nothing's impossible
So geht es nicht weiter! Ich habe die ganze Zeit Jonah's Gesicht vor mir und sehe seine schönen Finger sanft in den Ball drücken. Knautschi riecht sogar noch nach ihm! Statt professioneller Abgeklärtheit zeige ich deutliche Anzeichen einer Infektion mit einem Fangirl-Virus. Seine grünen Augen tauchen ungefragt auf, wenn ich meine schließe und ich träume von seinen Lippen auf meiner Haut. Ich muss mich zusammen reissen, bin viel zu alt für so etwas! Und doch erwische ich mich dabei, wie ich auf You Tube „Moving Target" Video's schaue und diesen hübschen Kerl mit dem kranken Jungen, der vor mir sass, vergleiche.
Was ist ihm passiert? Hat ihn der frühe Ruhm umgeworfen? Nein, das wird nur ein Teil gewesen sein, denke ich. Ich kann mir nicht vorstellen, warum er auf einmal so aggressiv wurde, denn vorher schien er der netteste Kerl der Welt gewesen zu sein. Die Sache mit Milwaukee kommt mir spanisch vor, so mache ich eine Notiz in seine Akte, dass ich da beim nächsten Mal nachhaken muss. Beim nächsten Mal... Doch wenn ich die letzten Sitzungen mit ihm Revue passieren lasse, bekomme ich Angst. Nein, ich befürchte, dass ich Jonah nicht wirklich helfen kann. Ich schelte mich dafür, dass ich ihn immer wieder in meine Karten habe schauen lassen. Ich brauche unbedingt Supervision! Nein, ich brauche Depeche Mode und Olivia Carter, meine BFF.
Doch zuerst rufe ich nach langer Überlegung Christopher Grady an, der ein guter Freund von mir und auch Therapeut ist. Ich schildere ihm Jonahs Fall, sage, dass ich nicht weiter komme und bitte ihn, einen Platz für ihn freizumachen, ich würde auch einen seiner Klienten übernehmen. Chris ist einverstanden. Erleichtert atme ich auf, nachdem ich den Hörer aufgelegt habe. Mir ist eine Riesenlast vom Herzen gefallen. Und ich habe ja schließlich noch andere Probleme als Jonah- super- fucked- up- Crawley!
„Just can't get enough..." gröhlen Oli und ich völlig out of tune, trotzdem bringt es Spaß. Wir hüpfen herum und rempeln die Leute an. Heute muss ich mal nicht die zugeknöpfte Therapeutin sein, sondern kann mich hier im Club den Songs meiner Lieblingsband hingeben. Ich darf herumlaufen und mich benehmen, wie ich will!
„Hey Ana, du siehst scharf aus!" brüllt Oli.
Seit wir im noch mieserem zweiten Teil des "50 Shades of Grey"- Filmes waren, zieht sie mich, wie gesagt, ständig damit auf. Nur weil ich zufällig auch einen Pony trage und lange, dunkle Haare habe. Und ihrer Meinung nach auch so süß und unschuldig aussehe. Dabei bin ich schon sechsunddreißig Jahre alt und alles andere als süß, nein, ich stehe auf meinen Gothic- Look! Heute trage ich dunkelviolettes Kleid, das meine Kurven vorteilhaft kaschiert. Olivia dagegen hat eine Modelfigur, sie trägt ein eng anliegendes, grünes Minikleid, ihre naturroten Haare sind leicht gewellt. Sieht aus wie fünfundzwanzig, dabei ist sie so alt wie ich.
„Danke, du noch mehr!" brülle ich zurück.
Meine beste Freundin rollt mit den Augen und ich verschwinde auf der Toilette. Mir ist irre heiß, der Song ist vorbei. Nachdem ich den Hugo rausgelassen habe, erfrische mich ein wenig mit kaltem Wasser und mache mir einen Pferdeschwanz. Oli quittiert das mit einem bösem Blick.
„Mann, ich hab mir soviel Mühe mit dem Glätteisen gegeben! Warum hast du das nicht gleich so gemacht?"
Ich zucke mit den Schultern, grinse sie an.
„Too hot in here..." murmele ich.
„Talking of hot, wie läuft es mit Cupcake?" grinst sie zurück.
Sie meint Jonah, der von seiner Fangemeinde liebevoll nach dem Gebäckstück benannt wird. Warum auch immer.
„Nicht gut, ich werde ihn an Chris abgeben. Und nun anderes Thema, ich will mich heute amüsieren!" quietsche ich laut. Ein Typ dreht sich zu mir um und grinst mich an. Dann höre ich die ersten Töne von „Nothing's impossible" und stürme die Tanzfläche. Der Typ hat jetzt Oli am Wickel, sie zuckt grinsend die Schultern. Egal, das ist mein Song, dann tanze ich eben alleine! Ich kreise mit den Hüften, lasse den Beat durch meinen Körper strömen. Schließe die Augen und spüre den Bass, der in den tiefsten Regionen meines Bauches kitzelt. Hm, fühlt sich das gut an! So, wie ein heißes Vorspiel...
„I want to be with you..." singe ich mit.
Dave, ja, heute Nacht gehörst du mir!
„I still believe in love at first sight..." raunt mir ein rauhe Stimme ins Ohr.
Ich zucke zusammen, doch bevor ich mich umdrehen kann, hält jemand meine Hüften fest und ich spüre heißen Atem im Nacken. Weiche Lippen berühren meine Ohren, wandern über meinen Nacken, kitzeln mich unter dem Zopf. Ich bekomme eine Gänsehaut. Dazu die Hände auf meinem Körper, die sich im Rhythmus mit mir bewegen. Natürlich hat das einen Effekt! Nackenküsse waren schon immer mein Verderben... Und da ich mindestens vier oder fünf Gläser Hugo intus habe, ist Impulskontrolle nicht mehr angesagt. Ich gebe also nach, drehe mich um und küsse Jonahs köstliche Lippen. Ich wusste sofort, dass er es ist. Keine Ahnung, warum... Er riecht ein wenig anders, als ich es in Erinnerung habe, doch trotzdem gut. Ein überraschtes Stöhnen entfährt ihm, wahrscheinlich hat er mit Gegenwehr gerechnet. Mist, jetzt läuft auch noch „I feel you", das gibt mir den Rest! Ich reibe mich an dem tollen Kerl und spiele mit seiner süßen Zunge. Greife in seine langen Locken, während er erst sanft über meinen Po streicht und dann fest zupackt. Boah.
https://youtu.be/iTKJ_itifQg
„This is the dawning of our love" singt Dave und ich bin nur noch Sensation. Der Popstar und ich sind Ewigkeiten in diesen Kuss versunken und ich wünschte, er würde nie aufhören.
Doch plötzlich löst sich Jonah und schiebt mich so heftig gegen eine Wand, dass mir der Atem schwindet. Ich schaue ihn erschrocken an. Er packt meine Handgelenke, sein Mund ist dicht an meinem Ohr.
„Was wollen sie, Doktor?" raunt er.
Sein Griff ist so fest, dass es weh tut. Seine Augen blitzen angriffslustig. Uh. Dann lässt er eines meiner Handgelenke los und schiebt mir ohne Vorwarnung den Rock hoch. Drückt seine Finger hart gegen meine Scham, sodass ich leise vor Schmerz aufschreie.
„Ja, das magst du, Schlampe, was?" murmelt er in mein Ohr und das rüttelt mich endlich wach. Ich reisse mich los und laufe panisch auf die Damentoilette.
Mein Herz rast, meine Handgelenke sowie meine Scham schmerzen noch von seiner Attacke. Dieser Kerl ist gemein gefährlich! Wie konnte ich mich nur so vertun? Ich stehe keuchend vorm Spiegel, denn trotz allem bin ich immer noch heiß. Warum? Hör auf, Natascha, das bringt dir nichts als Ärger! Nein, ich muss Jonah loswerden, muss es ihm sagen, jetzt gleich. Als ich wieder aus der Toilette komme, steht er direkt davor und schaut mich mit diesen wunderschönen Augen an. Sie erscheinen dunkler im Licht des Clubs.
„Sorry. Ich wollte dich nicht erschrecken." sagt Jonah ernst. „Mir ist wohl das Temperament etwas durchgegangen..."
Ich nicke. Oh, ja!
„Mir genauso. Komm mal mit vor die Tür..." sage ich in sein Ohr und er nickt.
Ich atme die klare Nachtluft tief ein, sie macht mich sofort wach. Das ist gut, für das, was ich ihm jetzt sagen muss. Jonah nestelt nervös an seinem Armband herum und murmelt: „Hör' zu, es tut mir wirklich leid. Gib mir bitte noch ne Chance, ja?"
Sein Blick trifft mich wieder und ich schüttele den Kopf.
„Weißt du, ich hätte dich nicht küssen dürfen. So geht das nicht weiter, dauernd treibst du mich zu... nein, entschuldige, es ist nicht nicht deine Schuld. Es liegt ganz allein an mir und ich kann dir so nicht mehr helfen. Und deshalb...bitte ich dich, zu meinem Freund Chris in die Behandlung zu gehen."
Jonah ist blass geworden, zittert. Ich will nach ihm greifen, doch er zieht seinen Arm weg.
„Fass mich nicht an! Nur wegen der Sache eben schiebst du mich ab?"
„Nein, nicht nur. Es hat...Jonah, es funktioniert einfach nicht mit uns."
Er ballt seine Fäuste und presst die Lippen aufeinander.
„Fick dich, du überhebliche Kuh!" faucht er mich an und verschwindet in der Nacht.
Soviel dazu.
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