Computer sagt: "Nein!"
Als ich ein halbe Stunde später duschen gehe, klingelt das Telefon. Nachdem ich fertig bin, rufe ich Oli an, denn ich vermute, dass sie es war.
„Hey, Lieblingsfreundin. Du hörst dich viel besser an." begrüßt sie mich.
„Mir geht es auch besser. Danke für deine Hilfe, Oli."
„Für dich doch immer. Außerdem habe ich dabei eine tolle Frau kennengelernt..."
„Wie, bitte?"
„Das Wichtigste zuerst, Nat. Bankmann sagt immer noch „Nein."
„Verdammt!" schiesst es aus mir heraus.
Laura guckt mich erschrocken an. Sie sitzt quasi schon auf gepackten Koffern.
„Sorry... aber nun gibt es wirklich kaum noch Möglichkeiten..." sage ich leise.
„Ich weiß. Kannst du nicht doch noch mal Mikas Internat fragen?"
„Nein, das ist aussichtslos. Es bleibt mir wohl nix anderes übrig, als Zoe auf die staatliche Schule in unserem Viertel zu schicken. So, nun heitere mich wenigstens mit deiner neuesten Eroberung auf!"
„Sie heißt Erin Crawley und ist bezaubernd..."
„Nein!"
„Doch!" kichert Oli.
„Olivia Carter! Wie hast du das geschafft?"
„Nun, ich habe dich ja vorgestern gesucht und bin unter anderem zum Crawley- Anwesen gefahren. Dort fand ich Jonahs Schwester völlig aufgebracht vor... Jonah war auch nicht nach Hause gekommen. Also suchten wir gemeinsam. Jonah fanden wir schneller, er war... naja...ganz in der Nähe des Hauses auf einem verlassenem Spielplatz und schaukelte. Erzählte uns, dass er seine Mum verloren hätte. Er muss durch halb London geirrt sein, er war völlig ausgekühlt, wie du. Erin brachte ihn ins Krankenhaus und ich fuhr alleine weiter. Nachdem ich dich gefunden hatte und die Ärzte uns zur Beobachtung zwei Stunden festgehalten hatten, gingen wir auf den ganzen Schreck erstmal einen Trinken. Und da... naja, hat's gefunkt."
„Oh, Mann, Oli. Ich freu mich für dich, aber... naja, ich hoffe, du tust ihr nicht weh."
Ich kenne meine sprunghafte Freundin einfach zu gut. Oli entgegnet:
„Bestimmt nicht. Übrigens hat sie mir erzählt, dass Jonah dauernd von dir spricht..."
„Ach ja? Was sagt er denn so?" frage ich scheinheilig und Oli lacht.
„Frag ihn selber. Er liegt ja gleich nebenan."
Wir verabschieden uns. Kaum habe ich aufgelegt, wird Laura abgeholt. Ich wünsche ihr alles Gute und rate ihr, noch ein paar Tage zuhause zu bleiben. Doch sie schüttelt den Kopf.
„Ich bin Montag im Büro. Muss unbedingt die Akten durchgehen."
„Wie du meinst. Ich denke, ich brauche ein bisschen länger. Ich melde mich bei dir."
Sie winkt mir noch einmal zu und geht. Ich seufze schwer. Nun muss ich Zoelein anrufen und ihr von der staatlichen Schule erzählen, auf die ich sie wohl schicken muss. Wie soll sie bitte gerade an dieser Schule ihre Aggressionen in den Griff kriegen? Letztens gab es dort eine Messerattacke auf einen Lehrer. Doch gerade, als ich nach dem Telefon greifen will, klingelt mein Smartphone, das ich jetzt doch eingeschaltet habe.
„Mrs. Grieger, hier spricht Mr. Barnes. Ich freue mich, dass sie sich für uns entschieden haben. Wir haben den Betrag für das erste Schuljahr soeben erhalten. Brauchen sie eine Bescheinigung für die Steuer?"
Nun verstehe ich gar nichts mehr. Ich fasse mir an die Stirn, vielleicht habe ich ja Fieber. Doch nein.
„J...ja. Ich freue mich auch, dass wir einen Platz bekommen."
Wir tauschen noch ein paar höfliche Floskeln aus, dann notiere ich mir noch die fehlenden Unterlagen, die ich nachreichen soll und verabschiede mich. Sofort rufe ich Oli wieder an.
„Oli, du hast mich angelogen!" platzt es aus mir raus.
Sie lacht.
„Nein, ich bin wirklich mit Erin zusammen. Soll ich dir ein Foto schicken? Warte..."
„Nein, lass mal. Ich meine das "Orange Sky" Internat. Warum hast du bezahlt?"
Oli ist still. Etwas raschelt, und ich höre eine Stimme im Hintergrund sagen:
„Was guckst du so?"
Oli sagt:
„Moment, ich stell mal auf laut. Erin, hast du was mit dem Schulgeld von Zoe zu tun?"
Die Stimme antwortet:
„Hi, Natascha, ich bin Erin. Schön, dass es dir auch besser geht. Und die Antwort auf eure Frage ist: Ich habe damit nicht direkt zu tun gehabt. Und mehr sage ich nicht, sonst gibt's Ärger."
Wie, bitte?
„Äh. Hi, Erin. Und Danke. Dann werde ich mal weiter forschen... Macht's gut."
Ich rufe zuerst Jonah an, denn Erins Geheimniskrämerei war mehr als eindeutig.
„Hey." murmelt er.
Er klingt verschlafen. Nun, die Nacht war kurz.
„Oh, habe ich dich geweckt? Sorry. Ich rufe lieber später nochmal an."
„Nein, jetzt bin ich ja wach. Hab sowieso unruhig geschlafen, in deinem Arm schläft es sich viel besser..."
„Na, dann schleich dich doch wieder rüber zu mir..." kichere ich.
Klick. Oh... Das war eigentlich ein Scherz und jetzt bringe ich ihn wieder in Schwierigkeiten! Es dauert ewig, bis es leise klopft. Ich kriege einen halben Lachkrampf, Jonah ist völlig vermummt und trägt eine Hornbrille, die mir sehr bekannt vorkommt.
„Hast du die Mr. Williams geklaut?" schmunzele ich.
„Yup. Er braucht sie nicht, er schläft sowieso fast ununterbrochen und schnarcht die Hütte zusammen. Hey, wo ist dein Gegenpart?"
„Der ist grad reingeschneit..." lächle ich und kriege einen Kuss dafür.
„Bin ich das? Hm...schön! Ach ja, deine Sekretärin durfte ja schon gehen. Ich will aber nicht in ihr Bett..."
Ich hebe die Decke an und Jonah kuschelt sich an mich. Ich überlege, wie ich ihn jetzt geschickt auf das Thema Blackpool bringe. Er streicht mir zärtlich durch's Haar.
„Jetzt riechen wir schon viel besser, hm? Sorry, das ich dich heute Nacht so vollgeschwitzt habe." raunt er.
„Keine Ursache. Für so etwas sind Mütter da." entgegne ich schmunzelnd.
„Uah, hör auf. Du bist zum Glück nicht meine Mum. Das wäre echt fatal."
Ich lächle ihn an.
„Warum?"
Zur Antwort küsst er mich wieder. Dieses Mal aber überhaupt nicht brav, gierig fährt seine Zunge in meinen Mund, ich stöhne leise. Hm. Damit sind wir eine Weile beschäftigt, während ich krampfhaft versuche, nicht nach zu denken. Er küsst wirklich gut, aber...Er löst sich.
„Nun ja, das dürfte ich als dein Sohn nicht tun." raunt er.
„Hm. Ja, wäre wirklich schade. Jonah...ich habe dich eigentlich angerufen, um dich etwas zu fragen."
„Ich dachte, du wolltest mich zu dir rüber locken?" murmelt er und schmust mit meinem Ohr.
„Das auch. Äh, lass das mal, das...lenkt mich ab."
Er guckt mich an und zieht die Augenbrauen hoch.
„Oh. Habe ich wieder was angestellt?"
„Weiß nicht. Hast du vielleicht dem "Orange Sky" Internat in Blackpool Schulgeld für Zoe überwiesen?"
Er guckt mich an.
„Ach das. Erin hat mir erzählt, dass Oli wegen deinem Kredit für das Internat bei der Bank war und der Typ wieder abgelehnt hätte. Oli war wohl untröstlich und mochte es dir gar nicht sagen... Da dachte ich, revanchiere ich mich mal für all die dummen Sprüche und den ganzen Ärger, den ich dir eingebracht habe."
„Das ist mein Job, Jonah!"
„Wirst du öfter von deinen Patienten in Clubs angebaggert?"
„Natürlich nicht. Aber... ich kann das Geld nicht nehmen. Das ist zu viel."
„Ehrlich, für mich sind das Peanuts. Aber wenn's dir so zu unangenehm ist, kannst du mich ja heiraten, dann gehört es dir auch." brummt er.
Ich schüttele den Kopf.
„Hör auf damit. Jonah, du weißt nicht, was du sagst."
Er fährt hoch und guckt mich wütend an.
„Ich bin clean und Fieber habe ich auch nicht mehr! Was verdammt ist so abwegig daran, eine supersüße Frau wie dich heiraten zu wollen?"
„Du kennst mich doch kaum."
Plötzlich klopft es. Uh, wir sind zu laut!
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