XXXV
Das Gold erwartet mich nicht. Nur ein schlafender Körper. Ein Anblick der Ruhe. Und der Anspannung. In silbernes Mondlicht getaucht. Es gehört mir. Das Sichelzeichen auf meiner Stirn brennt. Leuchtet hell auf in der Dunkelheit.
»Beschützen«, zischen die Schlangen des Medaillons. »Beschützen, beschützen.«
Seine Lider zucken. das Gold seiner Augen durchbohrt mich wie ein Speer. Die Lippen ein grausames Lächeln. »Du bist gekommen.«
Eine Hand umfasst meinen Arm. Fest. Wie die eisernen Reife. Er fährt über meine Ketten. Unter seinen Fingern zerfallen sie zu glitzerndem Staub. Rieseln zu Boden. Wie die Asche in Efna. Ein feines Pulver.
Er zieht mich an sich. Die Hände an meinen Schultern, meinem Rücken, meinen Schenkeln. Seine Berührungen sind kalt. Kalt wie Eis. Berechnend. Gierig. Verlangend. Schwarzer Stoff fällt zu Boden. Ein glitzerndes Faltenmeer. Er sieht mich an. Sieht mich an wie eine Göttin. Nicht wie den Tod. Der Dolch gleitet unter das Kissen. Mein heimlicher Verbündeter.
»Die Kinder des Todes leben ewig«, flüstert der Heimatlose. Er ist über mir. Ein grauenvoller Schatten im Mondlicht.
Aber ich denke nur an sie. Ihre liebevollen Augen. Blaugrau. Das Funkeln darin. Ihre dunkelblaue Haut. Überzogen mit dem Funkeln der Sterne. Ich streiche ihre Haare zurück. Taste nach dem Sternenzeichen. Doch es leuchtet nicht. Ist nur ein Umriss aus roten Narben. Ich spüre keinen Schmerz. Ich kann ihn nicht spüren. Und doch ist er da. Tief in meinem Herzen. Eingehüllt in Schatten. Sie toben. Sie wüten umher. Chaos. Nur noch Chaos.
Meine Finger fahren über die zierliche Kette. Das kalte Silber. Die Schlangen verstummen. Verschwinden irgendwo hinter ihm. Da ist nur noch sein Keuchen. Dann sein Schrei. Das rote Blut. An seiner Brust. An meinem Dolch. Sein goldener Blick flackert. Hände tasten nach dem Medaillon. Verzweifelt. Hilflos.
Dann sind sie an meiner Kehle. Drücken zu. »Die Kinder des Todes leben ewig.« Seine Stimme ist ein letztes Donnergrollen. Schwach und weit entfernt. Er ist nicht mehr da. Seine Macht ist fort. So wie er. Nur mein Atem ist noch da. Ruhig. Regelmäßig.
Das Blut fließt an der Klinge hinab. Leuchtend rot. Leicht glitzernd im Licht des Mondes. Und im Licht meines Sichelzeichens. Meine Finger hinterlassen rote Spuren. Zeichen meines Verrats. Zeichen seines Todes. Die Schatten in mir erwachen in einem wilden Tanz. Sie wollen mir etwas sagen. Doch ich höre nicht hin. Ich möchte es nicht wissen. Ich werde es hassen. Hassen aus tiefstem Herzen.
»Amera lensis«, flüstere ich. Wörter des Buches. Das einzige Wissen, das noch geblieben ist. Uralt und voller Bosheit. Der Schatten erhebt sich. Wirbelt herum, formt sich zu einer Gestalt mit zwei roten Augen. Glühende Nüstern. Zorn. Zorn treibt es zu seinem toten Meister. Und mein Ruf.
»Du hast ihn verraten«, zischt das Dunkle Licht. »Hat er dich nicht erschaffen? Verdankst du ihm nicht alles, was du hast? Was du bist?«
»Er erschuf den Tod ohne zu wissen, dass es auch sein eigener ist«, sage ich.
»Aber er lebt weiter.«
Meine Finger hinterlassen blutige Spuren auf meinem Bauch. Wut steigt auf. Der Schrei in meiner Kehle. Aber er darf nicht entkommen. Noch nicht. Die glühend roten Augen starren mich an. Inmitten von Schatten. Die Blitze um meine Arme zucken. Lassen das Blut auf meiner Haut verdampfen.
»Du kannst mich nicht töten«, grollt das Dunkle Licht. »Niemand kann das.«
Seine Gestalt zerfließt. Verschwindet. Lässt mich zurück. Lässt mich alleine mit ihm. Er ist nur noch ein Heimatloser. Machtlos. Namenlos. Die Blitze vergehen. Sie sind hell, zu hell. Die Nacht mag kein Licht. Sie ist meine Verbündete. Ich werde sie nicht verärgern.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro