Größer werdende Mauer
Joshua saß angepisst in seinem Büro. Gestern hatte er mit Kim nicht mehr reden können, zu betrunken war sie gewesen. Im Auto war sie sofort eingeschlafen und er hatte sie ins Bett tragen müssen. Die Unruhe ließ ihn nicht mehr los.
Heimlich hatte er ihr Zimmer durchsucht. Das schlechte Gewissen deswegen, schob er beiseite. Er machte sich einfach nur Sorgen. Drogen hatte er nicht gefunden... aber Geld! Ein Haufen Geld hatte sie versteckt. Joshua wurde auch klar, woher dieses Geld stammte. Die Möbel, die Einrichtung hatten nie und nimmer so viel Geld gekostet, wie Kim abgehoben hatte. Wofür brauchte sie so viel Geld?
George und den Sicherheitskräften war nichts auffälliges aufgefallen. Sie hatten jeden kontrolliert, der das Gebäude verließ, aber es gab keine Spur. Wer war der Typ gewesen? Worüber hatten Kim und er geredet und vor allem, was für einen Deal war Kim eingegangen?
Joshua rieb sich die Stirn. Er hatte Kopfschmerzen. Die ganzen offen fragen machten ihn wahnsinnig. Die Nacht hatte er nicht wirklich geschlafen. Er wusste einfach nicht mehr weiter. Was sollte er tun?
Er ahnte, dass es nichts bringen würde, Kim darauf anzusprechen. Sie hatte ihn belogen und er war sich sicher, sie würde es auch weiterhin tun. Die Mauer die zwischen ihm und Kim stand, wurde jeden Tag ein Stück größer, er spürte es.
Er würde sie beschatten lassen, ohne es ihr zu sagen. Zum einen wollte er wissen, wieso sie ihn bestahl. Sie hätte ihn nur fragen müssen, es ging ihm nicht um das Geld an sich. Nein! Zum zweiten musste er wissen, was sie gestern so fertig gemacht hatte. Kim war nicht der Typ, der einfach anfing zu weinen. Irgendetwas quälte sie,... er hoffte und betete nur, dass es nicht die Drogen waren.
Joshua hörte oben lauten Musik. Kim war wach, leise ging er nach oben. Die Wut rauschte immer noch durch seinen Körper. Innerlich zählte er bis zehn. Er durfte sich nichts anmerken lassen. Sie würde dicht machen, wenn er sie anschrie.
Vorsichtig steckte er seinen Kopf in ihr Zimmer. Keine Kim! Die Musik kam aus dem Atelier. Er freute sich wirklich für Kim, dass sie so eine Leidenschaft entwickelt hatte, doch sie musste lernen, gesünder zu leben. Frühstücken, regelmäßiges essen, das war wichtig. Kim jedoch vergaß es einfach.
Tief versunken stand sie vor einem Gemälde, den Pinsel zwirbelnd zwischen den Händen. Er sah sich ihr Profil genauer an. Ihr Gesicht wirkte noch verschlafen, aber sie sah gesund aus. Die schwarzen Ringe unter ihren Augen waren verschwunden und sie hatte ein wenig zugelegt. Das Gesicht wirkte nicht mehr so eingefallen. Vielleicht nahm sie ja doch keine Drogen?
Ihre Augen waren völlig konzentriert auf die Leinwand gerichtet und doch wirkte es so, als wäre sie völlig weggetreten. Ein trauriger Ausdruck lag in ihnen und er hätte schwören können, dass sie feuchte Augen hatte. Woran sie wohl dachte? Das Bild konnte es nicht sein, was sie in so eine Stimmung versetzte, denn außer einem blauen Hintergrund, war noch nichts darauf zu erkennen.
Ihr Handy ging und Kim riss panisch den Kopf herum zu dem Handy auf der Fensterbank. Wieso erschrak sie so? Hastig eilte sie hin und sah auf das Display.
„Verdammte,..."
Kim ballte die Fäuste. Joshua sah zu, wie sie die Augen schloss und drei mal tief durchatmete, bevor sie ans Handy ging. Joshua verhielt sich ruhig. Es war zwar irgendwie nicht richtig sie zu belauschen, aber er musste einfach wissen, was sie verheimlichte.
„Was willst du und woher hast du meine Nummer?"
Ihre Stimme klang aggressiv und genervt.
Er sah wie sie mit dem Fuß ungeduldig auf dem Boden tippte. Ihr Gesicht jedoch wirkte blass.
„Du brauchst mir deine Handlanger nicht hinterher zu schicken. Wir hatten einen Deal. Glaubst du, du hälst deinen Part gerade ein? Das war eine knappe Nummer. Halt dich und und deine Hunde zurück!"
Wieder schwieg sie und hörte wohl wieder zu, was an der anderen Leitung gesagt wurde.
„Das geht nicht so schnell. Ich brauche noch Zeit, sonst fällt es auf. Du wirst es bekommen."
Ihre Stimme klang wütend und ängstlich zugleich. Wer war da an der anderen Leitung? War das der Dealer? Wütend pfefferte sie das Handy gegen die Wand. Joshua blieb wo er war. Traurig sah er wie sie auf ihre Knie sank und den Kopf in ihren Schoß legte. Ihre Schultern zuckten, sie weinte. Es brach ihn das Herz, nicht zu ihr einen zu können und sie zu trösten. Aber er musste sich zurück halten und. Wieder spürte er die Mauer wachsen.
Leise, so dass sie ihn nicht hörte zog Joshua sich zurück. Seine Gefühle und Gedanken führen Achterbahn. Sein Gefühl, dass sie was verheimlichte, hatte sich bestätigt. Die Frage war nur, in welchen Schwierigkeiten steckte Kim nun wieder?
Auf dem Weg nach unten zückte er sein Handy und ging durch die Kontaktliste. Er hatte einen Freund, der ihm noch einen Gefallen schuldete und der das konnte, was er jetzt brauchte.
„Schön, dass ich dich erreiche! Ich habe eine Bitte. Ich brauche eine Liste der eingehenden und ausgehenden Anrufe einer bestimmten Nummer. Kriegst du das hin?"
Joshua spürte sein Herz laut klopfen. Es war eine krasse Maßnahme, aber er wusste, anders würde er nicht schnell genug heraus bekommen, was da los war.
„Joshua, schön auch dich zu hören. Wie immer kommst du schnell zum Punkt."
Er hörte wie sein Freund am anderen Ende herzlich auflachte.
„Du weißt, dass ich das eigentlich nicht darf? Ich schaue was ich machen kann, schick mir die Nummer. Wie geht es dir sonst? Lange nichts von dir gesehen."
Joshua atmete tief ein, auf seinen Freund war Verlass.
„Es tut mir leid, John. Ich hatte in letzter Zeit alle Hände voll zu tun."
„Ich hab's gelesen. Was ist denn da bei Samuel los?"
Joshua lächelte. John war ein alter Studienfreund. Joshua und er hatten mehr miteinander zu tun gehabt als Samuel und John. Er sah ihn nur zwei, drei mal im Jahr, da John in die USA ausgewandert war, aber die Freundschaft hielt auch über die Entfernung.
„Irgendjemand will ihm schaden. Wir haben noch keine heiße Spur wer dahinter stecken kann."
„Mhhh, ich habe gelesen, dass er endlich geheiratet hat und Vater geworden ist. Bestell ihm meine Glückwünsche. Wann kann ich sowas über dich lesen?"
Josh schüttelte grinsend den Kopf.
„Du kennst mich doch, ich bin nicht der Typ für sowas."
„Das sehe ich anders, Joshua. Es scheint doch da auch jemanden zu geben? Wer ist denn die junge blonde Frau, die man ständig in deiner Nähe sieht?"
Joshua schluckte. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass man Kim so oft in seiner Nähe sah. Wenn John, der in den USA war, erkannte, dass was lief, was sah James? Er musste vorsichtiger werden.
„Sie ist eine Freundin."
Er wusste selber, dass er sich nicht überzeugend anhörte, aber solange James was gegen ihn plante, durfte er sich nicht verraten.
„Sicher,... Joshua, pass auf dich auf. Ich habe gehört, dass James da draußen ist."
Die Stimme seines Freundes klang besorgt.
„Ich versuche es. Die Sicherheitsmaßnahmen sind hoch, aber er hält gerade still und das ist es, was mich nervös macht."
„Das sollte es auch. Joshua dein Vater hat eine Menge durch dich verloren. Er ist nicht der Typ, der das auf sich sitzen lässt. Sieh zu, dass er dahin zurück geht, wo er hergekommen ist. So ein Mann wie dein Vater wird sich nicht ändern. Du musst etwas finden, was ihn diesmal endgültig hinter Gitter bringt."
Joshua spürte das Band zwischen sich und John. John war damals mit ihm in diesem Milieu gewesen... sie hatten sich beide in den Drogen verloren und daher verstanden sie sich auch ohne Worte.
„Ich versuche es,... glaube mir. Ich schick dir Nummer rüber."
Joshua legte auf und sah aus dem Fenster. Er hatte so eine Vorahnung, dass die nächste Zeit nichts gutes bringen würde. Die Angst es nicht zu schaffen, die Angst, dass sein Vater gewinnen könnte, dass Kim tatsächlich wieder Drogen nahm, hatte ihn fest im Griff. Aber solange er nichts genau wusste, musste er einen klaren Kopf behalten...
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Hey meine süßen❤️ ich hoffe ihr freut euch, dass es weitergeht 😘 auch wenn das Kapitel leider auch irgendwie traurig ist. Die beiden leiden so sehr 😔 mal sehen was Joshua sagt, wenn er das alles rausfindet und was James noch so vorhat 🤔
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