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Kapitel 36 - Einen Gefallen

Arkin hielt auf den Flügel der Blinden Richter zu, während Winter ihm lautlos folgte. Wenigstens einen Abschied war er dem Justikar schuldig, bevor er morgen früh abreisen würde. Doch als er auf die Türen des Gerichtssaals zusteuerte, schüttelten die Wachen davor bereits die Häupter.

"Falls Ihr Justikar Dunagar sucht, er isst gerade zu Abend", erklärte der Wachmann und rückte den Bund seines Wappenrocks zurecht. Sofort fielen Arkin die Flecken darauf auf. Konnte die Rote Garde nicht einmal ihre Uniformen sauber halten?

"Wenn das so ist." Er seufzte. "Und wo ist er dann?"

"Im Speisesaal."

Kopfschüttelnd rieb sich Arkin die Stirn. Am liebsten hätte er den Mann entgeistert angeblickt, aber dafür fehlte ihm die Energie. Es war ein langer Tag gewesen, noch dazu war er ganz und gar nicht so verlaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Noch immer ärgerte er sich über das letzte Gespräch mit dem Justikar, bei dem dieser seine Bitte, weiter ermitteln zu dürfen, abgelehnt hatte.

Wenigstens konnte er auf diese Weise die Stadt in dem Glauben verlassen, dass er alles in seiner Machtstehende getan hatte – dass es keinen Grund dafür gab, seinen Zweifeln weiter nachzuhängen.

Wenn ihn nur nicht Moiras vorwurfsvoller Blick in seinen Gedanken heimgesucht hätte.

Dem Wachmann schien der Unmut des Schnitters nicht zu entgehen, denn er fügte hinzu: "Er liegt gleich am Ende des Korridors. Aber Ihr solltet wissen, dass der Justikar nicht gerne beim Abendessen gestört wird."

"Ich werde mich kurzfassen." So, wie ich es immer tue. Mit dem Gedanken machte Arkin auf dem Absatz kehrt und eilte in die Richtung, die der Gardist ihm gedeutet hatte.

Es dauerte nicht lange, da fand er den Eingang zu dem Saal, in dem der Richter verweilen musste, denn auch hier waren Wachen vor den Türen postiert.

Mit einem knappen Kopfnicken wollte Arkin sich an ihnen vorbeizwängen, doch die Männer versperrten ihm den Weg.

"Der Justikar möchte nicht gestört werden", brachte der Ältere der beiden hervor und beäugte dabei skeptisch die silberne Wölfin. Furcht spiegelte sich in seinen Augen. 

"Ich brauche nur eine Minute", erklärte der Schnitter in rauem Ton. Er hatte genug von den Formalitäten der Hämomanten und es war an der Zeit, diesen Auftrag endlich abzuschließen. Sich von Dunagar zu verabschieden war der letzte Schlussstrich, den er dafür ziehen musste.

Und den würde er sich nicht von zwei Gardisten nehmen lassen.

Arkin wich nicht von der Stelle, und auch Winters Präsenz schien die beiden Männer mehr und mehr zu verunsichern. Nachdem sie einen kurzen, fragenden Blick austauschten, zuckte der eine von ihnen mit den Schultern und trat schließlich beiseite. Diese Einladung ließ Arkin sich nicht nehmen, drängte sich zwischen die beiden und klopfte schließlich an.

Einen Moment lang blieb es still dahinter.

"Justikar Dunagar?" Noch einmal hämmerte er gegen das Türblatt, dieses Mal eindringlicher. "Ich bin nur hier, um mich zu verabschieden."

Winters Ohren schnellten in die Höhe, als hörte sie ein Geräusch von der anderen Seite. Statt zu warten, entschied Arkin sich dazu, die Klinke herunterzudrücken und die Tür einen Spalt breit aufzuschieben.

"Ihr dürft eintreten", ertönte daraufhin die Stimme des Blinden Richters, der Arkin augenblicklich Folge leistete. Winter schlich hinter ihm her wie ein Schatten.

"Ich wollte Euch nur mitteilen, dass alle -", begann er, unterbrach sich jedoch selbst, als er das Chaos sah, das sich vor ihm erstreckte. Sofort fiel ihm der Esstisch ins Auge, von dem jemand die Tischdecke halb heruntergezerrt hatte und dessen Speisen sich auf dem Fußboden ergossen.

Der Richter hingegen schien gänzlich unbeeindruckt davon zu sein. Dunagar hatte sein Mahl bereits beendet, stand vor einem der hohen Fenster und blickte hinaus. Die Hände, mit denen er ein Tafelmesser hielt, hatte er hinter dem Rücken zusammengefaltet.

"Was ist passiert?" Arkin hechtete um den Tisch herum. "Seid Ihr verletzt?"

Er passierte einen umgeworfenen Stuhl. Dann entdeckte er die Diebin, die am Boden lag. In ihrer grauen Kleidung und ihrem wehrlosen Zustand wirkte sie zerbrechlich wie ein heruntergefallener Tonkrug, um den die Scherben rankten.

Moira. Bei ihrem Anblick sank ihm das Herz in der Brust.

"Nur ein kleiner Zwischenfall, nichts von Bedeutung." Dunagar folgte seinem Blick. "Es wird nötig sein, dass ich mich ausführlicher mit ihr unterhalte, sobald sie aufwacht. Noch hat sie nicht genug Informationen preisgegeben."

"Ich verstehe." Arkin kniete sich zu ihr, tastete nach ihrem Handgelenk. Ihr Puls ging schwach, aber stetig. Sie lebt also. Bei der Ewigen Flamme, zum Glück.

Behutsam hob er ihren Kopf an und strich die aschbraunen Haare zurück, die ihr wirr ins Gesicht fielen. Ihre Augen waren geschlossen. Fast wirkte es, als schliefe sie nur. Aber das Chaos um sie herum verriet ihm, dass sie versucht haben musste, sich zu wehren, bevor sie ohnmächtig geworden war. Bei dem Gedanken stieg eine unterschwellige Wut in ihm auf und kämpfte sich an die Oberfläche, ließ ihn beinahe jede Loyalität vergessen.

"Ich befürchte nur, dass sie diese Informationen nicht freiwillig teilen wird", fuhr der Richter ungehindert fort und wandte sich vom Fenster ab. "Sie leugnet ihre Angehörigkeit, und wenn sich die Gelegenheit bietet, leistet sie Widerstand. Ich denke, ich muss nachdrücklicher werden, was sie angeht."

Im Vorbeigehen legte der Justikar das Tafelmesser sorgfältig auf dem Tisch ab. "Aber Ihr wolltet mir etwas mitteilen, Meister Marmont?"

"Ich bin hier, um mich zu verabschieden." Widerwillig riss der Schnitter sich vom Antlitz der Diebin los und fixierte den Blinden Richter. "Alle Vorbereitungen sind getroffen und ich habe Meister Persus informiert. Morgen früh reisen wir gemeinsam ab."

"Sehr gut." Dunagar rieb sich die Schläfen. Die Geste wirkte ungewöhnlich verletzlich für einen Mann seines Standes. "Ich wünsche Euch eine angenehme Heimreise. Und segelt vorsichtig. Ich habe gehört, die See ist in letzter Zeit unberechenbar."

"Nicht nur die See", murmelte Arkin in sich hinein. Sein Blick glitt wie von selbst zurück zu Moira, die sich noch immer nicht rührte.

"Was habt Ihr nun mit ihr vor?", fragte er dann, ohne die Augen von ihr zu nehmen. Seine Wölfin gab ein leises Winseln von sich - ein Spiegel seiner aufgewühlten, zwiespältigen Emotionen.

"Das, was allen droht, die schweigen." Dunagar legte den Kopf schief und musterte die Diebin. "Seid so freundlich und lasst sie zurück in den Kerker bringen. Um die weiteren Maßnahmen kümmere ich mich morgen."

Arkin nickte, und der Richter verließ den Saal. Dann beugte der Schnitter sich über sie und hob sie hoch, indem er eine Hand in ihre Kniekehle schob und mit der anderen ihren Kopf stützte, bevor er sie Richtung Ausgang trug. Sie war leichter, als er gedacht hatte, wog kaum mehr als ein leeres Glas Wein.

Offenbar hatte Justikar Dunagar bereits Verstärkung gegen das Chaos organisiert, denn kaum, dass er in den Korridor trat, stürmten zwei Hämomanten herbei und betrachteten niedergeschlagen durch den Türspalt hindurch die Speisen, die überall verteilt lagen, ehe sie eintraten und sich daranmachten, aufzuräumen.

Eiligen Schrittes passierte er die Gardisten am Eingang und verließ den Flügel, vorbei an den steinernen Abbildern Albums. Insgeheim beschlich ihn das Gefühl, dass sie jede seiner Bewegungen mit verbundenen Augen observierten.

Denn Arkin dachte nicht daran, sie ins Verlies zu bringen. Stattdessen nahm er eine schmale Wendeltreppe, die von der Haupthalle aus in einen Außenturm führte, dessen Quartiere für Gäste und Besucher reserviert waren. Als er schließlich die Tür erreichte, auf die er es abgesehen hatte, stieß er sie mit dem Ellenbogen auf, ohne anzuklopfen.

Rafael stand über einen Stuhl gebeugt und verschnürte gerade seine Habseligkeiten zu einem Bündel. Bei dem abrupten Eintreten seines Freundes riss er herum. Geist, der bis eben in einer Ecke gelegen hatte, stürmte herbei und reckte ihnen die Nase entgegen, doch Winter wies ihn mit einem Knurren in die Schranken, sodass er sich mit angelegten Ohren an Rafaels Seite zurückzog. Währenddessen manövrierte sich Arkin seitwärts durch den Türrahmen, damit Moira sich nicht verletzte.

"Bei der Ewigen Flamme, was ist in dich gefahren?" Die Hände in die Hüften gestemmt, beobachtete Rafael ihn dabei, wie er sie vorsichtig auf dem großen Himmelbett ablegte. "Eine ohnmächtige Frau, ist das dein Ernst? Das unterbietet ja selbst mein bodenloses Niveau." Sein Blick schwenkte zu der Diebin. "Und noch dazu nicht irgendeine."

"Was? Nein", keuchte Arkin und stieß verblüfft die Luft aus den Lungen. "Das ist nicht, wonach es aussieht."

In Rafaels Kammer war es wohlig warm. Noch immer flackerte ein kleines Feuer im Kamin und warf lange Schatten über die gepolsterten Sessel bis hinüber zu dem Himmelbett, auf dem er saß. Ganz im Gegensatz zu Arkins Quartier, das nebenan lag – er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, das Brennholz anzuschüren und die Kälte aus dem Gemäuer seines Zimmers zu vertreiben. Aber das war auch nicht notwendig; Schlaf würde er heute Nacht sowieso nicht finden.

Erschöpft ließ er sich neben ihr aufs Bett sinken und musterte sie mitleidig. Auf ihre Art war sie ein hübsches Mädchen; sie war von schmächtiger Statur, ihre Züge dafür weich und ihre Lippen voll.

Sie so zu sehen, brachte all' die Zweifel an die Oberfläche, die er lange Zeit so mühevoll versucht hatte zu begraben. Unabhängig davon, welche Magie in ihr schlummern mochte, hatte sie es nicht verdient, so behandelt zu werden. Stattdessen benutzte der Richter sie wie ein Instrument, mit dem er seine eigenen, korrupten Ziele verfolgte.

"Und wonach soll es dann aussehen? Klär' mich auf", konterte Rafael und nahm gleichsam auf seinem Stuhl Platz, von dem er sein verschnürtes Bündel herunterstieß. Sein Blick glitt zwischen ihm und Moira hin und her.

Doch statt zu antworten, saß sein Gegenüber nur da und seufzte. Winter legte sich dicht neben ihn, drängte sich mit der Schnauze wie ein dritter Fuß neben seine Stiefel und blickte aus bernsteinfarbenen Augen zu ihm hoch.

Arkin wusste, dass er seinem Freund eine Erklärung schuldig war, aber sie wollte ihm nicht über die Lippen gehen, gleich einer unsichtbaren Hand, die seinen Mund versiegelte. Er war noch nie gut darin gewesen, seine Empfindungen und Gedanken in Worte zu fassen. Zumal er selbst nicht wusste, was er sich – oder ob er sich etwas - dabei gedacht hatte.

"Verdammt, Arkin!" Rafael verschränkte die Arme vor der Brust. "Mach' keine Dummheiten. Wo kommen wir hin, wenn nicht wenigstens einer von uns beiden vernünftig bleibt?"

Alles an ihm schien auf Widerstand ausgerichtet zu sein, als suchte er akribisch nach einem Weg, seinen Freund zum Umdenken zu bewegen. Sogar die Narbe auf seiner Stirn pochte wild.

„Hast du bereits vergessen, dass sie meinem Pfeil entgangen ist? Du weißt genauso gut wie ich, was das bedeutet."

Vielleicht hast du nicht richtig gezielt, hätte Arkin am liebsten erwidert, aber die unsichtbare Hand drückte schwer auf seine Lippen, und so blieb er stumm. Er glaubte selbst nicht daran. Tatsächlich wusste er überhaupt nicht mehr, woran er glauben sollte.

„Sie ist gefährlich", fügte sein Kamerad an, als hätte er seinen Standpunkt noch nicht genug verdeutlicht. „Und der Justikar will sie für seine Zwecke benutzen. Wir mischen uns da in Dinge ein, die uns nichts angehen. Unser Auftrag hier ist beendet. Belassen wir es dabei."

Langsam hob Arkin den Blick und sah zu ihm hinüber. Finger um Finger löste er die unsichtbare Hand von seinen Lippen. "Rafael?"

Er hatte lange genug geschwiegen und demütig genickt. Die Idee mochte egoistisch sein, aber vielleicht war das die Gelegenheit, seine Zweifel ein für alle Mal abzulegen.

Und zwar, indem er die Wahrheit verlangte.

"Dir wird nicht gefallen, was ich jetzt sagen werde", flüsterte er.

Skeptisch hob Rafael eine Augenbraue. "Wenn du nicht zugibst, dass das eine fürchterliche Idee war und du sie dahin zurückbringst, wo immer du sie hergeholt hast, dann muss ich dir Recht geben."

Ein Lächeln huschte über Arkins Züge.

"Ich muss dich um einen Gefallen bitten." 

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