Reckoning-Kapitel: Zunehmende Hoffnungslosigkeit
Der nächste Morgen begann ruhig. Jayden war früh aufgestanden, um in der Küche das Frühstück fertig zu machen. Momente später saßen er, Taji und Mari am Tisch, als Jacky langsam zu ihnen hinüber lief, mit hoch gezogenen Schultern und gesenktem Blick. "Tut... mir Leid, dass ihr warten musstet...",
"Setz dich." Jayden winkte ihr zu. "Wir wollen ja nicht, dass die Brötchen kalt werden.",
"Verstehe..." Sie setzte sich fast schon in Zeitlupe an den Tisch und wirkte angespannt. Chris und Laslow waren nicht da. "Kommen die anderen Jungs nicht...?" fragte Mari in Tajis Richtung.
"Ich weiß nicht... Vielleicht haben sie keinen Hunger", vermutete Taji.
"Oder... vielleicht..." Mari sah kurz zu Jacky. 'Wahrscheinlich wegen ihr...',
"..." Jacky erwiderte ihren Blick und zuckte für einen Moment zusammen, genau wissend, was sie dachte. Es dauerte keine Sekunde bis sie wieder auf den Beinen war. "Das war ein Fehler, ich sollte nicht-",
"Wo willst du hin?",
"Ich weiß nicht... Ich hätte es wissen müssen, das hier ist nicht richtig...",
"Blödsinn."
In dem Moment kam Chris am Tisch an und setzte sich, dabei ignorierte er Jackys Präsenz geflissentlich und verhielt sich normal. "Laslow kommt nicht", informierte er die anderen.
"Wieso nicht?" wollte Mari wissen.
"Weil er weiß, dass unsere einsame Lady ihn nicht sehen will. Also hält er Abstand.",
"Oh..." Sie nickte. "Tja. Dann... Guten Hunger!"
Ich gebe einen Dreck auf das, was Laslow sagt. Jackys eigene Worte klingelten in Maris Kopf, hallten wie ein Echo in ihren Gedanken wider. Sie sah wieder zu ihr und tatsächlich reagierte Jacky gar nicht auf das Statement, sondern konzentrierte sich auf ihr Frühstück. 'Also werden Jacky und Laslow sich weiterhin aus dem Weg gehen?' fragte sie die anderen leise. 'Hasst sie ihn jetzt?',
'Kann ich nicht sagen... Aber vielleicht schon...' antwortete Taji zögerlich.
'Das kann man von ihm nicht sagen... Er sorgt sich immer noch im sie...',
'Ich kann nicht in ihren Kopf schauen.',
"..." Mari seufzte und las dann Jackys Gedanken.
'Was tue ich hier, ich passe hier nicht mehr rein...' Beide schwiegen, bis Jacky Mari direkt anstarrte. "Könntest du bitte aufhören, meine Gedanken zu lesen?"
Mari knirschte mit den Zähnen, aber ließ es bleiben. Unbeholfene, unangenehme Stille breitete sich am Tisch aus, bis alle ihr Frühstück beendet hatten.
"Schön, dass du dich uns wieder angeschlossen hast!" sagte Mari.
"...?" Jacky sah auf. "Uhm... Ehrlich?",
"Ja!"
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, doch dann tauchte ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht auf. Mari nahm ihre Hände in die eigenen. "Wir wollen dich hier haben, weißt du?",
"Aber...",
"Aber was?",
"Alle sind mir weit voraus... Ich fühle mich so, als würde ich hier nicht mehr hin gehören...",
"Du bist nicht zurück gefallen. Man kann nur so stark sein, wie man es selbst zulässt.",
"Ich bin nicht stark... Aber ich muss es sein... Ich muss alleine damit klar kommen...",
"Nein, musst du nicht. Aber... Ich glaube an dich.",
"..." Die Blondhaarige nickte ohne zu antworten und entzog Mari ihre Hände. Es fühlte sich immer noch so an, als wären sie Meilen davon entfernt, sich so nah zu sein, wie sie es mal waren.
"Machen wir heute die Prüfung?",
"Ja.",
"Okay. Las- ... Ich meine, ich hab mir Hilfe beim Training gestern geholt, also fühle ich mich so weit vorbereitet.",
"Er hat dir geholfen?",
"Ja. Er hat Wolwerock Protein gegeben... Wir werden sehen, wo es hinführt. Wir werden mit den Geistern schon fertig. Sag mir Bescheid, wenn du bereit bist, bis dahin trainiere ich noch.",
"In Ordnung."
Mari sah zu Chris. "Hilfst du mir mit Laslow?",
"...Wieso ich?" Chris reagierte überrascht.
"Du hast schon Leuten in den Hintern getreten, bevor du den sechsten Orden hattest. Ich kann mir vorstellen, dass deine Trainingsmethoden speziell sind und deine Führung könnte mir helfen, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, weißt du?",
"Einverstanden. Warum auch nicht. Bisher hat mich noch niemand gefragt, ob ich mit ihm oder ihr trainieren möchte..." Er lächelte zurückhaltend. "Ich fühle mich geschmeichelt, dass ausgerechnet du mich das fragst.",
"Geschmeichelt? Chris... Das klang wie ein Flirt.",
"...Whuh? Nein, das wollte ich damit nicht sagen! Ich wollte dir nur ein Kompliment... Ergh, wie auch immer." Er rieb sich peinlich berührt den Nacken. "Das hast du falsch verstanden.",
"..." Mari fing an zu lachen. "Phahaha... Ich mache doch nur Spaß!",
"..." Er blinzelte sie nur an. "Huh?"
Sie drehte sich zu den anderen. "Ich glaub, ich hab ihn kaputt gemacht. Upsi."
Dann merkte sie, dass Jacky bereits wieder verschwunden war. "...Wo ist sie denn jetzt schon wieder hin verschwunden? Sie hat nicht mal was gesagt..."
Jacky begegnete Laslow im Gang, aber sie reagierte nicht auf ihn. Wie als würde er nicht existieren. Er blieb stehen und wollte etwas sagen, zögerte aber, doch sie lief stur weiter. 'Sie ignoriert mich...' Er entschied sich dazu, ihr keine Konversation aufzuzwingen und lief nach unten.
"Guten Morgen, Stew." Mari winkte ihm zu.
"Hi." Er nickte ihr zu. "Sie schien wohl nicht daran interessiert zu sein, lange zu bleiben, huh...",
"...Wirkte... nicht so", murmelte Mari. Laslow seufzte. "Für sie bin ich tot. Sie hat meine Präsenz nicht einmal anerkannt.",
"..." Jayden beobachtete sie mit verschränkten Armen.
"...Das tut mir so Leid, Laslow..." Mari seufzte und umarmte ihn.
"Ich bin okay. Ich werde mich wahrscheinlich bloß nie wieder mit ihr verstehen können..."
Tief drin wusste er aber, dass er ganz und gar nicht okay war, und alle anderen wussten das auch. Chris lehnte an der Wand, eine einzige Personifikation von Sorge, bevor er die Hände zu Fäusten ballte, zu ihm lief und sich der Umarmung anschloss, um seinen besten Freund zu unterstützen.
"Mann... Das wird immer schlimmer..." murmelte der Rothaarige. "Ich dachte, das alles geht mal langsam vorwärts...",
"Sieht für mich nicht wirklich danach aus", sagte Mari.
"Also... was jetzt?",
"Keine Ahnung. Ich bin in der Sackgasse meiner möglichen Lösungsansätze angekommen.",
"Leute, mir geht's gut... Ich bin okay..." murmelte Laslow, allerdings klang es eher so, als würde er versuchen, sich selbst anstelle der anderen davon zu überzeugen.
"Bist du nicht", sagte Jayden trocken. "Tut mir Leid, dass ich nicht mehr machen konnte. Ich meine... Wir haben es geschafft, einen ersten... kleinen Schritt in die richtige Richtung zu anzuregen?",
"Ich denke nicht, dass das viel ausrichten wird", vermutete Chris und ließ Laslow los. "Ich denke, das war eher so ein einmaliges Ding. Vielleicht liege ich falsch, aber wer weiß das schon.",
"Ich werde noch nicht aufgeben. Es sind die kleinen Schritte, die uns vorwärts bringen, oder nicht?",
"Du hast aber nicht mehr die Zeit, um viele davon zu machen", erinnerte Mari ihn. "Du gehst morgen.",
"Stimmt... Dann muss ich mich wohl beeilen."
Laslow war totenstill.
"Oder wird das nichts bringen? Was meinst du...?" Der Rothaarige wandte sich an den Taktiker.
"Keine Ahnung... echt nicht..." erwiderte dieser und seine Stimme klang kraftlos. Mari ließ ihn los. "...Sie und ich werden heute die Prüfung machen. Uns läuft also die Zeit davon...",
"Müsst ihr das unbedingt heute machen?" fragte Jayden.
"Das war der Plan. Wir wollten damit fertig sein, bevor du abhaust. Sich Deadlines zu setzen ist manchmal der Schlüssel zum Erfolg. Sie war damit einverstanden...",
"Tja, wenn ihr euch darauf geeinigt habt...",
"Ich gehe schon mal raus. Wir treffen uns nachher oben am Eingang des Canyons, ja?" Laslow sah zu Mari.
"Äh, willst du nicht frühstücken?",
"Kein Hunger.",
"... Okay. Chris macht übrigens mit.",
"... Oh, wirklich?",
"Jep.",
"Du bist ja echt motiviert heute.",
"So sieht's aus. Bis gleich. Es wird übrigens regnen.",
"...Stört mich jetzt nicht wirklich, dich?",
"Nein. Ist nur ein leichter Regenschauer, kein Starkregen." Damit verschwand sie nach oben. Chris klopfte Laslow auf die Schulter. "Bis in zehn Minuten.",
"Yep, bis gleich." Er ging nach draußen und hob den Blick Richtung Himmel, wo sich schon graue Wolken zusammengesammelt hatten und die Sonne verdeckten. Erste Regentropfen begannen, zu fallen. Er stand am Steg starrte auf das ruhige Meer hinaus. Kalter Wind kam auf und streckte seine Klauen nach ihm aus.
Schritte näherten sich und ein Regenschirm hielt plötzlich den Regen von ihm ab. "Ich habe die Wetterprognose für heute gesehen, also... hab ich einen mitgenommen." Jacky stand neben ihm und hielt ihm den Schirm hin. "..." Er sah erst wortlos auf ihre Hand, dann nahm der den Schirm in die seine und räusperte sich. "Aherm... Danke."
Sie nickte nur und sah ihn nicht an.
"... Was machst du jetzt?",
"Was meinst du?",
"Wie sehen deine Pläne für heute aus?",
"Ich werde trainieren, bis wir gehen.",
"Okay... Viel Erfolg.",
"Mhm, danke. Entschuldige die Störung." Ihre sonstige Zurückhaltung und Schüchternheit war verschwunden. Stattdessen hatte pure Gleichgültigkeit und Neutralität ihre Stimme eingenommen.
"Trainierst du alleine?",
"Ja.",
"Wieso? Sonst hast du doch immer mit Mari zusammen trainiert.",
"Dinge ändern sich. Ich... brauche im Moment bloß viel Zeit für mich selbst.",
"Ich verstehe. Frag... einfach, wenn du Unterstützung brauchst. Alleine trainieren ist mühsam und schwer.",
"Ich kriege das schon hin.",
"Ihr kämpft gegen Geist-Pokémon. Bist du dir da sicher?",
"Ich schaff das schon. Muss ich ja...",
"Wenn... du das sagst. Dann viel Glück.",
"Mhm.",
"Hier. Dein Regenschirm." Er hielt ihn ihr hin.
"..." Sie nahm ihn in die Hand. "Du gehst nicht zurück?",
"Nein, ich warte auf Mari und Chris. Sie wollte mit uns zusammen trainieren.",
"Achso.",
"Man sieht sich dann später.",
"..." Sie nickte und entschied sich dazu, den Regenschirm doch bei Laslow zu lassen, bevor sie durch den Regen davon ging. Er sah ihr hinterher und dann wieder hinaus auf den Ozean. "...Naja... Wenigstens hat sie mit mir geredet..."
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