Kapitel 38
Stralsund
Polizeidienststelle
Mittwoch, Nachmittag
„Die Rostocker haben einen Treffer!" Karsten Berg hatte es am Dienstzimmer von Jan Holscher schon versucht, aber dort war niemand- hier im Büro von Wilfried Dramenz auf dem gleichen Flur fand er nun seinen Vorgesetzten.
„Was? Erzähl !" forderte Jan Holscher. Hierbei war ihm auch egal, dass Wilfried Dramenz mit im Büro zuhören konnte, obwohl Wilfried nichts mit der Sachlage direkt zu tun hatte.
„Also!" machte es Karsten Berg spannend. „Die Rostocker haben vom LKA Schwerin- von der Tatortgruppe eine Information erhalten. Die Tatortgruppe war ja dort- du weißt ja, die Sache mit Siggi und dem tödlichen Schuss, und so- naja. Jedenfalls haben die Kollegen wohl eine Materialprobe vom Lack des Unfallfahrzeuges genommen. Bei einer Dickeprüfung war dann aufgefallen, dass an der rechten Seite irgendwie eine andere Lackverbindung war- als wären dort Teile ausgetauscht oder neulackiert worden. Dann hat man dort an der Tür erneut Lackspuren abgelöst und später im Labor des LKA untersucht!"
Karsten Berg rollte mit den Augen, gestikulierte als ob er einen Apfel abschält. Lächelte hierbei. „und? Tata! Ältere überlackierte Lackanhaftungen. Mischspur! Die hat man mit Fahrzeuglacken abgeglichen – also richtig Arbeit investiert- die Lackmischspur kann zu 98 Prozent der Marke Ford zugewiesen werden- ältere Lackierung für speziellen Kleinwagentyp."
Karsten Berg lieferte eine Spannende Schilderung ab- Mimik, Gestik- alles bis zu diesem Moment.
„Und?" fragte jetzt Wilfried Dramenz, um die Spannung auch für sich zu nehmen.
„Durch Abgleich mit verschiedenen Altfällen wurde man auf einen offenen Vorgang aus Brandenburg aufmerksam. Verkehrsunfall mit anschließender Fahrerflucht und einer schwerverletzten Frau in diesem Winter. Das LKA hält es in hohem Maße für Wahrscheinlich, dass das Auto, welches sich mit Konzius überschlagen hatte, eben das Auto ist, welches bei den Brandenburgern in den Unfall verwickelt war! Als Unfallverursacher!"
„Wau! Gute Arbeit- Landeskriminalamt- Hut Ab!" sagte Jan Holscher.
„Na bitte!" stimmte auch Wilfried Dramenz ein und schlug mit der flachen Hand auf den Besprechungstisch, an welchem Jan Holscher und er grade entspannt gesessen hatten.
Karsten Berg baut sich stolz auf.
„Und da ist noch etwas, was mir aufgefallen war, als ich die Mail gelesen hatte!" Eine stolze Brust wird nun von Karsten gezeigt. „Wenn die Daten aus Brandenburg zu Unfallort und Unfallzeit halbwegs stimmen, dann hat Andreas Konzius fast 3 Stunden später in derselben Nacht nochmals einen Unfall- hier in Meck-Pomm! Ein Wildunfall, ohne Wildkontakt- abgelegene Gegend. Sein Fahrzeug soll hierbei einen Baum gestreift haben, wobei die rechte Fahrzeughälfte erheblichen Sachschaden erlitt- Tja- so sieht es aus!" Karsten Berg war mit sich zufrieden und lächelte.
„Gut recherchiert Karsten. Wie bist du darauf gekommen?" Jan fragt nach.
„Die Ausdrucke zur Person Konzius- hinten an der Personenakte. Die Rostocker haben diese Ausdrücke nicht interessiert, waren ja nur auf diese Geschichte mit Siggi gepeilt!" setzt Karsten Berg nach.
„Klasse Sache!"
Jan Holscher war erfreut über diese Informationen, vielleicht waren sie der Schlüssel, um die Ermittlungsgruppe am Laufen zu halten. Bestimmt sollte der zweite Unfall den ersten Unfallschaden vertuschen- klassischer Fall von Beweismittelbeseitigung unter dem Deckmäntelchen eines neuen Unfalles- selbst inszeniert, um nicht aufzufallen. Und der Schaden wird trotzdem reguliert. Konzius war ein Schlitzohr- genau wie der Profiler gesagt hat. Das war ein cleverer Schachzug.
„So, Karsten mein Hübscher! Du schreibst mir mal einen schönen Ermittlungsvermerk zu deinen Feststellungen und Überprüfungen. Dann klammerst du da alle Informationen mit hinten an, welche wir dazu haben. LKA- Gutachtenergebnis- Lackanalyse- Rechercheinformationen- Unfallberichte- einfach alles!" Jan Holscher machte dieser Teilerfolg Hoffnungen, noch viel mehr in Erfahrung zu bringen. „Dann fahre ich nachher gleich zur Staatsanwaltschaft und verkaufe die Informationen dort im richtigen Licht!" Jan Holscher stand auf, schickte sich an Wilfried Dramenz Büro mit seinem Kollegen zu verlassen. Im Rausgehen blickte er noch einmal zu Wilfried Dramenz zurück, sagte: „Wilfried, wegen der anderen Sache- das hat ja noch Zeit. Ja? Wir reden später, Okay?"
„Ja, machen wir so!" Wilfried Dramenz winkte seinem Kollegen kurz, als dieser ging.
Auf dem Flur war bald darauf Geschäftigkeit. Jan Holscher hatte nun vor, seinen Dienstwagen zu holen. An der weit geöffneten Tür von Karsten Berg hielt er kurz inne.
„Den Rostockern schicken wir den Vermerk und die Anlagen eingescannt aber erst morgen Früh als Mail! Wir haben bald Schluss für heute- und so kann denen Morgen gleich das Frühstück ein wenig vermiesen! Okay?" Jan blickte seinen Mitarbeiter verschmitzt an.
„Jupp! Chef- ich bin auch ganz erschöpft grade..."
„Ja, sehe ich! Bis dann! Drücke uns und vielleicht auch Siggi mal die Daumen!"
„Ja."
Dann ging Jan Holscher zum Treppenhaus- fröhlich ein Lied pfeifend.
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