Prologue
Der Regen wusch das Blut jener Soldaten fort, die dem grauen Himmel empor schrien.
Ihre Worte gingen unter jenem Schauer verloren und ihre Klingen nahmen den Ton eines Donners an, als sie gegeneinander schlugen. Kein vernünftiges Wort entstand in ihren Köpfen, sie brüllten und kämpften wie die Tiere. Nur ihr eigenes Leben stand auf dem Spiel.
Ein Bursche im einst weißen Umhang stieß den Schlag seines Gegenspielers ab, doch in der nächsten Sekunde versuchte ein weiterer Feind seinen leeren Rücken ins Visier zu nehmen.
»Hoheit!«
Eine Person mit beschmutztem, weißem Umhang und dem selben Orden auf der Brust, so wie er es trug, erschien und schlug den Angreifer nieder.
»Hoheit, Ihr Rücken war frei!«
»Ich hätte beim nächsten Schwung seinen Arm getrennt, wenn Sie nicht gewesen wären«, erwiderte der Bursche grinsend, doch stand ihm sein Schweiß zu Berge.
»Seid nicht so närrisch! Vergesst nicht, dass Ihr im Palast erwartet werdet!«
»Wie könnte ich das jemals vergessen?«
Und so kämpften sie sich weiter durch, bis der Sturm sich zu einem Taifun entwickelte.
Die Trommeln wurden gespielt und den Rittern wurde befohlen, zurück in ihre Lager zu gehen.
Die beiden Männer sahen sich an, ehe sie zu Rennen begannen.
Urplötzlich trafen zwei Pfeile hintereinander die Schulter des Burschen und mit einem Schrei tastete er nach der Stelle.
»Wie können sie es wagen!«, kam es entsetzt und wutentbrannt von seinem Gegenüber.
Doch die Beiden ließen sich nicht beirren und setzten ihren Weg fort.
Der Mann nahm den Burschen um die Schulter, als er auf halbem Wege die Kraft zum Gehen verlor. Als sie das Lager erreichten, wurden sie sofort von den Knechten und Ärzten empfangen.
Sie brachten den jungen Mann in ein Zelt und legten ihn dort auf eine Decke hin.
Die Knechte nahmen Helm und schwere Rüstung ab, worauf sein dunkelblondes Haar zum Vorschein kam, das an seinem Gesicht klebte. Auf seiner Stirn bildeten sich Falten und seine Zähne biss er knirschend zusammen. Die Ärzte kontrollierten seine Wunde, reinigten sie, schmierten eine Art Salbe darauf und bedeckten die Stelle mit sauberem Verband.
Doch die Qualen des Prinzen hörten nicht auf, sogar Symptome wie Übelkeit und Erbrechen kamen nun zum Vorschein. Man gab ihn eine Schüssel, in dass er sich übergeben konnte, ehe er sich schnaufend wieder hinlegte. Dann legte man ihm schließlich ein nasses Tuch auf die Stirn.
Die Ärzte sahen sich ahnungslos an, nachdem einer seinen Puls untersuchte.
»Es steigt drastisch an! Dies muss sich um Gift handeln!«
Sofort nahm sich einer von ihnen die Pfeile zur Hand und wischte mit ein Tuch drüber, ehe er es mit einer Lupe untersuchte.
»Das Blut ist mit Pflanzensaft vermischt! Hier, man erkennt die Pollen«, fand dieser heraus und wandte sich dabei den Anderen zu.
»Wenn man die Symptome beachtet, dann ... dann muss es sich hierbei um das Gift des Fingerhuts handeln...«
Die Augen der anwesenden Ärzte weiteten sich, bevor diese sich mit Trauer mischten.
»Oh, Eure Hoheit ... Oh, welch ein Unglück ...«
»Bringt den Grafen her ... sofort.«
Auf die Bitte des Kurfürsten hin, schickte man sofort einen Knecht, der den Grafen von eben aufsuchte. Keine Minute verging, in dieser er hinein stürmte.
»Wie geht es seiner Hoheit!?«
Die Ärzte sahen ihn bei seiner Frage mit schlaffen Zügen an, ehe einer betrübt seufzte.
»Das Gift hat sich zu stark ausgebreitet. Wir können nichts mehr für seine Hoheit tun.«
»Nein ... das ist nicht wahr ...«
Jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht, als er jene Worte hörte.
Seine Füße hoben sich kaum vom Boden ab, als er sich zum Prinzen begab.
Der Anblick des zitternden Körpers und der schwachen Augen, die sich bei der Ankunft des Grafen öffneten, ließen ihn auf die Knie fallen.
»Ihr müsst dagegen ankämpfen...! Hoheit, ich bitte Euch ... Ihr dürft nicht sterben!«
»Kannst du mir ... einen Gefallen tun?«
»Natürlich!«
Der Prinz wühlte mit zitternden Händen in seinem Hemd und reichte dem Grafen seine Hand hin, die er sofort annahm. Da überreichte er ihm eine weiße, wunderschöne Perle.
»Bitte ... bringt es ihr. Sagt ihr ... sie soll glücklich sein.«
»Ihr solltet es ihr selbst geben und sagen!«
»Ich kann nicht ... mein Herz ... es droht zu explodieren ... mein Körper, es .. es schmerzt.«
»Ich werde es ihr geben, aber bitte! Bitte, ruht Euch aus!«
»Danke ... du warst ein guter ... Freund... Es tut mir Leid«, hauchte er diese Worte und seine zittrigen Lippen zierten ein kleines Lächeln. Langsam wandten seine Augen sich an den Grafen vorbei, als würde er dort etwas sehen. »... Ah ... ich wusste es ... es gibt ihn.«
Seine Augen füllten sich mit Tränen und sein Lächeln zerbrach.
»Oh Herr im Himmel ... bitte ... lasst ihr Herz nicht verfinstern und diese vergängliche Welt in ihr tragen ... denn Dein Versprechen ist wahr. Sie und die Menschen nach ihr ... sie werden weiterhin Fehler begeben ... und dieser Krieg ... er wird unsere Herzen verfinstern ... doch ich bitte Dich, Herr ...-«, ein Husten unterbrach ihm vom Gebet und die Anwesenden sahen besorgt zu ihn. Doch der junge Mann lächelte erneut. » ... bitte lass sie Dein Versprechen erkennen.«
Seine Augen fielen zu, die letzte Träne verließ ihn und sein Atem stoppte.
Seine Seele war fort.
Der Krieg zwischen den drei Königreichen war längst nicht vorbei.
Doch solange der Sturm anhielt, so lag zwischen den Rittern Waffenstille.
Der Graf nutzte diese Chance, um den Gefallen des Prinzen zu erfüllen.
Mit seinem Hengst ritt er in Windeseile durch die Wälder und Flächen.
Keinen Halt legte er zwischen den Meilen ein.
Erst als er die Küste erreichte und auf einem Boot saß, machte er eine Pause.
Doch selbst dann war er nicht in der Lage, ein Auge zuzudrücken.
Als er die kleine Insel erreichte, auf der das Palast des Kaisers und Herrschers seines Landes lag,
ritt er sofort weiter. Die Sonne drohte unterzugehen, als er vor den Toren des Palastes stand.
Mit schwerem Atem sah er auf.
Wie viele Tage war er ohne Schlaf unterwegs?
Zwei ? Oder doch eher drei?
Der Graf kündigte sich bei den Wachen an, doch diese wollten ihn nicht ohne anständige Vorregistrierung eintreten lassen.
»Ich sagte es doch bereits, der Fürst hat mich geschickt! Lasst mich zur Prinzessin!«
»Ohne Anmeldung lassen wir niemanden rein!«
»Sind ihr taub!? Es ist wichtig! Lasst mich mit der Prinzessin sprechen!
Ich muss ihr etwas vom Fürsten geben! Ruft sie her!«
»Vom Fürsten ? Für mich ?«
Beim klang dieser zarten Stimme sahen die Herren auf und man erblickte hinterm Tor eine junge Frau. Selbst der Graf erstarrte, als er zum ersten Mal die Prinzessin erblickte, von der sein Freund sonst nur schwärmte. Sie trug ein weißes, mit dunkelblauen Blumen verziertes Kleid.
Vor allem auffällig war ihr Haar, das so rot wie die Rosen war, die sie in ihren Händen trug.
Und ihre Augen, die so blau wie der Himmel waren, schauten ihn fragend an.
»Gnädige Prinzessin, bitte lasst Euch nicht bei Eurem Gartenbesuch von einem einfachen Ritter stören«, sprach einer der Torwächter.
»Wenn dieser Ritter von meinem Fürsten geschickt wurde, dann ist er ganz sicher kein einfacher Ritter«, erwiderte die Prinzessin darauf und schritt auf das Tor zu.
»Lasst mir die Rosen auf mein Zimmer bringen und Ihr öffnet das Tor.
Ich möchte mit dem Ritter unter vier Augen sprechen.«
»Wie Ihr wünscht.«
Somit war es dem Ritter möglich den Hof zu betreten und der Prinzessin in den königlichen Garten zu folgen. Viele Blumen dekorierten dort den Pfad, selbst die Hecke Bestand aus Rosen.
»So ... was ist es, worum der Fürst euch geschickt hat?
Es muss dringend sein, schließlich ist der Krieg noch lange nicht vorbei.«
»Es wäre besser, wenn Ihr Euch hinsetzt.«
Die Prinzessin schaute etwas überrascht aus, doch setzte sie sich schließlich auf eine Bank.
»Der Fürst ist im Kampf leider schwer verletzt worden-«
»Oh Gott! Geht es ihm gut? Habt ihr genügend Ärzte? Soll ich euch noch mehr zusenden lassen? Ich habe gehört, dass wegen dem Sturm Waffenstillstand einberufen wurde, um weitere Verluste zu vermeiden ... nein .. sagt mir nicht...!«
»Seine Hoheit wurde mit zwei Pfeilen vergiftet ... es.. es war zu spät ...-«
»Nein! NEIN«, schrie die Prinzessin und ihre Augen füllten sich.
Sie stieß sich von der Bank ab und wollte stehen, doch kehrte ihr Körper schwankend zur Bank zurück. Mit zitternden Händen umklammerte sie das Holz unter sich.
»Es kann nicht sein! Es ist sicher nur ein Missverständnis!
Ich kenne ihn, er wird mit seinem typischen Lächeln ankommen und sich entschuldigen!«
»Und ich kenne ihn besser als jeder Andere.
Ich kann es auch nicht fassen, aber ich habe es gesehen.
Ich war bei ihm, als er ... als er ... von uns ging.«
Seine Stimme brach im letzten Satz und er verbarg sein Gesicht.
Er hörte schließlich kein Ton mehr von der Prinzessin.
Beiden schwiegen und doch war nur das Fallen ihrer Tränen zu hören.
»Er wollte, dass ich Euch das hier überreiche.«
Die Prinzessin sah langsam auf, als er ihr etwas überreichte.
Ihre Augen weiteten sich, als sie es annahm.
»Er sagte, dass Ihr glücklich werden sollt. Außerdem ... schien er etwas gesehen zu haben, bevor er ging. Und er sagte, dass das Versprechen des Herrn wahr ist und du das nicht vergessen darfst.«
Zitternd umklammerte sie die Perle und legte ihre Stirn darauf.
Erneut begann sie zu weinen, doch dieses Mal waren diese Tränen gefüllt mit so vielen Emotionen. So viele, schwere und große Emotionen, die niemand hätte aufhalten können.
Selbst nach hunderten von Jahren nicht.
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