Kapitel 13
Zusammen gingen sie nach draußen. Kurz bevor Mr Clearwater stehen blieb, wusste Jacky wo sie waren, nämlich auf der kleinen Lichtung, auf der sie auch den Verwandlungsunterricht hatten. „Hm, Shakeel ist, wie es aussieht, noch nicht da. Na dann, warten wir eben ein bisschen. Er kommt bestimmt noch." Da war Jacky sich nicht ganz so sicher, aber er widersprach ihm nicht, sondern setzte sich ins Gras.
Und dann warteten sie. Aus einer Minute wurden fünf und aus fünf schließlich zehn, irgendwann meinte Mr Clearwater ein wenig verärgert: „Tja, ich glaube nicht, dass der Junge heute noch auftaucht. Ich würde vorschlagen, wir kehren wieder zur Schule zurück. Ich hoffe das ist ok für dich, Jacky, aber ich habe nicht wirklich Lust mir noch länger die Beine in den Bauch zu stehen." Etwas verwirrt blickte Jacky auf Mr Clearwaters Beine. Konnte das tatsächlich passieren? Also bislang saßen seine Beine noch am richtigen Platz.
Verständnislos zuckte Jacky mit den Schultern, doch schließlich rappelte er sich auf und folgte Mr Clearwater, der bereits wieder den Rückweg angetreten hatte. Plötzlich raschelte es. „Hallo?", rief eine Jungenstimme und kurz darauf kam ihnen ein Junge völlig außer Atem entgegen. „Shakeel! Wird auch Zeit, dass du endlich auftauchst, wir wollten uns gerade wieder auf den Rückweg machen."
„Tut mir Leid, Mr Clearwater, aber ich... musste gerade noch ein paar Schulaufgaben zu Ende machen, die ich völlig vergessen hatte." „Na gut. Aber jetzt komm." In diesem Moment zauberte der Schulleiter, wie aus dem Nichts, zwei schwarze Müllbeutel. „Hier! Also dann, ich muss dann auch mal wieder zurück, mein Schreibtisch wartet auf mich." Er zwinkerte ihnen einmal kurz zu und verschwand im Gebüsch. Ahnungslos blickte Jacky sich um. Was bitte schön sollte er denn jetzt damit anfangen?
Als er zu Shak rüberblickte, nahm der den Sack, fummelte ihn an einer Seite auf und schüttelte ihn, sodass die Luft in den Sack strömte und ihn aufblies. Als Jacky dies ebenfalls versuchte, rutschte ihm die Tüte aus den Fingern und flog hoch in die Luft. In diesem Moment griff Shak zu. Blitzschnell, mit dem bloßem Auge kaum erkennbar schnellte seine Hand vor und bewahrte die Tüte davor, mit einem der Bäume zu verschmelzen.
Jacky sah ihn mit großen Augen an, als Shak ihm seine Tüte reichte. Dieser tat total gleichgültig und meinte: „Pass beim nächsten Mal besser auf, schließlich wollen wir den Wald vom Müll befreien und ihn nicht weiter verschmutzen." Mit diesen Worten stapfte er davon und ließ Jacky total überrumpelt stehen. War das tatsächlich gerade der Junge gewesen, der vor ein paar Stunden total aggressiv aus der Cafeteria gestürmt war?
Noch ein paar Sekunden verharrte Jacky so, dann wandte er sich in die entgegengesetzte Richtung und stapfte los, den Blick auf den Boden gerichtet. Es dauerte nicht lange, da machte er auch schon seinen ersten Fund. Ein leerer Joghurtbecher. Er beförderte ihn in seinen Müllsack und schließlich folgten auch noch eine Plastikgabel mit abgebrochenen Zinken, ein brauner Handschuh und eine kleine Plastiktüte mit undefinierbarem Inhalt. Jacky unterließ es seine Nase in die Tüte zu stecken.
Nach zwei Minuten hatte er noch ein paar weitere Gegenstände aufgesammelt, die hier ein wenig fehl am Platz wirkten. Dadurch das Jackys Blick jedoch hauptsächlich gen Boden gerichtet war, nahm er die Bewegung zu spät war. In diesem Moment sprang ihm ein großes, schweres Etwas auf den Rücken. Jacky stolperte vorwärts und da er es nicht schaffte das Gleichgewicht zu halten, stürzte er der Länge nach, mit voller Wucht zu Boden, sodass die Luft aus seiner Lunge gepresst wurde. Jacky keuchte auf.
Plötzlich hörte er in seinem Kopf hämisches Gelächter. Das zusätzliche Gewicht, das er zuvor noch auf seinem Rücken gespürt hatte, war verschwunden und eine große Tatze, trat in sein Blickfeld. Panisch versuchte sich Jacky aufzurappeln, doch er bekam immer noch kaum Luft, so musste er Wohl oder Übel liegen bleiben.
Och du Armer, kannst du nicht aufstehen? Das tut mir ja sooo Leid. Spöttisches Gelächter.
Als Jacky wieder genug Sauerstoff bekam, rappelte er sich langsam auf. Zwei gelbe Augen funkelten ihn an. Jacky fauchte, was als Mensch ein wenig komisch klang. Manou lachte.
Wieso denn gleich so feindselig, Hauskätzchen? Ist dir etwa eine Laus über die Leber gelaufen?
„Verschwinde, du... du-"
Ja? Hast du mir etwas mitzuteilen, Drecksack? Bedrohlich beugte er sich zu ihm runter. Seine Zähne waren gebleckt. Jacky wusste, dass er nichts gegen Manou ausrichten konnte, sowohl als Mensch nicht, wie auch als Kater. Er wich zurück, bis sein Rücken gegen einen Baumstamm stieß. Manou beobachtete dies mit einem spöttischen Ausdruck, doch plötzlich zuckte er zusammen.
Sein Körper schien wie erstarrt und sein Fell sträubte sich. Er fauchte. Da Manou jedoch direkt vor Jacky stand, konnte dieser nicht erkennen, was Manou so erschreckte. Plötzlich ertönte eine Stimme in ihren Köpfen.
Verschwinde, Arschloch!
Jacky brauchte einen Moment, bis ihm klar wurde, dass Manou damit gemeint war. Es war wie ein Wunder, doch der gerade eben noch so gefährlich wirkende Luchs, hatte sich von einem auf den anderen Moment in ein jämmerliches Häufchen Elend verwandelt.
Das wirst du mir noch büßen, presste er hervor, dann, als ob ein ganzes Rudel Wölfe hinter ihm her wäre, jagte er ins Unterholz.
Als Jacky nun den Grund für Manous Angst erkannte, weiteten sich seine Augen erstaunt. „Du?"
Vor ihm schlängelte sich eine bräunlich schimmernde Grubenotter auf dem Waldboden und obwohl, Jacky Shak noch nie in seiner Zweitgestalt gesehen hatte, erkannte er ihn sofort. Shak richtete sich auf und zischte. Ja, ich! Erstaunt? Er ließ ihm jedoch keine Zeit zu antworten.
Komm jetzt. Und so als wäre nichts passiert, lass uns weiter machen. Ich will noch vor der Dämmerung fertig werden. Jacky sah ihn entgeistert an.
Was ist los? Willst du hier etwa übernachten?, fragte Shak genervt.
„Ähm, nein, also eigentlich nicht...", sagte Jacky und zog sich am Baumstamm hoch. Er klopfte sich den Staub von der Hose, dann drehte er sich um und bückte sich, um seinen Müllsack aufzuheben, der ihm bei Manous Angriff aus der Hand gefallen war. Ein paar der Gegenstände hatten sich auf dem Waldboden verteilt und Jacky sammelte sie auf, dann drehte er sich wieder zu der Grubenotter um.
Sag mal, kann es sein, dass du verletzt bist?, fragte Shak plötzlich und warf ihm einen befremdeten Blick zu.
„Nein, wieso?"
Weil dein ganzer Rücken rot ist. Shak zischelte. Riecht eindeutig nach Blut.
Jacky drehte sich einmal um die eigene Achse, doch er konnte nichts erkennen. Schließlich zog er sich sein T-Shirt aus, um es vor ihnen auf dem Waldboden auszubreiten, dann erstarrte er. Über das T-Shirt zogen sich lange, dunkelrote Schliere, die noch ziemlich frisch aussahen. Als Jackys Blick auf seine Hände fielen, keuchte er erschrocken auf. Sie waren ebenfalls rot! Blut!
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