Avery
Als ich am nächsten Morgen erwachte, fühlte ich mich wie überfahren. Ich hatte die gesamte Nacht auf dem Baum verbracht. Um nicht vom Baum zu fallen, hatte ich meinen Gürtel als Seil benutzt um mich festzubinden. Doch jetzt schmerzte mein Rücken, welcher die gesamte Nacht am Stamm gelehnt hatte und alle meine Glieder fühlten sich steif und eiskalt an. Mein Haar war feucht vom Morgentau und obwohl ich eben erst aufgewacht war, fühlte ich mich unglaublich müde. Ich streckte mich ein paar Mal, obwohl die blauen Flecken an meinem Körper noch immer schmerzten. Schwerfällig bewegte ich mich auf der Astgabel hin und her und blickte nach unten. Anscheinend schliefen alle noch. Zumindest konnte ich niemanden unten sehen. Ich fuhr mir durch das lange strähnige Haar und blickte durch die Zweige auf Wasser. Ruhig und friedlich schwappten die Wellen ans Ufer.
Was hätte ich jetzt nicht darum gegeben, kurz ins Wasser zu steigen und für ein paar Minuten einfach eins mit dem Meer zu werden. Aber diesen Luxus konnte ich mir momentan nicht leisten.
Ich blickte auf meine Uhr. Es war 7:20 Uhr morgens. Bald würde die Morgenrunde beginnen.
Ich fragte mich, ob Hempton nun anfangen würde, andere Leute aus dem Camp zu foltern, weil wir ihr ihm entwischt waren. Hoffentlich nicht. Niemand verdiente es unseretwegen gequält zu werden. Schon gar nicht, von einem so abscheulichen Mann wie Hempton.
Als wäre es Gedankenübertragung, hörte ich vereinzelt Stimmen und sah in der Ferne einige Jugendliche über die Wiese gehen. Vermutlich wollten sie auch zur Morgenrunde.
Und dann hörte ich Schritte ganz dicht bei meinem Baum. Schnell duckte ich mich wieder hinter die schützenden Zweige, darauf bedacht keinen Laut von mir zu geben.
„Avery?", flüsterte jemand ziemlich laut.
Ich blickte vorsichtig zwischen den Ästen hindurch.
Ed.
„Ja?", flüsterte ich zurück.
„Komm mal ein Stück runter. Ich kann nicht so weit werfen."
Obwohl mein ganzer Körper sich noch anfühlte wie ein einziger großer blauer Fleck, schaffte ich es irgendwie ein paar Astreihen unversehrt nach unten zu klettern.
„Okay, das reicht."
Ed warf ein Seil über eine Astgabel und begann einen Korb daran hochzuziehen. Sobald der Korb nah genug war, nahm ich ihn entgegen und löste ihn von dem Seil. In dem Korb, befanden sich eine lange Jacke, ein T-Shirt und eine Leggins, etwas zu essen und eine Wasserflasche. Ganz zuoberst lag ein Zettel.
„Heute Abend, halte dich bereit. Warte auf mein Zeichen."
Ich sah zu ihm runter.
„Was für ein Zeichen?"
„Das siehst du dann. Wenn alles planmäßig abläuft, bin ich um 6 Uhr heute Abend hier. Und du musst dann genau tun, was ich dir sage und du musst verdammt vorsichtig sein. Kriegst du das hin?"
Ich nickte. Was blieb mir auch anderes übrig?
„Okay, ich komm dann heute Abend vorbei. Mein Kollege wird einen Teppich abholen und ich werde ihm dabei helfen ihn zu transportieren. Ich werde dafür sorgen, dass er einen Moment lang abgelenkt ist, dann kommst du, ich wickle dich in den Teppich ein und lege dich dann auf die Ladefläche von seinem Truck. Dort wickelst du dich dann aus und wenn wir kurz anhalten, springst du ab und versteckst dich, bis ich dich holen komme."
„Und wenn es nicht nach Plan läuft?"
„Dann haben wir beide verloren."
Damit zog er das Seil vom Baum und ich kletterte wieder nach oben und wartete.
********************************************************************
Hattet ihr schonmal das die Zeit und gleichzeitig doch so langsam und zäh verläuft wie ein Kaugummi? Man wartet auf etwas und die Zeit scheint kriechend langsam zu vergehen. Man hat Angst vor etwas, das ansteht und plötzlich rast die Zeit nur so dahin. Bei mir war es beides. Trotzdem versuchte ich mir die Zeit so gut wie möglich zu vertreiben.
Ich aß das Brot und den Käse den Ed mir gegeben hatte, trank das Wasser aus der Wasserflasche und versuchte zwischenzeitlich zu schlafen, um einigermaßen fit zu sein, den Baum wieder komplett hinunter zu klettern und dann genau, dass zu bewerkstelligen, was Ed mir aufgetragen hatte.
Gleichzeitig versuchte ich mich auch mental darauf vorzubereiten.
Der Plan klang mehr als verrückt. Ich sollte mich wie eine Mumie in einen Teppich einwickeln lassen, mich dann ausrollen, während wir fuhren und dann von einem vielleicht sogar noch fahrenden Auto springen.
Jeder normal denkende Mensch hätte bestimmt: „Nein, danke!", dazu gesagt, aber leider konnte ich mir diese Denkweise im Moment nicht leisten. Ich konnte nichts anderes tun, als es zu versuchen.
Ich war so weit gekommen. Ich konnte jetzt nicht aufhören.
Mom, Dad. Ich weiß, wenn ich euch erzähle, was ich alles für gefährlichen und vielleicht sogar illegalen Scheiß ich angestellt habe, werdet ihr unglaublich sauer sein, aber ich hoffe, ihr versteht, dass ich all das nur gemacht habe um wieder nach Hause zu kommen.
Mittlerweile hatte ich nicht mehr den geringsten Zweifel daran, dass meine Tante gelogen hatte, als sie behauptete, dass meine Eltern einverstanden waren, mich hierher zu schicken.
Ich kannte meine Eltern. Ja, auch sie konnten mal sauer auf mich werden, wenn ich Mist gebaut hatte. Aber dann bekam ich in der Regel eine ordentliche Gardinenpredigt und vielleicht Hausarrest. Aber sobald sie sich beruhigt hatten, nahmen sie sich immer die Zeit sich meine Version der Geschichte anzuhören und sobald ich meine „Strafe" verbüßt hatte, rieten sie mir eindringlich aus meinen Fehlern zu lernen und sagten mir dennoch, dass sie mich immer noch liebhatten. Niemals im Leben hätten sie mich einfach ohne Vorwarnung in eine Erziehungscamp geschickt, ohne mit mir vorher zu reden und schon gar nicht, weil ich mir einmal Nachsitzen eingehandelt hatte.
Nein, meine Tante hatte vermutlich einfach die Unterschrift gefälscht oder sich am Telefon für meine Mutter ausgegeben.
Ich musste mir ein triumphierendes Grinsen verkneifen, als ich mir vorstellte, was Lucy wohl für Augen machen würde, wenn ich in ein paar Tagen plötzlich wieder vor ihrer Haustür stehen würde.
Und an diesem Gedanken hielt ich den restlichen Tag über fest.
******************************************************
6 Uhr kam und Ed traf tatsächlich nur ein paar Minuten später ein, Er schlenderte beinahe gelassen mit der Taschenlampe vorbei und blinkte zweimal in meine Richtung. Das verstand ich als Zeichen hinunter zu kommen. Also ließ ich den Korb oben stehen, warf mir die Jacke über und begann dann so schnell es ging wieder hinunter zu klettern. Obwohl ich mich bereits etwas besser fühlte, schmerzte mein Körper noch immer und mehr als einmal hätte nicht viel gefehlt und ich wäre beinahe abgestürzt, aber irgendwie schaffte ich es doch sicher mit beiden Füßen auf dem weichen Waldboden zu landen. Ed wartete dort bereits ungeduldig auf mich. Kaum war ich angekommen, packte er mich sanft, aber bestimmt am Arm und zog mich mit sich.
„Versteck dich wieder im Dickicht, wo ihr euch das letzte Mal versteckt habt und warte dort. Ich gehe jetzt gleich den Teppich und den Projektor holen. Sobald der Teppich offen da liegt und ich alleine rauskommen, rennst du los und legst dich hin und danach mach dich so leicht wie möglich. Und dann rollst du dich während der Fahrt aus. Warte, damit bis wir das erste Mal halten. Dann sind wir noch am Haupttor. Wenn wir dann losfahren, zählst du von 15 rückwärts und fängst dann an. Wenn wir das zweite Mal halten, steig noch nicht aus. Es wird vermutlich zu kurz sein. Beim dritten Mal wenn wir halten, bleibst du so tief wie möglich unten und springst dann raus. Du läufst ins erste Versteck, was du findest und dort bleibst du, bis ich dich holen komme. Wenn alles nach Plan läuft und er dich nicht entdeckt, bin ich in etwa einer Stunde da und hole dich ab. Ich ruf dich dann an. Hast du alles verstanden?"
Obwohl es verdammt viel Information auf einmal war, nickte ich. Was hätte ich auch sonst tun sollen?
„Okay, dein Handy hast du?"
Ich nickte.
„Gut, Roxy hat mir bereits deine Nummer gegeben. Ich ruf dich dann an. Lass es zweimal klingen und heb dann ab. Dann weiß ich, dass du sicher bist. Okay?"
„Okay", nickte ich, als wir schließlich an unserem gestrigen Versteck ankamen.
„Viel Glück."
Ed bedachte mich mit einem letzten hoffnungsvollen Blick und verschwand dann, während ich mich ins Dickicht kauerte.
Und dort wartete ich erneut. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und während ich einerseits auf Ed's Zeichen wartete, musste ich gleichzeitig auch darauf achten, ob irgendwelche Leiter, die mich noch suchten vielleicht zu nah an unser Versteck kamen. Obwohl mir die Warterei scheinbar endlos vorkam, dauerte es nur ein paar Minuten bis Ed und sein Kollege mit dem Teppich und dem Projektor kamen. Den Teppich legten sie neben der Ladefläche des Trucks ab, den Projektor legten sie auf die Rückbank. Dann verließ der Leiter die Lichtung erneut und ich brachte mich in Position. Noch einmal blickte ich mich vorsichtig um, ob auch sonst niemand in der Nähe war und als Ed den Teppich entrollt hatte und ein deutliches Handzeichen gab, sprintete ich los.
Innerhalb von etwa 4 Sekunden erreichte ich Ed und warf mich schon fast auf den Teppich. Sofort legte Ed den kratzigen, schwere Stoff über mich und begann mich zur Seite zu rollen. So schnell, dass mir fast schlecht wurde. Aber dann spürte ich, wie Ed aufhörte und den Teppich anhob. Augenblicklich spannte ich alle Muskeln an und versuchte mich so leicht wie möglich zu machen. Ätzend hob er mich hoch dann spürte ich, wie mein Körper über dem Boden schwebte und Ed ein paar Schritte mit mir auf den Armen ging. Etwa fünf Sekunden später fühlte ich, wie ich auf etwas hartem abgelegt wurde und gleich darauf wurde der Teppich mit mir darin weiter vorwärts geschoben. Dann gab es ein lautes Geräusch und ich realisierte, dass Ed gerade die Ladeklappe des Trucks geschlossen haben musste.
„Denk daran, Zähl von 15 runter, sobald wir das erste Mal gehalten haben, bevor du anfängst dich auszuwickeln. Vorher beweg dich nicht, hast du verstanden?", hörte ich Ed mir zu raunen.
„Ja", gab ich gedämpft zurück.
„Gut."
Da hörte ich Schritte und dann hörte ich wie Ed mit dem Leiter sprach, dem der Truck gehörte.
„Bist du fertig? Können wir los?"
„Klar doch, danke nochmal, dass du mir beim Transportieren hilfst."
„Keine Ursache, ist doch das Mindeste, was ich tun kann, wenn du mich dafür nach Hause fährst."
Die Stimmen entfernten sich und ich hörte wie sich eine Autotür öffnete und dann zu schlug. Gerne hätte ich mich nach den Geräuschen umgesehen, aber der Teppich war so dicht um mich gewickelt worden, dass er kaum Bewegungsmöglichkeiten zuließ. Außerdem hatte Ed mich angewiesen mich nicht zu bewegen, bis wir das Haupttor erreicht hatten. Also blieb ich reglos liegen.
Ich hörte wie brummend der Motor des Trucks unter mir zum Leben erwachte und das Auto sich nur zwei Sekunden später in Bewegung setzte.
Jetzt geht's los. Bleib ruhig, Avery! Halte dich einfach an das, was Ed gesagt hat!", sagte ich mir immer wieder innerlich, da ich sehr schnell feststellen musste, dass die Fahrt alles andere als angenehm für mich war.
Warum? Das erkläre ich euch gerne. Also, wer noch nie zuvor in einen Teppich eingewickelt auf der Ladefläche eines fremden Pick-Up Trucks seine Flucht durchgezogen hat, sollte folgendes vorher wissen: Zunächst einmal war die Sache mit dem Teppich. Nicht nur, dass man keinerlei Bewegungsfreiheit hat, auch das der Stoff überall an meiner Haut kratzte. Zumal dem war er so eng um mich gewickelt und so schwer, dass mir sogar das Amten nach kurzer Zeit schwer fiel, da ich das Gefühl hatte nur die Fasern des Teppichs einzuatmen und keinen richtigen Sauerstoff.
Zweitens: Wir fuhren keinen Highway oder geteerte Straße, sondern einen breiten Waldweg, auf dem Steine Wurzeln und jede Menge Unebenheiten waren. Also kann man sich durchaus vorstellen, dass ich jeden einzelnen Hubbel der Straße spürte, als wir darüberfuhren und jedes Mal sehr unsanft durchgerüttelt wurde.
Und drittens: Die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl vor lauter Angst gleich zu ersticken. Die ganze Zeit über schossen mir alle möglichen Szenarien durch den Kopf, wie ich wohl entdeckt werden würde. Was wenn ich nicht komplett abgedeckt war und jemand vielleicht meine Haare oder Schuhe an einem der Teppichenden erkennen würde? Was wenn ich vielleicht irgendein Geräusch machte, wenn ich mich auswickelte und Ed's Kollege würde mich hören Oder vielleicht würden wir auch nur bis zum Haupttor kommen und man würde dort den Teppich entrollen? Vielleicht würde ich auch gesehen werden, wenn ich vom Auto absprang? Was wenn ich mich zu früh ausrollte?
***************************************
Tatsächlich erreichten wir ohne vorher nochmal anzuhalten das Haupttor. Ich merkte es daran, da wir über Kopfsteinpflaster fuhren und als der Wagen zum Stillstand kam, ein weiterer Leiter sich kurz mit Ed und seinem Mitfahrer unterhielt. Dann wurde das Tor geöffnet und der Wagen setzte sich wieder in Bewegung. Ich begann zu zählen.
15, 14, 13...
Der Wagen verließ das Kopfsteinpflaster und ich spürte wie wir nun auf eine normal geteerte Straße fuhren.
12, 11, 10...
Das Auto fuhr in eine Kurve und ich spürte, wie ich leicht nach links kippte.
9, 8, 7, 6, 5, 4...
Der Wagen wurde etwas langsamer, hielt allerdings nicht an. Ich glaubte ein anderes Auto an uns vorbei fahren zu hören.
3, 2, 1...los.
Ich begann mich nach rechts zu rollen Schwerfällig, aber hartnäckig. Ich kippte auf die Seite und rollte mich auch den Bauch, dann weiter auf die andere Seite. Der Teppich gab ein wenig nach, aber es reichte noch nicht.
Weiter, los weiter!
Ich rollte mich weiter und weiter. Beim dritten Mal gab der Stoff soweit nach, dass ich meine Arme bewegen konnte und mich schneller drehen konnte. Meine Beine hatten wieder mehr Bewegung und endlich, konnte ich den schweren Stoff von mir schieben.
Da ich bis eben noch in fast kompletter Dunkelheit gelegen hatte, war das plötzlich helle Tageslicht, dass mich nun von allen Seiten empfing, beinahe zu viel für meine Augen. Deshalb kniff ich kurz die Augen zusammen und blinzelte heftig, ehe ich in einen strahlend blauen Himmel blickte. Eine große weiße Wolke bauschte sich dicht neben der Sonne, die mir ins Gesicht schien. Gierig sog ich den frischen Sauerstoff ein und obwohl ich schon tausende Male einen blauen Himmel gesehen hatte, hätte ich in diesem Moment am liebsten vor Freude geweint.
Ich hatte zuhause einen blauen Himmel gesehen, auf See mit meinem Vater und auch im Camp, aber noch nie in Freiheit. Oder zumindest hatte ich mich noch nie so frei gefühlt, nur weil ich den Himmel über mir sehen konnte.
Ich hatte das Camp hinter mir gelassen, man hatte mich nicht erwischt. Ich hatte es geschafft. In meiner Euphorie vergaß ich fast, dass ich noch nicht alles geschafft hatte. Erst als der Truck plötzlich anhielt, fiel mir wieder ein, dass ich das Auto ja noch verlassen musste, um wirklich frei zu sein.
Das zweite Mal, dass das Auto anhält. Warte noch, Avery!, ermahnte ich mich, da mein Körper in diesem Moment am liebsten einfach losgerannt wäre. Stattdessen presste ich mich so flach wie möglich auf den Boden und versuchte mich möglichst nicht zu bewegen.
Tatsächlich fuhr der Wagen kurz darauf weiter. Ed hatte Recht gehabt.
Die Zeit vom Wagen zu springen und zu rennen, wäre wirklich zu kurz gewesen.
Meine Atmung beschleunigte sich, mein Körper spannte sich an. Wie lange würden wir noch fahren? Wann würden wir anhalten?
Schließlich hörte ich über das Ruckeln des Wagens Stimmen. Vermutlich Ed, der gerade mit dem anderen Leiter sprach. Nur ein paar Sekunden später, zog das Auto plötzlich nach rechts und hielt schon beinahe ruckartig an. Der Wagen war noch nicht mal richtig zum Stehen gekommen, als eine Autotür aufgerissen wurde und hastige Schritte zu hören waren.
Fuck, hatte Ed sich verplappert? Würde man mich jetzt holen?
Die Schritte entfernten sich jedoch vom Auto und dann hörte ich die zweite Autotür aufgehen und ebenfalls Schritte, die sich vom Auto entfernen. Diese Schritte waren jedoch langsamer Dann hörte ich ein seltsames Geräusch und ich brauchte einen Moment um es einordnen zu können. Es klang als ob jemand würgte.
Und dann hörte ich die Stimme des Leiters.
„Ed? Ist alles okay mit dir, Mann?"
Und da verstand ich.
Ed täuschte gerade vor, sich übergeben zu müssen um die Aufmerksamkeit von mir abzulenken. Das war mein Stichwort!
Ich setzte mich vorsichtig auf und sah wie Ed etwa zwanzig Meter vom Truck entfernt am Straßenrand kniete und würgte. Ein paar Meter entfernt vom ihm stand der andere Leiter mit dem Rücken zu mir und schien besorgt nach Ed zu sehen. Eine bessere Chance würde sich mir nicht mehr bieten.
Hastig rappelte ich mich auf, kletterte so leise wie möglich von der Ladefläche auf die Straße und nach einem letzten Blick zu den Beiden, rannte ich in die entgegengesetzte Richtung los. Am Straßenrand war nur eine Wiese und etwa fünfhundert Meter weiter grenzte der Wald. Allerdings gab es noch eine große Steinmauer, die ein Stück links von mir lag. Wenn ich es dahinter schaffte, würde ich bestimmt für ein paar Minuten sicher sein. Ohne mich umzudrehen, rannte ich darauf zu.
Bitte, lass es mich schaffen, nur das kleine Stück. Bitte!
Ich erreichte den Weg der auf die Wiese hinab führte, rannte an der Mauer entlang und erreichte die Ecke. Mit einem Sprung, bei dem ich unsanft auf der Seite landete, war ich hinter der Mauer und damit in Sicherheit. Oder?
Ich kauerte mich hinter ein halbhohes Gebüsch und wartete.
Auf Schritte, die näher kamen. Auf Stimmen, die lauter wurden. Aber...nichts. Niemand kam. Stattdessen hörte ich nach scheinbar endlosen Minuten einen Motor starten und dann wie sich ein Fahrzeug entfernte.
Ich stieß ein Lachen aus, das zwischen Erleichterung und Unglauben lag.
Fuck, ich hatte es geschafft. Ich war entkommen. Und als diese Erkenntnis endgültig durchsickerte, begann ich zu weinen.
Und jetzt blieb mir nichts mehr anderes übrig als zu warten.
**********************************************************
Da die letzten Kapitel so kurz waren, hab ich heute mal ein längeres Kapitel für euch vorbereitet. Ich hoffe, es hat euch gefallen und über eure Kommentare würde ich mich sehr freuen.
lg eure Liz ;)
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro