Das erste Mal, als ich gesehen hatte, wie Hempton jemanden körperlich bestraft hatte, war ich gerade mal drei Monate hier. Es war ein Junge namens Brendon Urie gewesen. Er hatte sich mit seinem Kumpel Spencer über etwas lustig gemacht und dabei seine Arbeit nicht schnell genug gemacht.
Damals hatte er nicht mal vorher gebrüllt, sondern hatte einfach einen Knüppel genommen und zugeschlagen.
Brendon hatte nicht mal irgendeine Chance gehabt, diesem Dreckskerl etwas entgegen zu setzten. Und ich hatte voller Entsetzten einfach nur danebengestanden.
Vorher hatte ich einfach gedacht, dass dieses Camp einfach nur scheiße langweilig war und auch nicht anders als jede andere Einrichtung für schwer Erziehbare.
Aber an diesem Tag lernte ich, dass es hier anders war. Hempton war ein Mistkerl mit einem Machtkomplex und wer sich ihm in den Weg stellte, wurde gebrochen. Und da auch ich einmal die Fassung verlor, bestrafte Hempton mich ebenfalls und brach mich.
Also hielt ich danach die Füße still und ging ihm größtenteils aus dem Weg. Ich dachte, dass würde reichen und dass ich so meine 15 Monate in Ruhe absitzen konnte. Aber gestern hatte ich gemerkt, dass ich selbst dann nicht sicher war.
Was Avery heute getan hatte, war dumm gewesen. Sie hatte zwar noch nicht gewusst, was passierte, wenn man sich mit Hempton anlegte. Aber sie hätte wissen müssen, dass man bei Hempton mit Provokation nicht ungeschoren davonkam.
Daisy und die Jungs würden vielleicht sagen, dass es mutig gewesen war. Aber das war es nicht. Wegen ihr waren, Niall, Harry und Liam verletzt worden. Und Avery war im Loch.
Und mit zwei Tagen war Hempton noch milde gewesen. Normalerweise hätte er vermutlich fünf Tage angeordnet.
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Nachdem Avery weggebracht wurde, hatten Daisy und ich, Linda, Niall und Liam zur Krankenstation gebracht. Harry wurde von Louis ebenfalls mitgeschleift, obwohl er immer wieder sagte, dass es ihm gut ging.
Auf der Krankenstation wurde Linda als erstes untersucht. Das Baby war zwar etwas unter Stress geraten, aber ansonsten ging es ihr gut. Sie sollte allerdings über Nacht dortbleiben. Bei Liam sah es schon schlimmer aus. Er bekam Schmerzmittel und sollte für die nächsten zwei Tage dortbleiben. Harry hatte noch Glück gehabt. Er hatte eine Beule und ein paar Blutergüsse an den Rippen. Niall hatte eine Rippenprellung und sollte zumindest ein paar Stunden auf der Krankenstation bleiben, bis sie sicher sein konnten, dass keine Rippen gebrochen waren.
Während Louis, Harry und ich uns wieder auf den Rückweg machten, entschied sich Daisy noch ein wenig zu bleiben, weil sie für Linda, Liam und Niall da sein wollte.
Zumindest sagte sie das, aber ich glaubte eher, weil sie die Gelegenheit nutzen wollte, Zeit mit Liam zu verbringen.
Den Rückweg legten wir schweigend zurück. Dorthin waren wir von einem Betreuer gefahren worden, weil es eine ziemlich weite Strecke von unserem Zeltplatz war. Die Krankenstation war auch ein beliebter Ort, um zu versuchen, vom Camp zu verschwinden, da die Krankenstation direkt auf einem Hof vor dem Eingangstor lag. Soweit ich wusste, hatte es aber bisher nie jemand geschafft.
Am Zeltplatz angekommen, herrschte eine gedrückte Stimmung.
Zayn, der dort auf uns gewartet hatte, ließ sich von Louis erzählen, wie es den Anderen ging. Dann bauten sie gemeinsam die Holzscheite in unserer Feuerstelle auf um später ein Feuer machen zu können. Harry ging einfach los um für uns Abendessen zu besorgen. Entweder würde er bei Munch nach einem Gewehr oder einer Angel fragen um jagen zu können oder im Wald nach Pilzen und Beeren suchen.
Ich hingegen ging ein Stück in den Wald und begann dort eine zu rauchen. Ich musste diesen ganzen Tag erst mal sacken lassen.
Ich fuhr mir durch die roten Haare. Scheiße.
Ein Jahr hatte ich hinter mich gebracht. Es hatte für mich in diesem Camp immer mal wieder Tiefpunkte gegeben. Sei es durch meinen Vater, der erst viel zu spät begriffen hatte, dass ich ihm einen Gefallen getan hatte oder weil die Betreuer mir das Leben schwer machten.
Aber dass so viel auf einmal schieflief, war selbst ich nicht gewohnt.
Bisher hatte ich mir immer gesagt: „Versuch einfach irgendwie die Zeit rumzukriegen. Gewöhn dich nicht zu sehr an andere Leute und danach suchst du dir einen Ort, wo du am besten neu anfangen und alles vergessen kannst."
Bisher hatte das irgendwie immer wieder geklappt, aber zum ersten Mal, hatte ich das Gefühl, egal wie oft ich es mir einredete, dass es nicht half.
Zum ersten Mal wusste ich nicht, wie ich die letzten drei Monate überstehen sollte. Und das Gefühl, nicht zu wissen, was ich tun sollte, machte mir Angst.
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Als ich später zurückkam, waren Daisy und Niall gerade zurückgekehrt. Auch wenn Niall, mit seiner gewohnt optimistischen Art versuchte alle irgendwie zum Lachen zu bringen, insgesamt war die Stimmung echt am Arsch.
Nicht mal Daisy war zu Späßen aufgelegt und das sollte schon was heißen.
Als Harry zurückkehrte, wirkte er noch frustrierter als vorher. Er brachte drei Fische und ein paar Pilze, die wir später in einer Pfanne grillten. Wir saßen schweigend um das Feuer herum und aßen.
Erst nach einer Weile brach Louis das Schweigen.
„Wie geht's Linda?"
„Linda geht's soweit gut. Wenn bis morgen nichts weiter passiert, kann sie wieder zurück. Ist wohl nichts Ernstes. Sie soll sich allerdings jetzt schonen", erzählte Niall.
Ich schnaubte verächtlich. Als ob das Hempton interessieren würde! Keiner reagierte darauf. Außer Daisy, die mir einen finsteren Blick zuwarf. Ich ignorierte sie.
„Und Liam?"
„Er hat jetzt Schmerzmittel bekommen. Eine Rippe ist wohl angebrochen und einige sind geprellt. Aber das wird wieder. Er bekommt jetzt Schmerzmittel und ist wohl in drei Tagen wieder da", meinte Daisy.
„Als ob drei Tage reichen würden. Bei sowas brauchst mindestens 2-3 Wochen, bis das komplett verheilt sind", meinte Zayn unzufrieden.
„Wir können ja mit Ed sprechen. Vielleicht setzt er sich bei Hempton ein, dass Liam erstmal keine schwere körperliche Arbeit verrichten muss", schlug Daisy vor.
„Ja klar, weil Hempton ja auch so ein mitfühlender Mensch ist!", meinte ich spöttisch.
„Wenn du eine bessere Idee hast, Roxy, dann nur raus damit! Andernfalls halt deine Klappe!", fauchte Daisy mich plötzlich an.
Sie sah aus, als wollte sie mir gleich an die Gurgel gehen.
„Beruhig dich wieder, Daisy! Sie hat ja irgendwo auch Recht. Aber wir können es ja trotzdem versuchen", meinte Louis sanft zu ihr.
Daisy sah nicht zufrieden aus, sagte aber nichts weiter dazu. Dann wandte sie sich an Harry.
„Hast du was wegen Avery gehört?"
„Nein", Harry schüttelte frustriert den Kopf und stocherte mit einem Stock im Feuer herum.
„Die haben mich nicht zu ihr gelassen!", brummte er.
Ich verdrehte die Augen. Na klar, Harry war komplett in sie verknallt. Und auch alle anderen behandelten sie wie eine Heldin.
„Oh Mann, zwei Tage im Loch! Das letzte Mal, war dort einer vor knapp zwei Monaten drin. Und das war nur für ein paar Stunden! Wie soll sie es da nur schaffen?", murmelte Daisy besorgt.
„Avery ist taff. Sie schafft das schon. Wir päppeln sie wieder auf, wenn sie wieder da ist!", tröstete Niall sie.
Ich hielt es nicht mehr aus! Die waren anscheinend so sentimental, dass sie das wahre Problem nicht erkannten.
„Ach jetzt hört doch endlich mit diesem scheiß Gejammere wegen Avery auf! Ihr behandelt sie, als ein Kriegsheld in Gefangenschaft. Dabei hat sie uns die ganze Scheiße doch erst eingebrockt! Weil sie ihre Klappe nicht halten konnte, ist die Hälfte unserer Gruppe auf der Krankenstation gelandet. Und ihr habt auch noch Mitleid mit ihr, weil sie für zwei Tage weg ist! Warum zum Teufel, sollte uns das interessieren! Wir alle haben sie gewarnt, aber sie musste ja einen auf Beschützer machen!", rief ich nun komplett entnervt.
Daisy sprang auf und rannte zornig auf mich zu. Bestimmt nicht, weil sie mich umarmen wollte, wurde aber von Niall festgehalten.
„Hey, hey! Beruhig dich wieder, ja?"
„Nein, Niall! Ich beruhig mich nicht! Was fällt ihr überhaupt ein, so eine Scheiße zu erzählen, nur weil Avery sich für uns eingesetzt hat?!"
„Du denkst vielleicht, sie ist irgendeine dämliche Heldin aus einen Marvel Comic. Dabei ist sie einfach nur eine dumme Idiotin, die denkt mit etwas Gequatsche wird sich hier alles ändern! Tja, ich habe Neuigkeiten für dich, Daisy. Das wird es aber nicht! Und daran wird niemand etwas ändern können! Nicht du, nicht die Jungs, nicht Linda und nicht Avery!"
Daisy schüttelte nur zynisch lächelnd den Kopf.
„Das ist alles was du kannst, oder? Den Mund aufmachen, über andere herziehen und dich verdrücken, wenn es ernst wird, oder? Du tust immer so, als wärst du so abgebrüht, aber dabei hast du genau so viel Angst, wie wir alle. Du hast dich nur schneller daran gewöhnt, wegzusehen, weil es bequemer für dich ist! Du stößt Menschen von dir weg und verletzt sie, damit du keine Verantwortung übernehmen musst, falls es mal ernst wird! Weißt du was, vielleicht hat Avery sich ja geirrt. Vielleicht gehörst du ja doch hierher!", meinte sie kalt.
Eigentlich sollte mich das nicht treffen. Ich hatte mir vor Jahren bereits abgewöhnt Beleidigungen an mich heranzulassen. Aber irgendwie traf der letzte Satz doch einen Nerv bei mir. Die Art wie sie es sagte. So kalt und herablassend, machte mich unglaublich wütend.
Ich machte zwei Schritte auf sie zu, ehe ich von Louis festgehalten wurde.
„Roxy...", fing er an, doch ich ignorierte ihn.
„WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN, MICH SO ZU VERURTEILEN? DU KENNST MICH ÜBERHAUPT NICHT, DAISY!!!", brüllte ich sie an.
„JA, UND WORAN LIEGT DAS? WEIL DU NIEMANDEN AN DICH HERAN LÄSST! DU SCHUBST JEDEN WEG, DER DICH KENNEN LERNEN ODER DIR HELFEN WILL. DABEI ÜBERSIEHST DU ABER DAS WICHTIGSTE: WIR SIND NICHT DEINE FEINDE, ROXANNE! WIR SIND DEINE FREUNDE! ODER VIELMEHR DIE EINZIGSTEN, DIE BEREIT WÄREN MIT DIR BEFREUNDET ZU SEIN, WENN DU UNS NUR LASSEN WÜRDEST!", brüllte Daisy zurück.
Wir starrten uns zornig an. Wir beide atmeten schwer. Mittlerweile standen alle Jungs um uns herum und versuchten zu verhindern, dass wir uns gegenseitig an die Gurgel gingen. Daisy bedachte mich mit einem verächtlichen Blick, ehe sie ein klein wenig ruhiger wurde.
„Weißt du Roxanne, du bist bestimmt schlauer, als wir alle. Aber du bist nicht allwissend. Und was Avery heute getan hat, war vielleicht nicht clever, aber es war das Richtige. Und wir alle wissen das. Und ich glaube, wenn du ehrlich zu dir selber bist, weißt du es auch. Linda ist hochschwanger und hätte diese Aufgabe ganz sicher nicht erledigen können, ohne dass dem Baby etwas passiert wäre. Ich schäme mich ehrlich gesagt dafür, dass ich nicht selber etwas gesagt habe. Und ganz ehrlich, auch wenn ich Angst darum habe, was Hempton mit mir machen würde, ich hätte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können, dass eine Schwangere vor meinen Augen misshandelt wird und ich habe es einfach passieren lassen! Avery konnte das auch nicht. Aber kannst du das?"
Sämtliche Blicke waren auf mich gerichtet. Fuck, so hatte ich Daisy noch nie erlebt und ehrlich gesagt fiel mir jetzt auch keine Antwort dazu ein.
„Roxy, Avery hat nicht gewusst, was passieren wird. Sie hat nicht gewusst, dass man Liam, Harry oder Niall verprügeln würde. Sie hat in diesem Moment einfach nach ihren Idealen gehandelt. Wenn es dir lieber ist, Hempton komplett erlegen zu sein, dann bitte. Es hält dich niemand auf!"
Die Bemerkung mit Hempton machte mich nur noch wütender. Aber diesmal wusste ich, dass Daisy nichts dafürkonnte. Sie wusste nicht, was ich über Hempton wusste. Was ich seinetwegen durchgemacht hatte...
Bevor ich irgendetwas tat, was ich bereute riss ich mich von Louis los und stapfte davon.
Ich musste weg. Weg von Daisy und ihren Worten. Weg von den Blicken der Anderen. Weg von Hempton. Weg von hier.
Ohne so recht zu wissen warum, trugen mich meine Füße in den Wald wo ich mich auf einem Hügel, zwischen zwei Bäumen niederließ. Ich nahm mir eine Zigarette und zündete sie an.
Fuck, ich war so fertig!
Es gab selten Momente, wo ich weinen musste. Es war gestern erstmalig wieder passiert. Als die Sache mit Hempton war...
Aber das war eindeutig schlimmer gewesen. Da würde ich doch jetzt nicht, wegen Daisy heulen.
Und trotzdem spürte ich wie mir die Tränen kamen.
„Fuck!", murmelte ich und wischte mir unter meiner Brille über die Augen.
Kurz darauf hörte ich Schritte und dann eine Stimme.
„Roxy?"
Sofort fuhr ich hoch, einen Stein in meiner Hand, bereits zum Wurf bereit.
„Wow! Ich bin's nur!"
Niall stand vor mir. Die Hände erhoben, als er mich mit dem Stein in der Hand stehen sah.
Ich ließ den Stein fallen und fuhr mir durch meine wilden Locken.
„Fuck, Niall! Was willst du hier?", schimpfte ich und ließ mich wieder auf dem Boden nieder.
„Ich wollte nach dir sehen."
Hoffentlich hatte er meine Tränen nicht gesehen!
Niall setzte sich neben mich. Das konnte ich jetzt wirklich nicht brauchen.
„Mir ist jetzt nicht nach Gesellschaft, Niall! Geh und nerv jemand anderen mit deinem Optimismus!", meinte ich grob.
„Wer hat gesagt, dass ich optimistisch sein würde?"
„Bist du das nicht immer?"
Niall lachte leise. Irgendwie tat es gut diesen Laut zu hören.
„Normalerweise ja, aber heute habe ich mich mal mit Liam abgesprochen und hab die Rollen getauscht!", grinste er.
Gott, Niall. Seine fröhliche und charmante Art, war mir schon immer ein Rätsel gewesen. Aber irgendwas an seiner Art ließ jeden um sich herum sofort fröhlicher werden. Er schaffte es beinahe jedem ein Lächeln zu entlocken. Sogar hin und wieder mir.
Teilweise ärgerte ich mich über seine Wirkung auf mich, aber meistens war ich auch dafür dankbar. Auch wenn ich das niemals zugegeben hätte.
„Und das heißt jetzt genau was?"
„Das ich dir jetzt mal eine ordentliche Rede halte. Denn ich glaube, die brauchst du jetzt wirklich", meinte er.
Auch wenn Belustigung in seinen Worten mitschwang, war vor allem ein gewisser Ernst in seiner Stimme zu hören.
„Ich glaube nicht, dass ich das jetzt will", antworte ich kurz angebunden und zog an meiner Zigarette.
„Was du brauchst und was du willst, sind nicht immer dasselbe. Und du brauchst es wirklich. Denn Daisy meint es zwar nicht so, aber Recht hat sie trotzdem", meinte Niall altklug.
Ich verdrehte die Augen.
„Gott, Niall. Wenn du nur hier bist, um mir zu sagen, das Daisy Recht hat, dann kannst du gleich wieder verschwinden! Denn das brauche ich definitiv nicht!", grummelte ich.
„Nein, was ich meine, ist: Wir sind deine Freunde, Roxanne! Und wir sind hier, weil wir dir helfen wollen! Sieh mal, ich bewundere es wirklich, dass du auf niemanden angewiesen sein willst. Ehrlich, du bist unabhängig und weißt was du willst! Aber es ist nicht falsch, auch mal Hilfe anzunehmen oder andere Leute an dich heran zu lassen! Es wird Leute geben, den wirst du vertrauen müssen!"
Diese Rede hörte ich nicht zum ersten Mal. Ehrlich gesagt, hörte ich sie schon seit ich neun war.
Aber diesmal war es anders. Vielleicht war es die Tatsache, dass in letzter Zeit so viel schiefgelaufen war. Oder das Daisy mir gerade alle meine schlechten Eigenschaften an den Kopf geworfen hatte. Oder weil es ausgerechnet Niall war, der mir das alles sagte. Ich war mir nicht sicher, aber trotzdem spürte ich erneut wie in mir die Tränen aufstiegen.
„Ich bin bisher immer alleine zurechtgekommen. Seit ich neun bin, bin ich auf niemanden mehr angewiesen! Bin ich perfekt? Aus gesellschaftlicher Sicht: Vermutlich nein! Aber ich bin so, wie ich bin! Und ich verlasse mich nun einmal am liebsten auf mich selber, Niall! Ich brauche niemanden, der mir die Hand hält!"
Niall hörte mir ruhig zu und überlegte einen Moment, ehe er fortfuhr.
„Niemand sagt, dass es schlimm ist, unabhängig zu sein! Aber weißt du, es ist auch nicht schlimm, mal jemandem zu sagen, dass man nicht okay ist. Und dass man nicht alleine sein will."
Ich sagte nichts dazu. Im Grunde wusste ich, dass er Recht hatte. Aber ich konnte so etwas nicht so einfach zu lassen.
„Roxy, ich weiß nicht, was für Erfahrungen du gemacht hast. Mann, niemand von uns weiß überhaupt, weshalb du überhaupt hier gelandet bist! Aber wir sind bereit dir dabei zu helfen, das hier durchzustehen und für dich da zu sein, wenn es dir scheiße geht."
Er hielt einen Moment inne, als würde er über seine eigenen Worte nachdenken, ehe er fortfuhr.
„Vermutlich klinge ich jetzt, wie irgendein weises Orakle, aber scheiß drauf. Weißt du, irgendwann wird der Tag mal kommen, an dem du wirklich jemanden brauchen wirst, der dir zur Seite steht. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen oder nächstes Jahr. Aber irgendwann wird dieser Moment da sein, an dem du dir wünschen wirst, dass du jemanden hast, der dir den Rücken freihält. Wir sind jetzt bereit für dich da zu sein. Aber wenn du so weiter machst, wird es irgendwann niemanden mehr geben, der dazu bereit ist. Und ich bin mir sicher, wenn du dich erstmal drauf einlässt, dann wirst du auch schnell die Vorteile davon erkennen."
Ich war ehrlich beeindruckt von Nialls Rede und diesmal auch kein bisschen gelangweilt.
„Und wenn ich keine gute Freundin bin? Ich weiß doch nicht mal wie so was geht", meinte ich zweifelnd.
„Wir doch auch nicht. Für Freundschaft gibt es keine Gebrauchsanweisung. Du bist kein schlechter Mensch, Roxanne. Wenn wir so denken würden, würden wir dir nicht die Hand entgegenstrecken und sagen, dass wir deine Freunde sein wollen. Du musst auch nicht wie Avery oder Daisy oder Linda sein und immer gut gelaunt durch die Gegend hüpfen. Wichtig ist nur, wenn es drauf ankommt, ob wir auf dich zählen können oder nicht! Avery hat das heute bewiesen. Das man auf sie zählen kann. Und irgendwann wird dieser Zeitpunkt auch für dich kommen. Können wir auf dich zählen, Roxy?", fragte er ernsthaft.
Ich zögerte einen Moment, ehe ich ihn ansah und aufrichtig nickte.
„Ja."
„Und willst du jemanden, der dir im Notfall den Rücken freihält und für dich da ist?"
Es fiel mir noch schwerer diese Worte über die Lippen zu bringen, aber trotzdem tat ich es. Irgendwie wusste ich, dass jetzt Zeit dafür war. Wenn Niall mit einer ernsten Rede ankam, dann hatte das was zu bedeuten.
„Ja."
Niall streckte mir seine Hand hin und ich ergriff sie und schüttelte sie.
„Okay. Roxanne Quever, willkommen im Kreis der Freundschaft. Schön, dass du zu uns gefunden hast", sagte er gespielt feierlich.
„Mach's nicht kaputt."
„Sorry."
Wir beide lachten. Endlich konnten wir wieder lachen. Nialls Hand hielt meine eigene Hand weiterhin sanft fest und zu meiner Überraschung, fand ich es jetzt gar nicht mal so schlimm.
Eine Weile saßen wir nebeneinander und in diesem Moment vergaß ich allen Schmerz, den ich vorher noch gespürt hatte.
Vielleicht war diese Sache mit Freundschaft gar nicht so übel.
Dieses mal hab ich den Namen von einem anderen berühmten Sänger im Text versteckt. Wer kann ihn wohl erraten? Schreibt es mit in die Kommentare und jetzt viel Spaß mit dem Kapitel ;)
Und schreibt mir gerne, wie euch die Geschichte bisher gefällt. Das würde mir wirklich helfen.
lg liz;)
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