Kapitel 8
Sky und Jacky traten in einen kleinen Raum. Jacky war völlig irritiert von den vielen, bunten Farben, die die Wände zierten und ihn zu erschlagen drohten. Rote, grüne, lila, blaue, braune, gelbe und noch mehr Farbkleckse in allen erdenklichen Farben, schmückten die Wände. Das Zimmer selbst war vollgestopft mit Bücherregalen und auf der Fensterbank entdeckte Jacky einen kleinen Bonsaibaum, dem es hier sehr gut zugehen schien.
In der Mitte des Raums stand ein stählerner Schreibtisch auf dem sich ein Computer breit machte. An dem Schreibtisch saß eine zierliche, kleine Frau mit kurzen, hellbraunen Haaren. Die Frau hatte eine kleine und leicht spitz zulaufende Nase, einen kleinen Mund und dunkelbraune, fast schwarze Augen, die sie jetzt freundlich musterten.
Als sie Jacky anblickte, meinte er kurz einen Ausdruck von Angst in ihren Augen zu sehen, doch so schnell es gekommen war, war es auch schon verschwunden. „Hallo ihr beiden", ertönte ihre sanfte, helle Stimme. „Du musst Jacky sein. Mein Name ist Laura Fuller. Ich bin hier die Sekretärin. Du willst bestimmt deinen Stundenplan."
Jacky nickte nur. Laura kramte kurz in einer Schublade, dann zog sie ein Papierstück hervor, welches Sky für Jacky entgegen nahm. Sie erklärte ihm noch kurz ein paar Sachen und am Ende gab sie ihnen noch ein paar weitere Wischs mit, auf dem, wie sie erklärte, die Schulregeln standen. Dann traten die Jungs auch schon wieder den Rückweg an.
Auf Jackys unausgesprochene Frage hin, erklärte Sky plötzlich: „Mrs. Fuller ist ein Kolibri und Kolibris sehen Farben, die wir Menschen nicht sehen können, oder besser gesagt sie sehen mehr Farben, als wir, deswegen auch die bunten Wände. Aber so genau kenn ich mich da auch nicht aus." Das erklärt auch die Angst in ihren Augen, dachte Jacky.
Jacky maunzte erschrocken auf, als er plötzlich in etwas rein lief. Als er aufschaute blickt er in zwei wütende Augen.
„Pass doch auf, wo du hinläufst, Hauskätzchen", zischte der Junge, wobei er das letzte Wort verächtlich ausspuckte. Er wollte sich gerade umdrehen, als er plötzlich innehielt. „Ach warte mal, bist du nicht derjenige, der meine Schwester angegriffen hat?" Verwirrt starrte ihn Jacky an.
„Lass ihn in Ruhe Manou, er hat dir doch gar nichts getan", mischte sich Sky ein. „Halt die Klappe Travis." Herausfordernd blickte er zu Jacky hinab. Der kleine Kater erwiderte immer noch verwirrt seinen Blick. „Soll ich dir mal ein wenig auf die Sprünge helfen?", spottete er. Er schnippt kurz und hinter ihm trat plötzlich ein Mädchen hervor, dessen Anwesenheit Jacky bislang nicht bemerkt hatte.
Seine Augen weiteten sich, als er Leyla erkannte. Wütend funkelte sie ihn an. „Na, erkennst du sie wieder?" Plötzlich griff er Jacky im Nacken und hob ihn hoch. Verzweifelt versuchte sich der kleine Kater freizustrampeln, doch Manou war zu stark. „Wehe, du fasst sie noch einmal an, hast du mich gehört?" Seine Stimme war total ruhig und zugleich drohend. Manou fletschte seine teilverwandelten Zähne und Jacky zuckte ängstlich zusammen. Er hoffte, dass Sky ihm helfen würde, doch der stand wie erstarrt.
Anstatt ihn auf dem Boden abzusetzen, öffnete Manou nun seine Hand und Jacky landete hart auf den Pfoten. Dann drehten sich Manou und Leyla gleichzeitig um, wobei Leyla ihre Haare in einer schwungvollen Geste zurückwarf. Kurz darauf waren die beiden auch schon um die nächste Ecke verschwunden. Sky löste sich langsam aus seiner Starre. „Alles in Ordnung?", fragte er zögerlich.
Alles katzig, ach und vielen Dank für deine Hilfe, gab Jacky bissig zurück. Er hatte sich schnell vom Schock erholt und tigerte weiter, ohne Sky eines Blickes zu würdigen. Zögerlich folgte er dem Kater. „Es tut mir Leid, aber hätte ich mich mit ihm angelegt, dann hätte er Hackfleisch aus mir gemacht. Weißt du überhaupt was seine Zweitgestalt ist?"
Luchs nehme ich an.
„Woher weißt du... Ach ist ja egal, jedenfalls hätte ich keine Chance gegen ihn. Und wenn du denkst das vorhin wäre eine leere Drohung gewesen, dann täuscht du dich gewaltig. Mit ihm und seiner Clique solltest du dich besser nicht anlegen. Apropos Clique, sei froh dass sie gerade nicht anwesend war."
Jacky ignorierte Skys Redeschwall, bis sie in der Cafeteria angekommen waren. Die Cafeteria war, bis auf ein paar Leute, völlig leer. Sky keuchte erschrocken. „Oh nein, der Unterricht hat bestimmt schon längst angefangen. Scheiße, wir bekommen so was von Ärger." Mit diesen Worten stürmte er auch schon los. Jacky hechtete ihm hinterher.
In der ersten Stunde hatten sie Verhalten in besonderen Fällen, bei Mrs. Richard. Schon an ihren roten Haaren erkannte Jacky den Fuchs. Als Sky nun gefolgt von Jacky in die Klasse sprintete, wies sie die beiden nur freundlich an, sich auf ihre Plätze zu setzen, weshalb sie Jacky gleich sympathisch war.
„Würdest du bitte kurz nach vorne kommen", forderte sie Jacky lächelnd auf. Neugierig tapste er nach vorne, gespannt, was als nächstes passieren würde. Mit einem Satz sprang er aufs Lehrerpult. Augenblicklich wurde es still im Klassenraum und 14 Blicke richteten sich auf ihn.
Jacky schrumpfte ein wenig in sich zusammen. Ihm war es ziemlich unangenehm im Mittelpunkt zu stehen, er hatte so was noch nie gemocht. Da fiel sein Blick auf Manou, der ihn verächtlich musterte. Jacky der nicht schwach wirken wollte, richtete sich wieder auf, reckte seine Nase in die Luft und erwiderte fest Manous Blick.
„Darf ich euch euren neuen Klassenkameraden vorstellen. Sein Name ist Jacky und er ist für eine Woche zur Probe hier. Wenn es ihm bei uns gefällt, dann wird er hierbleiben. Bis dahin möchte ich, dass ihr nett zu ihm seid und ihm helft, sich hier einzugewöhnen. Ihr müsst wissen er ist als Katze auf der Straße aufgewachsen, weshalb er sich in der Menschenwelt noch nicht so gut auskennt."
Bei diesen Worten zuckten Jackys Ohren nervös. Musste sie das unbedingt jedem erzählen? Bitte sei jetzt still, flehte er in Gedanken. Mrs. Richard stockte kurz in ihren Erzählungen. Oh Taubendreck, hat sie gerade mitbekommen, was ich gedacht habe?, fragte er sich panisch. „Seid bitte nett zu ihm", ertönte erneut ihre Stimme.
„Jacky, setzt dich bitte dort neben Kate." Fast schon fluchtartig folgte Jacky ihrer Anweisung. Als er sich gesetzt hatte, musterte er das Mädchen eingehend. Sie hatte schwarze, glatte Haare, die ihr bis zur Schulter reichten. Ihre Augen dagegen hatten die Farbe von flüssigem Honig. Auch sie musterte ihn neugierig. Das Mädchen erinnerte ihn ein wenig an eine Wespe und obwohl ihre Augen Wärme ausstrahlten, schien ihr Blick ihn regelrecht zu durchbohren.
Ein Klingeln riss ihn plötzlich aus seinen Gedanken. Erschrocken zuckte Jacky zusammen, jederzeit zur Flucht bereit. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie die anderen ihr Schreibzeug zusammenpackten und aufstanden. War der Unterricht denn schon zu Ende?
Sky bedeutete Jacky ihm folgen, dann war er auch schon durch die Tür. Auch die anderen strömten Richtung Ausgang. Als Jacky den anderen folgen wollte, hielt ihn Mrs. Richard zurück. Jacky fühlte sich etwas ertappt. „Und wie hat dir die Stunde gefallen?" Verwirrt starrte Jacky sie an.
Was meinen sie?
Nun war sie es, die ihn entgeistert musterte. Dann schien sie zu verstehen.
„Tut mir Leid, wenn ich es falsch formuliert habe. Ich meine den Unterricht. Wie hat er dir gefallen?"
Jacky schämte sich. Einerseits da er sich ein wenig dumm vorkam, andererseits, da er so in Gedanken gewesen war, sodass er vom Unterricht nichts mitbekommen hatte.
Ganz gut, antwortete er.
„Das freut mich, ach ja und falls du irgendwelche Fragen haben solltest, frag ruhig." Jacky nickte höflich. Als er sich gerade umdrehen wollte, fragte sie plötzlich: „Hast du dich eigentlich schon mal verwandelt?" Von der Frage total überrumpelt, schüttelte er den Kopf. Sie nickte nachdenklich mit dem Kopf, dann entließ sie ihn.
Vor der Tür wartete Sky bereits auf ihn. „Was haste denn so lang gebraucht." Er sah den kleinen Kater prüfend an, doch Jacky merkte, dass er in Wirklichkeit keine Antwort erwartete, stattdessen spazierte er los in Richtung Cafeteria. „Weißt du...", redete er auch schon weiter.
Jacky bemühte sich gar nicht erst seinem Redeschwall zu folgen. Stattdessen war er schon wieder in Gedanken versunken. Er dachte an John und wie es ihm wohl ging. Ob er ihn wohl vermisste oder hatte er ihn vielleicht schon völlig vergessen?
Ein lautes Räuspern direkt neben ihm, ließ ihn hochschrecken. „Hörst du mir überhaupt zu?", fragte Sky gekränkt. „Ich hab gerade..."
„Jacky?!", ertönte in diesem Moment eine Stimme hinter ihm.
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