Kapitel 7
Außer dem leisen Blätterrauschen war alles ruhig. Ab und zu raschelte ein Busch oder knackte ein Ast, was Jacky erschrocken zusammenzucken ließ. Immer darauf Bedacht, kein Geräusch zu machen, schlich der kleine Kater vorwärts. Noch bevor er den schwarzen Lieferwagen sah, roch er die beißenden Abgase.
Lange schien der Wagen hier noch nicht zu stehen. Jacky drehte die Ohren nach vorne, nachdem ein neues Geräusch seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Stimmen zerstörten die Stille, und mit schnellen Schritten huschte Jacky ins Unterholz. Kurz darauf sah er zwei Männer um den Lieferwagen kommen.
Sie waren total in schwarz gekleidet und trugen schwere Lederstiefel. So geräuschvoll wie eine Elefantenherde, dachte Jacky. In diesem Moment zündete sich einer der beiden eine Zigarette an. Genüsslich zog er daran, dann stieß er den Rauch langsam aus. Jacky unterdrückte einen Brechreiz, als der Qualm auf sein Versteck zu glitt.
„Und, wie ist eure Beute so ausgefallen?", fragte der Mann mit der Kippe plötzlich.
„Ganz gut. Zwei Karnickel, ein Uhu, drei Ratten und ein Reh und bei euch?"
„Ungefähr das selbe. Der Boss wird jedenfalls zufrieden sein."
Zustimmend nickte der andere, dann kramte er aus seiner Tasche einen Lolli. Belustigt beobachtete der Zigarettenmann seinen Gegenüber.
„Was gibts da zu grinsen?!"
„Ach gar nichts", mit diesen Worten drehte er sich weg. Nachdem seine Kippe auf geraucht war, ließ er den Stummel auf den Waldboden fallen, trat ihn noch kurz aus, dann verschwand er um die andere Wagenseite und ließ sich plump auf den Fahrersitz fallen.
Der zweite Mann setzte sich auf den Beifahrersitz, dann wurde der Motor gestartet und der Lieferwagen fuhr los. Jacky, der die ganze Zeit still in seinem Versteck gehockt hatte, wartete noch, bis der Wagen vollständig in der Schwärze der Nacht verschwunden war, dann erst kam er hervor.
Da er sich in einer ziemlich unbequemen Position befunden hatte, taten seine Pfoten nun weh. Angeekelt kratzte er sich eine Kellerassel aus dem Fell, welche es sich dort gemütlich gemacht hatte. Plötzlich raschelte es im Unterholz und Jacky zuckte erschrocken zusammen. Schnell brachte er sich in Angriffshaltung und fauchte gefährlich.
Beruhige dich, wir sinds doch nur, ertönte Sky's Stimme und eine Sekunde später standen Luna und Sky vor ihm. Erleichtert entspannte sich der kleine Kater.
Hast du etwas herausgefunden? Was haben diese Leute hier gemacht?, bestürmte ihn Luna sogleich und auch Sky blickte ihn fragend an. Noch etwas verwirrt versuchte sich Jacky an das Gespräch der beiden zu erinnern und schließlich berichtete er ihnen in kurzen Sätzen, was passiert war. Letzendlich waren sie genauso ratlos wie zuvor.
Was meinen die mit Beute?, fragte Sky und flatterte unruhig durch die Luft. Vielleicht haben sie nur Hunger gehabt und sich was zu essen gefangen, mutmaßte Luna.
Aber dieses Waldgebiet gehört der Schule, wieso sollten sie hier einfach eindringen und jagen. Außer natürlich es waren Wilderer.
Fragend schaute Jacky zu Sky. Was sind... Wilderer?
Erstaunt erwiderte Sky seinen Blick, dann schien ihm wieder einzufallen, dass Jacky ja als Katze auf der Straße gelebt hat.
Wilderer sind Menschen, die ohne Erlaubnis Tiere jagen."
Aber wenn sie doch Hunger haben...
Du musst wissen, dass das bei den Menschen ein bisschen anders ist, als bei den Tieren. Menschen dürfen nicht überall jagen. Außerdem jagen Wilderer nicht, weil sie Hunger haben, sondern um Geld zu machen und weil es günstiger ist, als wenn sie es in einem Geschäft kaufen.
Zwar verstand Jacky immer noch nicht so genau, jedoch spürte er Skys Ungeduld, weshalb er lieber nicht weiter nachfragte.
Erschöpft machten sich die drei wieder auf den Weg zur Schule. Die Klamotten lagen immer noch dort, wo sie sie zurück gelassen hatten. Nachdem sich Luna und Sky zurückverwandelt und angezogen hatten liefen sie zu einer kleinen Seitentür, da der Vordereingang um diese Zeit schon verschlossen war.
Schnell schlüpften sie ins Gebäude und auf dem schnellsten Weg in ihre Zimmer. Im Flur verabschiedeten sie sich voneinander, wünschten sich noch eine gute Nacht und fielen dann, total erschöpft, in ihre Betten. Nach kurzer Zeit schliefen sie ein.
Am nächsten Morgen wurde Jacky durch das laute Klingeln von Skys Wecker aus dem Schlaf gerissen. Müde räkelte er sich. Am Liebsten wollte er weiter schlafen, doch heute war Dienstag und soweit er es verstanden hatte, war heute Unterricht.
Ein kühler Luftzug strich über Jackys Fell. Müde blinzelnd sah er zum Fenster, welches Sperrangelweit offen stand. Als er zu Skys Bett schielte, fand er es leer vor. Erst jetzt bemerkte er das der Wecker immer noch klingelte.
Er gähnte kurz, dann richtete er sich auf und tapste rüber zu Skys Schreibtisch auf dem sich der Wecker befand. Geschickt landete der kleine Kater auf der glatten Holzoberfläche. Neugierig schnupperte er an dem kleinen Kasten, aus welchem das klingeln kam.
Langsam schob er es zum Rand des Schreibtischs. Kurz zögerte er, dann stieß er den Wecker in die Tiefe. Knackend schlug der Wecker auf dem Boden auf, dann war es still. Zufrieden sprang Jacky neben den zerstörten Kasten, dann tapste er zur Zimmertür, welche er wie gewohnt öffnete und lief auf den Flur.
Stimmen drangen an sein Ohr, jedoch war der Flur leer. Jacky folgte den Stimmen die Treppen runter, dann nach links und kurz darauf fand er sich in einer gefüllten Cafeteria wieder. Als er seinen Blick umherschweifen ließ, entdeckte er seine neuen Freunde, die ihn zu sich winkten. Auch Sky saß bei ihnen und blinzelte immer noch ein wenig verschlafen vor sich hin.
Luna jedoch, war nicht anwesend. Ein wenig enttäuscht lief Jacky auf den Tisch zu und sprang neben Louis auf die Bank. „Na, gut geschlafen?", fragte der Annemonenfischjunge gut gelaunt. Jacky nickte, bevor er sich ein Spiegelei von Skys Teller fischte und es mit einem Happs verschlang. Sky schaute ziemlich empört.
Louis und Shak dagegen beobachteten ihn amüsiert und Louis reichte ihm eines von seinen Spiegeleiern. Dankbar verputzte der Kater es. „Hast du eigentlich schon den Stundenplan bekommen?", fragte Sky plötzlich. Erstaunt schüttelte Jacky den Kopf. Was ist das?
„Da steht drauf, welches Fach wann unterrichtet wird. Also z.B. dass du Montags Menschenkunde, Kampf und Überleben, Geschichte und Mathe hast", antwortete Shak bereitwillig.
Und wo bekomme ich den Stundenplan?
„Im Sekretariat", meinte Sky mit vollem Mund. „Ich kann dich gleich dort hinbringen."
Nachdem alle fertig gegessen hatte, machte sich Sky mit seinem Zimmergenossen auf den Weg zum Sekretariat. Links neben der Cafeteria befand sich ein großer Gemeinschaftsraum und daneben war ein, durch eine Glaswand abgetrennter Bereich, in dem sich neben ein paar Büros auch das Sekretariat befand. Auf dem Weg dorthin fragte Jacky: Warum ist in eurer Cafeteria eigentlich Wasser? Ist das in jeder Schule so?
Sky musste schmunzeln. „Nein, das Wasser ist für die Seawalkers, damit sie sich auch in ihrer zweiten Gestalt bewegen können. Cool, oder?"
Seawalkers, was ist das, ich dachte es gibt nur Woodwalkers?
„Seawalkers sind Wandler, die im Wasser leben, also beispielsweise Fische und Woodwalkers sind Tiere die an Land leben, z.B. Igel... oder Katzen. Normalerweise unterscheidet man bei den Wandler zwischen Woodwalkers, Seawalkers und Windwalkers, nur das Windwalkers oft zu Woodwalkern gezählt werden.
Windwalkers sind dann wahrscheinlich Wandler, die fliegen können, also Vögel, oder?
„Genau. Unsere Schule ist aber anders, als die anderen Wandlerschulen. Normalerweise gibt es nämlich entweder eine Schule nur für Woodwalkers, oder eine Schule nur für Seawalkers. Oft liegt das aber auch daran, dass es viel zu teuer wäre, wenn man eine Wood- und Seawalkers Schule zusammentäte.
Unsere Schule jedoch, ist so eine gemischte Schule. Hier gehen sowohl Woodwalker, als auch Seawalker hin. Du hast bestimmt schon gemerkt, dass auf der einen Seite unserer Schule ein Wald und auf der anderen Seite eine Bucht liegt. Der Wald ist hauptsächlich für uns Woodwalker gedacht. Die Bucht dagegen ist für die Seawalkers, welche nicht wie wir im Schulgebäude wohnen, sondern in Hütten am Strand. Das hat unsere Schule übrigens mit der Blue Reef High gemeinsam, welche von Mr. Clearwaters Eltern geführt wird und ausschließlich für Seawalkers ist."
In diesem Moment erschien vor ihnen eine Tür, auf der in großen Buchstaben Sekretariat stand. Als Sky klopfte, forderte eine Stimme aus dem Raum sie auf reinzukommen.
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