Kapitel 27
Nienná POV
Die Wellen des Meeres rauschten an den weichen Sandstrand. Eine Möwe in der Ferne kreischte. Die untergehende Sonne tauchte das Wasser in ein wunderschönes Orange. Meine Lungen sogen begierig die salzige Luft ein und mir wurde leichter ums Herz, während ich tief einatmete. Das Meer hatte schon immer diese Wirkung auf mich gehabt. Schritte, die sich zu mir gesellten. Ruhig verharrte ich in meiner Position. Warme Hände legten sich um meine Taille. „Ein wunderschöner Anblick", hauchte Gandalf mir ins Ohr. Langsam drehte ich mich zu ihm um. „Ja, das Meer verzaubert mich immer wieder", stimmte ich zu. Der weiße Zauberer lächelte leicht. „Davon habe ich nicht geredet." Meine Wangen wurden heiß. Mein Mann strich eine Strähne hinter mein Ohr. „Du bist zauberhaft, Nienná. Vom ersten Augenblick an, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, bist du oft in meinen Gedanken aufgetaucht. Der Abschied damals kurz vor der Schlacht vor dem Schwarzen Tor fiel mir so unglaublich schwer und mich quälte der Gedanke, dass ich dir nicht sagen würde können, was ich für dich empfinde." Erneut strömte Hitze in meine Wangen. „Glücklicherweise hast du ja überlebt und hast es mir dann gesagt", lächelte ich. Er nickte. „Das stimmt und ich bereue es keinen einzigen Tag, dass ich das getan habe." Er umarmte mich fest und ich schloss leicht die Augen. „Wo sind wir hier?", forschte ich nach einer Weile nach. „In deiner Psyche, Nienná", verkündete eine laute Stimme, die verblüffend ähnlich wie meine klang. War es vielleicht sogar meine? Gandalf ließ mich los. „Geht es dir gut, mein Herz? Du siehst aus, als würdest du dir Sorgen machen." Leonie hatte mir einen Auftrag gegeben, bevor sie mich hierher geschickt hatte. Die Schriftrolle. Sie musste irgendwo hier sein, auch wenn ich keine Ahnung wie groß hier eigentlich war. „Alles gut, Gandalf, ich habe nur nachgedacht", beruhigte ich meinen Gemahl. „Das freut mich. Deine Schmerzen sind meine. Dein Kummer und deine Sorgen brechen mir das Herz", raunte dieser. Das hatte er doch zu mir gesagt, als er mir seine Liebe gestanden hatte, wenn ich mich richtig erinnerte. „Das weiß ich. Entschuldige mich, aber ich möchte eine Erkundung machen." „Soll ich dich begleiten, Liebling?" Einen Augenblick lang dachte ich darüber nach. Gandalf schenkte mir allein durch seine Anwesenheit Trost und lieh mir seine Stärke. Er gab mir Halt. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich dies ohne ihn erledigen musste. „Das ist lieb von dir, aber ich komme allein zurecht", erklärte ich. „Bist du dir sicher?", bohrte er nach. Statt einer Antwort drückte ich einen Kuss auf seine Stirn. „Du wirst mich nie richtig verlassen, Gandalf. Elbereth wird mich beschützen und ich habe viel von dir gelernt. Mir wird nichts geschehen", flüsterte ich. Der weiße Zauberer streichelte kurz mein Gesicht. „Du bist stark, Nienná und ich vertraue dir. Geh und vergiss nie, dass ich dich liebe." „Niemals", versicherte ich ihm. Seine Lippen berührten kurz meine, doch er gab mich recht schnell wieder frei. „Milin len", hauchte er. „Milin len", bestätigte ich, bevor ich mich umdrehte und den Strand entlang lief. Eine steinerne Treppe führte nach oben. Diese lief ich hinauf und fand mich plötzlich in einem langen Korridor wieder, dessen Ende ich nicht sehen konnte. Treppen, ähnlich wie die, die ich eben hinter mir gelassen hatte, zweigten von ihm ab. Wie sollte ich die Schriftrolle denn hier finden? Vielleicht würde ich bei der rechten Treppe weiterkommen. Gedacht, getan. Ein Wald hieß mich willkommen, den ich sofort erkannte. Lothlórien. „Mama!", rief da eine helle Stimme. Gilthiel rannte auf mich zu. Sofort öffnete ich meine Arme. Sie warf sich hinein und lachte. „Es ist so schön, dich zu sehen", flüsterte ich und spürte erste Tränen in meinen Augen.
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