Reckoning-Kapitel: Ein Annäherungsversuch
"Das... war's." Mari sah auf die Stelle, an der Nate sich aufgelöst hatte. "Die Geister beruhigen sich wieder..." Immer noch angespannt sah Jacky zu, wie die Geist-Pokémon davon schwebten. Manche von ihnen warfen ihnen einen glühenden, drohenden Blick zu. Vor dem Bildschirm lehnte sich Taji erleichtert zurück und atmete aus. '...Seid ihr unverletzt?',
'Uns geht's gut. Wir kommen jetzt wieder zurück', antwortete Mari und rief Guardevoir mit einem dankbaren Nicken zurück.
'Gut. Wir warten auf euch', sagte Taji. Mari nickte und drehte sich zu den anderen. "Kommt. Gehen wir.",
"Ja." Langsam entspannte sich Jackys Haltung wieder, als sie sich dazu zwang, immer wieder tief durchzuatmen. "Los... Raus hier."
Jayden war auf dem gesamten Weg zurück ins Pokémon-Center still. Als sie zurück kamen, nickte Laslow ihnen zu. "Es ist nichts eskaliert. Gut so." Er zeigte den gehobenen Daumen.
"Wir haben alles heil überstanden." Jacky klang sogar etwas stolz.
"Gut gemacht." Er klopfte ihr auf die Schulter. "Du kannst ja doch ganz autoritär sein, wenn du das willst.",
"J-Ja... Äh..." Sofort verfiel sie wieder in scheues Stottern und sah zu Boden. "Ja. Wenn ich will, kann ich das!",
"Dann solltest du das öfter wollen." Er winkte ihr zu und ging dann. Mari nickte ihm zu und verzog mich dann nach oben. Jayden war bereits längst in seinem Zimmer.
Laslow betrat Tajis Zimmer. "Alles lief gut.",
"Ende gut, alles gut." Der Gezeichnete lächelte ihm von seinem Stuhl aus zu.
"Jep. Damit wäre das auch erledigt." Laslow nickte und klopfte Taji auf die Schulter. "Ich finde, wir machen unseren Job echt gut.",
"Ja...",
"Gute Arbeit, Taji.",
"Hm." Sofort drehte er den Kopf zur Seite und lächelte so unauffällig wie möglich - was aber eher schlecht als recht klappte.
"Tu nicht so bescheiden. Ich hab gesehen, dass du lächelst." Er lehnte sich vor und verschränkte von hinten die Arme über Tajis Brust.
"I-Ich... Und wenn, Nii-san? Lass das", lachte er verlegen und schloss die Augen.
"Du brauchst dich nicht verstecken, Taji~",
"J-ja, ich weiß.",
"Wieso stotterst du?",
"Ich... Entschuldigung." Er lehnte sich zurück.
"Hm... Gut so! Jetzt gilt es, nur noch ein Problem aus der Welt zu schaffen.",
"Welches denn?",
"Dass Mari immer noch sauer auf Jayden ist. Ich hoffe mal, dass die beiden das demnächst noch auf die Reihe kriegen.",
"Hm... Ich glaube nicht, dass wir uns in Jaydens und Maris Sache einmischen sollten...",
"Nö. Ich lass da schön die Finger von. Die beiden sind immerhin erwachsen, mehr oder weniger... das kriegen die schon selbst auf die Ketten. Na dann, Taji! Du hast Arbeitspause!",
"Hm... Tut ganz gut, denke ich...",
"Möchtest du was trinken?",
"Gern.",
"Tee?",
"Ja.",
"Okay. Warte im Foyer, ich bring's dir.",
"Danke." Taji lächelte. Laslow ließ ihn los und ging davon, während der Gezeichnete die Zeit nutzte und sich ins Foyer setzte.
Mari saß auf ihrem Bett und bürstete vorsichtig Wuffels' Fell. "Wuffels, jetzt hör auf, so zu jammern! Ich bin gleich fertig!" Als sie die Bürste endlich weg packte, stürzte Wuffels aus dem Zimmer und hastete ins Foyer. Als es Taji entdeckte, bellte es erfreut, als hätte es endlich jemanden gefunden, der es vor der grauenhaften Fellbürste beschützen könnte. "Wuff!",
"WUFFELS!!" Mari seufzte gereizt und rannte ihm dann hinterher.
"Wuff!!" Es tapste zu Taji und wedelte mit dem Schwanz. Instinktiv zuckten Tajis Beine zurück und er rutschte auf seinem Stuhl von Wuffels weg. "... Tut mir leid, ich... Uh...",
"Ugh!!" Mari schnappte sich das Pokémon. "Entschuldigung, Taji.",
"N-Nein. Alles in Ordnung." Bedrückt zog er die Augenbrauen zusammen. Mari rief es zurück. "Es ist mir abgehauen. Tut mir echt Leid. Es mag die Fellbürste nicht.",
"Kann... Kann ich es versuchen?",
"Was?",
"Ich will meine Angst vor Pokémon loswerden.",
"Wuffels rennt wieder weg, wenn es die Bürste sieht. Aber du kannst es vielleicht mit Zoroark probieren, wenn du magst. Zoroark ist wirklich lieb. ...und schmust gern.",
"Wenn du es mir erlaubst.",
"Natürlich. Hier." Sie hielt ihm die Bürste hin und rief dann Zoroark heraus. "...? Ark?" Zoroarks Ohren zuckten und es sah sich aufmerksam um. "Also, Zoroark... Taji wird jetzt versuchen, der das Fell zu bürsten. Okay? Sei lieb zu ihm.",
"... Rawr!" Zoroark wandte sich ihm zu und musterte ihn neugierig, bevor es ihn probehalber mit der spitzen Nase anstupste. "Zoro?"
Taji schluckte schwer und zwang sich dazu, nicht zu zittern. "..." Zoroark legte die Ohren an und den Kopf schief. "... Roar?" Nach einem Moment des Zögerns streckte der Gezeichnete mutig die Hand mit der Bürste aus und kämmte in einer kurzen, ruhigen Bewegung durch Zoroarks Fell. "...Ist das so richtig?",
"Raaawr..." Zoroark entspannte sich sichtlich.
"Ja. Es fühlt sich wohl dabei. Bleib ruhig."
Wieder atmete Taji leise aus und machte angespannt weiter. Zoroark rieb den Kopf an seinem Knie. "...!" Sofort kniff er die Augen zusammen und hielt inne. "Ngh...",
"Streichle es", sagte Mari ruhig. "Zoroark mag das.",
"Sag mir, wenn ich etwas... falsch mache..." Taji traute sich, Zoroarks Fell zu berühren und streichelte es mit konzentriert verengten Augen. Zoroark legte ihm den Kopf auf den Schoß und schloss vergnügt die Augen.
"Du machst das gut", sagte Mari. "Keine plötzlichen Bewegungen machen, bleib einfach ganz ruhig.",
"Ich weiß nicht, woher meine Angst kommt...",
"Das musst du auch nicht. Du musst nur wissen, wie du damit umgehst.",
"J-Ja...",
"Und das machst du gerade sehr gut." Der Gezeichnete raffte sich zu etwas mehr Mut auf und kraulte Zoroark zögerlich an den Ohren. "Rrrrr!" Zoroarks Ohr zuckte und atmete entspannt aus, als Applaus von der Tür erklang. Laslow lehnte an ihr. "Gut machst du das!" Zoroark wandte ihm den Kopf zu, blieb aber bei Taji. Erschrocken zuckte der Blauhaarige zusammen und blickte zu Laslow. "Oh, uh..."
Mari lächelte Laslow zu. "Ja, oder? Er kann stolz auf sich sein!"
Sofort glühten Tajis Wangen auf. "...Findest du?",
"Das sowieso schon", fand Laslow. Das Lächeln auf Tajis Gesicht kam ganz von alleine. "Taji hat schon viel geschafft. Daran besteht kein Zweifel." Er verschwand kurz und stellte dann eine Teetasse bei ihm ab. "Falls jemand fragt, ich gehe hoch zum Canyon für's Training. Ich beabsichtige, bald wieder da zu sein, ja? Spätestens bis zum Abendessen bin ich wieder da.",
"Okay, ich hab's zur Kenntnis genommen." Mari nickte ihm zu. "Sei vorsichtig, alles klar?",
"Du verletzt mich." Laslow lachte. "Ich werde schon nicht von wilden Grandiras gefressen, mach dir keine Sorgen.",
"Geht Chris mit dir mit?",
"Ja, er wartet draußen.",
"Dann viel Spaß euch.",
"Danke." Er zwinkerte Taji zu und verließ dann das Gebäude. Der Gezeichnete wurde sofort feuerrot und sah weg. Mari pfiff Zoroark zu sich. "Weißt du, Taji..." Sie verschränkte die Arme. "Ich bewundere dich." Verwundert blickte er sie an. "W-Was? Warum?",
"Es gibt nur wenige Leute, sie so sehr für das kämpfen, was ihnen wichtig ist. Die alles geben, um dem Schicksal zu entkommen, das sie gefangen hält. Du hältst dich nicht mehr im Hintergrund, du schämst dich nicht mehr, deine Stimme zu erheben oder zu beweisen, wer du bist. Du bist selbstsicherer geworden. Du hast einen Kampfgeist in dir, den ich nur selten gesehen habe.",
"Das Schlimmste, was mir passieren konnte, war, nicht gehört zu werden... Ich wollte dafür kämpfen, für mich einstehen zu können und zu beweisen, wie falsch man über mich geurteilt hat...",
"Ja. Und dafür bewundere ich dich. Andere an deiner Stelle hätten schon aufgegeben.",
"Jetzt willst du mich nur noch verlegen machen.",
"Nein, kein bisschen. Ich meine es Ernst, ob du mir das jetzt glaubst oder nicht.",
"Dann... Danke. Ich glaube dir." Mari tätschelte Zoroarks Kopf. "Jeder kann dich sehen. Jeder kann dich hören. Du hast darum gekämpft, und du hast gewonnen. Du bist stark und mutig.",
"Ich konnte alles hinter mir lassen und jetzt auf eigenen Beinen stehen." Taji lächelte in sich hinein.
"Ja, das ist wahr. Jetzt musst du deinen Weg weiter gehen." Mit einem letzten, ermutigenden Lächeln in seine Richtung wandte Mari sich der Treppe zu und ging nach oben.
Kurz, bevor es dunkel wurde, machte sie sich in der Küche ans Essen, während die anderen beschäftigt waren. Sie summte leise vor sich hin. "Mhmhmh.... Hmhmhmh...",
"...Brauchst du Hilfe?" Jayden lehnte hinter ihr am Türrahmen.
"Nein. Ich komme zurecht. Ich bin außerdem fast fertig.",
"Gut genug, dass du mit mir reden kannst?"
Sie drehte sich zu ihm um. "Vielleicht. Was gibt's? Brauchst du irgendwas?",
"Nein, nicht wirklich." Jayden verschränkte die Arme. "Ich... Ich wollte mich entschuldigen. Für alles... Und sagen, dass ich Abstand von dir nehme, wenn du das so willst.",
"Das kommt reichlich spät.",
"Mehr als mich entschuldigen kann ich nicht.",
"Ich weiß. Entschuldigung angenommen.",
"Ich weiß, ich war nicht ich selbst... Ich weiß nicht mal, ob ich nach dem allen überhaupt schlafen kann. Es war zu viel.",
"Es ist vorbei. Du hast ihn ins Jenseits zurück geschickt, wo er hingehört.",
"Ja... Hab ich...",
"Also ist doch alles gut. Oder nicht? Ich sehe darin kein Problem. Er lässt dich ab jetzt in Ruhe. Für immer."
Der Rothaarige nickte untypisch still.
"Hoffe ich zumindest." Sie musterte ihn eingehend. "Wie geht es dir?",
"Ich weiß es nicht... Nicht gut, denke ich... Das ist gerade viel zu verdauen.",
"Kann ich mir vorstellen. Willst du für heute aussetzen?",
"...Nein. Wenn ich mich wegsperre, ändert das nichts an der Sache. Wir sehen uns beim Essen." Kurz hob er die Hand an und wandte sich dann ab.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro