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Kapitel 47

Stralsund

Ende Januar, ein Montag

Polizeidienststelle





„Guten Morgen Frank." Jan Holscher klang kurz angebunden. „Wir benötigen die Zweitakten. Zumindest diese Woche einmal."

„Wirklich? Ich bin noch dran, die Unterlagen durchzusehen." sagte Frank Hartung fast enttäuscht.

„Das muss wohl erstmal warten. Am Freitagmittag hat sich bei uns ein Herr Peter Roth telefonisch durchstellen lassen. Er ist wohl der Nachlassempfänger von dem Andreas Konzius, der Erbe quasi. Der Herr Roth ist aus Süddeutschland, der Bruder von dem Konzius. Heißt jetzt wohl Roth, weil er den Namen seiner Frau angenommen hat. Herr Roth ist am Wochenende angereist und will nun seinen Neubesitz in Empfang nehmen. Die Rostocker kommen nachher vorbei, um die Schlüssel mitzunehmen und sie ihm zu übergeben. Die Info kam für mich auch erst heute. Ach und eines noch- der Marcel Deulert ist wieder auf freiem Fuß. Sein Rechtsanwalt, Herr Lederer, will wohl nun auch für seinen Mandanten die Herausgabe von Gerätschaften, welche zum Grundstück gehörten, aber hier in der Asservatenkammer vor sich hin schmoren."

„Toll. Echt toll, wie diese Woche anfängt."

„Der Marcel Deulert soll wohl erstmal eine Therapie machen. Der Rechtsanwalt hat auf seine 'positive Sozialprognose' abgestellt und ihn damit frei bekommen aus der Untersuchungshaft. Keine Fluchtgefahr mehr begründbar. Deulert will wohl umziehen ins Ruhrgebiet, sich dort Arbeit suchen- Verkäufer werden im Handel ja überall benötigt, wie Rechtsanwalt Lederer ausdrücklich schriftlich hervorhob."

„Ich bin mal neugierig- was möchte Herr Deulert denn so für 'Gerätschaften'?" Frank lehnte sich in seinem Stuhl erst einmal zurück und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.

„Fotoapparate zumeist, einige Sachen aus seinem Zimmer und irgendwelche Unterlagen zu seiner Person, welche in den Regalen lagen.", erklärte Jan Holscher mit gerunzelter Stirn.

„Fotoapparate sind Tatmittel. Zumindest für diese Stalker in jedem Fall als Tatmittel zu werten. Damit unterliegen die Fotoapparate der Einziehung." Frank war in seinem Element.

„Ja, so habe ich bei dem Staatsanwalt auch argumentiert. Daher bleiben diese Sachen wohl auch erstmal weiter unter Verschluss. Aber hinsichtlich der anderen Sachen und der offenbar persönlichen Unterlagen geht der Staatsanwalt nicht mehr mit und hat die Herausgabe an den Herrn Deulert bereits verfügt." Anhand der Mimik von Jan Holscher war zu erkennen, dass ihm diese Weisung nicht so recht gefiel. Aber wenn es schon so festgelegt wurde, dann sind der Polizei die Hände gebunden. Dann kann man bestenfalls nur noch versuchen, ein wenig auf Zeit zu spielen.

„Jan, wenn es nicht zu viel verlangt ist- kann ich mir diese Unterlagen von Deulert bitte einmal ganz kurz ansehen? Nur mal überfliegen?" Frank legte ein Bittsteller- Gesicht auf. Er hoffte sein Kollege würde einlenken.

„Wir reden hier über persönliche Unterlagen, Frank! Du weißt schon, dass ich dafür in Teufels Küche kommen kann?" Jan Holscher baute sich auf, stemmte mahnend seine Arme in die Seite.

„Jan, du kannst mir glauben. Ich will nur einfach einmal die Sachen überfliegen. Nur für mich! Irgendetwas passt noch nicht so recht zusammen bei der Geschichte- das weißt du!" Frank Hartung blickte mahnend. Ihm war das Risiko bewusst, genau wie Jan Holscher. Aber wenn es sich um belanglose Unterlagen handelte, waren sie uninteressant. Dann würde Frank sie durchsehen und weglegen. Niemand würde wissen, dass er sie durchgeforstet hatte. Die Papiere würden es niemanden sagen können.

„Ach was soll es. Ich gebe dir 2 Stunden dafür. Karsten hat sie schon aus der Asservatenkammer geholt. Am besten holst du sie dir gleich mal aus meinem Zimmer. Komm mit!"

Dieser Anweisung von Jan Holscher kam Frank Hartung augenblicklich nach- kein Fragen und kein diskutieren um die Knappheit der Zeit für die Durchsicht. Verstohlen wie ein Dieb folgte er Jan Holscher in dessen Büro. Das Büro wirkte aufgeräumt. Auf dem Besprechungstisch lagen mehrere spartanisch bezeichnete Ringordner und einige größere Umschläge mit Asservatenaufklebern. Die Tüten waren geöffnet- ein Zeichen dafür, dass sie schon einmal durchgesehen worden waren.

„Frank, da liegen die Sachen. Ich brauche sie spätestens Mittag zurück, will nachmittags das Herausgabeprotokoll schreiben. Der Rechtsanwalt Lederer oder Herr Deulert holen diese Sachen morgen hier ab. Und.." – Jan Holscher hielt kurz inne – „und bitte- nur durchsehen! Nimm nichts raus! Und rede mit mir, wenn du etwas Neues finden solltest. Oder etwas findest, was Deulert zurück in den Knast schicken würde." Jan Holscher blickte Frank ernst ins Gesicht.

Frank verstand alle Botschaften. „Bis Mittag. Ich vermute, es geht schneller."

„Gut."

Frank nahm den Stapel und entschwand damit über den Flur- schnell huschte er einige Türen weiter in sein eigenes Büro, legte den Stapel auf Manfreds- nun ja leeren, verfügbaren Platz ab. Sofort begann er damit, sich die Ordner anzusehen.

Belanglose Rechnungen, Arbeitsverträge, Versicherungsunterlagen- Ausdrucke von Internetseiten mit Reisezielen.

Frank lief kurz zu seinem Platz herüber, um sich mit einem Notizblock und einem Stift auszurüsten.

Zurück vor den Unterlagen schrieb er hastig verschiedenste Informationen heraus. Internet- Links, Adressen von Rechnungsempfänger Deulert- erst seit zwei Jahren an das Konzius- Gehöft geliefert.

Nächster Ordner- ähnliche Inhalte. Kurze Notizen auf Franks Block.

Ein Umschlag DIN-A4 einige Briefe- Computer und Handgeschrieben. Briefe von einer Verflossenen des Deulert. Frank Hartung notierte sich die Anschrift, dann las er kurz die Inhalte- Liebesbriefe, Briefe über Trennungswünsche, Briefe mit Vorwürfen, Briefe mit Forderungen an Deulert zu verschiedenen Sachen. Frank notierte schnellstens kleinere Fakten für sich.

Dann ein schmaler Umschlag- Bewerbungsunterlagen.

Nun ein Ringordner- Zeugnisse, Arbeitszeugnisse, Kopien von Abschlüssen und einer Umschulung, aufgeklebte Zeitungsannoncen.

Arztbefund- Kopien, ein Namensschild auf Deulerts Namen ausgestellt von einer Rehabilitationseinrichtung in Brandenburg, eine Rechnung und noch weitere Abrechnungen. Frank schrieb sich in kleineren Notizen verschiedenstes ab.

Und wie aus heiterem Himmel hatte Frank Hartung eine Information, die vielleicht doch noch für seine Hartnäckigkeit belohnte.

Eine Rechnung!

Nicht irgendeine Rechnung- eine spezielle Rechnung!

Unscheinbar vielleicht für Betrachter, aber im Kontext mit den Ermittlungen und all dem Geschehenen war diese Rechnung vielleicht der Schlüssel.

Frank schob Manfreds ehemaligen Bürostuhl weit nach hinten. Er streckte seine Füße lang aus, griff sich- wie ein zum Schweigen verurteilter Wisser entsetzt vor den Mund.

Wenn eine Münze in ein Sparschwein fällt, macht sie ein klingelndes Geräusch.

Je mehr Frank Hartung sich nun eine Version zu den Hergängen selbst erschuf, umso mehr gedachte Münzen fielen immer lauter klingelnd und für Jedermann vernehmbar nun in das gedachte Sparschwein hinein.

Ein immer lauter und immer stetiger werdender Klingelton von fallenden Münzen schien Frank Hartungs Kopf zu werden.

Oder für Frank Hartung mehr ein Lautes Plumpsen von Münzen auf der Oberfläche eines Wunschbrunnens, denn Frank wünschte sich jetzt in diesem Moment der Erkenntnis nichts so sehr, wie Klarheit über alles.

Und dieses Plumpsen von Münzen in den Wunschbrunnen schien nicht mehr aufzuhören, aus dem Plumpsen wurde ein lauter werdendes Klatschen von Münzen, ein Wellensturm auf der Oberfläche des Brunnens, der wilde Gisch aufschäumen ließ.

Diese eine Rechnung- sie musste einfach der Schlüssel sein!

Frank Hartungs Freude über den Fund wich nun in ein blankes Entsetzen!

Wie konnte er sich nur über alles so geirrt haben!

Frank Hartung griff sich mit beiden Händen in seine Haare, kratzte seine Kopfhaut mehrfach hart. Dann hielt er sich zuerst seine Augen kurz zu, danach den Mund.

'Oh mein Gott! Warum habe ich mich so geirrt?', fragte Frank sich immer wieder selbst.

'Oh mein Gott! Was für ein Irrsinn!' schoss es durch seinen Kopf.

'Warum habe ich mich so getäuscht!'

'Warum haben wir uns alle so getäuscht?'

Frank Hartungs Gesicht schien mit einem Mal Bleich und blutleer zu werden.

'Wir waren solche Idioten! Ich war so ein Idiot! Warum habe ich mich so täuschen lassen! Oh mein Gott!'

Frank sah auf die Uhr. Kurz vor 12 Uhr. Schnell schrieb er noch einige Notizen. Dann packte er alle Unterlagen schnellstens zusammen, raffte den Stapel an Ordnern und Unterlagen und stürmte aus dem Zimmer- dem Büro von Jan Holscher zu.

Er riss die Zimmertür dort fast auf mit der freien Hand.

Jan Holscher blickte erschrocken hoch, als er Frank Hartung so kreidebleich in seiner Zimmertür stehen sah, den Unterlagenstapel unter dem linken Arm.

„Was ist? Hast du das Anklopfen verlernt, Was, wenn ich hier in einer Vernehmung bin?" Jan Holscher wirkte sauer, aber dann nahm er Frank Hartungs aufgerissene Augen war und diesen fast verstört wirkenden Blick. So änderte Jan Holscher schlagartig auch seinen Gesichtsausdruck von genervt sein in Neugierde.

„Sag nicht, du hast etwas gefunden!" fragte Jan Holscher.

Frank Hartung nickte wortlos, hielt sich die rechte Hand erschüttert vor den Mund.

„Oh mein Gott! Echt?", Jan Holscher schob sich auf dem Stuhl vom Tisch zurück, ließ von seiner Arbeit ab- stand auf. „Wirklich?"

Frank Hartung nickte erneut. Wortlos.

„Was ist mit Dir? Was hast du rausgefunden? Komm erstmal rein."

Jan Holscher führte Frank Hartung anscheinend in sein Büro, zum Besprechungstisch herüber. Dann nahm er Frank die wie eine schwere Last erscheinenden, fest umklammerten Unterlagen ab und legte sie auf den Besprechungstisch.

Schnell wandte sich Jan Holscher seiner Zimmertür zu und schloss diese vorsichtig, als müsse man die Informationen hier im Raume lassen, so dass sie niemand anderer hört. Dann setzte er sich zu Frank Hartung an den Tisch.

Frank rieb mit seinen beiden Händen die Wangen, öffnete den Mund, hielt dann beide Hände davor, um das Ausströmen der Worte : „Oh mein Gott!" fast unhörbar für Dritte zu machen.

Aber Jan Holscher konnte diese Worte dennoch hören. Er rollte beim Betrachten von Frank Hartung mit den Augen, zog die Augenbrauen weit hoch und machte einen spitzen Mund.

„Also! Was ist?" fragte er.

„Jan! Ich glaube, wir müssen uns unterhalten!"

Beide Männer starrten sich an, der kreidebleiche- wie in einer Schockstarre redende Frank Hartung und der neugierige und zugleich vorab mitirritierte Jan Holscher.

„Raus damit!"

Frank Hartung reibt erneut mehrfach seine Wangen, als wolle er seinen Körper bitten, Gesicht und Hirn wieder mit Blut zu versorgen, damit er klar denkend darstellen kann, was er sich gerade kurz vorher für ein Schreckensszenario gedanklich zurecht gebastelt hatte.

„Jan, hast du noch diese Einschätzung des BKA- Profilers hinsichtlich der möglichen vierten Person vor Augen? Ich hatte dazu ja eine Niederschrift in der Zweitakte gefunden. HAST DU DIESE VERSION von dem BKA- Profiler noch vor Augen?" Frank Hartung blickte fest fordern, fast verpflichtend zu Jan Holscher.

„Ja doch. Hab ich in etwa. Warum?"

„Jan. Ich glaube, der Mann hatte Recht!"


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