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Kapitel 24

Stralsund

Polizeidienststelle

Nachvernehmungstermin




Jan Holscher war angespannt. Der lauwarme Kaffee schmeckte schon bitter.

Für den heutigen Tag hatte er sich gut vorbereitet. Zum Glück brauchte er nicht allein die Vernehmung führen. Sein Chef, der Herr Oberrat Herbert Willinger, wollte mit zugegen sein. Willinger überlegte noch, ob er seiner Empfehlung folgen würde, eine Ermittlungsgruppe „Gehöft" ins Leben zu rufen. Würde dies gelingen, könnte Jan Holscher endlich mit großem Personalansatz und Top- Aufstellung Licht in das dunkle Geheimnis der Geschehensabläufe auf dem Bauerngehöft bringen. Seit Donnerstag ging ihm der Fall nicht mehr aus dem Kopf, er hatte sich mit anderen Kollegen unterhalten, um eine bessere bewertung zu Stande zu bekommen. Ja sogar einen Top- Profiler hat er am Freitag noch auf der Dienststelle gehabt. Dieser hatte sich einen kompletten Kopiensatz der Akte mitgenommen.

Es ist schon manchmal erschreckend, was sich aus einer versuchten Vergewaltigung und Stalking- Sache entwickeln kann, was sich überhaupt manchmal aus kleinen Sachlagen so entwickeln kann. Da sucht er eine Waffe auf irgendeinem kleinen Grundstück- und dann 'Peng!', ganz tief in den Morast gegriffen. Oder noch einfacher, wenn man den Marcel Deulert nur wegen Stalking drangehabt hätte. Man wäre hingefahren, um eine Gefährderansprache zu führen und vielleicht in der Absicht sein Handy sicher zu stellen und erst dann vor Ort platzt die Bombe.

Es ist auch alles so undurchschaubar und ohne eine erkennbare Grenze im Ausmaß der Sachlage. Irgendwie hatte Jan Holscher gleich im Obergeschoss des Hauses das Gefühl in eine 'Schwarz geführte- Privat- Detektei' gekommen zu sein. Oder ein Spionage- Zentrum. Und dann diese 3 seltsamen Räume, für Jeden der drei dort meldeamtlich registrierten Personen ein kleines Zimmerchen, um dort ihre 'Relikte' zu horten und sich wahrscheinlich wie Kinder darüber zu freuen. Irgendwie kranke, zumindest sehr gestörte Täterpersönlichkeiten- das steht für Jan Holscher fest.

Jan Holscher geht gedanklich die Vernehmungsplanung noch einmal durch. Der Profiler- oder kriminalistischer Fallanalytiker- hat ihm eingeimpft, höflich zu sein und keine Spielchen zu spielen. Sachliche Fragen, wenn möglich in anderer Verpackung an anderer Stelle nochmals zum gleichen Thema.

Grade für den heutigen Beschuldigten stehe die Sache ganz klar fest- habe der Profiler gesagt: 'Marcel Deulert habe durch das aggressive Vorgehen gegen die Geschädigte Beatrix Schlüffner auf die geschädigte Person angestaute- vermutlich sehr lang angestaute- sexuelle Vorstellungen ausbrechen lassen. Hinzu soll Frustration und Enttäuschung über die Ablehnung der Beatrix Schlüffner gekommen sein. Wutkanalisation bis zum letztlichen Kontrollverlust über die Situation und aktiven Ausbruch von Tätlichkeiten mit zu vermutender, eher noch zu unterstellender, sexueller Motivlage. Und danach Enttäuschung und Reue über die Tathandlung.'- so der Tenor einer vorsichtigen Kurzanalyse, der Rest folge noch, wie immer.

Naja, da wird es schwer, heute einen Einstand zu finden.

Das wird heute schwere Kost.

Und dann dieses Haus, dieser Bauernhof. Wie kann man von dem Täter Deulert über die Geschehnisse etwas erfahren, die sich dort so allgemein oder speziell abgespielt haben. Jan und seine Kollegen haben gesicherte Anzeichen dafür vorgefunden, dass dort Drei vielleicht sogar Vier Personen ständigen oder zeitweiligen Aufenthalt hatten. Dieser Bauernhof ist ein Gruselkabinet für sich. Dann noch der mittlerweile bestätigte Freitod der Frau Jana Woitig im Schuppen.

Bloß gut, dass Karsten die Frau dort noch gefunden hat. Durch dummen Zufall, wie es wirkt, aber aufgefunden! Nicht auszudenken, die Kollegen wären alle mit dem Krempel aus dem Haus abgefahren und hätten die Frau dort tot im Schuppen nicht mitbekommen. Die Schlagzeile kann man sich bildlich vorstellen: 'Polizei übersieht Leiche' und 'Leichensachbearbeiter – Zu Blind für seine Arbeit?'.

Zerpflückt hätte ihn die Presse. Der Chef hätte ihn abgebürstet- Prügel und Gelächter von allen Seiten.

Und wer ist dieser Andreas Konzius, dem der Hof gehört? Und wo steckt dieser Kerl? Am Mittwoch noch hatte Jan Holscher Kollegen angerufen, die sollten den Konzius auf Arbeit wegholen. Der war aber schon über alle Berge, wie sich später rausstellte- hat auf Arbeit alles stehen und liegen gelassen nach einem Anruf. Und wer hat ihn informiert?

Und wer war vielleicht der oder die vierte Person?

Der Marcel Deulert muss einfach etwas sagen heute.

Jan Holscher war unter Erfolgsdruck.

Die Tür geht auf. Jan sieht vom Schreibtisch hoch.

„Die sind mit dem Deulert jetzt da, haben ihn vorgeführt zu uns. Sollen die warten?" fragt Siegfried.

„Ja, unbedingt. Ich weiß ja nicht, wie lange die Vernehmung dauert. Bring den Deulert in die 01-22 rein. Ich bin gleich mit dem Herrn Willinger da. Siggi, bleib solange mal bei ihm."

„Und die von der Justiz?"

„Erstmal einer vor den Raum 01-22, der andere kann zu Uschi ins Büro- Kaffee schlürfen."

„Alles klar!" Siegfried ist schon fast im Verlassen des Raumes, als er noch lächelnd zu Jan Holscher fragt: „Und was erzähle ich mich mit dem Deulert?"

Jan muss zurück lachen, obwohl ihm nicht nach Spaß zumute ist. „Nur Smalltalk, bitte."

„OK!"

Siegfried ist schon ein Urgestein, denkt sich Jan. Selbst jetzt macht der noch Witze.

Jan wählt die Nummer seines Chefs, „Herr Willinger, unser Täter ist da. In der 01-22? In zwei Minuten? OK!"

Mit dem Auflegen des Hörers, kommt der Siegfried erneut zur Tür herein. Er macht den 'Daumen hoch'.

„Alles klar. Der Pflichtverteidiger ist auch schon da, spricht kurz mit Deulert."

„Jouh, ich komme." Jan steht auf und geht auf den Flur.

„Hallo. Tut mir leid wegen der Mühen, Leute. Den könnt ihr nachher wieder in die JVA mitnehmen. Wir beeilen uns!" sagt Jan Holscher zu dem uniformierten Justizbeamten, der ausdruckslos im Flur steht.

Jan Holscher geht in den Raum 01-22, sein Vernehmungszimmer für heute.

„Guten Morgen die Herren. Mein Name ist Jan Holscher, Kriminalhauptkommissar."

Freundlichkeit zeigend reicht Jan dem Marcel Deulert zuerst die Hand.

„Wir kennen uns ja bereits, Herr Deulert. Im Zuge der Ermittlungen habe ich heute zum Vernehmungstermin doch noch einige kleine Fragen."

'Kleine Fragen ist gut.', denkt Jan bei sich- alles ist hier noch unklar.

„Rechtsanwalt Lederlein.", stellt sich der Herr daneben vor. „Ich habe mit meinem Mandanten schon die Sachlage kurz in der JVA beredet. Ich hatte ja Akteneinsicht genommen und ich habe auch über die weiteren Ereignisentwicklungen- mit denen mein Mandant keinerlei Bezug hat- mit ihm sprechen können. Auf Grund der Ermittlungssachlage, habe ich meinem Mandanten die Empfehlung ausgesprochen, nicht zur Sache auszusagen."

Jan Holscher beobachtet, wie der Rechtsanwalt wohlwollend dem Herrn Deulert zunickt. Der Marcel Deulert nickt, wie zur Bestätigung, ebenfalls dem Rechtsanwalt zu.

„Nun ja. Gleichwohl bitte ich Sie beide, Platz zu nehmen. Mein Vorgesetzter, Herr Kriminaloberrat Herbert Willinger, wird gleichfalls anwesend sein- als Beiseinszeuge, ebenso Herr Polizeikommissar Karsten Berg, der die Protokollierung vornehmen wird."

Es klopft. Jan ist erleichtert, denn grade kommen der Karsten und der Chef herein.

„Ich stelle vor, Herr Berg. Herr Willinger- Herr Deulert und sein Rechtsbeistand, Herr Lederlein."

Karsten Berg setzt sich an den PC, schreibt sofort los, öffnet Profile und Suchmasken. Herr Rechtsanwalt Lederlein überreicht an Jan Holscher eine Visitenkarte, die Jan kurz ansieht und dann an Karsten Berg weiterreicht.

„Bitte die Anwesenheiten am Protokollbeginn aufnehmen."

„Ist gut."

Kurze Pause, alle setzen sich um einen Konferenztisch.

Na, dann wollen wir mal!, denkt Jan, steht auf und beugt sich im Reden leicht vor.

„Meine Herren. Wir haben Herrn Marcel Deulert heute vorführen lassen zum Zwecke einer Nachvernehmung. Herrn Deulerts Personalien sind insoweit klar. Ich belehre Sie, dass es Ihnen frei steht, etwas zur Sachlage auszusagen. Ich bitte die Belehrung im Protokoll vollständig aufzunehmen." Jan macht hierbei einen bedeutenden Blick auf alle Anwesenden.

„Herr Deulert. Sie haben also schon erfahren, was sich konkret alles noch ereignet hat?"

Marcel Deulert nickt.

„Und dazu haben wir einige, kleinere Fragen...." Jan beobachtet, wie Herr Lederer schon monieren möchte, deshalb setzt Jan Holscher gleich nach- mit Blick auf den Rechtsanwalt, „.... Und natürlich wollen wir auch in erster Linie die Ereignisse von vor einer Woche aufhellen, Ihrer Tätlichkeit gegen die Geschädigte Beatrix Schlüffner."

Jan Holscher sieht Marcel Deulert eindringlich und vorwurfsvoll an, führt dann fort, nachdem Karsten ihm zunickte, dass soweit alles geschrieben ist.

„Ich bin erfreut, dass sie, Herr Deulert, in Herrn Lederer einen hervorragenden Berater und Rechtsbeistand gefunden haben, dennoch möchte ich Antworten. Auch die geschädigte Frau Schlüffner verdient Antworten."

Jan setzt sich wieder hin. Es ist immer nützlich, dem Verteidiger etwas Butter aufs Brot zu schmieren vor seinem Mandanten, denkt Jan Holscher. Das kann diese Sache heute nur vereinfachen und deeskalieren.

Jan sieht Marcel Deulert an. Dieser Deulert hört wenigstens zu. Hoffentlich macht er nicht dicht. Marcel Deulert sieht sich im Blickfokus aller Anwesenden.

Genau so hat es sich Jan Holscher gewünscht- durch die Situation an sich ein wenig Druck und Zugzwang ausüben. Das wird ihn, den Marcel Deulert, zum Nachdenken bringen- vielleicht sogar dazu, etwas zu sagen. Denn wenn der Deulert so auf die Geschädigte fokussiert war oder ist, kann man das Spiel ja noch weitertreiben.

„Herr Deulert. Wenn sie der Geschädigten, der Frau Schlüffner etwas sagen könnten, was würden sie ihr mitteilen wollen?"

Jan Holscher hält seinen Blick starr auf den Beschuldigten gerichtet. Na los!- denkt Jan- du willst doch bestimmt etwas sagen.

Herr Rechtsanwalt Lederer räuspert sich, hüstelt kurz in die Hand.

„Sie sehen, dass mein Mandant sich heute und hier nicht äußern möchte. Ich schlage vor, sie beenden diese Scharade mit meinem Mandanten, denn..."

„Geht's ihr gut?" fragt Marcel Deulert leise in den Raum, unterbricht seinen Anwalt.

Jan Holscher hat auf diesen Moment gewartet. Der Rechtsanwalt wirft einen fragenden Blick zu seinem Mandanten. Jan Holscher sah sich am Ziel, bekam Oberwasser. Jetzt musste er am Ball bleiben.

„Herr Deulert, wie bitte?"

„Ich fragte, wie es ihr geht?"

„Was denken sie denn, wie es ihr nach den Ereignissen letzte Woche geht?" fragte Jan ruhig und so, als würde er großes Verständnis auch für Marcel Deulert zeigen.

„Ich denke, der Beatrix geht es nicht so gut. Es tut mir leid- was geschehen ist." Marcel Deulert nimmt eine kurze Gedankenauszeit.

Der Rechtsanwalt greift in das Gespräch ein: „Mein Mandant möchte zum Ausdruck bringen, dass er sich für die Tathandlung und deren Folgen für die Geschädigte in aller Form entschuldigen möchte. Wir hätten dies- da mein Mandant sich wohl doch entschlossen hat, heute einige Angaben zur Sache zu machen, auch gern im schriftlichen Protokoll so voran gestellt."

Jan muss reagieren. Wenn der Anwalt weiter für den Deulert spricht, ist das tödlich für den Fortlauf.

„Ich danke Ihnen, Herr Lederer, und wir werden es so aufnehmen in das Vernehmungsprotokoll, aber ich glaube, Herr Deulert möchte das, was er zum Ausdruck bringen will, gern selbst sagen!"

Das hat gesessen. Jan ist sich sicher, damit die Grenzen gezeigt zu haben.

„Ist es nicht so? Herr Deulert?" Jan spricht ruhig, blickt den Beschuldigten fest an. „Wollen sie uns heute- und auch der Geschädigten, damit sie es für sich verstehen kann- etwas sagen?"

Kurze Stille und nur leichtes Klacken der PC- Tastatur im Raum zu hören- und wieder richten sich alle Blicke auf Marcel Deulert.

„Ja. Denn sehen sie, ich wollte der Bea nicht weh tun, oder so. Ich ärgere mich selbst über mein Verhalten. Es tut mir echt leid- wirklich. Ich wollte irgendwie nur bei ihr sein, dass sie mich wahrnimmt." Deulert macht ein schwermütiges Gesicht.

„Mit Sie, meinen sie doch, dass Frau Schlüffner Sie , also den Marcel, wahrnimmt. Ist es nicht so?"

„Ja."

„Warum wollten sie Frau Schlüffner zeigen, dass es sie- den Marcel- gibt? Warum sollte Frau Schlüffner SIE wahrnehmen?"

Kurze Stille, die wieder nur vom Klacken der PC- Tastatur leise durchschnitten wird.

„Naja, ich begleite Beatrix schon sehr lange. Irgendwie war ich immer für sie da, wenn sie mich brauchte. Ich beschützte sie irgendwie."

Jan sagte nichts, sah den Marcel Deulert nur fragend an und machte verständnisvoll „Hmmm.".

„Wenn sie Spätschicht hatte, war ich fast täglich da, um auf sie aufzupassen. War sie unterwegs, habe ich sie nach hinten abgeschirmt, und so."

„Warum haben sie sich erst jetzt der Frau Schlüffner zu erkennen gegeben? Wie lange 'begleiten' sie, Herr Deulert, die Frau Schlüffner schon?" Jan Holscher will es nun näher wissen.

„Ich denke, seit über zwei Jahren."

Diese Offenbarung hat Marcel Deulert Überwindung gekostet. Niemand außer den Freunden aus dem Haus, also Andreas und Jana, hat jemals etwas darüber gesagt bekommen. Auf Arbeit hatte er zwar von seiner Freundin gesprochen, aber sie nie zu Feiern mitgebracht- das konnte er ja nicht, denn seine Bea und er haben eine Fernbeziehung, ja Fernbeziehung, das will er sagen.

„Wir, Bea und ich, haben wie eine Art Fernbeziehung geführt- so im Stillen, wissen sie?"

„Hmmm." Macht Jan Holscher, „Bitte beschreiben sie dies näher, Herr Deulert."

„Naja, ich war immer um sie herum, zwar auf Distanz, aber ich durfte an Beatrixs Leben teilhaben. Ich war mit ihr einkaufen, war mit im Fitnesscenter, war mit ihr auf zwei Konzerten in dieser Zeit, holte sie von Arbeit ab, brachte sie nach Hause, durfte mit zu ihren Eltern fahren, war dabei, als sie umgezogen ist, half mit die Küchenmöbel auszusuchen im Möbelhaus."

„Hmmm." Macht Jan Holscher zur Bestätigung ruhig und sieht erst seinen Chef, den Herbert Willinger an, danach den augenscheinlich blass werdenden Rechtsanwalt Lederer.

Karsten Berg tippte alles schön ein. Als er aufhört zu tippen, fragt Jan Holscher weiter.

„Sie sagen, sie waren eigentlich immer, also bei all diesen Lebensentscheidungen um Frau Beatrix Schlüffner herum, wie darf ich das verstehen? Hat sie sie angerufen, gebeten mitzukommen, oder sie abzuholen?"

„Nein, angerufen hat sie mich nicht. Aber sie wusste, dass ich da bin- sie unterstütze und an ihrem Leben teilnehme, sie beschütze. Das wollte sie doch auch, sie duldete es. Irgendwann war ihr Leben wie ein offenes Buch, meistens kannte ich ihre Schichtpläne, brachte sie nach Hause. Wir fuhren einkaufen gemeinsam, gingen mit ihren Freunden zum Bowling oder fuhren ins Kino nach Rostock. Sie wusste, dass ich immer bei ihr bin- sie brauchte keinen anderen Beschützer als mich, denn sie konnte sich auf mich verlassen."

„Hmmm. OK." Jan Holscher gab damit Karsten Berg etwas Zeit zum Schreiben. Jan Holscher war sich nun sicher- alle in diesem Raum können deutlich erkennen, dass Marcel Deulert nicht der Situationstäter ist- Deulert ist vermutlich der einzigste 'A-Normale' hier im Raum, jemand mit einem echten und tiefen 'Psycho- Problem'.

Jan Holscher will es noch weiter treiben- Deulert noch tiefer ausloten. Außerdem erwartet sein Chef sicherlich auch weitere Antworten- hinsichtlich des Gehöftes und ob er eine Ermittlungsgruppe aus dem Boden stampfen darf. Jan Holscher sah zu Herbert Willinger, als wollte er sagen: Hier- da hinten hast du deine Antwort sitzen, Chef- EG „Gehöft" gründen! Willinger reagierte wortlos auf den Blick, sah dann wieder zu Deulert hinüber, sagte als Beisitzer kein Wort.

„Herr Deulert, wir haben bei Ihnen Zuhause einige Sachen gefunden, die der Frau Schlüffner gehören könnten oder ihr vielleicht zuzuordnen sind. Was können sie dazu aussagen?" Jan wurde förmlicher, hoffentlich wehrt sich Deulert nicht dagegen.

„Diese Sachen gehören mir. Bea hat sie mir überlassen."

„Auch ihre Mitbewohner hatten Sachen von Freunden überlassen bekommen?"

„Ja. Jana ja nicht so viel, aber der Andreas hatte viel für sich. Da ließ er auch keinen ran."

Jan freute sich innerlich- Deulert offenbart sich. Jetzt weiterhaken. „Sie haben nur Zwei Mitbewohner? Ich dachte Sie sind insgesamt Vier im Haus?"

Jan wurde nicht einmal rot, als er diese Mutmaßung aussprach.

„Wir wohnen dort zu Dritt. Jeder hatte sein kleines Reich- sein Reich und auch nur für sich."

„Meinen sie die Wohnräume, oder meinen sie die Räume im ersten Obergeschoss rechts?"

„Sowohl als auch. Jeder hatte seine Welt für sich."

„Fühlten sie sich in ihren Räumen wohl?"

„Ja, sehr wohl."

Jan Holscher dachte sich seinen Teil. Er wusste, was er gesehen hatte. Eine perfide Gesellschaft.

„Entschuldigen sie diese Frage, Herr Deulert, aber diese Sachen von Frau Schlüffner- woher haben sie diese? Hat sie sie Ihnen in die Hand gedrückt und gesagt: 'Hier Marcel- für Dich!', oder wie darf ich mir das vorstellen, wie gelangten Sie in deren Besitz?"

Jan schwieg und sah starr und fragend Marcel Deulert an. Deulert schien nicht antworten zu wollen. Oh Mann hoffentlich fühlt er sich jetzt nicht veralbert. Jan musste anders nachfragen.

„Wie haben sie die Sachen durch Frau Schlüffner übergeben bekommen?"

„Als Geschenke."

„Wie hat sie die Sachen ihnen überreicht als Geschenk?"

„Die Perücke hat sie für mich nach dem Fasching letztes Jahr im Februar in die Mülltonne oben auf gelegt, damit ich sie gleich finde. Auf dem Flohmarkt in Ribnitz hat Jana letzten Herbst für mich viele andere Sachen gekauft. Andreas meinte, es ist unverfänglicher, wenn eine Frau bei Bea einkauft. So habe ich den CD- Player, das Wandregal und den Waschbeckenunterschrank bekommen- bezahlt habe ich es aber. Jana hat nur gekauft. Auch die Halstücher von ihr und den Bademantel. So hat Bea mir die Sachen geschenkt. Naja, den Squash- Schläger nicht, den habe ich von Bea aus dem Keller geschenkt bekommen. Sie hat den Schläger für mich extra so an die Holztür gehangen, dass ich ihn nehmen konnte. Da brauchte ich nicht extra aufschließen. Bea ist halt wirklich super nett zu mir."

AUFSCHLIEßEN? Hat der Deulert etwa einen Schlüssel für die Wohnung der Schlüffner? Jan lief es schon manchmal kalt herunter, wenn er schweren Jungs gegenüber saß- dieser Psychotyp machte Angst.

„Woher wussten sie immer, wo Frau Schlüffner war und was sie tat?"

„Suchen und finden."

„Wie suchten sie Frau Schlüffner?"

„Man, das wisst ihr doch längst- Handyortung durch Pingen, Internetprofile und Blogger- Auskünfte checken, Video's machen und Fotos. Nachtsichtgeräte, Nachfahrtkameras, Minikameras mit Teleskop und so weiter- ihr habt doch sicher nicht nur Janas Leiche gefunden zu Hause, oder?"

„Danke." Jan Holscher sah Deulert an, sah zu Karsten Berg- der hatte mitgeschrieben- Prima. Deulert scheint jetzt doch noch die Fragen abwürgen zu wollen- nun aber schnell noch mal ein paar Fakten für die Akten her.

„ Ja, Herr Deulert- wir wissen schon einiges. Wie war Frau Jana Woitig so, sie wissen ja- die junge Frau- ihre Mitbewohnerin?"

„Jana war eine Ruhige, sie traute sich auch nicht so viel zu- wie ich- oder gar Andreas. Sie wollte nur in Ruhe ihr Ding drehen. Einmal haben wir Jana echt geholfen, da war sie total niedergeschlagen, weil ihre Freundin, die Liane mit ihrer Tochter, spontan weggefahren war in Urlaub- sie wusste nicht warum und wohin und Jana hatte damals schon Angst, dass 'ihre Prinzessin Liane', wie sie sie nannte, sie entdeckt haben könnte und nichts mehr mit ihr zu tun haben wolle. Da habe ich mit Andreas einfach ihre Schlüssel genommen, sind zu Liane ins Haus, haben dort alles gefilmt und fotografiert. Jana war dann wieder froh und glücklich. Auch haben wir ihr aus der Küche von Liane zwei Teller und zwei Tassen mitgebracht- so was fällt nicht auf- hat Andreas gemeint und der kennt sich ja nun schon richtig gut aus."

Oh Mann,- dachte sich Jan Holscher mit einem Blick zu Willinger- der Chef will bestimmt wissen, ob Hartung den Konzius kennt und ob der Frank Hartung schon mal dort war.

„Der Andreas ist so eine Art Chef für sie?"

„Eher wie ein großer Bruder."

„Und Andreas- was ist das so für ein Mensch?"

„Andreas ist schlau- clever wie ein Fuchs. Und Der ist auch reich- der hat schon eine Menge- auch für uns bezahlt. Und Kraft hat der Andreas- irre." Deulert lächelte.

„Andreas hat ja auch einen Freund- kennen sie, Herr Deulert den Freund von Andreas?"

Jan Holscher pokerte hoch. Jetzt würde sich herausstellen, ob der Konzius hinter Frank Hartung oder dessen Frau her war.

„Also Herr Polizist- Andreas ist zu schlau für Euch, oder?" Deulert lächelte immer noch.

Jan musste erkennen, dass er damit nicht so recht 'ins Schwarze treffen' konnte. Diese Frage steuerte auf eine Wand zu. Wieder anders fragen also- komm streng dich an, Jan- ermannte er sich.

„Ja, manchmal schon. Warum glauben sie das auch?"

„Weil er deinem Kollegen schon seit Ewigkeiten folgt und diese Nuss keinen Schimmer hatte, stimmts?"

„Sie meinen den Frank Hartung?"

„Na, wen denn sonst?" Deulert machte Schlitzaugen, als wolle er abschätzen, was wiederum Jan Holscher- was die Polizei wusste. Jan Holscher musste das Thema wechseln.

„Herr Deulert, wenn man im Obergeschoss durch den Schrank geht, kommt man ja in diesem Raum mit den vier weißen Ledersesseln. Was hat es mit diesem Raum auf sich?"

„Nichts. War eine Lümmelecke. Sonst kann ich dazu nichts sagen."

„Und für Wen war der vierte weiße Ledersessel?" Jan wurde nachdrücklich.

„Oben der?" Deulert wirkte verunsichert.

Marcel Deulert hatte also damit gesagt, dass die unteren drei Sessel wohl von den Dreien- Jana Woitig, Andreas Konzius und ihm genutzt worden sind- aber wer saß auf dem oberen- herausgehobenen Sessel, wie auf einem Thron? Los, weiter bluffen.

„Ja genau, der obere Sessel?"

„Darf, ...." Marcel Deulert korrigierte sich schnell, „ ...kann ich nicht sagen!"

„Gehörte dieser Sessel der vierten Person, die auch in dem Raum mit den Rechnern ihren vierten Platz hatte?"

„Keine Ahnung, was sie da bezwecken wollen- ich kann es ihnen nicht sagen." Deulert blockierte jetzt offenbar.

Jetzt platzt die Bombe gleich- Zeit noch nach der Waffensache zu fragen, dachte Jan.

„Hat dieser Vierte ihnen den Revolver gegeben mit dem sie, Herr Deulert, der Frau Schlüffner Gewalt angedroht haben? Wo ist die Waffe her? Und wo haben sie die anderen Waffen? Wer hat noch eine Waffe von Euch? Konzius? Der Vierte?" Jan war aufgestanden, hatte lauter und eindringlicher gefragt. Jetzt starrte er Marcel Deulert auf seinem Stuhl am Fenster von oben herab an. Nur Karsten tackerte noch leise diese Fragen am Computer ein- dann wurde es still.

Deulert sah langsam zu Jan Holscher auf.

„Der Revolver ist von Andreas. Den hat er seit fast zehn Jahren. Ich habe ihm das Ding weggenommen, ohne dass er es wusste. Andere Waffen gibt es nicht und zu unserem Vierten sage ich Euch nichts!" In Marcels Stimme war feste, beängstigende Entschlossenheit. Dann sah er kurz zu seinem Rechtsanwalt, danach zu Karsten, der hinter dem Bildschirm des Computer diese antwort noch einschrieb und den Blick von Deulert auf sich nicht mitbekam.

Deulert sagte in Richtung Karsten kalt und hart: „Und DU- spann die Zettel aus- mehr sage ich nicht- ich unterschreibe und bin zum Mittag wieder zurück im Knast! Sense!"

„Okay, Herr Deulert. Dankeschön. Danke auch an sie, Herr Lederer."

Jan Holscher versuchte das gefährliche und vergiftete Klima, dass durch diese letzten Fragen und die bissige Reaktion von Marcel Deulert überraschend entstanden war, zu entspannen. Deulert sah zum Fenster heraus- hart und kalt, fast erstarrt zu Stein war seine Mimik.

„Herr Deulert, sie waren bereits sehr hilfreich. Würden sie uns bitte noch eine Handskizze vom Haus mit Erläuterungen zu den Zimmern anfertigen?" Jan Holscher unternahm einen letzten Versuch den Marcel Deulert wieder zurück zu holen.

„Nein!" Deulert schwieg ansonsten- blickte leer aus dem Fenster hinaus.

Dann war hier wohl Schluss.

Drucker sirrten, Blätter wurden um die Tische gereicht und Deulert vorgelegt. Er las nichts, unterschrieb wortlos, stand als Erster auf und drängte Richtung Tür.

Willinger zog seinen Stuhl zur Seite und rückte sich selbst verängstigt gegen einen Schrank in seinem Rücken, damit Marcel Deulert und sein Anwalt aus dem Raum konnten.

Vor dem Raum sprangen gleich die zwei Justizbeamten hinzu, legten eine Handfessel um Marcel Deulerts Handgelenke. Bevor die Tür durch Jan Holscher geschlossen wurde, erwischte Jan noch ein eiskalter, furchterregender Blick zur Seite von Marcel Deulert, dann viel die Tür ins Schloss.

Willinger sah Jan Holscher entsetzt an.

„Also ist Hartung auch Opfer- hat sonst mit denen nichts zu tun?"

„So ist es, aber dass habe ich dir ja gleich gesagt!"

„Und jetzt?"

„Jetzt wissen wir etwas mehr!" sagte Jan Holscher, „Und ich will eine Ermittlungsgruppe!"

„Ja, ich denke auch." Sagte Willinger. „Machen sie mir mal eine Planung zur Vorlage."

„Und wir wissen noch was!" sagte Jan Holscher.

„Ja?" Willinger wirkte ungläubig.

„Wir wissen, dass es vielleicht sogar einen Vierten gibt! Und so wie ich das einschätze, ist der mögliche Vierte so etwas, wie die schillernde Übergestalt über all dem Dreck, den wir hier bislang nur angekratzt haben!"

Jan sah eindringlich zu Willinger, dann zu Karsten.

Karsten Berg sagte jetzt auch etwas, etwas was alle im Raum dachten: „Ganz schöner Mist!"


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