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Kapitel 20 - Kopf oder Zahl

Die Bestie hatte die Lefzen gehoben und entblößte gelbe Reißzähne, während die nackte Haut sich straff um die Knochen spannte, als könnte sie jederzeit reißen. Die Adern darunter zeichneten sich deutlich ab, pumpten das Blut in einem unnatürlichen Rhythmus und färbten die Augen rot.

Ein Bluthund.

Obwohl die Kreatur unmöglich imstande war, die Eisenstäbe seines Gefängnisses zu durchbrechen, hatte man ihn zusätzlich an die Kette gelegt. Als sie vor die Zelle traten, konnte er die Kratzspuren erkennen, die die Krallen des Bluthundes hinterlassen hatten, und den Schaum, der sich vor seinem Maul gebildet hatte wie bei einem Wahnsinnigen.

Ohne Vorwarnung sprang die Bestie ihnen entgegen, doch die Eisenkette, bis zum Anschlag gespannt, hielt ihn zurück, bevor er die Stäbe seiner Zelle erreichte.

"Die Stadtwache hat ihn in der Nähe des Kanalspeichers gefunden, in dem Meister Cykalis umgekommen ist", erklärte Dunagar. "Wie es scheint, hat er eine Fährte aufgenommen, weswegen er kaum zu bändigen ist."

Arkin starrte noch immer auf die Kreatur vor sich, unfähig den Blick abzuwenden. Winters Knurren senkte sich zu einem tiefen Grollen. Obwohl es den Bluthund nur noch mehr anzustacheln schien, konnte er ihr die Reaktion nicht verübeln.

"Wisst Ihr schon, wer es ist, den er wittert?", fragte Rafael fasziniert. "Oder habt Ihr zumindest eine Vermutung?"

"Nein", gab Dunagar zu. "Um dem nachzugehen, habe ich auf Eure Ankunft gewartet. Aber wer auch immer es ist, muss ihm im Gedächtnis geblieben sein."

In dem Moment bemerkte Arkin die Verletzung an seiner Schnauze; sie war zwar verheilt, jedoch nicht genäht worden, sodass sie das Gesicht des Hundes irreparabel entstellte. Er musste einmal gegen jemanden gekämpft haben, der sich aufs Bitterste gegen ihn zur Wehr gesetzt hatte.

"Ich glaube nicht, dass uns das weiterhelfen wird." Rafael verschränkte kopfschüttelnd die Arme vor der Brust. "Vielleicht haben wir Glück und es ist tatsächlich einer der Plünderer, aber es könnte auch genauso gut einer der Arbeiter oder jemand von der Stadtwache sein, den er verfolgt. Im Grunde könnte es jeder oder niemand sein."

"Das gilt es herauszufinden", antwortete der Justikar in sachlichem Ton.

"Ihr wollt also..." Arkin brachte die Worte kaum über sich. "Ihr wollt also den Bluthund für die Jagd einsetzen? Ich halte das für keine gute Idee."

Die Verfolgung von Verbrechern, die Ausübung von Vergeltung - beides waren seine ständigen Begleiter. Aber eine unkontrollierbare Bestie auf die Stadt zu hetzen, erschien ihm unnötig grausam.

"Ganz meine Meinung", übernahm Rafael das Wort. "Wo bleibt da der Spaß, wenn er die ganze Arbeit für uns erledigt?"

"Wir können keinen Bluthund auf die Bürger Klippenzunges loslassen", bestätigte Arkin, "ohne uns der Konsequenzen bewusst zu sein. In seinem Wahn wird er nicht nur denjenigen angreifen, den er ins Visier genommen hat, sondern jeden, der sich ihm in den Weg stellt. Die Gefahr, dass Unschuldige zu Schaden kommen, ist viel zu groß."

"Das Risiko müssen wir eingehen." Eine rigorose Härte schwang in Dunagars Stimme mit. "Gesetzesbrecher zu jagen ist unsere oberste Pflicht. Indem die Verantwortlichen geflohen sind und versuchen, ihrer gerechten Strafe zu entgehen, haben sie auch die Folgen zu tragen. Für alles, was nun geschieht, sind sie selbst verantwortlich."

"Und zu welchem Preis?", fragte Arkin geradeheraus. "Wollt Ihr dafür wirklich einen Bluthund auf die Magielosen loslassen?"

"Wenn es sein muss."

Bei der unvermittelten Antwort weiteten sich die Augenpaare der Schnitter, in denen dieselbe Frage brannte: Was geht hier nur vor sich?

Zu ihrer Überraschung verlagerte der Richter sein Gewicht und setzte sich erneut in Bewegung, der Wachmann leuchtete ihm den Weg. Arkin und Rafael warfen sich einen kurzen Blick zu, dann schlossen sie zu ihm auf.

"In dieser Stadt keimt schon lange ein Spross der Boshaftigkeit", fuhr Dunagar fort, "und ebenso lange hat das Prätorium Augen und Ohren davor verschlossen. Kriminelle Banden treiben ihre Geschäfte in den Schatten und glauben, sie könnten ungesehen davonkommen. In den Bezirken breiten sie sich aus wie eine Plage, plündern und morden, wie es ihnen gefällt. Mittlerweile kennt ihre Waghalsigkeit keine Grenzen mehr. Der Brandanschlag und der Mord an Prätor Cykalis sind ein eindeutiger Beweis dieser Auswüchse."

Die Worte ließen Arkin aufhorchen. "Ihr glaubt, Klippenzunge steht eine Rebellion bevor?"

"In jedem Fall gilt es, das zu verhindern." Sie bogen um eine Ecke, sodass sich die Welt hinter ihnen in Dunkelheit tauchte. "Deshalb brauche ich Männer, die wissen, wo ihre Loyalitäten liegen, und die mit höchster Gründlichkeit vorgehen."

Das ist also der Grund, sinnierte Arkin. Darum hat er die Dinge selbst in die Hand genommen. Er glaubt, die Prätoren vernachlässigen ihre Pflichten und lassen die Stadt verwahrlosen. Die Einhaltung der Gesetze scheint sie nicht mehr zu kümmern.

Gleichzeitig kam ihm eine seltsame Vermutung. Bedeutet das, dass er versucht hat, mich auf die Probe zu stellen, als er nach meiner Herkunft gefragt hat? Und Rafael ebenso, indem er ihn absichtlich gereizt hat – um sich zu vergewissern, dass wir dem Gesetz - und nicht etwa wie die Ratsmitglieder unserem Haus - loyal gegenüber sind?

Sein Gedankengang endete abrupt, als er plötzlich ein Schluchzen hörte - ganz in der Nähe, aus dem Dunkeln einer Zelle. Er erstarrte, unsicher was er wirklich gehört hatte, und was nur seiner Einbildung entsprungen war.

Aber ein Blick auf Winter verriet ihm, dass er sich nicht getäuscht hatte. Mit ihren bernsteinfarbenen Augen beobachtete sie einen Punkt in der Finsternis, denn im Gegensatz zu ihm konnte sie die Gestalt, die dort kauerte, bestens erkennen.

Dunagar bedeutete dem Wachmann, die Fackel auf die Gefängniszelle zu richten, und kam unweit davor zum Stehen. 

"Es wird Zeit, diesem Treiben ein Ende zu setzen", verkündete er. Das Schniefen war nun unverkennbar das Weinen eines Kindes. "Ihr werdet diese Verbrecher zur Rechenschaft ziehen und ein Exempel statuieren."

Der Lichtkegel der Flamme, die durch das Verlies waberte, fing einen kleinen Jungen ein; mit angezogenen Knien hockte er in einer Ecke seines Gefängnisses, die Augen geschwollen von den Tränen, die auf seinen schmutzigen Wangen getrocknet waren.

Es war selten, dass die Richter Kinder verurteilten; normalerweise waren sie stille, ungesehene Opfer, wenn ihre Eltern hingerichtet - und sie dem Vergessen überlassen - wurden.

Man hatte ihm eine Decke, Stroh und einen Wassereimer überlassen, aber vor allem war es der Ort, der Arkins Herz schwerwerden ließ und an dem er nie ein Kind hatte sehen wollen. Auch wenn er wusste, dass das Alter nicht vor Strafe schützte.

"Ich habe Euch gesagt, dass die Suche hier beginnen wird", erklärte der Richter weiter. Seine Stimme war so frei von Emotionen, dass es dem Schnitter einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Nur in seinem Blick lag so etwas wie Bedauern. "Und hier wird sie auch enden. Einer wird sich des Bluthundes annehmen. Folgt der Bestie und spürt die Nester der Diebesbanden auf. Und wenn Ihr sie gefunden habt, will ich, dass Ihr sie ausmerzt."

Aus den Augen seiner Obsidianmaske blickte der Richter auf den Knaben hinab; als hätte er alles schon einmal gesehen. Und womöglich stimmte das sogar.

"Der andere von euch wird den Jungen begleiten. Sein Name ist Ben. Er wird euch zu einer Frau bringen, die sich Mama Mona nennt. Eine Amme, die ihre Kinder an den Meistbietenden aus dem Untergrund verkauft, vor allem aber an einen Mann namens Garrit. Seht, was ihr über ihn in Erfahrung bringen könnt. Dann beseitigt sie."

"Und was wird aus den Kindern?", fragte Arkin entsetzt. "Ich ehre die Gesetze ebenso wie Ihr, respektiere Euer Urteil. Aber es erscheint mir barbarisch, sie so zu bestrafen. Ohne diese Amme werden sie wohl kaum überleben. Neben Vergeltung sollte es immer auch Vergebung geben."

"Ihre Leben sind bedeutungslos." Mit einem Mal klang Dunagar unendlich müde. "Ob sie leben oder sterben, hat keine Relevanz für mich. Vor dem Gesetz sind alle gleich, und jeder verdient seine Strafe gleichermaßen. Wie ich bereits sagte, sind es die Verbrecher, die verantwortlich sind für das, was nun folgt. Euch trifft keine Schuld. Ihr seid nur das ausführende Organ."

Der Richter wandte sich dem Schnitter zu, musterte ihn. Arkin vermochte nicht zu deuten, welcher Ausdruck sich auf dem Gesicht seines Gegenübers abzeichnete, als dieser die Mundwinkel verzog - das einzig sichtbare, das unter der Maske hervorragte. War es Abneigung oder Faszination?

"Ich habe Euch nach Eurer Loyalität gefragt, Meister Marmont", sagte Dunagar wissend, "und Ihr habt mir Euer Wort gegeben. Seid Ihr auch bereit, dazu zu stehen? Oder wollt Ihr Eure Aussage noch einmal überdenken?"

Arkin ahnte, dass der Justikar nur eine Antwort zulassen würde – dass er keine Widerrede und keine Ausnahmen kannte. Nur Gehorsam.

"Ich habe den Blinden Richtern meine Treue geschworen", antwortete er leise und schlug die Augenlider nieder. "Und dazu stehe ich."

"Was aber noch viel wichtiger ist", ging Rafael dazwischen, sein Interesse erneut geweckt, "ist doch die Frage, wer welche würdevolle Aufgabe erhält?"

Er observierte den Knaben, der sich schluchzend mit dem Ärmel seines Hemds die Nase abwischte. "Wir könnten einfach eine Münze werfen." Er zuckte mit den Schultern. "Das Schicksal entscheiden lassen. Was haltet ihr davon, Justikar? Ich denke, das sollte genau Euren Geschmack treffen."

"Ich habe Euch den Auftrag gegeben", konterte Dunagar streng. "Ihn umzusetzen fällt Euch zu."

Der Blonde nickte knapp und kramte einen Rubel aus seiner Gürteltasche hervor. "Dann sage ich, spielen wir um den Jungen."

Bei der Vorfreude auf die bevorstehende Aufgabe kehrte das schiefe Grinsen auf seine Lippen zurück, die funkelnden Augen waren auf die Münze in seiner Hand gerichtet. Spielerisch ließ er sie zwischen den Fingern gleiten.

"Also, Arkin? Kopf oder Zahl?"

Der Schnitter zögerte einen Augenblick, noch immer in Gedanken versunken über das, was Dunagar von ihnen verlangte. Noch einmal sah er zu dem Jungen hinüber - Ben, wie der Richter ihn genannt hatte – und neigte den Kopf schief, als könnte er damit den schrecklichen Anblick, der sich ihm bot, wieder ins rechte Licht rücken.

Konnte er die Pflicht über sein Gewissen stellen? Ein kleines Leid hinnehmen, wenn es einem größeren Guten diente – wenn das Gesetz es erforderte?

Und wenn der Justikar etwas weiß, das ich nicht einmal erahnen kann?, fragte er sich im Stillen. Immerhin verfügt er über die Gabe der Zukunft. Vielleicht kenne ich nur noch nicht den wahren Grund für sein Handeln.

Die Täter zu finden, die Banden zu stoppen, mochte den vielen Bens dort draußen ein besseres Leben bescheren – eines, in dem sie nicht verkauft wurden. Am Ende würde es größeren Schaden verhindern. Sollte Recht nicht frei von jedem Einfluss sein?

Warum zweifle ich dann?, dachte er entmutigt. Was hat sich auf einmal geändert?

"Kopf", sagte er schließlich. "Für Ben."

Wie ein Künstler, der nur auf seinen Auftritt gewartet hatte, warf Rafael die Münze in die Luft, und niemand konnte sagen, ob das Ergebnis Schicksal oder Zufall war. 

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