Kims Geständnis
Verwirrt sprang Joshua auf. Irgendwas hatte ihn geweckt. Angespannt hörte er, welches Geräusch es gewesen war. Mit drei Schritten spurtete er in das Schlafzimmer von Kim. Sie schrie. Er machte das Licht an, doch Kim zeigte keinerlei Reaktion. Sie träumte und das nicht gut. Wild schlug sie um sich.
Besorgt ließ er sich neben sie nieder. Ihre gequälten Schreie taten ihm in der Seele weh.
„Kim, Kim, wach auf."
Er sprach leise, er wollte sie nicht erschrecken. Aber sie reagierte nicht. Er sah wie sie die Fäuste ballte. Sanft nahm er ihre Handgelenke und hielt sie fest. Kim riss erschrocken die Augen auf, als sie den Widerstand spürte und dicke Tränen rannen ihr übers Gesicht.
„Neeeeeein, bitte,..."
Sie schluchzte gequält auf und der Klang schnürte ihm die Kehle zu.
„Kim, Kim, hey,.... sieh mich an..."
Er sprach sanft aber energisch. Sie musste verstehen, dass sie nur träumte.
„Ich bin hier und alles ist gut. Nichts wird dir hier passieren."
Kim schien ihn endlich zu verstehen und warf sich ihm an den Hals. Hysterisch schluchzte sie und Joshua strich ihr beruhigend über den Rücken.
„Schhhhh, mein kleiner Wildfang. Alles ist gut."
„Nichts ist gut. Ich muss da morgen hin,.... wenn... ich... ich kann das nicht mehr... aber..."
Sie schluchzte so sehr, dass Joshua kaum ein Wort verstand. Dazu nuschelte sie es so in seine Brust, dass es noch schwieriger war.
„Schhhhh, erst einmal beruhigst du dich. Danach schauen wir mal, was wir machen können."
Er spürte wie sie ihren Kopf schüttelte.
„Nein,... wir,... das muss ich alleine machen."
Er erwiderte erst einmal nichts darauf. Erst einmal musste sie sich beruhigen und dann musste er heraus bekommen, was das Problem war.
Er wusste nicht wie lange sie so da saßen. Kims Schluchzer wurden weniger und er spürte, wie sie sich langsam entspannte. Sein Herz schlug hart gegen seinen Brustkorb. Der Gedanke, dass Kim solche Angst vor irgendwas, vor irgendjemanden hatte, machte ihn wahnsinnig.
Behutsam packte er sie an den Schultern und hielt sie fest. Langsam zog er sich zurück um ihr ins Gesicht schauen zu können. Kims Augen strahlten pure Verzweiflung aus und am liebsten hätte er ihr das mit einem Fingerschnips weggenommen.
„Kim, wir müssen ganz dringend reden. Und fang ja nicht an, dass es nichts gibt. Du hattest einen Alptraum und irgendetwas macht dir zu schaffen. Ich möchte endlich wissen was los ist."
Er sah wie Kim mit sich rang. Wieder liefen ihr, diesmal stumm, Tränen über die Wange.
Vorsichtig legte er einen Finger an ihre Wange und wischte ihr die Tränen weg.
„Nichts kann so schlimm sein. Kim, sag es mir bitte! Bitte lass mich helfen."
Kims Lippe zitterte und sie schüttelte den Kopf.
„Ich weiß nicht wie. Da kann mir keiner helfen,... ich bin schuld,... ich muss,..."
„Lass es mich zumindest probieren, Kim."
Kim schluckte und starrte auf ihre Hände. Joshua ließ ihr Zeit, er spürte, dass sie mit sich rang.
„Ich, ich hab... Schulden,... bei Trey."
Sie flüsterte nur und Joshua musste angestrengt hinhören um alles zu verstehen.
In seinem Kopf begann es zu rattern. Der Trey, den er schon mal ausgeknockt hatte?
„Ja, der, den du schon mal gesehen hast,... damals. Als ich hier vor zwei Wochen ankam, hat er sehr schnell spitz bekommen, dass ich wieder da bin. Ich muss die Schulden gerade abarbeiten. Ich habe ihn alles gegeben, was ich noch von dir hatte,... aber es reicht ihm nicht."
Joshua verspannte sich. Wieviel Schulden hatte dieser kleine Wildfang denn? Und vor allem, wieso?
„Wieviel ist es denn noch?"
Kim sah ihn unter Tränen an und zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht. Trey meinte nur, dass es nicht reicht und ich bis Ende des Monats die Restssumme abarbeiten muss."
„Und wie? Kim, wie sollst du sie abarbeiten?"
Unruhig rutschte sie im Bett hin und her. Bedacht darauf ihn nicht anzusehen.
„Bis jetzt musste ich tanzen,... Er hat einen Club wie Vladimir,..."
Ihre Stimme stockte und Joshua blieb das Herz stehen. Wieso hatte sie nichts gesagt?
„Bis jetzt musstest du tanzen, aber?"
Angespannt beobachtete er sie. Was wollte Trey? Kim ballte ihre kleinen Händchen zu Fäusten und schluckte.
„Er wollte, dass ich sein Betthäschen werde,... aber ich habe nein gesagt. Jetzt,.. jetzt will er, dass ich anschaffe."
Ihre Stimme war kaum zu hören, so leise wurde sie und in Joshua stieg die Wut hoch.
„Was will er von dir?"
Kim zuckte beim Klang seiner Stimme zusammen und sah ihn mit riesigen Augen an. Joshua zählte innerlich bis zehn. Es brachte jetzt nichts, sie noch mehr zu verängstigen.
„Er will, dass ich anschaffe. Ich..."
Kim fing an zu stammeln und sah unruhig durch den Raum.
„Ich hab es damals, vor langer Zeit für ihn gemacht..."
Gepeinigt schloss sie die Augen und Joshua hielt die Luft an. Hatte er das richtig verstanden?
„Ich war damals jung, naiv und hab ziemlich in der Klemme gesteckt. Es erschien mir damals als einzige Alternative. Aber das bin ich nicht mehr. Josh, ich kann das nicht mehr, aber er hat Mia bedroht."
Joshua stand auf und lief unruhig durch den Raum. Das war selbst für seine Nerven zu viel auf einmal. Kim hatte sich prostituiert! Er spürte die Beklemmung in sich hochsteigen. Wie tief musste Kim in der Scheiße gesteckt haben, um so etwas zu tun? Er spürte Kims Blick im Rücken.
„Du wirst da morgen nicht hingehen."
Er ballte die Fäuste.
„Aber,..."
„Nichts aber. Du wirst dich nicht prostituieren. Egal ob du das früher getan hast oder nicht."
„Aber was soll ich tun? Er will Geld und er bedroht Mia."
„Das lass mal meine Sorge sein."
Seine Stimme klang kalt. Wieder einmal steckte er in einem Milieu, dass er eigentlich abgeharkt hatte.
„Du musst mir nicht helfen,... ich verstehe, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst."
Joshua drehte sich zu Kim um und war mit einem Schritt wieder bei ihr.
„Doch Kim. Das muss ich durchaus. Ich,... mag dich."
„Das kannst du gar nicht. Sieh mich an! Ich bin eine Nutte Joshua. Ich,..."
„Schhhhh, sag das nicht. Du bist keine Nutte. Du scheinst sehr viele Fehler gemacht zu haben, aber du bist keine Nutte. Was du früher getan hast, ist eine andere Geschichte und wenn wir Zeit haben, sollten wir da nochmal drüber reden. Ich muss dafür sorgen, dass nichts davon an die Presse gerät,... aber du bist keine Nutte."
Joshua Gedanken fuhren Achterbahn. Im Kopf ging er alle Szenarien durch, die passieren könnten, wenn die Presse Wind davon bekam. Aber das war zweitrangig. Kim musste verstehen, dass er sie nicht verurteilte.
„Doch, ich habe meinen Körper verkauft. Ich bin es nicht wert,..."
Joshua legte ihr den Finger auf den Mund und schüttelte den Kopf. Ihr Abscheu über sich selbst tat ihm in der Seele weh. Er wusste nur zu gut, wie schwer es in einem solchen Milieu war und er konnte nur erahnen, was dieser Wildfang durchgemacht haben musste.
„Du bist es wert! Ich will nicht, dass du sowas denkst. Du packst deine Sachen und ich kümmere mich um dieses Schwein."
Er ließ ihr keine Zeit für Widerrede. Hastig stand er auf, er musste einige Telefonate führen. Mit Kim würde er noch genug Zeit haben zu reden...
Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit so einem Geständnis...
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Hey ihr Lieben, es hat einwertig gedauert, aber die Woche war ein wenig stressig 🙈 so ein Versicherungsschaden kostet Nerven, neues Auto etc.... und gerade bei solchen Kapiteln, will ich nicht halbherzig dabei sein. Endlich spricht Kim. Wie findet ihr das Kapitel?
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