Ariane
Der Himmel ist dunkel, nur ein paar Sterne sind am Himmel. Ich sitze am Fenster. Ich kann meine Schwestern vom Fenster aus, auf dem kleinen Balkon aus in unser Tal gucken sehen.
Ein großer Hügel umring das Schloss, von dort aus. Wenn man runter sieht, geht es sehr tief nach unten. Viel Gras wächst da. Steine liegen verstreut dort rum. Meine Schwester findet es schrecklich, weil man vom Tanzsaal alles sieht. Deswegen sind auch immer die Vorhänge vor den Fenstern. Es ist ein riesiger Saal, der einige Meter bis zur Decke reichte.
Ich stehe auf und laufe aus meinem großen Zimmer. Ich laufe durch die lange Halle. Ein roter Teppich auf dem Boden, Gemälde an den Wänden, Pflanzen in Töpfen, Kronleuchter an der Decke, alles mit Gold bestückt. Die Fenster schön gefärbt, geschlungen die Fensterrahmen. Die Scheiben sind nicht ganz durchschaubar, es ist, als würde ich durch Scherben schauen. Das Licht ist nicht besonders hell, weil die Kronleuchter so weit oben sind.
Ich laufe zu ihnen, meinen Schwestern, auf den kleinen Balkon. Ein unwohles Gefühl ist in mir.
Ich bin die Jüngste. Meine Schwester hat schon eine Tochter. Sie steht auch neben ihr. Sie unterhalten sich. Ich stelle mich neben sie. Wir sind insgesamt vier Schwestern. Wir haben keine Eltern mehr. Meine andere Schwester, Adelle, hat einen Verlobten. Er wohnt auch hier im Schloss.
Ich sehe nach unten. Ich stehe nicht besonders gerne hier drauf. Ich fühle mich jedes mal so seltsam unwohl. "Du bist ja wieder so blass. Alles gut mit dir." Ich klammere mich an die Rüstung und sehe vorsichtig weg vom Abgrund und hoch zu meiner Schwester. "Jaja, alles gut. Das liegt nur an meinen Haaren." Sie seufzte. "Oh ja, deine Haare, so schön silbrig wie der Mond. Warum müssen wir nach Vater kommen? Ich wäre lieber auch nach Mutter gekommen. Solche Haare gibt es kaum." Ich lächle leicht. Ich fühle mich immer noch unwohl. Ich höre Schritte. Sie sind schnell. Ich frage mich, ob ich dieses Unwohle Gefühl nur wegen dem Abgrund habe und nicht vielleicht auch wegen etwas anderem. Dann ein Ruck.
Ein Schrei.
Ein Aufprall.
Meine Schwester, die tot am Boden des Abgrunds liegt.
Dann die nächste, die mit ihrem Kind nach unten gestoßen wird. Ich spüre es. Mich will sie auch runter stoßen, aber ich halte mich am Gerüst fest. Sie wird es nicht schaffen. Sie drückt gegen mich. Mir ist warm. Ich schwitze. "Und warum hast du das getan?", frage ich unsicher. Ich schaue hin und her, möglichst nicht zu ihr. "Sie mussten sterben." Sie guckt finster nach unten. "Und warum du nicht?"
"Weil ich nicht sterben will. Wenn ihr gestorben wärt, allesamt, dann hätte es sicher gereicht. Ich hätte dann nicht sterben müssen."
"Wegen was denn?"
"Damit wir ein Opfer bringen. Dann wird das Schattenland verschwinden und Menschen und andersartige Wesen wären wieder getrennt."
"Du glaubst wirklich, dass das so einfach geht?"
"Ja. Ich habe es in einer Prophezeiung gesehen."
"Aber jetzt. Sieh nur!" Ich gucke nach unter. Es sind ihre Geister. Sie werden uns heim suchen. Sie werden Rache verlangen. Sie werden uns vernichten. "Na, die kommen hier schon nicht rein." Adelle geht ins Schloss rein. Es interessiert sie nicht. Schnell gehe ich auch rein und schließe die Türen.
Ich folge ihr nach unten. Neben dem großen Tanzsaal gibt es einen Raum. Er ist auch recht groß. Ich gehe rein. Dort ist es am sichersten. Adelle ist auch dort rein.
Sie setzt sich an ihr Klavier. Der Raum ist Voller Teppiche und Bücherregale. Das Klavier steht direkt neben der Tür. Ein bis zwei Meter dahinter sind die einzigen beiden Fenster des Raumes.
Die weißen dünnen Vorhänge wehe leicht durch die Luft. Schnell schließe ich die Fenster. Draußen sehe ich sie. Ihre Augen sind leer. Ich ziehe schnell die Vorhänge vor das Fenster. Angst. Ich habe Angst.
Die dunkle Tür öffnet sich. Mein Herz macht einen kurzen Aussetzer. Es ist der Verlobte von Adelle. Er trägt sein Gewand. Er hat schwarze Haare, die zur Seite gekämmt sind. "Adelle, meine Schöne." Er sieht mich. "Und Ariane. Du bist ja wieder so blass." Ich lächle. Mir ist schlecht. Ich fühle mich unwohl. "Nur wegen meinen Haaren." Er nickt. "Ja, deine Haare. Passen gerade gut zu den Sternen. Hast du sie schon gesehen?" Ich nicke. "Meine Schöne, du spielst so schön. Ariane, wie wäre es denn? Möchtest du tanzen?" Ich drehe mich langsam zum Fenster, dann zu ihm. "Ach, ich. Oh nein, ich bin nicht so gut im tanzen."
"Du hast doch aber ein so schönes Ballkleid an." Ich sehe nach unten. Ja. Mein Lieblingskleid. Es erdrückt mich nicht so, wie es bei den anderen der Fall ist.
Die Tür steht offen. Das beunruhigt mich. Ich starre sie an. Er sieht das als Aufforderung. Er greift sich meine Hand und zieht mich nebenan in den Ballsaal. Er klatsch in seine Hände und das Licht geht an. Kleine Feuerfeen sind dafür verantwortlich. Sie Arbeiten für uns und bekommen dafür alles, was sie brauchen. Wenn sie schlafen gehen, dann erlischt ihre Flamme. Sie selber sind aus Feuer und ganz klein. Gerade mal so groß, wie mein kleiner Finger.
Der Saal ist völlig leer. Nicht mal ein Stuhl ist hier. Der Boden ist ein heller Stein. Große, dicke, schwere Vorhänge sind vor den Fenstern. Eins der Fenster ist offen. Ich kann einen Vorhang wehen sehen. Ich will es schließen, aber er lässt mich nicht gehen. Er tanzt einfach weiter. Ich habe Angst. Eine weiße Gestalt fliegt durch das offene Fenster. Es ist die Tochter meiner Schwester. Ihr Kopf ist geknickt, ihre Zunge hängt raus. Sie kommt auf mich zu. Schnell löse ich mich von Adelles Verlobten. "Tut mir leid. Ich bin einfach nicht gut im Tanzen." Schnell renne ich die Treppen des Saals hoch. Ich biege um die Ecke, zurück in den sicheren Raum. "Ihr Geist ist im Schloss." Adelle sieht nach oben. "Na und? Sie sind tot, was wollen sie schon ausrichten?"
"Sie sind Geister."
"Geister machen doch gar nichts, außer in der Luft rum fliegen."
"Sie können viel mehr als das. Sie sind jetzt über natürliche Wesen. Sie könnten uns umbringen. Sie wollen sicher Rache an uns nehmen."
"Und wenn schon. Uns können die doch eh nichts anhaben."
"Wir sind die einzigen, die sie sehen können. Deswegen sind wir auch die einzigen, die sie berühren können. Das heißt, dass wir die einzigen sind, die sie töten können. Somit sind wir in Gefahr." Adelle scheint langsam mal mitzubekommen, was das für sie und mich heißt. "Wir sind gar nicht sicher?" Ich schüttele meinen Kopf. "Nein."
"Aber sie kommen doch nicht herein?"
"Doch, wenn die Türen und Fenster offen sind."
"Warum nur da?"
"Sie können nicht in Häuser. Es ist kein offener Raum. Sie können nicht einfach durch die Wände oder Gegenstände. Außerdem ist es eine Art Einladung. Sie können Türen oder Fenster auch nicht von selber öffnen. Sie können aber Gegenstände benutzen."
"Wir sind nicht sicher? Ich könnte sterben?" Ich nickte. "Sie werden uns heimsuchen, bis sie haben, was sie wollten."
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