Kapitel 31
Irgendwo im Norden
Jagd und Wendung
Dienstag
„Oh, Mann- Siggi gib mir bitte deine Dienstwaffe." Jan Holscher ist sprachlos, versucht ruhig zu bleiben.
„Ich dachte doch, der will... !"
Siegfried Müller ist fassungslos von dem Geschehenen- bleich wie Kreide.
„Ist jetzt egal, was du gedacht hast, dazu kommen wir später! JETZT gib mir Bitte deine Waffe!" Jan sieht Siegfried nachdrücklich an, mit hochgezogenen Augenbrauen. Der Ton war dieses Mal noch lauter und schärfer gewählt. Die Ruhe hatte seinen Körper bei all dem Adrenalinschub nicht erreicht.
„Der Typ hier ist doch ein echter Psychopath, der...!" sagt Siegfried Müller laut, wie entschuldigend, doch er wird von Jan Holscher schroff unterbrochen.
„DIE WAFFE!", schreit der sonst überlegt handelnde Jan Holscher seinen Kollegen an, zieht sich schnell einen Plaste- Einweghandschuh dabei an, den er in der Weste hatte.
Wortlos streckt Siegfried Müller seine Dienstwaffe seitlich haltend zu seinem Chef hin, die Jan Holscher vorsichtig am Griffstück ergreift. Nichts mehr mit freundlicher Kosebezeichnung 'Siggi' oder 'altgedienter, gestandener Kollege'- jetzt war er, Siegfried Müller, nur noch der Mann, der soeben einen Menschen erschossen hat. Der Mann, zu dem man jetzt besser erstmal wieder beruflich- sachliche Distanz zu wahren hatte.
„So eine Scheiße!" fluchte Siegfried laut.
An der kleinen Landstraße hielten weitere Fahrzeug- Schaulustige, Neugierige. In der Ferne hallte ein Sondersignal kontinuierlich. Ein zweites Sondersignal mischte sich dazu.
Direkt neben der Landstraße an der Kurve lag ein weißer Kombi auf dem Feld- die Spuren von der Straße weg ließen auch den Zuschauern auf der Straße erkennen, dass sich das Auto mehrfach überschlagen haben musste, nachdem es hier von der Straße abgekommen war. Offenbar hatte es dabei eine sehr hohe Geschwindigkeit gehabt, denn das Fahrzeug liegt sehr weit im Weizenfeld. Eine Spur von Dreck und Glas sowie umgerissenen Halmen zeigen den Weg zum Fahrzeug. Das Fahrzeug ist voller Dreck vorn und an den Seiten, die hintere Dachhälfte durch die Krafteinwirkungen beim Überschlag niedergedrückt. Gras, Dreck und abgerissene Ährenbüschel verzieren das Auto an verschiedenen Stellen. Vorn wirkt das Auto wie angehoben, einem leicht geschlossenen Klappmesser gleich. Hier hat sich nach dem Abkommen von der Straße der Feldrandgraben mit voller Wucht seiner Erdmassen dem Fahrzeug zuerst entgegen gestemmt und es in den Überschlag hinein gelenkt. Vorn war die Krafteinwirkung wohl am stärksten gewesen. Die Airbag im Fahrzeug sind ausgelöst, liegen wie luftleere Ballons über die Armaturbereiche im Innenraum. Ein Zischen ist in der nähe des Fahrzeuges von Konzius zu hören- vermutlich vom Kühlerbereich.
Auf der Straße steht ein ziviler Kombi mit einem Blaulicht, welches an der geöffneten Beifahrertür außen hing und fleißig leuchtete- Tatütata dröhnt es vom Dienstfahrzeug laut herüber.
Das Dienstfahrzeug der Kripo- Beamten steht am Rangstreifen, hinter ihm eine längere Bremsspur abzeichnend. Die Tür an der Beifahrerseite des Blaulicht- Auto steht offen, der Motor röhrt noch vor sich hin. Am Fahrzeug riecht es nach verbranntem Gummi- heißem Bremsen und Reifenabrieb.
„Gottverfluchte Scheiße!" – hören die ausgestiegenen Schaulustigen den älteren Herrn dort auf dem Feld fluchen. Einige Fahrzeuge fahren auf der Straße oben langsam an der Stelle der Ereignisse vorbei.
Siegfried muss sich hinsetzen- seine Beine sind weich- er rutschte langsam ins Weizenfeld.
Jan Holscher geht langsam und vorsichtig zu der anderen Person, welche in einer weiteren ab geebneten Fläche des Weizenfeldes unbeweglich liegt. Ist Andreas Konzius wirklich tot?
Konzius hat am Kopf eine riesig erscheinende Wunde, liegt auf dem Bauch mit aufgerissenen Augen, welche offen und leer ins Nichts starren. Sein Mund ist offen- atmet nicht. Blut über den ganzen Kopfbereich, im Weizen unter Konzius, auf einigen Ähren daneben.
Jan Holscher versucht durch die Einweghandschuhe hindurch einen Pulsschlag am Halsbereich des Konzius zu ertasten, hofft auf kleine Impulse, ein kleines Pochen am Hals.
Nichts.
Andreas Konzius ist tot!
Sirenen nähern sich.
Jan Holscher wischt die blutverschmierten Handschuhe am Boden ab.
'Mist! Großer, großer Mist!' denkt er.
Auch aus der anderen Richtung ertönt nun eine zusätzliche Sirene, ein weiteres Sondersignal.
Er geht zurück zu Siegfried Müller, welcher hilfesuchend nach ihm blickt.
„Bleib bitte erstmal sitzen, Siegfried. Ich geh zum Auto!"
Jan Holschers Anweisungen halten Siegfried Müller sitzend am Boden. Siegfried stützt sich nach hinten ins Ährenfeld.
„Aaaarrrrh!" entfährt es ihm als lauter Aufschrei. Alles dreht sich in Siegfrieds Kopf. Atmen- nur tief atmen, Siggi.
Jan Holscher öffnet den Kofferraum, legt die Waffe von Siegfried Müller aus der linken Hand in eine große Plastetüte, welche er hektisch aus einem Koffer angelt.
Dann knallt er die Kofferraumhaube wuchtig und laut zu.
Das die beiden Männer Waffen tragen, kann man an den umgeschnallten Schulterholstern ersehen, nicht jedoch erahnen, was sich hier grade abgespielt hatte. Die Waffe von Jan Holscher steckt im Holster- Grund genug für einige Schaulustige, sich in ihre Fahrzeuge zu setzen und den Ort des Geschehens zu verlassen. Niemand der Umstehenden Fragt, was passiert ist oder ob Hilfe notwendig ist. Einige telefonieren.
Wie konnte es nur soweit kommen?
Jan Holscher lässt den Tag noch einmal vor seinem Auge ablaufen. Am Vormittag war alles noch wie üblich verlaufen. Büroarbeiten, Tagesaufträge festlegen und mit dem Team durchsprechen. Dann schwirrten die ersten Fleißbienen auch schon aus. Jan Holscher hinterfragte nicht, wie sich die Kollegen an ihre Arbeitsziele und Tagesaufgaben heranmachten und diese umsetzten- er vertraute zumindest einem Großteil und ließ viel freie Hand. Die am Gehöft in dem kleinen Dorf zur Objektsicherung eingesetzten Schutzpolizisten wurden auch- wie im Ablaufplan festgeschrieben- von 11:00 Uhr bis 13:00 Uhr herausgelöst. In dieser Zeitspanne hatten die Kollegen Zeit, ihr Mittag zu nehmen und einen Ablaufvermerk der Observation zu schreiben. Ab 13:00 Uhr hatten sie dann wieder ihren Platz in der Nähe des Gehöftes – hinten am Feldwegrain und gut geschützt hinter Gebüschen und Bäumen- gedeckt zu beziehen, mussten dann noch einmal bis 15:00 Uhr in etwa dort ausharren, bis die Ablösung eintraf. Der Apparat hatte sich eingespielt seit letzter Woche. Ein undankbarer Beobachtungsplatz- man konnte die Straße einsehen und die Zufahrt zum Gehöft, sowie den hinteren Bereich des Grundstückes zum angrenzenden Feld. Alles dazwischen- der Innenhof , die Eingänge zu den Gebäuden waren von hier aus nicht zu sehen. Die eingesetzten Kräfte am Objekt hatten daher die Vorgabe, zumindest einmal pro Stunde sich dem Grundstück zu nähern und den Innenhof einzusehen, hierbei Veränderungen zu Prüfen. Dieses war zu dokumentieren.
Die Berichte und Vermerke waren die letzten Tage immer im gleich- monotonen Stil abgefasst: Keine Feststellungen optisch wahrzunehmen, keine Personenbewegung am/ im Objekt und Grundstück. Jede Einsatzkraft hatte zudem ein Blatt mit 2 Foto des Konzius und zu einem Typengleichen Fahrzeug, wie es Andreas Konzius nutzte.
Für die Ablösung der Einsatzkräfte waren heute über die Mittagszeit Jan Holscher selbst und Siegfried Müller eingeteilt.
Doch als sie ankamen, hatten die abzulösenden Kräfte schon ihren Platz verlassen. Der Streifenwagen kam Ihnen schon 2 Kilometer vor dem Ortsausgang langsam auf der Straße entgegen gerollt- wegen der sommerlichen Hitze die Scheiben herunter gelassen. Da in beiden Richtungen keine Fahrzeuge durchgelassen werden mussten, hatte Jan Holscher als Fahrer kurz gehalten und ebenfalls durch das offene Fenster Face- to- Face von der Streifenwagen- Besatzung die Information erhalten, das alles ruhig sei, man den Innenhof grade noch einmal eingesehen habe- keine Bewegung und keine Vorkommnisse.
Dann jedoch, als sie grade in die Straße zum Gehöft einbogen, kam ihnen an der Kreuzung ein Fahrzeug aus dem kleinen Nebenweg entgegen und bog auf die Ortshauptstraße ein.
Jan Holscher hatte für einen Moment den direkten Blickkontakt zu dem fahrer des entgegenkommenden Fahrzeuges- er war Auge in Auge mit ihm: Es war Andreas Konzius. Die herben Gesichtszüge waren durch das stetige betrachten seiner Fotos eingebrannt in das Gehirn des Ermittlers- Andreas Konzius war es ja, welcher ihn Tag um Tag beschäftigt. Nun sah er ihn wenige Meter entfernt.
Der Jäger und der Gejagte blickten sich an.
Und der Jäger wollte seine Beute nicht verlieren.
„Siggi ! Das ist Konzius! Das Blaulicht drauf aufs Dach! Schnell, schnell!"
Jan Holscher wendete in einigen abrupten Zügen, mit hohem Tempowechseln und mit schnellen Schaltbewegungen vom Vorwärts in das Rückwärts und wieder in das Vorwärts den Dienstwagen in der engen Straße. Siggi musste sich abgurten, um an das Braulicht unter seinem Beifahrersitz zu kommen. Durch die schnellen Tempowechsel und hierbei heftig ausgeführten Lenkbewegungen knallte Siegfried Müller hierbei gegen die halb geöffnete Seitenscheibe mit dem Kopf.
„Au!" entfuhr es ihm spontan.
Jan hörte nicht hin, fixiert darauf Anschluss an Konzius zu bekommen.
Siegfried hatte das Blaulicht ergriffen, steckte es in die vorgesehene Steckdose, öffnete das Fenster komplett, um letztlich das Blaulicht mit dem Magnetfuss auf dem Dach zu verankern.
Erst dann schnallte er sich wieder an. In der Zwischenzeit hatte es ihn im Sitz mehrfach hin und her geworfen. Direkt vor Siegfrieds Gesicht zog sich nun auch noch die gewundene Kabelschnur des Blaulicht über sein Sichtfeld.
Das Dienstfahrzeug erreichte den Ortsrand, der Motor der Automatik hatte schon sehr hochgetourt. Wind sorgte im Innenraum für ein lautstarkes und zunehmendes laut pochendes Geräusch, dass erst leiser wurde auf Jan Holschers Seite, als Jan sein Fenster schloss.
„Siggi- das Blaulicht!" drängte Jan.
Obwohl es auf dem Dach befestigt war, war Siegfried noch damit beschäftigt, das Sondersignal einzuschalten. Irgendwo musste der Schalter doch zu finden sein.
„Mittelkonsole, Siggi! Unter der Armlehne!" Jan Holscher war hoch konzentriert, trieb den Wagen immer schneller vorwärts. Gut 200 Meter vor Ihnen war nun der Wagen mit Konzius. Auch Konzius hatte nunmehr ein sehr hohes Tempo- war sich vielleicht schon bewusst, dass man ihm folgte.
Wie eine lautstarke, und schrill die Tonfolge wechselnde Geräuschmaschine schaltete sich das Sondersignal nun hinzu.
Konzius Fahrzeug beschleunigte.
Die Hatz nach der Beute ging nun also in die entscheidende Phase.
Die Beute spürt den Jäger im Nacken.
Konzius sucht nun also sein Heil in der Flucht.
140- 160, Kurven werden geschnitten, sogar Gegenverkehr ignoriert, dann schnelles, massives Abbremsen an einer Silageanlage.
Konzius Fahrzeug steuert nun rechts auf einen Plattenweg ein, beschleunigt.
Jan und Siggi bleiben dran. Siegfried muss sich stark am 'Angstgriff' festhalten, wird wie Jan Holscher auch zur Seite geworfen, dann wieder grade in den Sitz gepresst.
Auch Jan beschleunigt in Bestzeit.
Nur nicht abreißen lassen.
Staub und Dreck werden von Konzius Fahrzeug hochgeworfen- die Sicht ist beeinträchtigt, aber man kann das vorausfahrende Fahrzeug sehen. Zwei Radfahrer am Rand werden wie im Flug mit hohem Tempo passiert. Jan Holscher kann sie schon erkennen, auch, dass einer von den Beiden nicht schafft abzusitzen, mit dem Rad einfach seitlich in den Graben umkippt. Jan kümmert es nicht- es geht grade noch einmal gut ab für alle- jetzt fixiert bleiben. Wieder Bremslichter- Jan muss stark abbremsen vor der Wolke aus Staub und Dreck und rotem Lichtschein.
Links auf einen Feldweg- wieder Vollgas. Noch mehr Dreck und Staub.
Konzius kennt sich hier aus- Jan Holscher gesteht sich ein, dass er noch nie hier war.
Steine fliegen hoch auf die Motorhaube des Dienstwagen- Jan vergrößert die Distanz ein wenig. Dann zwei- drei heftige Schläge aus dem Bereich der Federung- Bodendellen oder schlecht zugeschüttete Löcher im Weg- alles mit extremsten hohem Tempo.
Hoch und runter.
Jan und auch Siegfried stoßen an das Fahrzeugdach- Innere. das war heftig.
Noch einmal ein Schlag der Federung, diesmal anders klingend.
Dann zu sehen Roter Lichtschein in der Wolke aus Staub und Dreck.
Bleibt er stehen oder will er abbiegen?
Abbiegen, dort in das Waldstück.
Das Waldstück war nur kurz, dann biegt Konzius wieder nach links auf eine diesmal bessere Asphaltstraße ein- beschleunigt.
Er bleibt nicht stehen.
Aus Eigeninitiative und um etwas Nützliches zu machen, versucht Siegfried nun schon seit einer Minute das Funkgerät einzuschalten und den örtlichen Rufkanal am Gerät einzustellen. Ein schwieriges Unterfangen bei den Wechseln von Tempo, Richtung und Höhe.
'Oh Mann. was haben wir für eine Funkkennung?' denkt Siegfried. Alles sonst in Ruhe übliche – jede Routine- alles ist wie weggewischt. Das Hirn ist leer. Alles Blut im Körper scheint voll Adrenalin- alles ist angespannt.
Siegfried macht eine erste Funkdurchsage, benennt den aktuellen Standort und die Fahrtrichtung sogar in Anbetracht der Situation richtig.
„Gegen die flüchtige Person im Fahrzeug besteht ein Haftbefehl. Er ist vermutlich bewaffnet und gefährlich! Bei Annäherung ist äußerste Vorsicht geboten! Ich wiederhole: ..." Siegfried hat es geschafft- eine erstklassige Durchsage an das Lagezentrum.
Dort wird reagiert, man will zwei Wagen entsenden. Ein Drittes Fahrzeug stimmt per Funk ein, will die Maßnahmen unterstützen.
Siegfried gibt im regelmäßigen Abstand die ungefähren Ortsangaben und die Fahrtrichtungen durch.
Jan Holscher ist hoch konzentriert auf die Nachfahrt.
Der Dienstwagen hat augenscheinlich mehr Power, als das Fahrzeug des Andreas Konzius- er tourt schneller hoch und bleibt immer dran. Geschwindigkeit ist hier und heute das Wichtigste.
„Na warte!" entfährt es Jan Holscher, bei einem neuerlichen Richtungswechsel.
Konzius scherte sich nicht um eine Vorfahrtsberechtige Landmaschine- schneidet vor ihr in die Kreuzung und donnert geradezu weiter.
Jan Holscher muss bremsen, den Hänger des Fahrzeuges noch abwarten und schnell umfahren, dann auch dorthin weiter. Vollgas.
Konzius hatte einiges an Vorsprung, war aber noch zu sehen. Auch er hat unbeschreiblich hohes Tempo mittlerweile. Eine gute Asphaltstraße- Jan Holscher kann sicherlich schnell aufholen.
Eine sehr lang gezogene Rechtskurze.
Ein 'Tempo 70'- Schild- eine Linkskurve wird angezeigt- das Schild wird passiert mit nunmehr gut 130- Tempo noch zunehmend.
Dann passiert es!
„Wohu!" schreit Jan Holscher laut.
Siegfried und Jan sehen mit aufgerissenen Augen, wie Andreas Konzius Fahrzeug die Kurve nicht schafft, förmlich nach rechts von der Straße in den Graben fliegt, aufschlägt! Das Auto wird einmal- komplett sich überschlagend- in ein Weizenfeld geworfen.
Dreck, Halme und Plasteteile werden innerhalb von Sekunden durch die Luft gewirbelt.
Jan muss jetzt auch aufpassen. Die Situation hatte ihn kurz abgelenkt.
Er tritt die Bremse so stark durch, dass er das Gefühl hat, das Bodenblech darunter biegt sich unter der Kraftanstrengung.
Reifen quietschen, das Polizeifahrzeug schlingert durch die extreme Temporeduzierung, bleibt aber unter Jan Holschers Kontrolle.
Siegfried Müller und Jan Holscher werden in die Gurte gepresst, das es fast weh tut auf der Brust.
Wo ist das Auto? Wo ist Konzius?
Die Konzentration auf den Anhaltevorgang hat Jan wieder von der Beute abgelenkt.
Der Dienstwagen steht.
Siegfried Müller löst den Gurt, reißt die Beifahrertür auf und strebt nach draußen mit einer Eleganz und behänden Schnelligkeit, die Jan Holscher kurz beeindruckt.
Durch das Öffnen der Tür wird das Blaulicht mit dem Magnetfuß vom Dach gerissen, das Kabel war am Fenster eingeklemmt.
Doch das Signal -es funktioniert noch.
Das Blaulicht knallt gegen die Beifahrertür – dieser Knall mischt sich in das Tatütata als kaum hörbar ein.
Ebenso kaum Hörbar für Jan im Fahrzeug ist Siegfried Müllers Ruf.
„Halt! Stehenbleiben! Polizei- Stehenbleiben ... oder ich schieße!"
Jan Holscher gurtet sich schnell ab. Blickt in den Spiegel- okay er kann auch raus.
Aussteigen, Tür zu schmeißen und los rennen. Jan will seinem Kollegen Siegfried schnell helfen- auch sehen, was dort im Feld vorn grad vor sich geht.
Das hört Jan Holscher einen lauten- alles, auch das Sondersignal, übertönenden einzelnen Knall.
Ein Schuss!
Jan Holscher erblickt den Siegfried Müller von hinten- Siegfried richtet seine Waffe irgendwohin in das Weizenfeld- irgendwo einige Meter vor dem verunfallten Auto von Andreas Konzius. Doch Jan sieht dort nichts im Moment.
Siegfried Müller steht in leicht angewinkelten Beinen im Feld, leicht gehockt. Beide Hände umfassen die Dienstwaffe- so viel kann Jan erkennen.
Aber Siegfried Müller bewegt sich nicht- er ist in einer Art Starre gefangen.
Jan kommt näher zu Siegfried Müller.
Dann sieht auch Jan Holscher, wohin Siegfried Müllers Blick gerichtet ist- gut 15 Meter vor ihnen liegt ein lebloser menschlicher Körper im herunter gepressten Weizenfeld. Dieser Körper ist der Körper von Andreas Konzius.
Augenscheinlich geht von Konzius keine Gefahr mehr aus, er zuckt nicht, liegt statt.
„Scheiße Siggi, was ist hier los!" Jan Holscher, der schon Einiges gesehen und erlebt hat ist fast sprachlos.
Siegfried Müller antwortet nicht, ist immer noch in der hockenden Starre gefesselt.
„Siegfried!" schreit Jan Holscher seinen Kollegen an.
Siegfried sieht starr in Richtung des Toten.
„Der sollte doch nur stehen bleiben! So ein Dreck! Ich habe doch eigentlich auf die Beine gezielt!"
„Oh, Mann- Siggi gib mir bitte deine Dienstwaffe."
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