Kapitel 8
🤠
Louis
Ich habe ein Date. Ein Date mit einem der attraktivsten Männer der Welt. Mit dem Mann, dessen Bruder ich toll fand, bis ich ihn getroffen habe. Harry hat alles, was ich mir in meinen schmutzigsten Träumen vorgestellt habe. Und dazu ist er auch noch liebenswert, freundlich und ein verdammter Vater. Von einem kleinen Mädchen, das ich seit fünf Monaten unterrichte und bis vor kurzem nicht wusste, dass ihr Vater so aussieht.
»Ich kann dir meine Nummer geben. Dann kannst du mir einfach schreiben, wenn du eine Idee hast«, biete ich an und kann mein Grinsen nicht verstecken. Wahrscheinlich hätte ich mich nicht getraut, ihn auf ein Date einzuladen. Wenn ich das Selbstbewusstsein hätte, hätte ich ihn wahrscheinlich schon am Abend des Konzerts gefragt, ob er mit mir auf ein Date gehen würde. Jetzt hat er den ersten Schritt gemacht und ich könnte nicht glücklicher sein. Ich gehe mit meinem Traummann auf ein Date.
»Gerne.« Ich nehme sein Handy entgegen und speichere meine Nummer als neuen Kontakt ein, bevor ich mir direkt eine Nachricht schreibe. So kann er sich keine Ausrede einfallen lassen. Er hat meine Nummer und ich jetzt auch seine. Ich werde alles dafür tun, von ihm nicht sitzengelassen zu werden.
»Ich habe mir eine Nachricht geschrieben«, sage ich noch, bevor wir beide den Kopf zur Treppe drehen, wo Teddy und Juniper gerade wieder erscheinen. Meine Kollegin streicht sich gerade das Oberteil glatt, während Teddy sich durch die wirren Haare fährt. Wer weiß, was die beiden eben alles getan haben.
»Ist das Essen noch nicht-« Teddy wird vom Klingeln unterbrochen, worauf Harry nur mit den Schultern zuckt und sich in die Kissen zurücklehnt.
»Guck mal, das nennt man perfektes Timing«, lacht Harry und schaut seinem Bruder hinterher, während Juniper sich wieder zu uns gesellt und zwischen Harry und mir hin und her schaut.
»Hier scheinen wir auch das perfekte Timing abgepasst zu haben. Was ist los zwischen euch? Muss ich mir Gedanken machen, mich das nächste Mal auf die Couch zu setzen?« Während ich mich an meiner eigenen Spucke verschlucke, verdreht Harry nur die Augen und verschränk die Arme vor der Brust. Ich habe noch immer Harrys Handy in der Hand, was auch Juniper auffällt, die uns direkt darauf anspricht. Wenn man sie als Freundin hat, braucht hat definitiv keine Feinde mehr.
»Wir haben uns unterhalten. Anders als ihr beide. Du trägst dein Shirt übrigens auf Links.« Jetzt muss ich auch lachen und fange das Kissen problemlos auf, mit welchem Juniper mich abwirft.
»Jetzt tu nicht so unschuldig, Louis. Wir wissen beide, dass du dich am liebsten auf-« Wenn ich könnte, würde ich Teddy für seine Unterbrechung einen Kuss geben. Aber dann hätte ich nicht nur eine Person am Hals, die mich umbringen möchte.
»Essen ist fertig. Babe, gehst du aus der Küche Gläser holen? Ich kümmere mich um Besteck und Teller.« Teddy stellt die Tüten auf dem Wohnzimmertisch ab und verschwindet einen Moment später mit seiner Frau in der Küche.
»Das ist June, wenn sie sich zu wohl fühlt. Tut mir leid«, lacht Harry und nimmt mir erst jetzt sein Handy ab, welches er in seiner Jeans verstaut. Heute trägt er ein hellblaues Shirt, welches ihm ziemlich gut steht. Das Blau schmeichelt seinen Augen, die im Licht grünlich schimmern.
»Meine beste Freundin ist genau so. Die beiden würden sich wahrscheinlich direkt gegen uns verbünden. Einer der wenigen Vorteile, dass sie in einem anderen Staat wohnt. Darüber müssen wir uns also keine Sorgen machen«, grinse ich und lehne mich vor, um die Tüten auszupacken.
Ich hätte niemals gedacht, dass der heutige Abend so verlaufen wird. Am Anfang hatte ich Angst, Teddy gegenüber zu stehen, jetzt habe ich ein Date mit dem besseren Bruder. Mit dem McCoy, der Single ist. Bei dem es vollkommen okay ist, Gefühle zu entwickeln. Der eine Tochter hat, in die man sich glatt verlieben kann. Wenn es tatsächlich klappen sollte, wäre es für Hazel in Ordnung, dass ich ihren Vater date? Dass sie mich öfters auch privat sieht und nicht nur in der Schule? Ich glaube, als Kind hätte ich es nicht so toll gefunden, meinen Mathelehrer auch bei mir zu Hause zu sehen.
»Aus welchem Staat kommst du? Ich habe direkt am Anfang gemerkt, dass du nicht aus Texas kommst«, will Harry wissen.
»Aus Idaho. Dort habe ich gewohnt, bis ich in Stanford studiert habe. Bis vor fünf Monaten habe ich überall in Kalifornien gearbeitet. Aber ich brauchte etwas Neues und bin per Zufall hier in Eastmill gelandet. In einer Kleinstadt zu leben ist definitiv sehr gewöhnungsbedürftig«, lache ich und drehe mich wieder zu Harry, um ihn anschauen zu können. Dieser schaut mich jedoch nur schweigend an und hat seine Mundwinkel nur zu einem kleinen Lächeln verzogen. Hat er mir überhaupt zugehört?
»Harry?«, frage ich nach und lege den Kopf ein wenig schräg, worauf sein Blick auf meine Lippen fällt und er nichts dagegen unternimmt, woanders hinzuschauen. Wie schafft er es allein mit dieser Geste den Raum um viele Grade ansteigen zu lassen?
»Du hast Sommersprossen über der Lippe«, flüstert er und fährt mit seinem Zeigefinger über besagte Körperstelle, was mich leise keuchen lässt. Noch nie hat mich jemand so berührt, wie Harry es mit dieser kleinen Geste schafft. Seine Fingerkuppen sind etwas rau von der ganzen Arbeit auf der Ranch, aber es gefällt mir. Die Gänsehaut auf meinem gesamten Körper ist Beweis genug.
»Ich habe viel Zeit in der Sonne verbracht«, entgegne ich und muss mich räuspern. Was macht er nur mit mir? Wieso habe ich das heiße Verlangen, ihn hier und jetzt küssen zu wollen? Würde er mich auch küssen wollen? So, wie er mich gerade anschaut, definitiv.
Sein Zeigefinger fährt zu meiner Unterlippe, bevor er mit seiner kurzen Fingerkuppe meine Zähne berührt und sich zu mir lehnt. Noch einen Zentimeter näher, und ich presse meine Lippen unüberlegt auf seine. Auf seine pinken Lippen, die so voll und weich aussehen. Auf die Lippen, an denen man perfekt ein wenig saugen kann.
»Louis«, haucht Harry, während die Hälfte meines Namens in seinem Hals stecken bleibt. Sein Blick fällt immer wieder auf meine Lippen, während er nur kurz meinem Blick standhalten kann. Schlägt sein Herz auch so schnell wie meins? Kurzerhand lege ich meine zitternde Hand auf seine Brust und atme erleichtert Luft aus, von der ich nicht wusste, dass ich sie angehalten habe. Sein Herz schlägt schnell und kräftig gegen meine Handfläche, während ich Harry entgegenkomme und hoffe, dass er den ersten Schritt macht.
Nur noch wenige Zentimeter, die er überbrücken muss, damit sich unsere Lippen vereinen. Nur noch wenige Zentimeter, damit ich ihn endlich küssen kann. Nur noch wenige Zentimeter, dann werden meine Träume wahr.
»Darf ich dich küssen?«, flüstert er kaum hörbar, bevor er sich räuspern muss und für einen Moment meinem Blick begegnet. Da es mir die Sprache nun vollkommen verschlagen hat, kann ich nur nicken und spüre im nächsten Moment einen Hauch seiner Lippen auf meinen. Zu wenig. Ich will mehr. Mehr von Harry.
»Da sind wir wieder!« Wie von der Tarantel gestochen, zucken wir zeitgleich zurück, während Harrys Hand meine Lippe verlässt und ich meine Hand in meinen Schoß lege. Fuck, was war denn das gerade?
Unbeholfen rutsche ich ein Stück von Harry weg und zucke erneut zusammen, als plötzlich etwas jault und ich merke, dass ich mich bei Peanut auf die Pfote gesetzt habe.
»Oh Gott, Sorry!« Ich setze mich sofort neben das kleine Wollknäuel und kraule ihr zur Wiedergutmachung den Kopf.
»Peanut, ab zu Chief.« Harry hinter mir muss sich ein paar Mal räuspern, um seine Stimme normal klingen zu lassen, was meine Wangen knallrot färben lässt. Wissen Juniper und Teddy, was wir beinahe getan hätten?
Der Dackel kommt Harrys Aufforderung nach einem Moment nach und macht mir so ein wenig mehr Platz auf der Couch. Sie humpelt nicht, also kann ich ihr nicht so sehr wehgetan haben. Das wäre es jetzt noch, wenn ich dem Hund meines Dates die Pfote breche. Dann würde Harry mich ganz sicher nicht mehr sehen wollen.
»Ist euch warm? Ich kann die Fenster aufmachen. Ihr seht aus, als würdet ihr jeden Moment umkippen. Dein Gesicht ist knallrot, Louis.« Ich blicke zu Juniper, die mir ein Glas hinhält, dessen Wände schon beschlagen sind. Es muss etwas Kaltes beinhalten.
»Danke.« Ich rutsche noch ein wenig von Harry weg und wage einen Blick in seine Richtung. Seine Ohrläppchen sind knallrot und seine Augen sehen etwas glasig aus, während seine Pupillen unnatürlich groß sind. Wenn ich es nicht besser wissen würde, würde ich vermuten, dass er etwas geraucht hat.
Während ich einen Schluck trinke, lasse ich meinen Blick seinen Körper hinabwandern und verschlucke mich prompt.
Im letzten Moment kann ich das Glas noch auf den Tisch stellen, bevor Harry auf meinen Rücken klopft und ich nach Luft schnappe. Seine Jeans verdeckt leider nichts. Eine deutliche Beule zeichnet sich unter dem Stoff ab und lässt mich nur erahnen, was er mit sich trägt.
Fuck, jetzt wird es auch in meiner Hose eng. Unwohl rutsche ich auf der Couch herum und kann niemandem mehr in die Augen schauen.
Gott, kann ich im Erdboden versinken?
»Geht es euch gut? Was ist in der Zeit passiert, in der wir in der Küche waren?«, will Teddy wissen. Ab jetzt kann es nur noch schlimmer werden. Egal, was wir jetzt sagen werden, es macht die Sache nur noch schlimmer. Deshalb entscheide ich mich dazu, einfach zu schweigen. Hoffentlich hält Harry auch dicht.
»Wir haben uns nur unterhalten. Die Tüten ausgepackt.« Jetzt fahren Harrys Hände nur noch Kreise auf meinem Rücken, was mich lächeln lässt. Ich kann schon jetzt sagen, dass ich Berührungen von Harry liebe. Wenn er so seine Zuneigung zeigt, wird es schwer, sich nicht in ihn zu verlieben.
»Ich wusste nicht, dass man beim Auspacken von Tüten so rot werden kann«, mischt auch Juniper sich ein. Ich entscheide mich kurzerhand, meinen Kopf einfach gesenkt zu halten. Dann muss ich keinem wissenden Blick begegnen. Dann kann ich so tun, als hätten Harry und ich uns eben nicht beinahe geküsst und sitzen jetzt mit einem Ständer auf der Couch seines Bruders. Das alles ist niemals passiert. Wenn ich es mir nur gut vorstelle, wird es eintreffen. Wenn ich dich nicht sehe, siehst du mich auch nicht.
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