhaare stellen sich auf und ich mache auf dem Absatz kehrt. Wenn ich jetzt etwas Provokantes sagen würde, wäre ich nicht in der Lage mich zu wehren. Also: Flucht. Vor meinem Mundwerk. Denn mit Kaz zu streiten ist wie ein Reflex.

Ich verlasse den Trainingsraum mit seiner Arena. Auf dem Weg durch das großzügige Loft, das die Schattentänzer beherbergt, balle ich die Fäuste. Die aufwändig restaurierten Backsteinwände und die an ihnen ausgestellten antiken Waffen ziehen an mir vorbei. Durch die Glasfront im Wohnzimmer scheint die zwischen den Hochhäusern der Innenstadt hervorblitzende Sonne kurz vor ihrem Untergang herein. Mit zusammengezogenen Augenbrauen stapfe ich quer durch den Raum zu meinem Schlafzimmer. Die Tür lasse ich laut knallend hinter mir ins Schloss fallen.

*

Ich knalle die Tür nicht zu, weil ich wütend bin. Sondern, damit die anderen denken, ich wäre wütend. Damit sie nicht merken, dass ich gar nichts fühle. An der Musikanlage auf dem hölzernen Sideboard in der Ecke wähle ich aggressive Musik mit viel Bass und drehe sie laut auf. Die Schallisolierung der Wände erlaubt mir solche Eskapaden zum Glück. Musik ist das einzige, was mir das Atmen erleichtert. Das Dröhnen der Beats fühlt sich in meinem Körper fast an wie Emotionen, als ich im Zentrum des Zimmers auf mein Bett sinke und an die weißgetäfelte Decke starre. Die Paneele werden von den blau und lila durch mein Fenster hereinblutenden Straßenlichtern bunt eingefärbt. Genau dreißig Kunststofpaneele sind es. Obwohl ich das genau weiß, zähle ich sie. Dreißig. Keine große Zahl. Aber größer als vierzehn.

Vierzehn Tage.

Doch da, wo Angst sein sollte, ist nichts. Eine gähnende Leere.

Ich grüble lange. Wie so oft in den letzten Wochen. Ich versuche ja, den Grund für meine Apathie zu finden, aber ich weiß weder, warum mir alles egal ist, noch, warum es das nicht sein sollte. Es war einmal mein größter Wunsch, endlich mit auf Missionen gehen zu können. Das, was ich in den zehn Jahren bei den Schattentänzern mit Mühe und unter Schmerzen gelernt habe, anzuwenden. Zu beginnen, meine horrenden Ausbildungskosten zurückzuzahlen und zu meinem Lebensunterhalt beizutragen. Dankbarkeit zu zeigen dafür, dass die Schattentänzer mich von der Straße geholt haben, nachdem ich aus dem grauenvollen Waisenhaus abgehauen war.

Denn ich bin ihnen dankbar. Sie haben mir nicht nur ein - durchaus angenehmes - Obdach gegeben, sondern auch eine Ausbildung ermöglicht und mir beigebracht, mich zu verteidigen. Naja. Vor allem haben sie mir beigebracht, anzugreifen. Aber in einer Welt, die voll ist von Kriminellen - und Heuchlern, die deren Existenz leugnen - ist das vielleicht dasselbe. Es gibt schließlich keine Kriminalität in Colonia Nord. Zumindest offiziell nicht.

Ich seufze. Ausgiebig. Früher war ich anders. Ich war aufgeweckt, schnell und gerissen. Deshalb hat Estera mich damals aus der Gasse am alten Bahnhof mitgenommen, wo sie gesehen hat, wie ich einen doppelt so großen Jungen bestohlen habe und dann flink an Wandvorsprüngen hochspringend und kletternd geflohen bin.

Ich lächle ein kleines Raubtierlächeln bei dieser Erinnerung. Nie habe ich bereut, Estera nicht angespuckt zu haben - obwohl ich es wollte - als sie plötzlich meinen Arm packte.

Doch irgendwo ist meine Motivation abhandengekommen und seitdem geht es bergab. Ich komme nicht mehr weiter und weiß nicht einmal, wohin dieses Weiter führen sollte. Es ist, als wäre ich auf einem Laufband gefangen. Die ganze Zeit in Bewegung, ohne ein Ziel zu erreichen. Ich laufe und laufe, aber komme nirgends an. Mir ist vage bewusst, dass es ein Wort gibt für das antriebslose Taubheitsgefühl, das mich seit Wochen lähmt, aber Schattentänzer glauben nicht an psychische Krankheiten.

„Was sich nicht durch körperliche Anstrengung oder eine ordentliche Tracht Prügel bewältigen lässt, muss sorgsam zusammengefaltet und in das lodernde Feuer geworfen werden, das uns hilft, die Dinge zu tun, die Auftragsmörder nun einmal tun müssen." Meisterin Mireas Lippen waren in einem satten Magenta bemalt, als sie mir diese Lektion vor Jahren das erste Mal vermittelt hat. Seufzend suche ich nach diesem Inferno, das damals in mir gelodert hat. Doch ich finde nur ein müdes Glimmen.

Mein heimliches Ziel war es immer, die Männer in die Finger zu kriegen, die meine Eltern umgebracht haben. Es sie bereuen zu lassen. Doch ich habe nie ein Lebenszeichen dieser Scheißkerle gefunden und all meine Nachforschungen liefen ins Leere. Es war angeblich ein tragischer Unfall. Das versuchten die Behörden mir zu erklären. Um zu vertuschen, dass kaltblütige Mörder ihr Unwesen treiben. Doch ich war dabei. Ich habe es gesehen. Die Bilder beiseiteschiebend zähle ich die weißen Deckenpaneele, bis ich das rote Blut nicht mehr vor Augen habe.

Ich grüble, bis ich es nicht mehr aushalte. Vierzehn Tage des Wartens ertrage ich nicht. Dann soll es lieber jetzt geschehen. Dann sollen sie mich jetzt umbringen und fertig.

Was sollte denn innerhalb von vierzehn Tagen passieren, was dafür sorgt, dass ich anders fühle? Was soll ich in vierzehn Tagen erreichen, damit ich jemanden wie Kaz im Kampf schlagen kann? Der Gedanke daran, wie sie mich töten, sollte mir den Magen umdrehen. Aber da ist nichts. Nichts, außer der Sicherheit, dass ich nicht zwei Wochen lang auf der Schlachtbank ausharren will. Zum ersten Mal seit Langem tatsächlich zu etwas entschlossen, richte ich mich auf und mache mich auf den Weg zum Büro der Meister.

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