Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Der Quell der Harmonie


Anais hatte die fremde Präsenz schon vor einigen Stunden gespürt und ihren Geist darauf konzentriert. Die Seele des Fremden war in Aufruhr, verwirrt und voller Zweifel, aber sie strahlte auch wie der helle Tag. Ein stummer Kampf musste in ihm stattfinden. Sie war gespannt darauf, ihn endlich zu sehen.

Ein Jeder der zu ihr kam, wurde von ihr mit Wohlwollen und Güte behandelt, denn jeder, der den Weg auf sich nahm, suchte nach Harmonie in sich oder der Weisheit, sie anderen teil werden zu lassen. Und sie, als die Hüterin der Quelle Aranils, schenkte ihnen diesen Frieden auf die eine oder andere Art. Aber noch nie war ihr das Lächeln so leicht gefallen, wie in diesem Augenblick.

Der Fremde wirkte so mild und gütig und sah sie mit einem solchen Entzücken an, dass sie auch innerlich schmunzeln musste.

„Tritt näher", sagte sie mit einer einladenden Geste. „Du musst müde sein von der langen Reise. Setz' dich zu mir und erzähle mir, was dich hierherführt."

Merandil durchfuhr ein wohliger Schauer, als er ihre süße Stimme vernahm. Er trat vollends aus dem Schatten der Bäume und umrundete langsam den kleinen Teich. Anais hatte sich auf einem Stein an dessen Rand niedergelassen und deutete neben sich. Zögernd ließ sich Merandil nieder und war darauf bedacht, ihr nicht zu nahe zu kommen. Das wäre sicherlich sehr unschicklich und er wollte sie nicht verärgern oder in Bedrängnis bringen.

Sie lächelte verschmitzt und sagte:

„Ich glaube, halb auf der Kante sitzt es sich nicht so bequem. Komm ruhig ein Stückchen näher. Ich werde nicht beißen."

Merandil errötete und schaute schnell zu Boden, rutschte aber langsam näher an sie heran.

„So ist es schon besser", sagte sie zufrieden. „Man sollte sein Gegenüber spüren, wenn man miteinander redet."

Sie berührte sanft seine Hand und ein leichtes Prickeln breitete sich in seinem Körper aus. Fast hätte er aufgestöhnt, konnte sich aber gerade noch beherrschen.

„Was also führt dich zu mir?", fragte Anais.

Merandil sah sie an und versank in ihren Augen, die wie tiefblaue Seen in die seinen blickten.

„Ich habe seit vielen Monden sehr realistische Alpträume, die manchmal sogar am Tage in mich fahren und mich martern", sagte er.

„Träume entspringen oft unseren Seelen und wenn diese verängstigt sind, suchen sie mittels reinigender Bilder, dieser Angst Herr zu werden. Hast du einen Grund, dich vor etwas zu fürchten?", fragte Anais ihn.

„Eigentlich nicht. Ich bin zufrieden mit meinem Leben und fühlte mich bisher auch im Einklang mit mir. Deshalb verwirrt es mich auch so sehr. Ich weiß nicht woher diese Träume rühren", antwortete er.

„Nun, wir werden es schon ergründen und ich bin mir sicher, du wirst mit Frieden im Herzen diesen Ort wieder verlassen, wenn es soweit ist", beschied ihm Anais mit einer Zuversicht, die ihn nicht daran zweifeln ließ, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, hierher zu kommen.

„Lass uns ein Stück spazieren gehen! Das entspannt und öffnet den Geist", forderte sie ihn auf. „Darf ich erfahren wie du heißt? Wir werden viel Zeit miteinander verbringen. Da wäre es von Nutzen, wenn ich dich beim Namen nennen könnte", fragte sie ihn sanft.

„Oh, wie unhöflich von mir. Bitte verzeiht, das ist sonst nicht meine Art. Ich heiße Merandil", sagte er verlegen.

Die Magie dieses Ortes, nein, die Magie, welche von ihr ausging, hatte ihn alle guten Manieren vergessen lassen.

„Sehr erfreut, Merandil. Ich heiße Anais", erwiderte sie mit einem Lächeln, welches ihn dahinschmelzen ließ.

Sie wandelten über einen Teppich aus Gras und Blumen, der ihre Schritte dämpfte, sodass sie lautlos dahinglitten. Schweigend gingen sie Seite an Seite und Merandil genoss ihre Nähe, ihren Duft und den Anblick, den sie bot. So zart und zerbrechlich und doch so stark und voller Zuversicht. Er wünschte sich, sein Gesicht in ihren dichten schwarzen Haaren zu versenken und seine Arme um sie zu legen. So vertraut kam sie ihm vor, als hätte er sie schon ein Leben lang gekannt.

Was war das nur für ein Zauber, den sie an ihm wirkte? Er war nicht von der Sorte Elf, der sich vorschnell in ein schönes Äußeres verliebte. Aber Anais war so vollkommen, dass er sich nicht dagegen wehren konnte. Um nicht zu tief in seinen Gedanken zu versinken, räusperte er sich und sagte:

„Ich hatte mir die Quelle ganz anders vorgestellt. Irgendwie...größer und...magischer."

„So, so", lachte Anais. „Bist du enttäuscht?"

„Nein, ich hatte es mir nur anders vorgestellt."

Er schaute betreten zu Boden. Wunderbar, jetzt hatte er sie beleidigt.

„Wie hast du sie dir denn vorgestellt? Groß wie ein Meer und mit magischem Licht, das in Fontänen aus ihr herausbricht ?", fragte sie amüsiert.

„Nein, so nicht. Bitte entschuldigt, ich wollte die Quelle nicht beleidigen", sagte er zerknirscht ob seiner eigenen Unbeholfenheit.

„Es ist schon gut. Du bist nicht der Erste, der das sagt", beschwichtigte sie ihn. „Weißt du, Merandil, die Magie liegt oft in den kleinen Dingen, die uns zu weil banal erscheinen. Im Hauch des Windes, der die Blätter zum Klingen bringt, im Lauf des Wassers, das allem um uns herum Leben spendet und auch in uns selbst, die wir Teil dieses großen Ganzen werden, wenn wir uns darauf einlassen."

Ihre Worte berührten ihn so tief, dass er sich für seine Bemerkung, er hätte etwas Größeres erwartet, schämte.

„Schließ die Augen, Merandil! Lauf einfach weiter und lausche nur der Natur, fühle sie tief in dir. Gib mir deine Hand! Ich führe dich."

Merandil tat, wie ihm geheißen und lauschte den Stimmen um ihn herum. Da waren unzählige Vogelstimmen, das Rauschen der Blätter, das Plätschern von Wasser in einiger Entfernung, das Zirpen der Zikaden und der leise Schlag von Schmetterlingsflügeln dicht neben seinem Ohr. Aber da war noch mehr, unendlich leise, sodass er seine Sinne nochmals schärfen musste, um dem gewahr zu werden. Er hörte, wie Käfer sich unter der Borke eines Baumes regten, wie ein Tautropfen von einer Blüte ins Gras fiel, wie sein Blut in seinen Adern pulsierte und zwei Herzen nah beieinander schlugen. Sein Geist verschmolz ganz und gar mit allem um ihn herum, was ihn derart mit Ruhe und Glückseligkeit erfüllte, dass es ihm einen Seufzer entrang.

„Fühlst du es?", wisperte Anais.

Ihre Hand schloss sich fester um seine.

„Ja", flüsterte Merandil ehrfürchtig. "Liegt das an diesem Ort?", fragte er, noch immer nicht willens, die Augen wieder zu öffnen.

Der Moment war einfach zu perfekt.

„Nein, es liegt an dir. Du bist bereit, es zu spüren und dich dem Leben um dich herum zu öffnen. Das kannst du an jedem Ort der Welt", antwortete Anais sanft und forderte ihn dann auf, „und nun öffne die Augen wieder, Merandil!"

Es widerstrebte ihm, aber er vertraute ihr und hob seine Augenlider.

„Was um alles in der Welt...", brach es aus ihm heraus.

Vor ihnen erstreckte sich ein riesiger blauer See, gesäumt von alten Weiden, deren lange hängende Zweige das Wasser berührten. Ein großer Stamm war quer in den See gestürzt, wie ein natürlicher Steg, der weit aufs Wasser hinausführte. Überreste eines weißen Gebäudes, vielleicht eines kleinen Palastes oder eines Tempels, ragten am gegenüberliegenden Ufer auf. Sie waren überwuchert von Schlingpflanzen und exotischen Blüten, die einen intensiven Duft verströmten.

Die Oberfläche des Sees war ganz glatt, wie die eines Spiegels und das Sonnenlicht, welches in goldenen Strahlen durch die Kronen der Bäume brach, malte glitzernde Muster darauf. Dieser Ort war so unglaublich schön und voller Harmonie, dass er seine Tränen nicht zurückhalten konnte.

„Hast du dir die Quelle Aranils eher so vorgestellt?", fragte Anais schmunzelnd und beschrieb mit ihren zarten Händen eine ausladende Geste.

Er brachte vor Rührung kein Wort heraus, ließ nur stumm seinen Blick über die Szenerie schweifen und nahm das Bild tief in sich auf.

„Weißt du, Magie kann im Kleinen und im Großen wirken. Beides ist gleichsam bedeutend. Wir nehmen es nur oft nicht wahr."

Sie schritt auf den See zu und breitete die Arme weit aus.

„Ich liebe diesen Ort. Aus irgendeinem Grund ist das Wasser hier ganz warm und fühlt sich samtweich auf der Haut an", sagte sie schwärmerisch. „Willst du es fühlen?"

Merandil kniete sich ans Ufer des Sees und berührte andächtig die Oberfläche. Sie hatte Recht. Er verspürte das Verlangen, hineinzuwaten und sich treiben zu lassen.

„Du darfst", sagte Anais, die von hinten an ihn herangetreten war.

Ertappt zuckte er zusammen. Konnte sie etwa seine Gedanken lesen? Wie zur Bestätigung fügte sie hinzu:

„Es ist nicht schwer zu erraten. Auch ich verspüre das Verlangen, mich darin treiben zu lassen, wann immer ich hierher komme."

Sie trat an seine Seite und streifte ihr Kleid in einer einzigen fließenden Bewegung ab. Schnell widerstand er dem Wunsch, sie anzustarren und wendete den Blick ab. Er hörte, wie sie tiefer ins Wasser schritt und sich schließlich ganz hineinsinken ließ.

„Nun komm schon!", rief sie. „Es ist nichts dabei."

Zögernd entblößte auch er sich, den Rücken dem See zugewandt. Sollte er auch rückwärts hineingehen? Nein, das war lächerlich. Also drehte er sich schnell um und sprang mit einem weiten Satz ins Wasser.

„Das war doch gar nicht so schwer, oder?", fragte sie schnippisch.

Merandil schloss die Augen und ließ sich im warmen Wasser treiben. Es umgab ihn schützend, wie ein Mutterleib und ließ ihn alles um sich herum vergessen. Lange verweilten sie so und genossen den Frieden, der sich tief in sie senkte.

„Fühlst du dich schon besser?", fragte Anais nach einer gefühlten Ewigkeit.

„Ja, viel besser", entgegnete Merandil verträumt.

„Gut", flüsterte Anais, „dann kann es nichts Ernstes sein. Du bist sehr verbunden mit der Magie der Natur, sonst könntest du dich nicht so rasch öffnen. Was auch immer es ist, das dir böse Träume und dunkle Trugbilder beschert, ich bin mir ganz sicher, dass wir es gemeinsam verbannen können."

Gemeinsam. Das Wort klang wie ein Versprechen in Merandils Ohren und ließ ihn verzückt lächeln.

„Du hast ein schönes Lächeln", wisperte Anais und schwamm ganz nah an ihn heran.

„Nicht so sehr wie deines", flüsterte Merandil.

Sie waren sich jetzt so nah, dass sie den Atem des Anderen auf ihrer Haut spüren konnten. Ihre Blicke versenkten sich tief ineinander und Merandil konnte dem Verlangen, ihr Gesicht zu berühren, nicht mehr widerstehen. Er ließ seine Fingerspitzen über ihre Wangen gleiten und fuhr die weichen Linien ihrer vollen Lippen nach. Sie schaute ihm dabei tief in die Augen und ließ ihn gewähren.

„Du bist so wunderschön", hauchte er. „Ich habe das Gefühl, dich schon mein ganzes Leben lang zu kennen. Das klingt absurd, aber..."

„Nein, das tut es nicht", unterbrach Anais ihn. „Ich fühle genauso."

Sie nahm seine Hände in ihre und küsste seine Finger. Keine noch so winzige Stelle wollte sie auslassen. Merandil wurde ganz schwindlig. Alles um ihn herum drehte sich. Und dieser Taumel war so köstlich, dass er ihn nie enden lassen wollte.

„Lass mich heute Nacht an deiner Seite ruhen", sagte Anais zwischen zwei Küssen und sah ihn dabei voller liebevollem Ernst an. „Ich möchte bei dir sein, falls du wieder einen Alptraum haben solltest."

„Nichts lieber als das. Wenn Alpträume der Weg sind, dich an meiner Seite zu wissen, dann werde ich sie von nun an willkommen heißen", antwortete er mit brüchiger Stimme.

Anais streichelte sanft seine Wange und küsste ihn auf die Stirn.

„Nein, so soll es nicht sein. Ich will dir keine Qualen bereiten, sondern dich von ihnen befreien. Komm, ich zeige dir mein Haus und bereite uns ein Bett."

Merandil ließ sich von ihr aus dem Wasser führen. Diesmal wandte er den Blick nicht ab, sondern sah sie in all ihrer Schönheit und es raubte ihm den Atem. Fast bedauerte er, dass sie ihr Kleid wieder überstreifte, aber auch er zog sich rasch an.

„Es ist nicht weit von hier", sagte Anais. „Mein Heim ist bescheiden, aber ich hoffe, du wirst dich dort dennoch wohlfühlen."

Sie gingen schweigend nebeneinander her und warfen sich ab und an scheue Blicke zu. Als sie Anais' Haus erreichten, dämmerte es bereits. Merandil staunte. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit. Das ׳Haus׳ schien ganz aus Grasgeflecht und Blätterranken zu bestehen und bot kaum mehr Platz, als für ein Nachtlager.

Anais lächelte:

„Ich habe dir ja gesagt, dass es bescheiden ist. Ich bin ein Kind der Natur, also lebe ich in ihr. Ich kann dich auch zu den Gasträumen weiter hinten im Wald geleiten, wenn es dir hier zu beengt ist."

Merandil schüttelte den Kopf. Er musste sich ducken, um durch den niedrigen Einlass zu treten. Der Boden war mit weichem Moos ausgelegt und es roch himmlisch nach Wald. Ein hauchzartes Tuch lag ausgebreitet darüber.

„Das ist es", sagte sie und wies mit einer ausholenden Geste einmal durch den Raum.

„Es ist wundervoll und passt zu dir", raunte Merandil.

„Hast du Hunger?", fragte Anais. „Ich habe dir nichts angeboten seit du hier bist."

„Nein, ich möchte mich nur etwas hinlegen", antwortete er, da er merkte, wie die Müdigkeit ihn langsam übermannte.

Sie wies einladend auf den Boden und lüftete das Tuch. Merandil ließ sich niedersinken und war verwundert, wie angenehm es sich anfühlte. Kein Vergleich zu dem Waldboden, auf dem er während seiner Reise genächtigt hatte. Anais ließ sich neben ihm nieder und strich ihm liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Schlaf. Ich werde über dich wachen", flüsterte sie und zog die zarte Decke über ihre Körper.

Auch diese war erstaunlich warm. Oder war es die Nähe Anais'? Er glitt in einen tiefen Schlaf, der traumlos war. Und doch fühlte er etwas, ohne Bilder dazu zu sehen. Er spürte warmen Wind auf seiner Haut, der diese liebkoste und kleine prickelnde Berührungen, wie winzige Stromschläge, die ihm jedoch nicht weh taten, sondern seine Haut angenehm stimulierten. Ein leises beruhigendes Summen drang an sein Ohr und versenkte ihn tiefer in eine angenehme Schwere.

War das Magie?

Anais hielt Wort und lag an seiner Seite, ohne zu schlafen. Sie studierte sein Gesicht, achtete darauf, ob sich sein Körper verkrampfte und lauschte auf seinen Atem. Nichts an ihm verriet, dass er sich quälte. Sie atmete erleichtert auf.

„Merandil, mein Geliebter", entfuhr es ihr leise.


Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro