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Avery

Ich weiß, ich wollte eigentlich schon vorher erzählen, was genau passiert ist, dass mein Leben so verändert hat, aber es war wichtig, dass ihr das alles andere davor erfahren habt. Auch warum es so wichtig war, werdet ihr noch erfahren. Aber diesmal keine Ausreden mehr. Es fällt mir auch nach so langer Zeit noch schwer, davon zu erzählen, aber was bringt es, dass noch länger zu verschweigen?

Mein Leben änderte sich am 11.07.2010. Es war ein Sonntag.

Eigentlich hatte der Tag relativ normal begonnen. Es war der 11. Tag seit ich im Camp war.

Am Morgen war Roxanne eigentlich relativ normal. Sie war wieder ruhig und gleichgültig wie bisher. Von dem weinenden Mädchen von gestern, schien nichts mehr übrig zu sein. Fast glaubte ich mir, das Ganze nur eingebildet zu haben.

Nach der Morgenrunde bekam ich mit, wie Harry Roxy auf gestern ansprach, aber sie sagte ihm lediglich: „Es war gar nichts, okay? Avery hat vermutlich irgendetwas da rein interpretiert und sich da was zusammengereimt. Aber es ist nichts passiert."

„Roxy, hör mal, wenn du ein Problem hast, dann..."

„ES WAR NICHTS, KAPIERT?! Nur weil du in Avery verknallt bist, musst du nicht alles glauben, was sie sagt, Styles! Mir geht's gut und damit ist das Thema erledigt, okay?", brüllte sie ihn an.

Dann rauschte sie davon und ließ einen völlig verwirrten Harry einfach stehen. Auch ich war überrascht. Einerseits darüber, dass Roxanne schon wieder komplett ausrastete, nur weil man ihr eine Frage gestellt hatte. Und dann war da noch die Behauptung, dass Harry in mich verknallt sein sollte. Aber das stimmte doch nicht, oder? Wir verstanden uns gut und mittlerweile war ich mir zumindest sicher, dass ich etwas für Harry empfand. Ich fühlte mich in seiner Gegenwart immer so geborgen und glücklich. Vielleicht war das was Daisy für Liam empfand, dasselbe wie ich für Harry.

Gott, hoffentlich wusste Daisy nichts davon, sonst würde sie anfangen mich aufzuziehen!

Zunächst beließ ich es dabei und kümmerte mich nicht weiter darum.

Ich wartete den Vormittag auf eine Gelegenheit, mit Harry alleine zu sein. Doch Während des Frühstücks und des Unterrichts, waren wir immer von Leuten umgeben.

Was mir im Musikunterricht auffiel, war, dass Ed an diesem Tag sehr unkonzentriert, ja fast schon fahrig wirkte. Er war nicht wie immer freundlich und gut gelaunt. Es wirkte eher, als würde ihm etwas Sorge bereiten. Außerdem schaute er des Öfteren zu Roxanne hinüber, welche ihn entweder ignorierte oder voller Hass zurück starrte.

Es schien so, als ob es zwischen den Beiden eine Art Geheimnis geben würde. Nach dem Unterricht sprach er sie an, aber sie rauschte einfach an ihm vorbei zur Tür hinaus.

Ich fragte Daisy, ob sie etwas wegen Ed und Roxy wusste.

„Nee, Liam hat mir zwar erzählt, dass er gestern Abend noch mit Harry bei Ed war, wegen einer Zeltplane und das Ed ziemlich nervös und durcheinander war, aber von Roxy hat nichts gesagt", sagte sie mir.

„War Ed denn schon mal so im Unterricht?"

„Nein, bisher noch nie. Ed ist eigentlich der freundlichste Mensch, den ich hier im Camp kenne, mal abgesehen von den Jungs. Aber so habe ich ihn noch nie erlebt."

Beim Mittagessen war Roxy nicht da, aber da ich mich mit Daisy über ihren Lieblingsfilm „10 Dinge, die ich an dir hasse", diskutierte, fiel es mir kaum auf.

Am Spätnachmittag passierte es dann. Meine Gruppe war diesmal zum Holz hacken eingeteilt worden. Das hieß, zumindest die Jungs mussten Holz hacken und die Mädchen die Stämme gemeinsam zersägen, um sie so für die Jungs fertig zu machen.

Auch Linda war da. Sie sollte für Hempton, der uns beaufsichtigte eine Liste machen, wie viel Holz wir innerhalb von zwei Stunden verarbeiten konnten. Eigentlich lief es ganz gut. Daisy und ich sägten zusammen große Stücke vom Stamm ab und Roxanne sägte sie in der Mitte durch um sie etwas besser für die Axt zu machen.

Als Linda ihre Liste beendet hatte und sie Hempton gab, beachtete er sie nicht weiter.

Linda dachte offenbar sie könnte nun gehen. Doch Hempton packte sie grob am Arm und zerrte sie zurück. Linda zuckte zusammen.

„Wer hat gesagt, dass du gehen darfst? Nur weil du die Aufgabe schon fertig hast, heißt das nicht, dass es hier nicht noch mehr Arbeit für dich gibt! Mach dich mal nützlich! Sammle die Überreste auf. Daraus machen wir später Zündholz."

Damit stieß er sie vorwärts und von sich weg.

Die kleinen Holzreste lagen überall am Boden verteilt und alles aufzusammeln war ziemlich mühselig. Und Linda war hochschwanger. Sich so viel zu bücken und zu laufen, war bestimmt nicht gut fürs Baby. Ich überlegte, ob ich etwas sagen sollte, aber Linda fing meinen Blick auf und schüttelte nur den Kopf.

Obwohl es mir schwerfiel, schwieg ich und machte meine Arbeit weiter. Ein kurzer Blick zu Louis und Harry sagte mir, dass sie dieselbe Meinung wie ich hatten, aber auch sie sagten nichts.

Linda ging zwischen uns herum und sammelte alles Holz auf, was man zum Anzünden verwenden konnte. Aber man merkte ihr bereits nach kurzer Zeit an, wie schwierig es für sie war. Immer wieder musste sie sich abstützten oder hatte Probleme überhaupt in die Knie zu gehen.

Hempton schien es überhaupt nicht zu interessieren, wie schwer Linda es fiel.

Nach 20 Minuten setzte sie sich schließlich hin. Sie konnte nicht mehr. Mit schmerzverzerrtem Gesicht, strich sie sich über den Bauch. Vermutlich machte das Baby gerade auf sich aufmerksam.

„Rugg, du bist noch nicht fertig! Steh auf und mach weiter!", fuhr Hempton Linda ungeduldig an.

„Das geht nicht! Das Baby...", presste Linda angestrengt hervor, doch Hempton unterbrach sie unwirsch.

„Dein Balg ist mir egal! Du machst weiter, bis ich sage, dass du fertig bist, kapiert?"

In mir kam die Wut auf. Nur weil Hempton seine Macht ausspielen wollte, riskierte er das Leben von Linda und dem Baby! Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Ich machte bereits einen Schritt vorwärts, doch Roxy hielt mich am Ärmel fest.

„Halt die Klappe, Avery!", zischte sie mir warnend zu.

Ich wollte etwas sagen, sah aber dann wie Linda sich mühsam erhob und weiter machte. Ein Blick zu Daisy, die ebenfalls den Kopf schüttelte, ließ mich innehalten. Aber die Wut und Sorge um Linda blieb.

„Collins, du bist auch noch nicht fertig! Mach weiter!", blaffte Hempton mich an.

Ich ballte die Fäuste, machte dann aber weiter, ohne ein Wort von mir zu geben. Diesmal sägte ich heftiger und fester.

Linda sammelte weiterhin das Zündholz auf. Doch nach ein paar Minuten sank sie stöhnend auf die Knie. Sie konnte nicht mehr. Daisy ließ die Säge fallen und kniete sich neben Linda um ihr zu helfen.

„Steh auf, Rugg! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit! Und du, Abernathy hast selber genug Arbeit!", schnauzte Hempton beide an.

„Ich kann nicht mehr!", flüsterte Linda voller Schmerzen.

„Das ist mir scheißegal! Du bist noch nicht fertig! Also stell dich nicht so an!", brüllte er sie an.

Er griff nach Lindas Arm um sie gewaltsam hochzuziehen.

Ich wusste, ich hätte den Mund halten sollen, aber in diesem Moment ging die Wut einfach mit mir durch.

Ich ließ die Säge fallen, stapfte zu Linda und Daisy und stieß Hemptons Arm weg. Schützend stellte ich mich vor sie.

„Sie hat gesagt, sie kann nicht mehr! Dann lassen Sie sie auch in Ruhe!", fauchte ich wütend.

Im ersten Moment schien Hempton überrascht, über meinen Ausbruch, dann aber wurde er vor lauter Wut krebsrot im Gesicht und knurrte mich bedrohlich an.

„Collins, geh wieder zurück an deine Arbeit. Das geht dich nichts an!"

Aber ich hörte nicht auf. Dafür war ich mittlerweile einfach zu wütend.

„Sie kann nicht mehr weiterarbeiten! Auch wenn Sie vielleicht ihren Machtkomplex ausleben müssen, aber damit setzten Sie hier ein Menschenleben aufs Spiel, verstehen Sie?! Mein Gott, sie ist hochschwanger!", brüllte ich ihm entgegen.

Mit jedem Wort wurde ich lauter und zorniger.

„Collins, verschwinde sofort, oder..."

„ODER WAS?! WAS WOLLEN SIE DANN TUN? MIR WIEDER DAS ESSEN STREICHEN? MIR NOCH MEHR STRAFARBEITEN GEBEN, NUR WEIL ICH RECHT HABE? BITTE, TUN SIE SICH KEINEN ZWANG...", weiter kam ich nicht.

Etwas traf mich unvermittelt so hart im Gesicht, dass ich zu Boden ging. Erst als ich den brennenden Schmerz auf meiner Wange fühlte, realisierte ich, dass es eine Hand gewesen war. Ich wollte mich aufsetzten, doch da traf mich schon der nächste Schlag. Diesmal war es mein Ohr, was Hempton traf. Der Schlag war so hart, dass ich einen Moment lang nur ein Klingeln auf der rechten Seite hörte, da wo er mich getroffen hatte und alles drehte sich für einen Moment. Er musste wohl mit der Faust zugeschlagen haben. Ich drehte mich mühsam auf die Seite. Ich sah wie Niall, Liam und Harry auf Hempton zugestürmt kamen. Liam stieß Hempton mit den Händen gegen die Brust, sodass dieser zurücktaumelte und Harry kniete sich neben mich und wollte mir wohl beim Aufstehen helfen. Er sagte irgendwas, aber ich war so unter Schock, dass seine Worte gar nicht bei mir ankamen. Zayn und Louis halfen Linda beim Aufstehen und brachten sie weg. Ich ergriff Harrys Hand und als er mich hochziehen wollte, gab es plötzlich einen Schlag und Harry landete mit dem Gesicht voran neben mir auf dem Boden. Mein Gehör kam wieder vollständig zurück und ich verstand wieder, was passierte. Hempton hatte Liam zu Boden gestoßen und auf Harry geschlagen, der nun neben mir lag und sich die Hand an die Stirn presste. Hempton trat ihm heftig gegen die Rippen und Harry krümmte sich.

„NEIN! Harry!", rief ich erschrocken.

Ein zweiter Betreuer eilte herbei und griff sich Liam, der versuchte aufzustehen. Voller Entsetzten, sah ich wie er mit dem abgebrochenen Stiel einer Axt auf Liam einschlug.

„LIAM!", der Schrei kam nicht von mir.

Vermutlich war es Daisy oder jemand anderes von den Mädchen.

Ich setzte mich auf, aber da war Hempton schon bei mir, griff meine Haare und schlug mir heftig ins Gesicht. Der Schlag betäubte mich fast und ich spürte nur halb, wie er mich erneut zu Boden stieß. Aber was danach kam, spürte ich. Er trat mir in die Rippen. Ich krümmte mich und versuchte instinktiv von Hempton weg zu robben, aber dieser trat gleich wieder zu. Ich hustete und spürte wie mir die Sinne schwanden.

Fuck, gleich würde ich ohnmächtig werden!

„Sanders, bring die Kleine ins Loch! Zwei Tage! Die Neue soll kapieren, was ich mit Leuten mache, die mich provozieren!"

Irgendwer packte mich und zog mir grob auf die Beine. Ich wurde am Arm gepackt und von den Anderen weggeschleift. Während ich hinterher stolperte, sah ich entsetzt, wie Hempton Harry erneut in die Rippen trat und Liam bereits reglos am Boden lag. Und dann sah ich Niall, der auf allen vieren am Boden kniete und heftig hustete.

„Niall...", wimmerte ich.

Das war wegen mir passiert! Meinetwegen wurden die Anderen zusammengeschlagen. Nur weil ich meinen Mund nicht halten konnte, schoss es mir durch den Kopf.

Das war meine Schuld.

******************************

Das Loch, wie Hempton es genannt hatte, war eine Art Bunker, den man über der Erde gebaut hatte. Sanders stieß mich dort hinein und schloss direkt hinter mir die Tür. Sofort wurde es komplett dunkel um mich herum. Ich konnte nicht mal die Hand vor Augen sehen. Es gab keine Fenster und nur ein schmaler Spalt unter der Tür ließ ein wenig Licht hineinscheinen.

Ich hielt mich mit einer Hand die Rippen, während ich mit der anderen Hand mich voran tastete. Nach ein paar Minuten fand ich eine Art Pritsche mit einer dünnen Decke und einem muffigen altem Kissen.

Ich setzte mich neben die Tür an die Wand und lehnte den Kopf an die Wand. Jetzt war ich wirklich ganz unten angekommen. Es konnte unmöglich noch schlimmer werden. Ich war unberechtigter Weise in einem Erziehungscamp, mit gewalttätigen Betreuern und war in einen fensterlosen Bunker gesperrt worden.

Mir kamen die Tränen und ich wollte nicht weinen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich sowohl physisch als auch psychisch am Ende war, konnte ich mich nicht mehr dagegen wehren. Die Tränen liefen mir über die Wangen und bei jedem Schluchzer, der meinen Körper zucken ließ, spürte ich wie meine Rippen schmerzten.

Ich zog die Beine an meinen Oberkörper und legte mein Kinn auf meine Knie, während ich weinte.

Und während ich die Tränen so laufen ließ, stellte ich mir die Frage, warum ich nicht schon früher bei Mom und Dad angerufen hatte, als ich erstmals gemerkt hatte, dass etwas mit Tante Lucy nicht gestimmt hatte.

Die ersten zwei Tage mit Lucy verliefen eigentlich sehr gut. Sie schien immer sehr freundlich, aber auch unsicher um mich herum zu sein.

„Ich hatte nie eigene Kinder und ich bin auch nie gewohnt mit ihnen alleine zu sein. Das ist komplettes Neuland für mich", erklärte sie mir, als ich sie danach fragte.

Natürlich verstand ich das auch. Außerdem war ich ja auch keine 5 mehr, sondern 15. Ein Teenie. Ich war in der Altersgruppe, wo viele Leute denken, dass man dort schwierig wird.

Meine Eltern hatten mich eigentlich nie als schwierig beschreiben. Ich wurde lediglich sehr dickköpfig, wenn es um Sachen ging, die mir wirklich sehr wichtig waren. Was aber nicht hieß, dass ich nicht trotzdem offen für Argumente war.

Deshalb war ich das erste Mal auch sehr verwundert, als Lucy komplett besorgt reagierte, als ich am Samstagnachmittag zu ihr nach Hause kam und sie völlig aufgebracht im Eingang auf mich wartete.

„Wo zur Hölle warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht!", rief sich völlig außer sich.

Verwirrt zog ich meine Jacke aus und hängte sie an der Garderobe auf. Was war denn jetzt ihr Problem?

„Ich war bei Carlotta. Das war doch so abgesprochen", erklärte ich.

„Ja, aber du wolltest um vier Uhr zurück sein!"

Ich blickte auf die Uhr. Gut, ich war jetzt zwanzig Minuten zu spät, aber weshalb machte sie jetzt einen Aufstand, als sei ich seit zwei Tagen nicht nach Hause gekommen?

„Tut mir leid, aber ich habe mich noch mit Carlotta verquatscht. Ist doch nichts passiert", meinte ich sorglos.

Das schien sie nur noch mehr zu reizen.

„VERDAMMT NOCHMAL, AVERY! WENN DU UM 4 UHR ZUHAUSE SEIN SOLLST, DANN SEI GEFÄLLIGST DA, VERSTANDEN?", brüllte sie mir entgegen.

Ihr Gesicht war so rot wie eine Tomate und ihre Augen waren weit aufgerissen. In diesem Moment sah sie wirklich zum Fürchten aus. Unwillkürlich machte ich einen Schritt zurück.

Fassungslos starrte ich sie an. Warum zur Hölle regte sie sich jetzt wegen zwanzig Minuten so auf? Es war ja nicht so, dass wir heute noch irgendwo hinmussten oder etwas geplant hatten.

Anhand meines verblüfften Blicks, schien sie sich allerdings schnell wieder zu beruhigen und wurde sehr kleinlaut.

„Avery, ich...Gott es tut mir leid. Das wollte ich nicht. Entschuldige bitte", bat sie nun zerknirscht und kam einen Schritt auf mich zu.

„Lucy, was... was sollte das eben? Nur weil ich zwanzig Minuten zu spät komme?"

„Nein, ich...", sie rieb sich mit der Hand übers Gesicht.

„Es tut mir leid, ich weiß nicht, was da eben in mich gefahren ist. Aber... weißt du, ich habe eben die Verantwortung für dich. Und ich möchte nicht, dass dir etwas passiert, während deine Eltern weg sind. Ich hatte so lange keinen Kontakt mehr zu deiner Mutter und dir... Weißt du, ich will, dass sie es nicht bereuen dich bei mir gelassen zu haben, verstehst du?"

Ich nickte langsam.

Auch wenn ihr Ausbruch eben vollkommen überzogen war, ich konnte sie zumindest teilweise verstehen. Laut meiner Mutter hatten sie erst seit knapp 14 Monaten wieder Kontakt miteinander. Allerdings nur meine Mutter und Lucy. Warum wusste ich nicht, aber meiner Mutter war es wichtig gewesen, mit ihrer Schwester alleine zu sein.

Und dass sie mich nun Lucy anvertraute, schien Lucy auch sehr wichtig zu sein. Außerdem hatte Lucy selber keine Kinder und wusste ganz offensichtlich nicht, wo sie mir Grenzen und Freiheiten zeigen sollte.

„Avery, wirklich...es tut mir leid, dich ebenso angeschrien zu haben, aber ich mach mir einfach Sorgen, okay?"

„Okay, Entschuldigung angenommen."

Zunächst schien alles ganz normal weiter zu verlaufen, wir aßen zusammen Abendessen, wobei mir diesmal auffiel, dass sie einiges an Tabletten vor dem Essen schluckte.

Natürlich wusste ich, dass man so etwas eigentlich nicht fragte, aber trotzdem war ich neugierig: „Das sind ja ganz schön viele Tabletten. Hast du irgendeine chronische Erkrankung oder so was?"

Lucy wurde augenblicklich rot und verschluckte sich fast an dem Wasser, dass sie zum runterspülen benutzen wollte.

„Ja...ich...ich habe häufiger mal Probleme mit der Verdauung", antwortete sie dann, stammelnd.

So ganz kaufte ich ihr das nicht ab, dachte mir aber, dass es ihr vielleicht peinlich war, darüber zu reden, was sie wirklich hatte.

Ich dachte damit wäre die Sache eigentlich erledigt, aber der nächste Vorfall kam schneller als ich dachte.

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Es war zwei Tage später, als der erste große Vorfall passierte. Für mich war es vor allem so schlimm, weil es wie aus dem Nichts passierte und niemand damit gerechnet hätte. Noch heute sitzt mir der Schreck in den Knochen, wenn ich daran zurückdenke.

Da Lucy als Architektin einen Termin mit einem Kunden hatte, war sie am Nachmittag weg, weshalb ich angeboten hatte zu kochen.

Dazu muss ich sagen, dass ich noch nicht viele Sachen konnte. Meine Mutter war eine hervorragende Köchin, ich hingegen konnte gerade mal 7 oder 8 Gerichte. Und das ohne irgendeine Sauerei oder Unfälle zu produzieren. Trotzdem schaffte ich es ohne irgendwelche Zwischenfälle in Lucys Küche Fischstäbchen mit Kartoffelbrei zu machen.

Zwei Minuten nachdem ich fertig war, und mich daran machte das Essen auf die Teller zu verteilen, war Lucy auch schon zurück.

„Hallo, du große Köchin", begrüßte sie mich lächelnd.

„Hi, du kommst genau richtig. Ich bin gerade fertig geworden", lächelte ich.

Dann wies ich mit dem Kopf zum Esstisch.

„Setz dich, ich bring das Essen gleich rüber."

„Okay."

Lucy setzte sich an den Küchentisch und ich brachte beide Teller und stellte einen vor ihr auf den Tisch. „Guten Appetit", wünschte ich ihr lächelnd.

Dann setzte ich mich ihr gegenüber und begann zu essen.

Lucy sah auf das Essen und ihr Lächeln verschwand. Sehr langsam sah sie auf und sah mich an, als hätte ich ihr gerade einen Teller Schlamm vorgesetzt.

„Was...ist...das?", sie sprach es so langsam und mit einer solchen Abneigung aus, dass einem ganz anders wurde.

Ihr Blick war voller Verachtung, als sie mich durchdringend ansah. Ein wenig verwundert sah ich sie an.

„Das sind Fischstäbchen mit Kartoffelbrei."

„Aha...und warum sind hier keine Klöße?", sie sagte das so, als hätte ich gerade ihr vergiftetes Essen serviert.

Verwirrt sah ich sie an. Warum fragte sie denn jetzt nach Klößen? Erstens konnte ich nicht mal Klöße kochen und zweitens fand ich etwas unhöflich, wie sie gerade mit mir sprach, da ich gerade für uns beide gekocht hatte.

„Lucy, ich habe Fischstäbchen mit Kartoffelbrei gemacht. Klöße wollte ich nicht machen", sagte ich deshalb scherzhaft, und hoffte damit die Situation etwas entspannen zu können.

Lucy schob den Teller von sich und sah mich durchdringend an.

„Ich...wollte aber Klöße. Am Montag gibt es bei mir immer Klöße!", sagte sie scharf.

„Das wusste ich nicht. Aber, ich bin mir sicher, dass es dir trotzdem schmecken wird, wenn du...", weiter kam ich nicht, da sie ihren vollen Teller ergriff und plötzlich ihn in meine Richtung schleuderte.

Ich konnte dem Teller knapp ausweichen und er zerschellte am Küchenschrank hinter mir.

„IST MIR EGAL! Ich wollte Klöße haben und wenn du hier bist, erwarte ich auch dass du dich an die Regeln hältst!", brüllte sie mir entgegen.

Erschrocken zuckte ich zusammen. Nicht nur weil sie brüllte, sondern auch weil sie gerade ihr Essen nach mir geworfen hatte.

Fassungslos starrte ich auf die Scherben hinter mir und dann zu Lucy, die vollkommen außer sich schien. In diesem Moment hatte ich wirklich Angst vor ihr.

„Lucy...", fing ich vorsichtig an.

„NENN MICH NICHT LUCY! DAS KANN ICH NICHT LEIDEN! LOS, VERSCHWINDE! RAUS! RAUS!", brüllte sie, während sie mich am Arm packte, mich vom Stuhl hochzog und mich in Richtung Tür schubste.

Vollkommen verstört, lief ich aus der Küche und schlug die Tür hinter mir zu.

Was zur Hölle war da gerade passiert?

******************************

Natürlich hatte Lucy sich bei mir entschuldigt und mir versichert, dass so etwas nie wieder vorkommen würde, aber rückblickend, hätte ich da bereits Mom anrufen sollen und sie bitten sollen, mich abzuholen oder einfach bei Eva zu schlafen.

Stattdessen war ich jetzt hier. In einem Bunker ohne Licht und ohne Hoffnung. Und das Schlimmste realisierte ich erst in der Nacht, als meine Uhr eine Minute nach Mitternacht zeigte.

So eben hatte mein 16. Geburtstag begonnen.

Ich werde ab jetzt versuchen immer einmal pro Woche Kapitel hochzuladen, kann aber nichts versprechen, da ich mich demnächst auch noch mit meiner Hausarbeit befassen muss.

Wir sehen uns nächste Woche.

lg liz;)

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