Bei den ersten Strahlen der Sonne kommen sie. Die Raben und Aaskrähen. Sie hüpfen, flattern, picken, streiten sich auf dem Feld der Toten. Ihre scharfen Schnäbel glänzen. Die Federn schwarz wie die vergangene Nacht. Ihr Anführer reckt den Kopf. Die Augen haben etwas entdeckt. Eine rote Wolke wabert zwischen den Toten umher. Streicht über die Rüstungen, die Schwerter, die Bögen. Dann zieht sie sich zurück in den Schatten des Schlosses und hinein.

Die Wolke weht zischend durch die Flure, hält inne, weht weiter. Im Schutz der Dunkelheit ändert sie ihre Form. Wird schärfer und größer, bekommt Gestalt. Spitze Zähne inmitten von Rot blitzen auf. Bereit, den nächsten in der Luft zu zerfetzen. Knochen knacken, als die Gestalt sich streckt. Gekrümmte Krallen kratzen über die Fliesen.

Der König von Celien dreht sich nicht um. Wartet. Geduldig. Seine dünnen Finger wandern über vergilbtes Papier.

»Meister«, zischt die rote Wolke und kniet nieder. »Sie hat gesiegt. Ihr habt gesiegt. Die letzten Rebellen sind vernichtet.«

»Die letzten Rebellen?«, fragt er, der gesiegt hat. Eine Hand streicht über den schwarzen Einband.

»Alle waren tot, Meister. Nur das Dunkle Licht kann ihren Schrei überleben.«

Der König von Celien neigt den Kopf. Das silberne Medaillon blitzt auf. Kurz, wie ein Blitz in einem Gewitter. Seine Finger bohren sich in die rote Haut des Wesens. Es zischt leise. Eine lange Zunge zuckt vor und wieder zurück.

»Du weißt, was ich meine«, flüstert er. Seine Stimme, ein Versprechen der Grausamkeit. »Es gibt immer noch Shaderone. Die Königin hat sich geweigert, mir ihr Versteck zu verraten.«

»Ich werde Euch nicht enttäuschen, Meister«, zischt das Wesen. Gebückt weicht es zurück. Die Fingernägel hinterlassen tiefe Spuren. Es schleicht durch das Schloss und versammelt seine Monster um sich. Wolken, rot, schwarz, grau. Gefährten des Dunklen Lichts, das vom Himmel stößt, als sie über das Schlachtfeld zischen.

Der Anführer der Krähen krächzt und schlägt mit den Flügeln. Als schwarzer Schwarm steigen die Vögel in die Höhe. Sie kreisen umher und landen erst am Ende des Tages wieder. Ihre Enttäuschung ist groß. Die Toten sind blutleer und fleischlos. Die Dämonen haben nichts übrig gelassen. Die Dämonen lassen nie etwas übrig. Sie sind gnadenlos, sie sind hungrig. Sie suchen ihre Beute. Sie suchen den Elfen mit dem Shaderon.