... wird dich einholen
Teil 2
Der Boden vor ihnen war mit Ziegeln, Latten und dicken, zerbrochenen Balken übersät. Zumindest da, wo der Boden noch intakt war ...
An vielen Stellen jedoch ist er eingebrochen und hat große, unregelmäßige Löcher hinterlassen, an deren ausgefransten Rändern abgesplitterte Bruchstellen fauler Holzbohlen zwischen krümeligen Mörtel ins Nichts ragten.
Es gab auch vorher schon einige Stellen, an denen der Boden größere Löcher hatte, aber das war kein Vergleich zu jetzt. Jetzt sah es dort aus, wie nach einem Bombenangriff. Marie wusste von einigen vorsichtigen Erkundungsgängen, die sie unternommen hatten, dass es noch mehrere Untergeschosse gab. Die waren aber schon damals größtenteils eingestürzt. Jetzt, nachdem ein Teil des Daches heruntergekracht war, musste da unten Chaos herrschen.
"Oh nein", hörte Marie Tommy dicht an ihrem Ohr. Er war hinter ihr auf die Fensterbrüstung gestiegen und lugte an ihm vorbei ins Innere. "Scheiße, das Dach ist runtergekommen und hat alles zertrümmert", stellte Luisa geschockt fest und machte Anstalten, sich umzudrehen. "Der ganze Boden ist eingekracht. Da geh ich nicht rein, bin doch nicht lebensmüde." Sie schob Marie ein Stück zur Seite und quetschte sich an ihr vorbei ins Freie. Tommy und Marie folgten ihr.
Dann standen sie im Kreis vor dem ehemaligen Eingang zu ihrem Hauptquartier, betrachteten ihre Schuhspitzen, mit denen sie im Sand herumstocherten, kratzten sich, obwohl es nicht juckte, vergruben die Hände in den Taschen und zogen sie in der nächsten Sekunde wieder heraus. Marie war sicher, das allen gerade die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen, aber ebenso wie sie selbst, sich keiner traute, sie auszusprechen.
"Verrückt, dass die Fahne noch stehen geblieben ist." Wie um sich zu überzeugen, nichts Falsches gesagt zu haben, schaute Tommy nach oben, doch von ihrem Platz aus konnten sie die Fahne nicht erblicken. "Dass das niemand gehört hat, als das halbe Dach eingestürzt ist. Komisch." "Zu weit weg", bemerkte Luisa. Erneutes Schweigen.
Schließlich hielt Marie es nicht mehr aus. "Was, wenn das Dach eingestürzt ist, als Silly drauf war und er jetzt drunterliegt?" Das Herz hämmerte ihr bei dem Gedanken in der Brust und schien ihrer Stimme alle Kraft zu rauben. "Wir müssen Hilfe holen", schlug Manu vor, als hätte sie darauf gewartet, dass jemand genau das sagte. "Am besten die Feuerwehr", stimmte Marie ihr zu und sah dabei Tommy und Marie an.
Tommy hielt den Kopf noch immer gesenkt und spielte weiter mit den Schuhspitzen im Sand. "Und was ist, wenn er ... tot ist?" Diesen Klang in Luisas Stimme, hatte Marie noch nie gehört - zaghaft, ängstlich, nicht wie Luisa. Maries Puls beschleunigte sich weiter, gleichzeitig begannen ihre Beine zu Zittern. "Das ...", sie musste mehrmals schlucken. "Wir müssen Hilfe holen." "Mein Alter schlägt mich tot."
Erst nachdem er es gesagt hatte, hebte Tommy den Kopf und sah die anderen an. Seine Wangen waren nass. "Wenn Silly da drin liegt und wir sind schuld, bringt er mich um." "Aber das weiß doch niemand, das von uns ..." Luisa sah Marie mit gerunzelter Stirn an. "Das weiß niemand? Aber was willst du denen denn sagen, wenn du Hilfe holst? Ist doch klar, dass die Fragen stellen. So lange, bis sie die Wahrheit wissen." "Dann bin ich erledigt", schluchzte Tommy. "Wenn ihr jemanden was davon sagt, bringt er mich um." "Aber ... wenn Silly wirklich da drin liegt?", wendete Manu sich an Marie. "Wir können ihn doch nicht einfach da liegen lassen." "Wir ... wissen es ja nicht." Ihre Augen wurden groß.
"Was soll das heißen?"
...
Fortsetzung folgt
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