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Kapitel 21 - Verfolgung

Moira rannte, so schnell sie ihre Füße trugen, beflügelt von dem berauschenden Gefühl, das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen.

Dieses Mal würde sie sich zu ihrer Verabredung mit Imitri verspäten, obwohl Ort und Zeit sich nicht geändert hatten – wie immer trafen sie sich auf dem Marktplatz, jede Woche zur selben Stunde.

Vielleicht lag es daran, dass ihre neue Berufung als Spionin sie so vereinnahmte. Vielleicht aber auch, weil sie sich insgeheim vor der Begegnung fürchtete.

Bei ihrem letzten Treffen waren sie im Streit auseinandergegangen, und sie wurde das beunruhigende Gefühl nicht los, dass etwas im Argen lag – wie ein Beben, das vom Zentrum der Stadt auszugehen schien und ihr die Nackenhaare zu Berge stehen ließ.

Sie konnte es durch ihre Schuhsohlen in den Pflastersteinen spüren, in dem Staub, den sie im Sprint mit ihren Schritten aufwühlte, und sie fühlte es in der Luft, die sie mit jedem Atemzug gierig einsog. Die Energie füllte ihre Lungen und beschwingte ihre Beine, ließ sie förmlich schweben – als bewegte nicht sie sich, sondern die Welt um sie herum.

Heute würde sie Imitri ihre Entscheidung mitteilen müssen – ob sie gemeinsam mit ihm die Stadt verlassen, das Leben als Diebin hinter sich lassen wollte.

Bei der Vorstellung wurde ihr heiß und kalt zugleich. Sie hatte lange darüber nachgedacht, und die Wahl war ihr nicht leichtgefallen. Aber nun stand ihr Entschluss fest.

Jetzt musste sie ihn nur noch finden.

Also rannte sie, sprang über die Fässer eines Gemüsehändlers und huschte in die nächste Gasse, dicht an eine Hauswand gepresst, stets auf der Hut.

An ihrem Ende erreichte sie den Marktplatz, doch er wirkte verändert auf sie. Die Leute zerstoben wie Asche im Wind, sobald ihre Augen die eines anderen kreuzten.

Es war weniger ein Fliehen, sondern mehr ein langsames, aber stetes Davonschleichen der Menschen, als benötigten sie einen Moment, um zu realisieren, dass sie noch lebten, ehe sie von einer unterschwelligen Furcht übermannt wurden und sich fortstahlen. Dann schubsten und drängelten sie, zogen sie in die entgegengesetzte Richtung, ohne sie zu beachten. 

Mit Mühe zwängte Moira sich zwischen ihnen hindurch und versuchte über die Köpfe zu spähen, konnte aber nichts erkennen. Sie duckte sich unter dem Ellenbogen eines Mannes hinweg, dann ließ sie den Blick über den Platz schweifen. Einige Magielose standen an den Ständen, unterhielten sich flüsternd oder feilschten lautstark.

Aber Imitri war nirgends zu sehen.

Moira eilte zum Käsestand, den er so liebte, dann zu den Öfen der Bäcker und schließlich zur Auslege der Schlachter, an der er ihr schon so manches Mal etwas spendiert hatte. Ihre Augen huschten umher, fanden ihn jedoch nicht.

Imitri, bitte zeig dich!, dachte sie verzweifelt. Wo steckst du nur?

Auf einmal fühlte sie sich wieder in jene Nacht unter dem Kampanile zurückversetzt, als sie auf Flinn gewartet hatte - vergeblich.

Plötzlich war sie es, die von der unterschwelligen Furcht gepackt wurde, die durch die Luft waberte. Imitri war immer pünktlich zu ihren Treffen erschienen, und auch dieses Mal hatte sie keine Sekunde daran gezweifelt, dass er hier sein würde. Aber umso mehr sie darüber nachdachte, desto eher musste sie zugeben, dass er bei ihrem letzten Gespräch sehr gekränkt gewirkt hatte.

War das vielleicht der Grund? War er so wütend oder enttäuscht gewesen, dass er entschieden hatte, ihre Freundschaft zu beenden?

Nein, das glaube ich nicht, sagte sie sich entschieden. Aber was konnte sonst die Erklärung sein? War ihm womöglich etwas zugestoßen?

Das darf nicht sein. Bitte lass ihn nicht auch verschwunden sein!, betete sie zu den Göttern, obwohl sie nicht wusste, ob einer von ihnen sie überhaupt erhören würde. Ist es mein Fluch? Reiße ich die Menschen um mich herum ins Verderben?

Der Geruch von geräuchertem Fisch, das Gackern der Hühner, das Schaben der Messer über den Schleifsteinen der Metzger... alles erinnerte sie schmerzlich an ihn.

So viele Stunden hatten sie gemeinsam hier verbracht, und sie musste zugeben, dass es die schönsten gewesen waren, die sie in ihrem sonst eher trostlosen Leben gehabt hatte. Die Erkenntnis legte sich wie ein bitterer Geschmack auf ihre Zunge und schnürte ihr die Kehle zu.

Der Platz war voller Menschen, dennoch fühlte sie sich plötzlich unendlich allein.

Immer noch wild umherschauend, in der Hoffnung, dass er sich nur verspätet hatte, blieb ihr suchender Blick schließlich an einem Mädchen haften.

Die dunklen Haare hatte sie zu zwei Zöpfen geflochten. Moira kannte sie nur flüchtig, hatte sie ein paar Mal im Unterschlupf gesehen. Sie war noch nicht lange in der Bande und musste deutlich jünger sein als Flinn.

Der Gedanke versetzte ihrem Herz einen Stich. War es nur ihr ungutes Gefühl oder waren Garrits Laufburschen zunehmend Halbwüchsige?

Die Kleine hockte allein neben dem Marktbrunnen, der normalerweise umzingelt war von Menschen, um sich daran zu bedienen. Mit ihren verdreckten Füßen und den abgeriebenen Händen wirkte sie so gewöhnlich wie jedes Straßenmädchen. Nur das zerfledderte Stück Stoff - die Überreste eines Umhangs, die sie sich um die Schultern geworfen hatte - verriet, dass sie nicht völlig mittellos war.

Moira trat neben sie. Das Mädchen blickte nicht auf, sondern fuhr ungehindert fort, indem sie mit Kreide ein Gesicht auf die Vertäfelung des Brunnens malte. Gerade war sie mit der Nase beschäftigt.

"Hey, hast du vielleicht einen Blutmagier gesehen?", fragte Moira vorsichtig und steckte den Kopf unter der Kapuze hervor. "Mit rostbraunem, struppigem Haar, etwa in meinem Alter?"

Erst jetzt schielte das Mädchen zu ihr hoch. "Warum willst du das wissen?"

"Na hör' mal", tönte Moira nun mit strenger Stimme und stemmte die Hände in die Hüften. Sie durfte nicht vergessen, dass die Kleine noch ein halbes Kind war, wollte sich aber auch nichts gefallen lassen. "Ich bin eine von Garrits Spioninnen, ich kann fragen, was und wen ich will."

"Ich habe ihn nicht gesehen." Sie schüttelte emsig den Kopf, sodass ihre Zöpfe wackelten. "Und jetzt lass' mich weitermachen."

"Nicht so schnell", erwiderte Moira und kniete sich zu ihr herunter. 

Doch sie kam nicht dazu, ihren Satz zu vollenden.

Der Tumult brach so plötzlich und heftig auf dem Platz aus, dass es sie keine Mühe kostete, zu registrieren, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Ihr Blick hechtete über die Menschenmenge wie ein Wanderer auf der Flucht vor einem Gewitter, bis er an dem Hungerswolf haften blieb, der seinem Herrn gefügig folgte.

Die schwarze Rüstung aus Obsidian wand sich wie ein dunkler Schweif durch die Straßen. Manche Magielose flohen, andere erstarrten vor Schreck oder pressten sich die Hand auf den Mund. Moira duckte sich neben dem Mädchen in den Schutz der Brunnenvertäfelung und spähte vorsichtig über den Rand.

Die Menschen wichen zurück, eingeschüchtert und fasziniert zugleich, blockierten jedoch Moira die Sicht, sodass sie nur erahnen konnte, wie der Schnitter den Marktplatz überquerte. Zumindest den Köpfen nach zu urteilen, die sich in diese Richtung drehten, war er auf dem Weg den Hang hinunter.

"Du musst eine Nachricht für mich in den Unterschlupf bringen", flüsterte Moira dem Mädchen zu, das noch immer neben ihr hinter die Vertäfelung hockte. "Es ist wichtig, hast du verstanden?"

"Wie wichtig denn?"

"Überlebenswichtig. Sie ist für Garrit." Überrascht bemerkte Moira, dass sie wieder an ihrem Gesicht mit Kreide malte und es mit Zacken ringsherum versah. "Sag ihnen, sie sollen sich bereitmachen. Die Schwarzen Schnitter sind in der Stadt."

Bei der Erwähnung des Namens zuckte die Zopfträgerin leicht zusammen.

"Das ist eine langweilige Nachricht", erwiderte sie gespielt unbeeindruckt und steckte die Kreide in ihre Hosentasche. "Aber in Ordnung."

Als sie aufstand und davonflitzen wollte, fiel Moiras Blick erneut auf die Zeichnung. Reflexartig reckte sie sich nach dem Arm des Mädchens, um ihn gerade noch rechtzeitig zu packen, bevor sie sich davonmachen konnte.

"Du tust mir weh", jammerte die Kleine mit vor Schreck geweiteten Augen und versuchte, sich loszureißen.

Überrascht lockerte Moira ihren Griff und hielt sie stattdessen am Hemdszipfel fest, noch immer wie gebannt auf die Zeichnung starrend; sie hatte nicht einmal bemerkt, dass sie so grob zugelangt hatte.

"Woher kennst du das?", fragte sie das Kind.

"Was denn?" Das Mädchen versuchte beharrlich, sich loszumachen.

"Du weißt genau, was ich meine." Moira deutete auf das Kunstwerk. "Wer hat dir das gezeigt?"

Die Zeichnung stellte kein einfaches Gesicht dar, wie sie ursprünglich angenommen hatte, sondern war von mehreren Linien - zackenartigen Strahlen – umgeben, die gemeinsam eine Sonne formten, mit Augen, Nase und Mund.

So wie die Brosche, die Moira bei den Krematorien gefunden hatte.

"Niemand", gestand das Mädchen schließlich und versuchte verzweifelt mit der freien Hand an Moiras Fingern zu ziehen, um sich zu befreien. "Ein Junge hat es an unsere Hauswand gemalt. Es sah hübsch aus."

"Wann war das, weißt du das noch? Hast du ihn erkannt?"

"Vorgestern Nacht", murmelte sie. "Ich glaube nicht. Es war schon zu dunkel... Ich kann mich nicht erinnern."

Moira seufzte. Bei den Worten ließ sie das Mädchen los, die daraufhin herumwirbelte und ohne ein weiteres Wort davonrannte.

Hoffentlich würde die Nachricht die anderen erreichen, damit sie sich bereithielten, sollte Moira den Köder für ihre Falle spielen. Alle Zeichen deuteten darauf, dass heute der Tag der Tage sein würde.

Wie viel Zeit habe ich nun schon vergeudet?, tadelte sie sich und nahm die Verfolgung auf. Es ist nur die Zeichnung eines Kindes, eine Sonne, nichts Besonderes. Nichts, was Liz dabei helfen wird, wieder gesund zu werden.

Moira kannte jeden Winkel, jede Abkürzung und jedes Schlupfloch in der Stadt, weshalb es nicht lange dauerte, bis sie ihr Ziel einholte. Wie ein Schatten schlich sie durch die Gassen, kletterte über Mauervorsprünge und hangelte sich an der Reling eines Fensters entlang, um sich zu nähern, ohne ihm dabei direkt hinterherschleichen zu müssen. Stattdessen hatte sie sich so durch das Stadtinnere geschlängelt, dass sie ihm nun einen Schritt voraus war.

Schließlich verbarg sie sich tief in den Schatten eines gemauerten Durchgangs, ging in die Knie und zog ihren Umhang enger um sich. So zusammengekauert wagte sie es, um die Ecke zu lugen.

Der Schnitter sollte jeden Moment hier vorbeikommen. Und tatsächlich zeichnete sich am Ende der Straße eine dunkle Silhouette ab, die sich stark von den schlicht gekleideten Magielosen unterschied.

Doch überrascht musste Moira feststellen, dass ihr Ziel ein anderes war, als sie ursprünglich angenommen hatte.

Hatte sie zuvor nur die Konturen erahnt, erkannte sie nun deutlich den Mann mit dem königsblauen Schal, dem nachtschwarzen Haar und der silbernen Hungerswölfin. Auf dem Rücken trug er wie am Tag zuvor einen Rundschild aus Obsidian, und an seiner Seite baumelte das Heft seines Schwerts.

Seine Gesichtszüge wirkten verhärtet, denn er sah kaum auf, und wenn er es doch tat, verdüsterte sich sein Blick, sobald er die Magielosen streifte, die erstaunt vor ihm zurückwichen, sodass er schnell die Augenlider niederschlug.

Jedoch war seine Begleitung nicht der dunkelblonde Schnitter, den sie gemeinsam mit ihm zur Festung hatte aufbrechen sehen.

Sondern zu ihrem Entsetzen ein Kind. 

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