Kapitel 42
Warnemünde
Donnerstag
17:20 Uhr
Frank Hartung konnte es kaum noch erwarten.
In der 2- Einheiten- Sitzung bei Frau Dr. Sylvia Freiliggrath hatte Frank heute berichtet: von dem Wunsch nach einer neuen Beziehung, auch davon, dass seine Ehefrau Ellen eine neue Beziehung eingegangen sei. Frank hatte heute viel mizuteilen- und seit langer Zeit auch nur durchweg positives. Frau Dr. Freiliggrath hatte sich für ihren Patienten mit gefreut- es sei – wie sie sich ausdrückte- die Chance für ein neues privates Leben, was auch bewirken kann, Widerstandskraft aufzubauen, für die bevorstehenden Scheidungs- Konflikte. Und wenn beide Noch- Ehepartner sich einer neuen Partnerschaft offen gegenüber stellen, bringt dies wieder Licht in beider Seelen und damit auch ein Wollen, sich konfliktfrei voneinander zu lösen. Wenn sich für Frank Hartung dieser neue Abschnitt bieten sollte, sollte er dafür offen sein und Mut haben, vielleicht angebotene Brücken vorsichtig zu überqueren. Sie bemerke eine Rückkehr von Freude und Antriebskraft in den Körper ihres Patienten. Nur an Franks Strukturiertheit müsse man noch arbeiten, auch daran, wieder erfrischter an die Arbeit zu gehen- die Kollegen würden während der Einarbeitungsphase bestimmt genau hinschauen, wie Frank sich im Arbeitsfeld gibt. Frank bemerkte dies auch- beides, die Rückkehr von Freude- aber auch die morgendliche Antriebschwere, wenn es auf die Dienststelle gehen sollte.
Von der Praxis ging er gleich zur Mole vor. Es war noch ein wenig Zeit, aber heute wollte er sich nicht verspäten.
Schon von weitem sah er die 'Beiden' Verabredungen bereits dort stehen. Ina Schmidt und Pollux. Frank winkte Ina schon von weitem zu. Ina zeigte ein fröhliches Lächeln. Sie war in eine dicke, dunkle Daunenjacke eingehüllt.
Frank flog fast auf Beide zu.
„Das ist er? Das ist aber auch ein Schöner."
Pollux schien wenig Interesse an dem hinzukommenden Fremden zu haben, mehr interessierte ihn ein anderer Spaziergänger mit einem kleinen Hund.
Ohne zu Fragen streichelte Frank das weiß- schwarze Fell des Hundes, kniete dazu ab.
„Mann, der ist aber flauschig!" sagte Frank mit kurzem Blick auf die fröhlich schmunzelnde Blondine, während er dem Hund durch das Fell fuhr.
"Winterfell und gute Pflege." sagte Ina.
Pollux quittierte diese Zuneigungseinheit mit kurzem genussvollem Grunzen, zeigte dann sein Maul und ließ eine lange Zunge heraushängen, während der Hund mit schrägem Kopf Frank musterte. Kraulen und gestreichelt werden, gefiel dem Hund offenbar.
„Du bist so flauschig!" sagte Frank zu ihm.
Dann stand Frank Hartung auf, stand vor Ina.
„Und hier ist ja auch dein Frauchen! Guten Abend Frauchen!" sagte er zu Ina.
„Hi!" sagte Ina und machte eine kurze Bewegung auf Frank zu. Offenbar wollte sie kurz umarmt werden. Frank erkannte das auch so und drückte die Blondine kurz fest an sich.
„Hmm!" sagte Frank leiser, Ina drückend und so, dass sie es hören musste. „Dein Frauchen! Ist auch ganz flauschig!" Sie lösten die Kurzumarmung ein wenig, hielten jedoch aneinander fest. Ina klopfte Frank kurz auf den Arm.
„Wenn du mir meine Frisur jetzt durchwuselst- wie eben bei Pollux, bist du dran! Ich hab 15 Minuten dafür gebraucht!" Ina Schmidt lachte.
Frank blickte Inas blonde Frisur an. Nach hinten ein Pferdeschwanz, der in einen Zopfübergang eingeflochten war und nach Vorn im Gesicht ein kurzer Pony- Schnitt mit je zwei längeren freien Haarsträngen links und rechts, die im Wind an der Mole herumtanzten.
Frank blickte dann in Ina Schmidts Augen.
„Sehr schön!" sagte er.
„Ja. Und nur für Dich! 15 Minuten."
„Hmm, Hmm?"
Sie grinsten einander an.
„Ich habe mich rasiert!" sagte Frank. „Drei Minuten- nur für dich." Und nach einer kurzen Wirkpause dieser Worte sah Frank Hartung von Inas Gesicht zu Pollux hinunter „und dann noch weitere zwei Minuten- nur für dich- mein Junge!"
Ina klopfte Frank erneut sacht auf den Arm- wieder ein Lächeln- es schien so, als wollte es heute den ganzen Tag nur mit Lächeln weitergehen.
„Was wollen wir tun?" fragte Ina.
„Ich bleibe jetzt erstmal so stehen- bewegungslos!" sagte Frank, bedeutete mit einer kurzen Mimik, dass er die Umarmung zwischen Ihnen Beiden damit meinte. Aber dann kam Frank der Gedanke, dass man ja die 'neuen Beziehungspfade' langsam betreten sollte. „Oder wir versuchen es mal die Mole lang bis vor zum Leuchtturm und dann ein wenig am Hafen entlang."
„Klingt doch gut." sagte Ina. „Steht dann auch ein Abendessen auf dem Programm? Ich- ähem, wir haben richtigen Kohldampf."
„Ich glaub schon."
Frank war aufgefallen, dass auch Inas Umarmung vom Begrüßen noch anhielt- zumindest mit dem Arm, der keine Leine umfassen musste. Frank sah an Ina herunter- konnte sein Glück nicht begreifen. Dann lösten sich beide etwas. Aber wie ein magisches Band, griff Frank vorsichtig nach Inas freier Hand. Ina sah Frank an, aber ohne eine Überraschtheit oder Scheu davor. So gingen sie einige Schritte sich in die Augen schauend Hand in Hand weiter.
„Komm Pollux- schrecken wir mal ein paar Möwen auf." sagte Ina zu ihrem großen Hund. Jetzt wurde Ina gleich von zwei Seiten angehimmelt. Das empfand Ina als sehr angenehm.
„Und? Habe ich bestanden?" fragte Frank .
„Keine Ahnung?" sagte Ina unentschlossen. „Ich denke, bei mir schon. Nur Pollux will noch ein wenig umworben werden."
Die Augen von Ina und Frank blickten sich lange strahlend vor Glück in der Vorwärtsbewegung an.
Der Spaziergang war langsam und schön. Ina kuschelte sich irgendwann an Franks linken Arm. Frank durfte den Hund auch an der Leine halten. Und irgendwann mit einem Plastebeutel- aus Inas Jackentasche hervorgezaubert- einen Husky-Hundehaufen einsammeln.
Nach Inas Auffassung war auch die Umwerbung des Hundes ein Erfolg, wie sie beim Abendessen auf einer Terrasse am Hafen feststellte.
Ina und Frank redeten die ganze Zeit miteinander- aber nicht über das Vergangene.
Sie fragten sich gegenseitig aus- Familie, Interessen, Hobbys, Zukunftspläne, Reisen und zukünftige Reiseziele.
Frank brachte seine zwei Verabredungen noch bis zu Inas ab geparkten Fahrzeug- ein Kombi, wie sich zeigte- mit großem Gitter- abgetrennten Heckbereich für Pollux.
Und- es gab in einer langen, nahen und zeitlos vorkommenden Umarmung mehrere Abschiedsküsse- Worte darüber, dass es schade ist, sich schon wieder trennen zu müssen. Jeder machte noch mit dem Handy ein, zwei Fotos vom Anderen. Dann noch ein paar eng umschlungene Abschiedsküsse- und das Versprechen, sich in der Woche darauf mindestens zweimal sehen zu wollen. Einmal in Schwerin und wieder einmal am Donnerstag hier in Warnemünde.
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