
Epilog
Jetzt sind wir endlich am Ende angelangt, weshalb ich das Finale euch mit einem kleinen aber bescheidenen Gastauftritt versüßen möchte. Und bevor ich zu viel verrate, wünsche ich euch viel Spaß mit dem finalen Kapitel.
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Avery
„Concrete Jungle where dreams are made of
There's nothing you can't do", klang es aus Radio, als ich mit dem Auto die Straße hinauffuhr.
Gott, egal wie lange es das Lied schon gab. Noch immer liebte ich es bei einer Autofahrt dabei mitzusingen. Ich bewegte mich so gut es ging am Steuer mit und sang die nächste Zeile.
„Now you're in New York
These streets will make you feel brand new
Big lights will inspire you
Hear it for New York, New York, New York".
Ich lächelte, bog in die Waldstraße ein und drehte das Radio automatisch leiser. Im Wald war der Radioempfang sowieso schlecht.
Während ich über den holprigen Waldboden fuhr, amtete ich ein paar Mal tief durch. Ich hatte selbst gesagt, dass ich wieder hierherkommen wollte. Und dennoch...selbst sieben Jahre konnten die Erinnerungen nicht auslöschen und den Schmerz nicht völlig besiegen.
Der Wald und die Straße waren immer noch gleichgeblieben. Und auch einzelne Bunker und Zeltgruppen konnte ich im Vorbeifahren erkennen. Aber die Menschen dort waren nun anders. Der Ort der Qualen und des Schmerzes hatte eine neue Aufgabe.
Harry hatte mir zu Anfang erzählt, dass das Camp Houens Odde ursprünglich mal ein beliebter Lagerplatz für Pfadfinder war. Und genau das war es nun wieder. Pfadfinder und Jugendgruppen aus aller Welt, sowie Familien kamen auf die Halbinsel nach Dänemark um hier Urlaub zu machen. Und jetzt war ich wieder hier. Allerdings nicht um in Erinnerungen zu schwelgen, sondern auf gemeinnütziger Basis. Ich wollte bei einem der Pfadfinderstämme Material zum Basteln und Bauen für die Kinder abgegeben, sowie alte Zelte, die manche Menschen nicht mehr brauchten.
Ich parkte mein Auto auf einem Parkplatz in der Nähe einer Lichtung. Als ich ausstieg und mich umschaute, überwältigten mich erneut für einen Moment die Erinnerungen. Ganz in der Nähe hatten wir damals unseren Zeltplatz gehabt.
Reiß dich zusammen, Avery! Denk an deine Atemübungen!, befahl ich mir innerlich und atmete ein paar die frische Waldluft ein und aus.
Harry hatte mich selbst noch am Telefon gefragt, ob ich das wirklich wollte. Ich hatte Ja gesagt. Und wenn ich etwas anfing, brachte ich es auch zu Ende. Die Anderen waren ebenfalls geteilter Meinung über meinen Besuch hier gewesen, aber hatten mich dennoch unterstützt.
Seit der Gerichtsverurteilung damals hatte sich einiges verändert. Auch nach dem Prozess hatten wir nicht mehr mit den Medien gesprochen oder anderen Außenstehenden davon erzählt, außer unseren Therapeuten. Es hatte gedauert, bis es für alle bergauf ging, aber irgendwann kamen dann doch wieder gute Zeiten für uns. Besonders für die Jungs. Während sie weiter ihre Schule machten und dennoch als Garagenband auf Marktplätzen und Clubs auftraten, sprach ein Talentscout sie an, welcher sie dann einem gewissen Simon Cowell vorstellte.
Um es kurz zu machen, die Band One Direction wurde eine der erfolgreichsten Boybands überhaupt, welche um die ganze Welt tourte. Auch wenn Zayn in 2015 die Band verließ um etwas eigenes zu machen. Und drei dieser fünf Jungs hatten das große Glück, sehr verständnisvolle Freundinnen zu haben, welche sie in ihrer Entscheidung unterstützten, auch wenn das bedeutete, monatelang sie nicht persönlich sehen zu können. Wo wir gerade von Freundinnen reden: Liam und Daisy sind nun sieben Jahre zusammen und seit 2 Jahren außerdem verheiratet. Letztens haben sie bereits über Kinder gesprochen und ich weiß jetzt schon, dass sie großartige Eltern sein werden. Niall hingegen musste sich nach der Gerichtsverhandlung noch weitere vier Monate gedulden, bis Roxanne vor seiner Tür stand und ihn ganz offiziell zu einem Date einlud. Und auch wenn sie sich zwischendurch ein, zwei Mal getrennt hatte, am Ende rauften sie sich doch immer wieder zusammen und hatten sich versprochen, trotz allem immer beste Freunde zu bleiben. Ich weiß nicht, ob sie für immer zusammenbleiben werden, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es für Roxanne keinen anderen wie Niall geben wird.
„Er ist wie ein großes Kleinkind und manchmal so dämlich, dass ich das Bedürfnis habe seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen, aber...niemand bringt mich zum Lachen wie er und er ist da, wenn alles scheiße läuft", hatte Roxanne mir erklärt und ich bin mir sehr sicher, dass das ihre Version von „Ich liebe Niall Horan", gewesen ist.
Was Harry und mich angeht...was soll ich sagen, es ist Liebe. Jeden Tag, an dem er bei mir ist, wo ich sein Lächeln sehe und seine Nähe spüre oder wenigstens seine Stimme hören kann, ist ein Geschenk für mich. Er überrascht mich jeden Tag aufs Neue mit seiner liebevollen und positiven Art. Natürlich hatten auch wir mal schwierige Zeiten, aber trotzdem haben wir es irgendwie gemeinsam durchgestanden. Und ganz egal, wie es zwischen uns weitergeht, ich bereue keinen einzigen Moment mit Harry. Ob wir irgendwann mal heiraten und Kinder haben werden, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass wir auch das meistern werden.
Wo wir von Kindern sprechen, Linda ist eine großartige Mutter. Inzwischen könnte ich ein ganzes Fotoalbum mit Bildern von dem kleinem Johan füllen können. Wir alle lieben ihn und obwohl keine Blutsverwandtschaft besteht, sind wir alle für ihn nur Tanten und Onkel. Linda selber ging eine Weile mit Louis aus, aber am Ende einigten sie sich darauf doch besser Freunde zu bleiben. Linda hat mittlerweile einen netten Typen kennen gelernt und ist mit ihm und Jonah zusammengezogen.
Und jedes Mal wenn ich über all das nachdenke, muss ich mit einem Lächeln und einem Kopfschütteln fragen, wie es sein kann, dass so viel Zeit vergangen ist.
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Einige Pfadfinderleiter waren so nett mit beim Tragen zu helfen. Ihr Camp lag ein kleines Stück abseits von der Stelle wo wir damals gezeltet hatten. Anscheinend war der gesamte Stamm da, da sämtliche Altersklassen vorhanden waren. Die Leute waren so nett, dass sie mich sogar zum Abendessen einluden. Da ich ohnehin noch einen Moment bleiben wollte, beschloss ich das Angebot anzunehmen und setzte mich im großen Gemeinschaftszelt an einen der Tische. Dort kam ich mit einigen Kindern aber auch Leitern ins Gespräch. Allen schien dieser Ort wirklich gut zu gefallen, obwohl es momentan so viel regnete, dass der ganze Zeltplatz aufgeweicht war.
Nach dem Essen besprach ich kurz mit den anderen Leitern, was noch von den Stämmen benötigt wurde und versprach, die Augen und Ohren nach entsprechendem Material offen zu halten, ehe ich mich verabschiedete.
Danach schlenderte ich noch ein wenig über das Gelände. Besuchte die Plätze, wo wir vor nicht mal 10 Jahren gewesen waren. Die Hütte, wo wir früher immer gegessen hatten, gab es nicht mehr, stattdessen war dort eine große Feuerstelle aufgebaut worden. Den Bunker, wo ich früher ein paar Tage verbracht hatte, stand noch, allerdings diente er jetzt im heißen Sommer als Kühllager. Seltsam, dass manche Sachen, die früher dafür genutzt worden waren, um anderen Angst zu machen, nun für etwas so banales verwendet wurden.
Hemptons Hütte gab es auch noch, allerdings machte ich mir nicht die Mühe, den ganzen Hügel hinauf zu steigen, um sie mir von innen anzusehen.
Erst am Ende besuchte ich unseren alten Zeltplatz am Strand. Als ob das Universum mir etwas mitteilen wollte, stand dort auch einzelnes schwarzes Zelt. Ein wenig kleiner, als unseres. Es entlockte mir ein kleines Lächeln, welches weniger von Freude sondern mehr von Schmerz geprägt war.
Am Ufer saß ein Mädchen mit dunklen Haaren und einem schwarzen Lederhut mit dem Rücken zu mir. Sie konnte nicht älter als zwanzig sein. Ein Moment lang beobachtete ich sie einfach nur. Hätten wir niemals alles ans Licht gebracht, sondern geschwiegen, sie hätte genau so wie ich hier landen können.
Ich überlegte gerade mich wieder zurück zu ziehen, als das Mädchen mich bemerkte.
„Kann ich Ihnen helfen?", fragte sie freundlich, stand auf klopfte sich den Staub von der Jeans und kam auf mich zu.
Ich lächelte und kam ihr entgegen.
„Nein, schon gut, ich hab nur gerade ein wenig in Erinnerungen geschwelgt", antwortete ich lächelnd.
„Ach, waren Sie schon mal hier?", fragte sie höflich.
„Ja, allerdings. Ist aber schon ein paar Jahre her. Und du bist zum ersten Mal hier?"
„Ja, das ist mein letztes Lager als Rover, danach werde ich entweder Leiter oder helfe hier vielleicht freiwillig aus."
Jetzt bemerkte ich auch das rote Halstuch um ihren Hals. Ich erinnerte mich, als ich Pfadfinderin gewesen war, dass wir ebenfalls verschiedenfarbige Halstücher getragen hatten, um unsere Altersgruppen unterscheiden zu können.
„Bist du schon lange dabei?", fragte ich interessiert.
„Etwa 10 Jahre."
„Wow, schon ziemlich lange. Und gefällt es dir hier?"
„Oh ja, sehr gut. Das ist der perfekte Zeltplatz für Pfadfinder oder wenn man überhaupt mal zelten möchte. Außerdem finde ich diesen Ort unglaublich inspirierend", meinte das Mädchen freudestrahlend.
„Inspirierend wofür?", fragte ich ein wenig verwirrt.
„Oh, das hätte ich vorher erwähnen sollen. Ich bin Hobbyautorin und sammle gerne Inspiration aus Filmen, Büchern oder eben der Natur", erklärte sie mir.
„Oh und was schreibst du so bisher?"
„Meistens Fanfiction, aber ich hab auch Ideen für eigene Ideen. Ich hab nur bisher nichts davon veröffentlicht."
„Oh, das ist ein ziemlich cooles Hobby. Und wie lange schreibst du schon?"
„Seite etwa fünf Jahren, ich veröffentliche meine Geschichten gerne auf Plattformen im Internet. Da trifft man wirklich viele Gleichgesinnte", erzählte sie mir.
„Ich bin übrigens Liz", stellte sie sich dann vor und streckte mir die Hand entgegen.
Ich lachte kurz und schüttelte sie.
„Avery."
„Sind Sie auch mit ihrem Stamm hier?", fragte Liz sie neugierig.
„Nein, ich bin eine Freiwillige und nenn mich Avery."
„Warst du denn letztes Mal mit deinem Stamm hier?", die Frage erwischte mich ein wenig unvermittelt und einen Moment überlegte ich, ob ich dem Mädchen einfach irgendeine billige Ausrede auftischen sollte.
Aber da war irgendwas in ihren großen Augen, was mich daran zweifeln ließ. Etwas dass mir sagte, dass es nun Zeit war, meine Geschichte jemanden zu erzählen, der nichts mit alldem zu tun gehabt hatte. Und ganz instinktiv wusste ich, dass Liz dafür genau die Richtige war.
„Nein, bei mir waren die Umstände etwas anders. Aber kann ich dir mal eine Frage stellen?"
„Sicher."
„Was weißt du über die Geschichte von diesem Ort?"
„Eigentlich nichts. Nur dass es seit Jahren ein beliebter Ort zum Campen ist."
„Das ist richtig, aber...das war nicht immer so."
Das Mädchen runzelte die Stirn.
„Ich verstehe nicht."
„Liz, du schreibst doch Geschichten, richtig?", es war mehr eine Feststellung, als eine Frage.
„Ja, allerdings."
„Würdest du auch die Geschichte von jemandem erzählen?"
„Du meinst eine Autobiographie?", harkte sie nach.
„So was in der Art. Ich würde dir gerne eine Geschichte erzählen."
Das Mädchen sah mich überrascht an.
„Wessen Geschichte denn?"
„Meine....meine eigene Geschichte. Wäre das okay?"
Unsicher blickte ich sie an.
Liz zückte einen Stift, holte einen kleinen Block aus der hinteren Hosentasche und lächelte mich voller Vorfreude an.
„Keine Sorge, für eine gute Geschichte hab ich immer genug Zeit."
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Und hier endet die Geschichte von Avery, Daisy, Linda, Roxy & Co. Ich kann gar nicht glauben, dass ich im Januar letztes Jahr das erste Kapitel hier gepostet habe, obwohl ich an den ersten 8 Kapitel mindestens schon ein Jahr gesessen hatte, da ich immer zwischen meiner Ausbildung und meinem Zuhause hin und her gependelt bin und daher im Zug immer eine halbe Stunde Zeit hatte um auf meinem Handy zu schreiben. Ich hätte allerdings nie gedacht, dass ein kleiner Besuch nach Dänemark so ausarten kann, da ich nie geglaubt habe, dass meine Geschichte mal so lang wird.
Aber bevor ich mich in weiteren Erklärungen verliere, möchte ich mich lieber bei euch bedanken.
Vielen Dank, dass so viele Leute so fleißig kommentiert und mich motiviert haben, weiter zu schreiben.
Ich bedanke mich für 3995 Klicks, 419 Votes und 27 Favouriten. Danke für 427 Kommentare von euch (sorry, wenn ich alle aufzähle, seit ihr morgen noch nicht fertig, aber bitte fühlt euch alle ganz fest geknuddelt) und danke an ananasdream dass ich mir deine Figur ausleihen durfte.
Ich hoffe, es hat euch bis zum Ende gefallen und man liest sich bald mal wieder.
Alles Liebe, eure Liz ;)
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