Kapitel 54
Stralsund
kurz darauf
Parkplatz vor der Polizeidienststelle
Frank Hartung ging schnell und mit großen, hektisch suchenden Augen aus dem Gebäude heraus.
Nein, er hatte sich nicht getäuscht.
Das Auto stand noch da! Aber es war niemand darin.
Frank ging dennoch mit schnellen Schritten zu dem Gästeparkplatz weiter, dort wo der abgeparkte Kombi in der Parklücke stand.
Sein Blick wanderte herum.
Weit und breit niemand, außer ein Kollege, der zur Mittagspause ging.
Frank Hartung ging nun langsamer, als er den Parkplatz erreichte. Er blickte sich erneut um- sollte er sich geirrt haben?
Das Fahrzeug war leer. Frank ging sehr langsam an der Beifahrerseite um das Fahrzeug herum, schaute hinein. Zerknüllte Taschentücher auf der Beifahrerseite im Fußraum, eine halbgefüllte Flasche Medium Wasser auf dem Beifahrersitz. Hinten eine kleinere, halbvolle Reisetasche auf der Rücksitzbank und eine Großpackung mit Hundetrockenfutter im Fußraum hinter dem Fahrersitz.
Ja, dieses Auto konnte nur einer Person gehören: Ina Schmidt.
Doch wo war sie?
Franks Blick flog erneut in die Runde.
Und tatsächlich- da kam die junge, hübsche Blondine um die Hausecke des Nachbarhauses. Pollux war angeleint, zog erst einmal in Richtung eines Laternenmastes- schnupperte dort interessiert. Ina Schmidt blickte nun auch in Richtung des Parkplatzes.
Nun trafen sich die Blicke von Ina und Frank. Ina zog die Schultern hoch, deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung ihres Hundes Pollux. Pollux erledigte seine Markierungs- Geschäfte und es konnte weiter gehen- sie kamen direkt zu Frank herüber.
„Na?" sagte Frank vorsichtig. Tief in ihm saß noch das Angst- Männlein, redete bedenkenvoll auf ihn ein.
„Na? Herr Kriminaloberkommissar hat schon Schluss? Ich dachte Punkt zwölf Uhr fällt der Hammer?" sagte Ina.
„Ja, üblicherweise schon. Ich habe da nur etwas sehr interessantes und schönes vom Fenster meines Chefs aus gesehen- dein Auto- und da musste ich einfach sofort nachschauen. Und mein Auge hat mich nicht getäuscht."
„Ja." sagte Ina ganz langgezogen. „Ich dachte, es wäre doch für dich schön, einmal von der Arbeit abgeholt zu werden. Daher wollten wir auch pünktlich um Zwölf hierstehen. Aber für Pollux war es wohl eine lange Fahrt bis hierher nach Stralsund, er musste erstmal eine kleine Runde drehen."
Sie standen sich am Auto gegenüber- zu Franks Bedauern leider mit einem gewissen Abstand.
„Geht es dir gut?" fragte Frank.
„Jein. Also ja und auch leider ein bisschen nein!" gab Ina zu.
Frank war von Inas Natürlichkeit und Schönheit vollkommen fasziniert. Ina hatte sich einen Pferdeschwanz nach hinten gebunden, der das Blond im Haar noch um ein Vielfaches zu verstärken schien. Vorn rechts hatte sie ihr Haar ein Stück offen gelassen und wohl aus dem langen Haar eine Lockenrolle eingedreht. Trotz des langen dicken Daunenmantels machte die junge Frau einen sehr attraktiven Eindruck. Frank gefiel sofort, wie sich Ina offenbar rausgeputzt hatte.
„Du siehst sehr gut aus." sagte Frank Hartung und schmunzelte dabei vielsagend.
„Echt? Ich fühle mich scheußlich." Ina sah an sich herunter.
„Warum?" Frank wollte nun wissen, woran er war. Dass Ina Schmidt den weiten Weg angereist war, um ihn pünktlich abzuholen, war sicherlich ein deutliches und hoffentlich positives Zeichen für ihn. Aber Gewissheit hatte er nicht. Jedoch redete Ina wieder mit ihm- und dies war ein schönes Gefühl.
„Ich bin Krankgeschrieben. Hab am Montag Fieber gehabt und ich schleppe mich schon die ganze Woche...., und dann fühle ich mich noch ganz schlecht, weil ich dich so doof behandelt habe. Ich hab dir ja nicht einmal richtig zugehört." Ina blickte immer noch nach unten, kraulte Ihren Hund Pollux am Hals.
Nun machte sie einen leichten Augenaufschlag. „Hilft es, wenn ich mit den Augen klimpere?"
„Auf jeden Fall hilft das. Bei mir- auf jeden Fall. Egal, was du jetzt sagen möchtest- du hast mich schon in der Tasche! Schon als ich dich vorhin mit Wuschelchen um die Ecke kommen sah, hattest du mich schon in der Tasche." sagte Frank mit großen freundlichen Augen.
Augenklimpernd und mit kleinen Schritten kam Ina nun ganz nahe an Frank Hartung heran, so nah, dass er ihren Atem auf seiner Haut im Gesicht spüren konnte. Ina blickte zu Frank auf. Noch waren 10 Zentimeter Abstand zwischen beiden Köpfen, darum legte Ina noch einmal nach- sehr zu Franks Freude.
Ina legte den Kopf ein wenig zur Seite. Nochmals klimperte sie kurz drei- oder viermal mit den Augen, dann sagte sie nur kurz „Tschuldigung!". Dann machte sie einen kleinen Schmollmund, lächelte jedoch vorsichtig.
Nun konnte Frank Hartung nichts mehr entgegen setzen. Auch er machte einen Schmollmund, sagte „Och!" und nahm Ina ganz fest in eine Umarmung, die die junge Frau auch gleich sogleich erwiderte.
standen sie umarmt auf dem Parkplatz.
Lange umarmt, nur durch ein Ziehen von Pollux ab und zu an der Leine und durch ein „Oh!" eines vorbeigehenden Kollegen von Frank wurden sie minimalst abgelenkt.
„Jaja, lach du nur! Dir auch ein schönes Wochenende." sprach Frank, immer noch Ina im Arm haltend zu seinem vorbeigehenden Kollegen.
„Ich glaube er ist nur neidisch, weil ihr mich so lieb begrüßt." sprach er darauf zu Ina und als sie ihn anschaute, gaben sie sich einen kurzen Kuss.
„Virusalarm!" sagte Ina kurz lachend. Aber als ob dies Frank und auch Ina völlig egal war, gaben sie sich einen zweiten und noch längeren Kuss.
„Und nun?" fragte Frank.
„Bietet deine Psychologin auch Paar- Therapien an?" fragte Ina.
„Keine Ahnung? Aber ich würde meinen Termin heute in Warnemünde gerne sausen lassen. Absagen für heute. Ich habe so ein gutes Gefühl, was meine NEUE Therapeutin angeht." sagte Frank lächelnd und tief in Inas Augen blickend. „Diese Kontakttherapie ist der Hammer! Und der Therapie- Ansatz, den Zugang über ein Tier zu mir zu suchen- etwas extravagant, aber es wirkt offenbar auch bei mir."
Mit diesen Worten griff Frank einmal ganz tief durch das Fell von Hund Pollux.
Ina lächelte, griff jedoch in der nächsten Sekunde schnell nach einem Taschentuch, um aus zu schnauben.
„Wuschelchen?" fragte Frank beiläufig.
„Ja, sein schönes Winterfell. Das ist echt zu schön, oder?"
„Also rufe ich erstmal in Warnemünde an, okay?" fragte Frank, denn noch hatte Ina Schmidt nicht gesagt, wie es nach Begrüßung und Versöhnung weiter gehen sollte.
„Hmm, wir zwei, also Pollux und sein Frauchen, wollten fragen..., naja, ob wir dieses Wochenende einmal bei dir bleiben können? Ich denke, wir haben sehr viel zu bereden- und ich will diesmal auch richtig hinhören." sagte Ina nun und dann ein wenig leiser „Und ich möchte auch danach noch hinhören...!"
Frank schaute von Pollux hinauf zu dessen Frauchen Ina. Ina klimperte nochmals drei- bis viermal mit ihren schönen und lachenden Augen, so dass Frank es sehen konnte.
„Ich möchte auch zuhören. Du hast so eine angenehme und zärtliche Stimme. Ich könnte ewig zuhören." sagte Frank mit ernstem Blick.
Obwohl auch über dem Parkplatz ein kalter Wind fuhr, Ina und Frank war es im Moment sehr warm ums Herz.
„Brechen wir auf? Mein Auto steht da hinten. fahrt mir einfach hinterher." bot er an.
„Machen wir so." mit diesen Worten zauberte Ina den Schlüssel zum Wagen aus der Manteltasche, klickte einmal und ließ Pollux samt Leine in den Kofferraum einsteigen.
„Dann Politik der kleinen Schritte?"
„Ja? Das bedeutet was?" fragte Ina noch einmal vorsichtig nach.
„Mein Zuhause kennen lernen? Dann gleich spazieren gehen mit Pollux? Morgen meine Kinder kennen lernen- die LEIDER bis zum Sonntag bei uns bleiben werden?" antwortete Frank.
„Kleine Schritte? Kleine Schritte? Das wird wohl eher eine Sprungtherapie!" lachte Ina. „Fahr voraus. Dir werde ich schon noch helfen- kleine Schritte! Und fahr nicht so, wie du deine Schritte machst- ich bin eine langsame Fahrerin!" sagte Ina und stieg in ihr Auto.
Frank ging zu seinem Auto.
Er lächelte zufrieden.
Endlich! Endlich konnte er wieder zufrieden lachen, nach dieser endlos langen Woche.
Endlich.
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