Ich war eine von den Frauen gewesen, die sich nie viele Gedanken über etwas gemacht haben. Ich lebte in den Tag hinein und genoß jeden Atemzug wie ein großes Geschenk. Denn das war es auch, das Leben war ein Geschenk, das man nicht wegwerfen sollte. Deshalb frage ich mich wie ich mit dieser Einstellung trotzdem irgendwann an dem Punkt ankam, an dem mir mein Leben nichts mehr bedeutete.

Dabei war mein Leben so perfekt unperfekt gewesen. Versteht ihr was ich meine? Es war chaotisch und ich liebte es so. Jeden Tag erlebte ich etwas Neues, lernte viel Interessantes dazu oder verliebte mich ein weiteres Mal in unsere Welt.

Ich tanzte in meiner Kindeheit sehr viel. Das Tanzen war eine Leidenschaft, die ich gerne ausübte. Wieso habe ich dann aufgehört? Wieso habe ich es plötzlich gehasst in den Raum zu gehen, in dessen verspiegelter Wand ich mich bereits hunderte Male gesehen habe?

Und wenn ich damals so gerne etwas Neues gesehen habe, wieso bevorzuge ich es nun in meiner Wohnung sitzen zu bleiben und den ganzen Tag gegen die Wand zu starren, deren nichtssagendes Aussehen mich in einem Wort zusammenfasste?

Nutzlos.

Hässlich.

Armselig.

Wieso beschimpfte ich mich selber mit diesen Begriffen, wo ich damals doch als Lebensfeude in Person angesehen wurde?

Wo ist dieses schöne damals geblieben?

Dann kam der Tag, an dem ich mich wie beflügelt fühlte. Ich habe nicht damit gerechnet ihn wiederzusehen. Nach so langer Zeit, nach so langem Schmerz, der durch sein Verschwinden langsam entstand, hatte ich wieder ein wenig Hoffnung. Hoffnung, von vorne anfangen zu können, ohne die Leere in mir.

Dank ihm nahm ich statt der Rasierklinge lieber das Schampoo um mich wieder regelmäßig zu waschen. Statt mir die Finger in den Hals zu schieben griff ich sogar zu einem weiteren Schokoriegel. Dank ihm wollte ich wieder kämpfen, wieder tanzen, lachen und leben.

Es war wie ein Traum. Eine rosarote Seifenblase, in der nur wir zwei existierten.

Doch jeder Traum kommt früher oder später zu seinem Ende.

Ob man nun wollte oder nicht.