20. Türchen
Erschrocken wirbelte sie herum, ihre dunklen Haare flogen durch die Luft. Irgendjemand hatte geschrien, ob männlich oder weiblich hatte sie nicht erkennen können. Eilig schlug Hermine die Richtung ein, aus der der Schrei gekommen war. Irgendetwas war passiert und musste gestoppt werden. Sie rannte die Treppe hinauf in den 6. Stock und hörte, wie die unberührte Stille des frühen Abends durchbrochen wurde. Irres Lachen war zu hören, gepaart mit laut ausgesprochenen Flüchen und weiteren Schreien.
Eine Gänsehaut bildete sich ihr und ihr Magen verkrampfte sich. Nein, nein, nein! Das, was sie befürchtet hatte, war wahr geworden.
Sie zwang ihre Beine, ihr zu gehorchen, die am liebsten nachgegeben hätten, während sich die Muskeln in ihrem Körper anspannten, bereit zur Flucht oder zum Kampf. Wenn Todesser sich nun wirklich Zutritt in die Schule verschafft hätten...
Die Brünette lugte um eine Ecke. Und wäre am liebsten laut schreiend weggelaufen.
Todesser in schwarzen Umhängen und Schüler duellierten sich auf dem Gang. Bunte Lichtblitze flogen durch die Gegend, Flüche und Sprüche wurden geschrien. Sie atmete tief ein und aus, bevor sie all ihren Mut zusammen nahm und sich am Kampf beteiligte. Sie war nicht umsonst eine Gryffindor.
Mit einem gut gezielten Schockzauber schleuderte sie einen Todesser nach hinten, ehe sie sich duckte, um einem Fluch zu entgehen, der in die Wand hinter ihr einschlug. Hermine richtete sich auf und sah sich gehetzt um. Kein platinblonder Schopf war zu sehen, also musste Draco irgendwo anders sein. Während sie den Gang entlang rannte und Flüchen entwich, entwaffnete sie ein paar Todesser und half ein paar Schülern, die in die Enge getrieben worden waren. Fast wurde sie selbst von einem Expelliarmus entwaffnet, duckte sich jedoch noch rechtzeitig und riss einen weiteren Schüler dabei zu Boden, um ihn ebenfalls zu schützen.
Hastig stand sie wieder auf und ignorierte dabei die Schmerzen in ihren Knien, die durch den harten Aufprall mit dem Boden entstanden waren und rannte die Treppe hoch zum 7. Stock. Es war schwer, die Stufen hoch zu kommen, der komplette Gang war von Todessern besetzt.
In ihrem Gehirn drehten sich die Rädchen. Draco hatte auffällig viel Zeit im Raum der Wünsche verbracht und anscheinend schienen die Todesser von weiter oben zu kommen. Warum dann nicht Stock 7, die Etage des großen Gebäudes, die den magischen Raum beherbergte? Wahrscheinlich hatte der Blondschopf etwas damit zu tun, auch wenn ihre Organe sich schmerzhaft umdrehten bei diesem Gedanken. Aber irgendwie war es ihr auch das ganze Schuljahr über klar gewesen, dass er etwas böses planen musste. Immerhin hatte er mehrmals versucht, Dumbledore zu töten.
Sie schüttelte den Kopf, während sie sich ihren Weg die Stufen hoch durchkämpfte. Sie hatte es gewusst, von Anfang an. Draco war hierfür verantwortlich. Und statt etwas zu unternehmen, hatte sie sich mit ihm in den Laken gerollt. Aber für ein Gewissen blieb jetzt keine Zeit, wenn sie das hier überleben wollte.
Es war nun mal so und sie musste die Situation irgendwie kippen. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie sie das anstellen wollte.
"Petrificus Totalus!" Ein Todesser erstarrte und fiel auf den Boden, so steif wie eine Statue. Vorsichtig sah sie um die Ecke. An der ansonst leeren Wand war eine große Tür erschienen, aus der immer neue Todesser gestürmt kamen. Wie viele gab es denn noch? Beweise hatte sie jetzt jedenfalls genug, sie konnte gar nicht mehr falsch liegen. Draco befand sich bestimmt im Raum, aber es war zu gefährlich, ihn jetzt zu betreten. Sie musste abwarten, um dann mit ihm reden zu können. Wenn es überhaupt etwas zu reden gab. Er hatte sie noch nicht einmal hintergangen, schließlich hatte sie es das ganze Jahr über gewusst. Aber sie wollte einfach nur ein paar Worte mit ihm austauschen.
"Crucio!" Ihre Pläne wurden mit diesem einen Unverzeihlichen zunichte gemacht, als eine schwarzhaarige Todesserin sie entdeckte, die gerade aus der Tür getreten war. Mit einem überraschten Aufschrei duckte sich Hermine, das irre Lachen der Hexe klang in ihren Ohren nach. Der Fluch prallte an der Wand ab und riss ein großes Stück Stein heraus, der die Brünette nur knapp verfehlte.
Sie stolperte die Treppe runter und musste aufpassen, nicht hinzufallen. Der harte Stein der Wände schleifte an ihren Armen entlang, während ihre Ohren immer lauter werdendes Kampfgeschrei wahrnahmen. Die Todesser nahmen nach und nach das komplette Schloss ein, in welchem inzwischen nun alle Schüler auf die Katastrophe aufmerksam geworden sein mussten. Ihr Mitgefühl galt allen Erstklässlern. Ihr erstes Jahr auf dieser wunderbaren Schule sollte nicht so grausam enden.
Die junge Hexe stürmte eine Treppe nach der anderen nach unten und nahm immer zwei Stufen auf einmal. Unterwegs schlug sie ein paar Todesser in die Flucht, während sich ein Mix aus Angst und Mut in ihr breitmachte. Angst wegen den Todessern. Weil Dumbledore nicht da war und so viel schreckliches geschehen konnte. Mut, weil sie jenes verhindern wollte.
Sie kam in der großen Halle an, in der ein eifriger Kampf zwischen Gut und Böse entbrannt war. Alle kämpften mit, Schüler, Lehrer. Sie sah sogar die Weasley Zwillinge, die ebenfalls die Nachricht über die Galleone erhalten haben mussten und ihren älteren Bruder Bill. Wie der allerdings über das Geschehen informiert worden war, war ihr ein Rätsel.
Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, stürzte sie sich ins Kampfgetümmel und wich ein paar Flüchen aus, die in ihre Richtung geschleudert wurden. "Expelliarmus!" Sie riss einer dunklen Gestalt den Zauberstab aus der Hand und schockte ihn dann noch mit einem Stupor. Ein paar Meter von sich entfernt konnte sie McGonagall ein paar Todesser auf einmal verfluchen sehen. Die schon etwas ältere Professorin sah gar nicht mehr aus wie jene und blühte im Kampf richtig aus.
Ein blauer Lichtblitz flog an ihrem Auge vorbei, das sie reflexartig schloss. Irgendwo konnte sie eine Explosion hören mit noch mehr Schreien. Sie wunderte sich, ob das Schloss jemals wieder so hergerichtete werden könnte, wie davor. Die Brünette feuerte ein paar Zauber auf die Todesser ab und wich ihren Antworten aus. Der harte Boden hinterließ Schmutz auf ihrer Kleidung und Kratzer in ihrer Haut, während ihr Rücken ihr das ständige Bücken langsam übel nahm.
Plötzlich konnte sie einen hellen blonden Schopf in der Menge erkennen. Draco? Sie wollte ihm hinterhereilen, als sie plötzlich etwas in den Rücken traf und sie zu Boden riss.
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