Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 21

Stralsund

Donnerstag: The Day after



Es wird heute wie ein Gang nach Canossa sein.

Allein das Aufstehen fiel Frank Hartung heute Morgen schon sehr schwer. Es war, als wollte Frank Hartung Blei am ganzen Körper wieder zurück ins Bett reißen. Nur die nachdrücklichen Aufforderungen von Ellen haben ihn dann aufstehen lassen- so nach dem vierten Klingeln des Wecker und nach mehreren Nachfragen, ob Frank denn nicht langsam zur Arbeit muss.

Noch immer konnte Frank Hartung die Umschnürungen seiner Brust zu spüren. Diese furchtbare Last und Angst vor dem, was noch kommen könnte. Die Ungewissheiten hatten eine Mauer der Sorgen um ihn herum aufgebaut, eine Mauer- von der er hoffte, dass andere Personen sie nicht sofort wahrnahmen.

Im Badezimmer stand Frank Hartung - schon wieder- sehr lange unter der Dusche und später dann vor dem Spiegel. Der Wunsch, alles abzuwaschen und durch den Wasserablauf fortzuspülen war nicht gewichen.

Und immer diese Fragen.

Im Spiegel sah Frank ein besorgtes und fassungsloses, farbloses Gesicht- sein eigenes Gesicht.

Man sollte sich ja eigentlich nicht über die Ermittlungsgestaltungen von Kollegen aus anderen Fachkommissariaten, also deren Arbeit, Gedanken machen. Alle Kollegen verstehen ihr Handwerk wirklich gut, Frank Hartung war sogar der eigenen Auffassung, dass seine Stralsunder Behörde in vielen Bereichen ausgezeichnet und im Vergleich zu anderen Dienststellen super aufgestellt ist. Es sei denn, die Ermittlungen betreffen einen Fall, in welchem man selbst und die eigene Familie betroffen ist. Frank bezweifelte nicht, dass dies jeder seiner Kollegen ebenso sehen würde. Wenn man sich vorstelle, die Frau eines Kollegen wäre die Geschädigte eines Unfall mit Fahrerflucht geworden, dann wäre sich Frank sicher, dass der Kollege auch wissen möchte, wer denn dabei der Unfallverursacher war und was die Kollegen vom Unfallermittlungsdienst schon alles ermittelt haben. Frank erinnerte sich noch an einen Fall, wo unbekannte Täter in einer Kleingartenanlage mehrere Lauben aufgebrochen hatten und Werkzeuge sowie Technik gestohlen hatten. Dieser Fall hätte zumindest in seinem Kommissariat niemanden wirklich interessiert, wären die Täter nicht auch in Wilfried Dramenz Garten eingestiegen. Seinerzeit hat Wilfried eine Menge von Telefonaten geführt und mit irgendwelchen Sachbearbeitern, Kriminaltechnikern und Chefs gesprochen, um zum Einen irgendwelche neuen Informationen abzuschöpfen und auch zum Anderen irgendwie den Ermittlungen einen Effet in die eine oder andere Richtung zu geben. Die Täter sind seinerzeit nicht ermittelt worden, Wilfried war stocksauer, als er von der Einstellung des Verfahrens erfuhr, aber irgendwo auch zufrieden, weil er wusste, dass Alles erdenkliche ausgelotet worden war.

Jan Holscher macht gute Arbeit, dessen war sich Frank Hartung ganz sicher. Aber das Gestern hat sicherlich auch Jan geschockt. Da fährt er raus zur Durchsuchung nach Waffen- findet Undefinierbares und dann wird noch eins draufgesetzt- die erhängte Leiche einer Frau.

Jan Holscher wird sich schon drehen, um Licht ins Dunkel zu bringen. Leichensachen sind soundso nicht ohne, da wird er Mann und Maus mobilisieren.

Frank denkt, es ist für jeden logisch, Informationen erhalten zu wollen über die Ermittlungen.

Für Jan. Für sich selbst. Für Wilfried damals mit dem Laubeneinbruch.

Und auch, für einen Polizisten ist dies- soweit es Ermittlungen betrifft- besonders wichtig, irgendwo sich beteiligt sehen zu wollen oder die Ermittlungen der anderen Kollegen in eigener Sache transparent für sich zu haben. Dies wäre Frank Hartung auch wichtig.

Informationen sind wichtig, für Jeden.

Es ist die Natur des Menschen neugierig zu sein, sich durch Informationen über alles Mögliche eingebunden zu fühlen. Jeder giert danach, selektiert und filtert die Informationen auf Relevanz oder Unwichtigkeit und reflektiert Informationen in seinem Umfeld, egal in welcher Art und Weise. Wenn Fußball für ihn interessant wäre, würde er die Ergebnisse wissen wollen und gezielt auf Quellen zugreifen, die mit Fußball zu tun haben und eine Gier nach Informationen befriedigen. Dann würde man diese Informationen als wichtig erachten und würde sich mit Dritten über Fußball austauschen. Wenn man Forscher im Bereich Gentechnik wäre, würde man Fachliteratur aus diesem Bereich gezielter suchen und Informationen aus diesem Themenbereich eher wahrnehmen als vielleicht Fußballergebnisse, nur um diese Informationen mit anderen Forscher kontrovers oder sachlich zu diskutieren oder bei der Arbeit zu beachten.

Frank Hartung ist jedoch weder Fußballfan noch Forscher.

Er ist Polizist und seit gestern Opfer einer konfusen Sachlage, die er nicht verstehen konnte. Und dann noch die Sache mit der Leiche.

Frank interessiert es wenig, was die Folgen sind, wenn irgendjemand in der Schweiz eine mit zwei Millimeter dicker neuartiger Lackversiegelung geschützte Metalloberfläche mit kleinen Atomen beschießt und bahnbrechende Erkenntnisse daraus für die Werkstoffkunde gewinnt, oder ob in China ein Sack mit Reis umfällt. Diese Informationen sind für ihn nicht relevant, auch nicht, ob er bei der Streuung dieser Informationen beteiligt wird.

Was Frank Hartung aber interessierte, waren Informationen diese Geschichte in dem kleinen Ort betreffend. Informationen gab es hierzu aber nicht zu Hause.

Er musste auf Arbeit- ob er heute wollte oder nicht.

Er musste dorthin- sich allen Fragen stellen und sich erkundigen.

Es war vielleicht auch Zeit, sich selbst Fragen zu stellen, um selbst Antworten zu bekommen.

Mühevoll zog er sich an, suchte dann planlos wirkend alles zusammen, was man für den Tag benötigen könnte- Geldbörse, Uhr, Tasche, Frühstücksbox.

Er musste langsam los. Ruhig wirken. Konzentriert bleiben.

Mit einem tiefen und entspannenden Ausatmen öffnete er die Haustür und ging schnell zum Auto, setzte sich hinein und fuhr los.

Auch heute war noch wenig Betriebsamkeit auf Stralsunds Straßen.

Trotz aller Gedanken im Kopf, vertraute Frank Hartung auf die motorischen Bewegungen, um sein Fahrzeug sicher zur Arbeitsstelle zu lenken und abzuparken.

Dort war es also- sein Amt.

Dort musste er hineingehen.

Frank Hartung ging nicht hinein- er schlich sich hinein und über die Flure, rettete sich in ein leeres Treppenhaus und dann auch erstmal in sein Büro. Als würde er keine Luft im Raum vorfinden, riss er sofort im Büro das Fenster auf- atmete erstmal lange und mehrfach durch. Jetzt erstmal sitzen und warten, dass die Entscheidungsfähigkeit wieder in den Kopf zurückkehrt.

Frank wartete, darauf, dass etwas passiert.

Insgeheim fragte er sich auch, was wohl die Kollegen von ihm denken könnten. Wenn seine Kollegen bislang ein Bild von ihm hatten oder zu haben glaubten, könnte es durch das gestern Geschehene arg ins Wanken geraten, ja in den Grundfesten erschüttert werden. Wenn sie Frank Hartung als treusorgenden Familienmenschen kennen, könnten Fotos von ihm und einer jungen Frau mit Namen Ina sicherlich für Zündstoff sorgen, auch wenn man ihn selbst nur von hinten und vermeintlich eng umschlungen auf dem Foto sehen konnte- eingepackt in die dicken Wintersachen. Vielleicht nehmen die Kollegen auch an, dass es ein Bild von Ellen Hartung war. Und was, wenn in dem Foto- Fundus noch andere Fotos von dem Abend in Güstrow mit drinnen waren? Wer auch immer mitten in der Nacht diese gestochen scharfen Fotos gemacht hat, er hätte bestimmt noch schärfere Fotos in gleicher Qualität später von seinem Zimmer machen können. Das wäre schon kompromittierend für Frank. Ein Foto der Situation an Ellen und alles wäre mit Sicherheit sofort aus. Und was ist mit Videos? Jan hatte doch auch von Videos gesprochen! Was mag dort wohl noch alles auf diesen Videos sein- kaum vorstellbar. Die Kollegen würden die Foto und Videos bestimmt auswerten wollen und müssen- ein gefundenes Fressen und bestimmt gut, um im Büro bei Kaffee und Keksen über ihn- Frank Hartung- kräftig herzuziehen und seine Abenteuer breit zu treten.

Frank hörte Stimmen im Flur. Schritte die vorbei gehen. Ruhe. All dies im wiederkehrenden Muster.

Nach anderthalb Stunden schaute Wilfried Dramenz kurz rein.

„Moin, Moin! Du warst gar nicht mit zum Frühstück? Und? Alles klar?"

„Ja." Sagte Frank. Aber nichts war klar. Das Frühstück war ihm vergangen bei den Gedanken, welche ihn aktuell bewegten.

„Ich dachte schon, du machst blau?" sagte Wilfried.

„Nee."

„Und sonst?"

Frank entschloss sich, Wilfried die Wahrheit zu sagen: „Willi, ich suche Antworten! Mir geht es mit dieser Sache richtig an die Substanz. Gibt es schon was?"

„Ne, nur das, was in der Lagemeldung steht. Suizid bei der Frau. Der andere sitzt noch, kann wohl nach Jan Holschers Meinung auch zeitlich nicht mit der Toten in Zusammenhang gebracht werden. Der Dritte, dieser Konzius, fehlt noch komplett. Um die Spuren klar zu bekommen wird es einige Zeit brauchen."

„Aha. Was sonst noch?"

„Ja, die waren gestern noch sehr lange unterwegs. Unsere Datenfritzen haben alles abgebaut und erstmal zu sich geschleppt. Ausgewertet wird später. Die Sicherstellungsprotokolle sind fast endlos. Jan hat mir gestern Abend noch gesagt, da sind Geräte dabei gewesen, von denen hat er noch nie etwas gesehen und gehört. Brillen und Kugelschreiber mit Kameras drinnen, Unmengen an Videos , DVD's und CD- ROM. Die Computerfritzen sollen sich selbst fragend manchmal angesehen haben und dass will schon etwas heißen. Rechtsmedizin war wohl noch vor Ort gestern Nachmittag- Diagnose noch vor Ort- Suizid. Ach ja, Jan hat auch einen Staatsanwalt mit vor Ort geholt- dem Jan wurde wohl die Sache auch ein wenig zu fett. Die Leute vom Zweiten haben auch noch einen seltsamen Raum im Haus gefunden- da musste man durch einen nach hinten hohlen Schrank durchklettern. Siggi hat den durch Zufall am Nachmittag entdeckt. Jan hat diesem Raum natürlich schon einen tollen Namen ausgesucht, nennt den Raum 'der Dom'. Ganz gruselig ist mir geworden, als er mir dies Alles so darstellte. Am Abend hat Jan wohl mit dem Chef und dem Staatsanwalt telefoniert, da war ich aber dann auch schon zu Hause. Holscher und seine Truppe sind heute wegen der Sache auch unterwegs- mehr weiß ich nicht. Leichensachen sind ja immer Eilsachen."

„Ja. Danke dir- auch für den Beistand gestern."

„Also bislang weiß noch keiner, dass wir draußen waren. Es hat auch noch keiner was gesagt. Hoffentlich bleibt das so!"

„Ja, ist gut. Danke." Frank war etwas erleichtert.

„Ach und eines noch- Ist vielleicht zuviel verlangt?" Wilfried sah besorgt aus.

„Was denn?"

„Fahr lieber nach Hause. Das war gestern heftig. Für mich schon- Gott es ist ewig her, dass ich eine Leiche gesehen habe- aber bei Dir? .... Ich möchte, dass du Überstunden abbaust! OK? Am Besten morgen auch gleich noch."

„Ich denke drüber nach."

„Alles klar." Willi schloss die Tür, ließ Frank Hartung mit den Gedanken alleine.

Aber er hatte Frank auf einen Gedanken gebracht. Noch versuchte Frank Hartung nicht, diesem Gedankengang nicht zu folgen, sich darauf nicht einzulassen. Oder sollte er sich auf ein derartig niedriges Niveau herablassen?

Nein.

Oder sollte er nun doch den 'Weisesten der Weisen' befragen? Sollte Frank all die Informationen einfach aus dem Computer heraussaugen? Rumschnüffeln in anderer Leute Arbeit?

Nein.

Es widerstrebt ihm und führt zu weiteren, finsteren Gedanken.

Er geht einfach- für heute und auch für morgen. Überstunden abbauen. Einfach weg- ab in den Urlaub. Fort in den Abstand zu allen Sorgen und Fragen hier.

Frank Hartung sah auf die Uhr.

Egal- mach es dir nicht so schwer. Geh einfach. Weglaufen ist zwar nicht die beste Lösung, könnte jedoch Abstand schaffen.- so dachte es sich Frank grade.

Und Frank ging, sagte Wilfried kurz „Tschüss!" ins Büro, und war in den Urlaub entschwunden.

Entschwunden in die Freiheit!

Entschwunden in die Ablenkung!


Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro