Ruhe vor dem Sturm
Immer noch völlig fertig lag Kim auf der Leinwand. Was war das gewesen? Hatte sie das wirklich gesagt? Sie hörte ihr Herz laut pochen. Sie horchte in sich hinein. War sie wahnsinnig geworden? Ihr Blick glitt zu Joshua. Er beobachtete sie genau. In seinem Blick lag diese Liebe, die Liebe die sie verfolgte, die Liebe die sie nicht verdient hatte.
Aber sie wusste, ihre Gefühle waren echt. Sie liebte diesen englischen Idioten. Er schaffte es, dass sie sich wie ein wertvoller Schatz fühlte. Er schaffte es, dass sie zumindest für kurze Momente alles andere vergessen konnte. Er war da gewesen als sie ihn brauchte und geblieben, trotz allem was er wusste. Sanft strich sie ihm mit der Hand über die Stirn. Sollte sie tatsächlich einmal Glück in ihren Leben haben?
Erschöpft aber befriedigt stand sie auf. Joshua kam ihr langsam aber stöhnend hinterher. Fasziniert schaute Kim auf die Leinwand am Boden. Es waren große und kleine rote, gelbe und orange Farbkleskse zu sehen. Das war ihr Beweis, der Beweis für ihre Liebe. Hier und da konnte man sogar einen Handabdruck sehen.
Es war nicht viel darauf zu sehen.
Aber für sie wirkte es wie ein Tanz der Farben. Joshua schaute ebenfalls bewegt auf das Bild.
„Das kommt in unser Wohnzimmer."
Kim hielt die Luft an. Er hatte unser Wohnzimmer gesagt.
„Ähm, meinst du das sollten wir tun? Du weißt schon wie das Bild entstanden ist?"
Sanft umfasste er sie von hinten und zog sie eng an sich.
„Ja, ich erinnere mich sehr genau. Deswegen möchte ich es aufhängen! Immer wenn wir an uns oder an unserer Beziehung zweifeln, werden wir uns durch das Bild hieran zurückerinnern."
Kim spürte wie ihr Herz anschwoll. Er war durchweg ein Romantiker, ihr englischer Idiot.
„Aber jetzt zu unserem anderen gemeinsamen Bild."
Sanft zog Joshua sie zur Staffelei. Unbehaglich sah Kim auf die Staffelei. Das hatte sie völlig verdrängt. Joshua nahm die Trennwand zwischen den beiden weg und Kim spürte wie ihr die Tränen beim Anblick des Bildes kamen.
Sie hatte Joshua gezeichnet.
Wieder hatte sie nur helle strahlende Farben gewählt. Er schimmerte in einem goldgelb und sah aus wie ein Engel. Er schien förmlich zu schweben und er strahlte wie die Sonne. Eine Hand hatte er helfend nach ihrer Zeichnung ausgestreckt, aber durch Joshuas Zeichnung wirkte das Bild anders.
Joshua hatte sie gezeichnet und die Seite des Bildes trieb ihr die Tränen in die Augen. Er hatte sie wunderschön gezeichnet. Die Linien waren fein gezeichnet und gaben ihr ein elegantes Aussehen. Ihre Lippen waren voll und rot. Ihre Augen waren in einem leuchtenden Grün gezeichnet. Die Augen blickten unsicher und doch irgendwie mit einer gewissen Stärke zu Joshua. Er hatte ihre Augen so gezeichnet, dass sie unwillkürlich lächeln musste. Die Person sah aus, als würde sie was aushecken.
Der Rest ihres Körpers war nur schemenhaft gezeichnet. Um diesen Körper waren Fesseln gezeichnet, die sich jedoch lösten. Hier und da saßen die Fesseln locker und schienen von ihrem Körper zu rutschen. Er hatte ihr Gesicht in den Mittelpunkt gestellt. Zwischen Kims Körper und Joshuas ausgestreckter Hand hatte er eine Weltkugel gemalt. Die Position der Weltkugel war so gewählt, dass es aussah, als würde Joshua ihr diese hinhalten.
„Woher wusstest du?"
Joshua schüttelte den Kopf.
„Das es so aussehen würde, hätte ich niemals gedacht. Eigentlich sollte die Weltkugel bedeuten, dass du meine Welt bist. Aber so sieht es aus, als würde ich dir die Welt schenken wollen. Jetzt hat die Kugel zwei Bedeutungen."
Kim schluckte und sah bewegt über ihre Schulter nach hinten. Joshua hatte sich hinter Kim gestellt und sah fasziniert auf das Bild.
„So ist es genau richtig. Kim, seitdem ich dich kenne, ist nichts mehr wie vorher. Du hast meine Welt auf den Kopf gestellt. Du bist
meine Welt geworden, alles dreht sich um dich. Anfangs fand ich das sehr beängstigend,... aber ich kann nicht mehr ohne dich! Ich will dich glücklich machen, ich will, dass du lebst, dass du alles tun kannst, was du möchtest. Du sollst dich frei entfalten können. Die Fesseln deiner Vergangenheit sollst du abstreifen. Du bist stark und du bist wunderschön und du bist mehr, als deine Vergangenheit."
Kim lief eine Träne über die Wange. Er sah sie völlig anders, als sie sich selbst sah. Wie konnte er all das sehen, wenn sie es selbst nicht ansatzweise sah?
„Josh, du siehst mich völlig falsch! Du siehst nichts negatives, das ist nicht richtig."
Joshua umschlang sie erneut von hinten und drückte sie gegen sich.
„Kim, natürlich sehr ich auch deine Ecken und Kanten. Du bist ein Dickkopf, du musst ständig das letzte Wort haben. Du kannst nicht einmal für fünf Minuten hören. Aber genau das macht dich doch aus. Ohne diese Ecken und Kanten wärst du nicht die Person, die ich zu lieben gelernt habe. Sieh es nicht negativ. Es ist manchmal ein Stein auf deinem Weg, aber es steht auch für die Stärke die du besitzt."
Kim schluchzte. Das war ihr alles Zuviel. Joshua drückte sie sanft und hob sie auf seine Arme. Kim klammerte sich an seinen Hals fest.
„Was machst du?"
Weinend sah Kim zu Joshua hoch.
„Wir gehen jetzt duschen, mein kleiner Wildfang."
Sanft drückte er ihr seine Lippen auf die Stirn. Kim schloss bewegt die Augen und ließ sich von Joshua tragen. Sie spürte, wie ihre Gefühle drohten, sie zu überschwemmen. Die Angst, dass alles nur ein Traum sein könnte, die Angst, dass sie das alles kaputt machen könnte ergriff sie. Irgendwie ergriff sie das Gefühl, dass dieser Moment die Ruhe vor dem Sturm war....
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Hey, endlich weiter schreiben können. Ich hoffe das Kapitel gefällt euch... 🙈 wie die beiden wohl mit der nun neuen Situation umgehen werden? Lasst eure Meinungen und Votes da, wenn es euch gefällt! Ich mag Joshua immer mehr 😂😂🙈🙈😂❤️😂
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