Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 7 - Taube Tränen

Die unendliche Wut, die sie seit so vielen Jahren mit sich trug - Wut auf die Armut und Gewalt, in der sie lebte, und Wut auf die Blutmagier, die dafür verantwortlich waren - schien sie plötzlich von innen heraus zu verzehren. Ihre Haut fühlte sich an, als bade sie in einem Flammenmeer, und sie selbst war der Docht.

Sie hörte Schreie - hohe, schrille, unmenschliche Töne, wie das Heulen des Windes oder eines sterbenden Tieres - und begriff, dass sie es war, die schrie. Ihre eigene Stimme klang fremd und hohl in ihren Ohren. Alles verblasste. Bis auf die Angst und den Schmerz. Grauen und Finsternis.

Das Bellen eines Hundes drang an ihre Ohren; es war, als drücke jemand ein Kissen auf ihr Gesicht, so undeutlich war es. Spielten ihre Sinne ihr einen Streich? War es das, was die Hämomantie mit ihren Opfern machte? Sie beim Verbluten langsam um den Verstand bringen? Ihre Gedanken waren so verwaschen wie Gemälde nach einer Flut, die Farben bis zur Unkenntlichkeit verlaufen, vage und widersprüchlich. Doch alles ertrank in einem Meer aus Flammen.

Ich habe nichts bewirkt, dachte sie benommen. Was hätte ich bewirken sollen? Nichts davon war wichtig. So einfach ist das.

Moira spürte allmählich, wie das Leben aus ihrem Körper sickerte. Ihr Umhang lastete unendlich schwer auf ihr, das Messer glitt aus ihrer Hand. Nur der feste Griff, der noch immer um ihrer Kehle lag, hinderte sie daran, zusammenzubrechen.

Nein, so einfach ist es nicht, hauchte der Instinkt. Selbst ihre eigenen Gedanken kamen ihr nun fremd vor. Entscheide dich. Bevor andere es für dich tun.

Ihr war schwarz vor Augen, aber sie war noch nicht ohnmächtig.

Nein. Er will, dass ich leide. Er will es voll auskosten und fokussiert sich ganz darauf.

Irgendwie gelang es ihr, eine Hand zu heben. Sie spürte ein schwaches Prickeln in den Fingern, als wären sie zu lange der Kälte ausgesetzt gewesen, und griff nach seiner Robe. Wenn sie es nur schaffen könnte, an seine Seitentasche zu gelangen, und vielleicht, wenn sie nur versuchte, noch ein kleines Stückchen näher zu kommen...

„Du bist ein hartnäckiges Biest", knurrte er, mehr zu sich selbst, als seine Finger sich noch fester um ihre Kehle schlossen, und Moira keuchte auf. Er musste bemerkt haben, dass sie noch immer versuchte, ihm zu trotzen.

Moira versuchte, ihn anzusehen, aber vor ihren Augen tanzte nur eine Grimasse aus rot und schwarz. Ihre Finger wanderten zu seiner Seite, in die Tasche, und verwundert stellte sie fest, dass sie die Phiole griff. Doch ihr Arm gehorchte ihr nicht mehr. Schlaff und wehrlos hing er herunter wie bei einer Marionette, deren Fäden durchtrennt worden waren.

Ein lautes Knacken ertönte und mit einem Mal löste sich der Griff um ihren Hals. Ohne Halt sackte ihr Körper zusammen und rang gierig nach Luft. Auf einmal konnte sie wieder ihre Finger spüren, blinzeln, atmen. Das Blut rauschte in ihren Ohren, dennoch konnte sie das Bellen des Hundes nun ganz deutlich hören, und ebenso das panische Brüllen der Männer im Korridor. In ihren zittrigen Fingern hielt sie die Glasphiole - sie musste sie mit sich gezogen haben, als sie gestürzt war.

Etwas sauste durch die Luft. Der Blutmagier stöhnte, als er brutal zu Boden geschleudert wurde. Moira hob den Kopf und sah gerade noch, wie Lupus den Gehstock aus Obsidian über den Kopf hob und zu einem weiteren Schlag ausholte.

Doch der Hämomant gab sich nicht geschlagen. Blitzartig packte er den herabsausenden Stock. Beide ächzten und rangen darum. Sie schienen sich fast ebenbürtig zu sein; Lupus war zwar deutlich jünger und trainierter, aber seine Verkrüppelung schränkte ihn stark ein. Dennoch kämpfte er mit aller Kraft um sein Leben. Ihr Leben.

Der Magier hingegen hatte nun vollständig die Fassade des alten Mannes abgelegt. Kräftiger, als ein Mann seines Alters hätte sein dürfen, stieß er so heftig gegen Lupus, dass dieser ins Taumeln geriet.

Muss... aufstehen... Langsam kehrte etwas Klarheit in ihre Gedanken zurück. Erschöpft wischte sie sich das Blut aus den Augen und versuchte, sich auf die Beine zu kämpfen, aber ihre Knie gaben unter ihr nach. Warum nur fühlte sich jeder Muskel so schlaff an? Wo war ihre jugendliche Energie hin?

Erneut preschte Lupus vor und hieb nach dem Magier, aber dieser wich ihm aus wie ein junger Soldat, griff nach dem Stock und rammte ihn Lupus mitten ins Gesicht. Nur einen kurzen Augenblick lang rang der Dieb um sein Gleichgewicht, aber der genügte seinem Kontrahenten, um die Handfläche nach vorne schnellen zu lassen und seine Magie zu wirken. Lupus sank auf die Knie, wimmerte und schrie.

Der alte Mann keuchte. Blut rann ihm aus einer Platzwunde an der Schläfe.

Im Korridor bellte wieder der Hund. Hörten die anderen es nicht, waren sie so in den Kampf vertieft? Mit letzter, ihr verbliebener Kraft kämpfte sie sich auf die Beine. Nur der Blutmagier stand zwischen ihr und dem Ausgang, und wie er sich ganz auf Lupus konzentrierte.

"Ihr Bastarde kommt hierher und denkt, euch gehört die Welt!", brüllte er, drehte den Kopf und sah Moira direkt in die Augen. Wütend erwiderte sie seinen Blick.

"Aber drei Straßenkinder zwingen einen Meister nicht in die Knie - im Gegenteil, ich fühle mich... lebendig!" Er lachte und entblößte blutverschmierte Zähne.

Auf einmal erschien der Bluthund in der Depothalle. Moiras Sinne hatten sie nicht getäuscht. Wahrscheinlich hatten die Wachen die Tür zum Erdkeller geöffnet - und so hatte er seine Jagd auf sie fortgesetzt.

Wie lange war sie schon hier? Es konnte sich nur um Minuten gehandelt haben, bis die Wächter den Erdkeller erreicht hatten, doch die Zeit war Moira wie eine Ewigkeit vorgekommen. Eine Zeit, in der jeder Herzschlag ihr letzter hätte sein können.

Im Schein der Öllampe erkannte Moira zum ersten Mal das wahre Ausmaß der Bestie; den hüfthohen, breiten Rumpf des Tieres, unter dessen nackter Haut sich Adern und Muskeln abzeichneten, zum Zerreißen gespannt. Die blutunterlaufenen Augen, mit denen er sie fixierte. Der hervorstehende Kiefer, um Knochen zu zertrümmern. Geschaffen, um zu jagen und zu töten.

Und hier war sie nun.

Der Hämomant wirbelte überrascht herum. Zum ersten Mal sah sie so etwas wie Entsetzen in seinen Zügen. Die Bestie raste geradewegs auf sie zu, die Lefzen gehoben, die langen Fänge gut sichtbar.

Ich kann ihm nicht entkommen, realisierte Moira und war wie erstarrt. Nur frisches Blut könnte ihn jetzt noch von mir ablenken.

Frisches Blut...

Als letzten Akt der Verzweiflung schleuderte sie die Phiole, die sie noch immer umklammert hielt, mit aller Wucht in das fassungslose Gesicht des Blutmagiers.

Das Glas zerschellte. Scherben hinterließen Kratzer auf seiner faltigen Haut und brachen seine Konzentration. Lupus gierte lautstark nach Luft, als sich die Magie von ihm löste. Der Bluthund stockte, seine Nase zuckte nervös in Richtung des Magiers, der sich mit der Hand über das zerfurchte Gesicht fuhr. Die Flüssigkeit färbte seine Finger dunkelrot. Moira sah die Erkenntnis in seinen Augen.

In der Glasphiole hatte sich tatsächlich Blut befunden.

Ein tiefes Grollen ertönte, dann stürzte sich der Bluthund auf seinen Meister. Der alte Mann hob abwehrend die Hände und versuchte verzweifelt, die Bestie zu kontrollieren - für einen Moment schien es tatsächlich so, als würde es ihm gelingen. Der Bluthund krümmte sich unter seiner Magie, jaulte und knurrte.

Doch Hämomantie war nicht genug, um ihn aus seiner Raserei zu lösen. Mit einem Satz sprang er auf ihn, riss ihn kreischend zu Boden und grub ihm die Fänge ins Fleisch.

Wachen riefen von draußen und stürmten in die Halle, aber sie waren nicht auf das Massaker vorbereitet, das sie hier erwartete. Moira rührte sich nicht. Die brutale Szene, die sich vor ihr abspielte, verstörte und berauschte sie zugleich. Die Bestie zerfetzte den Arm des Mannes, Blut spritzte und quoll aus den tiefen Wunden. Das Grunzen des Hundes war entsetzlich, das Knacken der brechenden Knochen entsetzlicher.

Dennoch empfand sie kein Mitleid.

"Moira!"

Lupus' Ruf riss sie aus ihrer Starre und sie taumelte zu ihm. Er hatte Nala von ihren Fesseln befreit, doch in der Zwischenzeit hatten die Wachen sie fast erreicht. Unvermittelt griff Nala die Öllampe, die noch immer auf der Frachtkiste stand, und schlug sie gegen ein Gemälde, das zum Transport bereitstand. Die Leinwand fing sofort Feuer.

"Was zum... beim Nobiskrug, was machst du?", fluchte Moira.

"Nur ein wenig Ablenkung", keuchte Nala, noch immer völlig außer Atem. "Lass uns von hier verschwinden, uns bleibt keine Zeit mehr."

Bevor Moira etwas erwidern konnte, schmiss Nala etwas zu Boden. Schwarzer Obsidianstaub verteilte sich um sie herum in der Luft und zerstob in der Halle wie bei einer Explosion.

Noch bevor die Wachen begriffen, was mit ihnen geschah, preschte Nala vor und brachte einen von ihnen zu Fall. Moira drückte sich hinter ihr durch die schützende Wolke auf den Ausgang zu, geduckt wie ein Wiesel, bis sie den Korridor erreichten.

"Hier entlang!", orderte Moira und gestikulierte wild in eine Richtung. Dann rannten sie, so schnell sie konnten, dicht gefolgt von Lupus.

"Wie hast du das gemacht?" Moira schnaufte, während sie gleichauf über den Gang fegten. "Mit dem Obsidian, meine ich." Sie hatte nicht bemerkt, wie Nala es in die Hand genommen hatte.

"Glaubst du, ich bin nicht vorbereitet?", erwiderte Nala ebenso atemlos. "Du kennst eben noch nicht alle Tricks."

"Da vorn!"

Moira beschleunigte, während die anderen versuchten, mit ihr Schritt zu halten.

Sie erreichten den Eingang des Erdkellers, die Tür stand weit offen. Prompt hechtete sie die schmale Wendeltreppe hinunter.

"Wir müssen es schaffen, der Ausgang ist nicht mehr weit. Nur noch ein Stück...", flüsterte Moira in die zunehmende Dunkelheit.

Als Antwort hörte sie die schweren, rasselnden Atemzüge von Nala und Lupus hinter sich. Schmerzlich erinnerte es sie daran, dass beide dem Angriff des Blutmagiers viel länger ausgesetzt gewesen waren als sie selbst. Weil sie gezögert hatte.

Nein, jetzt ist nicht die Zeit für Schuldgefühle, schalt sie sich.

Am Ende der Treppe angekommen, hatte die Finsternis des Gewölbes nicht an Tiefe verloren, aber dieses Mal kannte Moira den Weg. Vorbei an den vielen abgehenden Torbögen hastete sie durch die Dunkelheit.

Plötzlich ertönte das Scheppern schwerer Stiefel. Abrupt blieb sie stehen und starrte in den finsteren Tunnel vor sich.

Doch die Patrouille schien Moira und die anderen nicht zu bemerken, denn sie hielten stattdessen auf die Treppe zu, die zum Haupttrakt führte, ohne ihnen Beachtung zu schenken.

Vielleicht ist Nalas Ablenkungsmanöver tatsächlich sinnvoller gewesen, als ich gedacht hätte, überlegte Moira kurz, dann schlichen sie weiter. Völlig erschöpft erreichten sie den kleinen Vorraum mit der Feuerstelle und stießen die Tür auf.

Kalte Nachtluft schlug Moira entgegen. Regentropfen sprenkelten ihr schweißnasses Gesicht, als sie den Kopf in Richtung Himmel reckte.

Selten war sie so glücklich gewesen, im Regen zu stehen.

Kaum, dass sie hinausgetreten waren, flüchteten sie sich in die Gassen und verstreuten sich ohne ein weiteres Wort in die Nacht. Noch immer war die Sperrstunde nicht vorüber und die Straßen menschenleer, aber die Stadtwachen würden es erheblich schwerer haben, sie alle zu schnappen, wenn sie sich trennten.

Moira huschte wie ein Schatten durch das Aristokratenviertel. Die Straßen waren zu dieser Zeit extrem gefährlich; die Rote Garde patrouillierte und hielt Ausschau nach Gesetzlosen wie ihr, die sich nicht an die Sperrstunde hielten. Also entschied sie sich, eine ihr vertraute Seitengasse zu nehmen, von der aus sie leicht auf die Dächer gelangen konnte. Nachdem sie sich die letzte Strebe hochgezogen hatte, balancierte sie leichtfüßig die Giebel hinauf und hinunter, sprang dann zum nächsten Dach und setzte ihren Weg, den Dachrinnen folgend, fort.

Es war ein fast noch riskanteres Unterfangen. Sie wäre nicht die erste Diebin, die bei ihrem Versuch, den Stadtwachen zu entgehen, von Gargylen geschnappt und verspeist worden wäre. Nichtsdestotrotz schlich sie weiter, fest in dem Glauben, dass sie keine leichte Beute abgeben würde. Auch wenn jeder ihrer Muskeln schmerzte, als hätte sie tagelang in den Obsidianminen geschuftet.

Der Ausblick von hier oben ließ sie die Gefahr fast vergessen; sie konnte weit über Klippenzunge sehen, bis hinunter zur stürmischen Küste.

Dann sah sie das Feuer.

Der Regen hatte nicht verhindern können, dass die Flammen Besitz von dem Lagerhaus ergriffen hatten, und so brannte das Feuer wie eine riesige, die Nacht erhellende Fackel. Schatten huschten vor dem Hintergrund aufgebracht über die Dächer. Gargyle.

Moira hatte nicht erwartet, dass die Auswirkungen so verheerend sein würden, als Nala mit der Öllampe die Leinwand des Gemäldes in Brand gesetzt hatte. Offensichtlich waren die Flammen schnell auf das Holz übergegangen, aus dem das Lagerhaus hauptsächlich bestand.

Endlich erreichte sie den Kampanile - den Glockenturm, den Flinn ihr als Treffpunkt genannt hatte. Moira kletterte trotz des feuchten Untergrunds die hölzernen Streben hinunter und wartete ungeduldig am Fuße des Turmes in den Schatten. Sobald die Sonne ein erstes Zeichen an den Horizont sandte, würde die Glocke zur sechsten Stunde schlagen - die Zeit, die sie für ihr Treffen vereinbart hatten. Jetzt hieß es, zu warten.

Nebelkrähen zogen am Himmel wie magieberührte Pfeile durch den aufziehenden Morgendunst. Moira blickte ihnen sehnsüchtig nach. Wie musste es sich anfühlen, frei zu sein? Dahinzugehen, wo immer man wollte?

Letztendlich hatte sich Lupus' Befürchtung bewahrheitet; es war jemand heute Nacht gestorben. Seine eigene, kranke Magie hatte ihn getötet.

Und Moira musste zugeben, dass ihr der Gedanke gefiel.

Gleichzeitig spürte sie eine unterschwellige, düstere Vorahnung, wenn sie an den Bluthund dachte.

Er hat meine Blutspur aufgenommen. Ob er mich wiederfinden würde, in einer Stadt unter hunderttausenden von Menschen? Und wenn schon, was habe ich noch zu verlieren?

Zu viel, realisierte sie, überrascht von ihrer eigenen Erkenntnis. Sie hasste die Wahrheit, aber dieses Mal konnte sie sie nicht leugnen. Eliza braucht mich, jetzt mehr denn je. Ich muss einen Weg finden, wie sie wieder gesund wird, und dann hole ich uns aus diesem Elend raus...

Aber wie sollte sie das tun? Selbst dieser Hämomant hatte den Bluthund nicht aufhalten können.

Die Glocke schlug sechs Mal, als die aufgehende rote Sonne die dicke Wolkendecke purpurn färbte, und das Ende der Sperrstunde verkündete. Langsam kamen die Menschen aus ihren Häusern und die Stadt erwachte zum Leben.

Mit gesenkten Häuptern schlichen die ersten Arbeiter über die Straßen, die Blicke leer und stumpf. Niemand schenkte Moira besondere Aufmerksamkeit.

Sie mochte diese Art, wie die Bürger sie übersahen; für die meisten war sie nur ein Schatten, irgendwie präsent und doch nicht zu bemerken. Keiner würde sich an die graue Gestalt unter dem Glockenturm erinnern.

Beim Nobiskrug, Flinn, wo bist du?

Moira wartete, der Regen fiel wie taube Tränen. Doch niemand kam.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro