Kapitel 16
Am Nächsten Morgen wachte Jacky früh auf. Seit gestern Abend konnte er an nichts anderes mehr denken, als daran, das er John endlich wiedersehen würde. Auch wenn er ziemlich traurig war John vermissen würde, hatte er sich entschieden. Er würde hierbleiben. Sky und Luna waren ihm in der kurzen Zeit zu guten Freunden geworden und er wollte gerne noch viel mehr Zeug lernen, das ihm in der Menschenwelt weiterhelfen konnte.
Mittlerweile fand er den Gedanken den ganzen Tag lang nur auf der Coach zu liegen ziemlich langweilig, wenn er stattdessen auch Spaß haben konnte. Beim Frühstück gab es kein anderes Thema mehr, als ihr Vorhaben. Sky war ziemlich enttäuscht und wenn Jacky sich nicht irrte, auch ein wenig neidisch auf Luna, dass sie mitkommen durfte und er nicht. Luis, der die letzten Tage auf einem Ausflug gewesen war, staunte nicht schlecht als sie ihm grob berichteten, was sie vorhatten. Schließlich hatte Jacky sein Essen verschlungen und rannte, mit Luna im Schlepptau, zu Mr. Clearwaters Büro.
Dieser wartete schon auf sie. Nachdem sie noch einmal alles gründlich durchgegangen waren, konnte es endlich losgehen. Aus dem Materiallager, in dem alle möglichen Sachen von a bis z aufbewahrt wurden, schnappten sie sich einen Katzenkorb. Als sie schließlich zu dritt im Bulli saßen, verwandelte Jacky sich und machte es sich, mit Protest, in dem grauen Kasten bequem. Am Liebsten hätte er sich erst verwandelt, wenn sie dort angekommen wären, doch Kyle Clearwater war dagegen gewesen.
Die Fahrt selbst dauerte ca. 20 Minuten. Jacky war so aufgeregt, dass er kaum still sitzen konnte und mit den Krallen ständig über den Boden des Käfigs fuhr. Erst nachdem Mr. Clearwater ihm drohte die ganze Operation abzubrechen, wenn er nicht damit aufhörte, beruhigte sich Jacky ein wenig.
Schließlich waren sie da. Luna schnappte sich die Tragebox und folgte dem Schulleiter zur Haustür. Durch die Schlitze in den Wänden des Korbs betrachtete Jacky gründlich seine Umgebung. So weit er es beurteilen konnte, hatte sich hier während seiner Abwesenheit nichts verändert. Mr. Clearwater klingelte. Jackys Herz fing an schneller zu schlagen und er sein Blick war starr auf die Tür gerichtet. Sie warteten. Als sich nach einer Minute nichts regte, drückte er erneut den Klingelknopf.
Als wieder nichts passierte, gab Jacky ein frustriertes Maunzen von sich. „Tut mir Leid Jacky, aber wie es aussieht, scheint niemand zu Hause zu sein." In der Stimme des Schulleiters schwang Mitleid. „Können wir nicht morgen wiederkommen?", fragte Luna hoffnungsvoll. „Wir können es versuchen, aber ich kann nichts versprechen." Jacky war den Tränen nahe. Er hatte sich schon so sehr darauf gefreut John wieder zu sehen und nun waren sie nicht da. Langsam gingen sie zum Bulli zurück. Niemand sprach ein Wort.
Als sie alle wieder auf ihren Plätzen saßen, Jacky hatte sich wieder zurück verwandelt, startete Mr. Clearwater den Motor und sie machten sich auf den Rückweg. Jacky hatte seinen Kopf gegen die Fensterscheibe gelehnt und starrte resigniert nach draußen. Er hatte sich die ganze Zeit vorgestellt, wie es wohl sein würde, John wiederzusehen, hatte sich gefragt wie der Junge wohl reagieren würde und nun... Während die Häuser langsam an ihm vorbeizogen fiel sein Blick plötzlich auf einen Zettel, der an einer vorbeiziehenden Straßenlaterne befestigt war.
Kurze Zeit später fiel ihm ein weiterer auf, diesmal an einem Baum, der direkt neben der Straße stand. Als sie daran vorbeifuhren, schaute Jacky genauer hin. „Stopp!", rief er plötzlich. Luna und Mr. Clearwater zuckten erschrocken zusammen. Mit quietschenden Reifen hielt er den Bulli am Straßenrand. „Was ist denn los? Warum erschrickst du mich denn so?", fragte der Schulleiter, wobei er nicht wirklich erfreut klang. Doch anstatt zu antworten, öffnete Jacky die Seitentür und sprang nach draußen. „Jacky! Wohin willst du?" Jacky ignorierte die Rufe und rannte zu dem Baum zurück, an dessen Stamm er den Zettel bemerkt hatte.
Er riss ihn ab und kehrte damit zum Bulli zurück. Tatsächlich! Er hatte sich nicht geirrt. Bevor Mr. Clearwater etwas sagen konnte, hielt ihm Jacky den Zettel unter die Nase. „Was ist das", fragte Luna neugierig und beugte sich vor. Plötzlich wurden ihre Augen groß und auch Mr. Clearwater schien erstaunt. „Katze gesucht!", las er vor. Darunter war ein leicht verwackeltes Foto abgebildet. Ein Sofa und darauf lag eine schwarze Katze. Neugierig blickte sie in die Kamera. „Bist du das", fragte Luna. Jacky nickte.
Er erinnerte sich noch gut daran. Stolz hatte John ihm einmal so ein kleines schwarzes Kästchen gezeigt. Das Ding hatte nur ein Auge und John hatte ihm erklärt wie das Ding funktioniert. Man könne damit Fotos machen hatte John gesagt, aber Jacky hatte keine Ahnung gehabt, was diese „Fotos" waren. Dann hatte John das Auge auf ihn gerichtet. Es sah ein wenig komisch aus und Jacky hatte sich ziemlich gewundert als das Kästchen plötzlich „Klick" machte. John hatte ihm das Ding hingehalten, damit Jacky das Bild sehen konnte. „Das bist du", hatte er gesagt.
Nun betrachtete Jacky das Bild erneut. Kein Zweifel. Unter dem Foto standen eine Adresse und eine Handynummer. Auch die Adresse stimmte. Jacky war aufgeregt und langsam keimte Hoffnung in ihm auf. „Können wir sie direkt anrufen", fragte er seinen Schulleiter. Dieser schmunzelte und nickte. Dann wurde er wieder Ernst. „Aber wenn niemand rangeht, können wir es erst morgen wieder versuchen. Jacky nickte entschlossen. „Na gut, dann wollen wir mal hoffen, das es funktioniert."
Während Kyle Clearwater wählte knetete Luna angespannt ihre Hände. Ein Tuten ertönte. Dann ein zweites. Und ein drittes. Langsam wurde Jacky nervös. Das Tuten brach ab. „Hallo", sagte eine Frauenstimme. „Wer ist denn da?" „Guten Tag, hier ist... Cole Blueman. Es geht um die Vermisstenanzeige, es wäre möglich, dass wir ihre Katze gefunden haben." Einen Moment blieb es still, dann hörte man ein erleichtertes Aufatmen. „Ähm, wo sind sie gerade... soll ich zu ihnen kommen... oder...", ihrer Stimme war deutlich anzuhören wie froh sie über diese Neuigkeit war. Kyle alias Cole räusperte sich. „Also ich würde vorschlagen dass wir uns bei ihnen zu Hause treffen, also wenn das möglich ist." „Ja, ich komme sofort." Sie legte auf. Jacky war es, als fiele ihm ein dicker Stein vom Herzen.
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