Sie stieg aus, winkte ihm und verschwand im Dunkeln in Richtung Haus. Er derweil startete sein Auto und fuhr in die Nacht ...

Zuhause angekommen, schmiss er seine Schlüssel auf den Tresen und lief zum Kühlfach. Von dort holte er sich, ohne viel nachzudenken, eine Pizza Hawaii und wärmte diese auf. Mit schlurfenden Schritten ging er ins Wohnzimmer. Dort betrachtete er sich seine Pinwand und entdeckte eine neue Notiz.

"Bin für unbestimmte Zeit auf Geschäftsreise in den USA, Japan, China, Melbourne, Moskau und Brasilia. Ich hoffe, du kommst zurecht und langweilst dich nicht allzu sehr. Viel Glück zum Start der Wintersaison. Hab dich lieb." Ja, so war es nun mal. Wenn er Urlaub hatte, musste sie arbeiten, dabei hatte er sich auf gemeinsame Zeit so gefreut.

Das Piepen der Mikrowelle ertönte und mit Pizza in der Hand, setzte er sich vor den Fernsehen. Jetzt da er Urlaub hatte, konnte er so was schon machen. Ohne sich wirklich für etwas spezielles zu interessieren, zappte Alvaro durch die verschiedensten Sender und machte erst Halt, als er eine Doku über die schlimmsten Schwerverbrecher der Welt fand.

In der Doku hielt man auch ein Interview mit dem Schachbrettmörder von Russland. Er wurde im sichersten Gefängnis der Welt aufbewahrt, in Sibirien auf einer Insel. Man konnte es sich wie Askaban aus Harry Potter vorstellen. Dies war die interessanteste Doku, die Alvaro je gesehen hatte. Bald war sie zu Ende und auch die Pizza war seit einer halben Stunde schon nicht mehr Existent und Alvaro lief in sein Kunstzimmer.

Er wollte etwas zu dieser Reportage zeichnen, etwas, was sie im übertragenen Sinne wiedergab. Lange dachte er nach und dann viel ihm etwas brillantes ein. Er nahm einen weichen Bleistift und zeichnete zuerst alle Umrisse. Da waren Fell, Ohren und Gesicht. Er hatte vor, das ganze Bild auszufüllen. Als er es so ansah, wurde er skeptisch. Nein, das sah einfach nur merkwürdig aus. Alvaro zerknüllte es und fing neu an.

Diesmal nur das Gesicht. Als er fertig war, nahm er einen härteren Bleistift und zeichnete die Details. Er baute die Augen aus, deutete die Fellrichtung an und zeichnete auch schon die Schnurrhaare. Ja, das konnte etwas werden. Nun nahm er einen Orangeton und einen Schwarzton und malte abwechselnd Streifen. Die Augen färbte er in einem kräftigen Grünton. Nun nahm er ein Stück schwarze Kreide und zeichnete Schatten, Lichter und Konturen. Zuletzt nahm er einen extrastarken Radierer und entfernte senkrechte Linien, welcher er Silber färbte. Et vo'ila, fertig war der Tiger, welcher sich Hinter Gittern befand.

Genau das spürte er bei den Verbrechetn. Starke Seelen, die eingesperrt wurden. Zufrieden blickte er auf sein Bild und bemerkte, wie müde er war. Er steckte die Zeichnung in einen Ordner und lief ins Schlafzimmer. Dort zog er sich aus, legte sich ins Bett und schlief ohne Weiteres ein. Am nächsten Morgen wurde er unsanft durch einen Klingelsturm geweckt. Gemächlich zog er sich an, trank einen Kaffee und ging zur Tür.

Das dort die Polizei stand, überraschte ihn allemal. "Alvaro Soler?" "Ja, was kann ich für Sie tun?" "Wir bitten Sie, uns unverzüglich auf das Revier zu begleiten. Es ging eine Anzeige gegen sie wegen Vergewaltigung ein." ...