Kapitel 8
Es war das Klingeln an der Tür und die Rufe seiner Mutter, die ihn aus seinen Gedanken herausholten. Gerade als er sein Zimmer verließ und die Treppe hinunterstieg, entfernte seine Mutter sich von der Tür und eilte zu ihm. Doch noch bevor er sie fragen konnte, ob irgendetwas passiert sei, antwortete sie schon voller Energie.
,,Das Mädchen! Sie ist wach!"
Ethan's Augen weiteten sich und sofort rannte er zur Tür, wo er James und Jasmine vorfand. Beide bestätigten nur mit ernsten Blicken das, was seine Mutter ihm berichtete. Sofort zog er die Schuhe an und trat hinaus, während er sich bei seiner Mutter verabschiedete.
Ethan stellte keine Fragen. Er folgte seinen Freunden ins Taxi, der sie ins Krankenhaus fuhr. Als sie es betraten, wurden sie sogleich von der Schwester an der Rezeption empfangen. Als wüsste sie längst Bescheid, schickte sie die drei Freunde zur Neurologie-Abteilung, ins Zimmer mit der Nummer 405. Ethan zögerte keine Sekunde, als er erfuhr, in welchem Raum sie sich befand. Er riss die Türen zum Treppenhaus auf und sprintete die Treppen hinauf. Die anderen Zwei folgten ihm, doch nach einer Weile hörte man, wie Jasmine erschöpft aufatmete.
,,Ethan..! Warte", gab sie nur von sich und stützte sich am Geländer.
,,Ah... verzeih."
Er drehte sich zu seinen Freunden um und sah, wie James ihr seine Hand hin hielt. Sie jedoch schaute ihn nur irritiert an und als sie langsam ihre Hand nach seiner ausreichte, nahm er seine wieder in die Taschen und ließ ihre in der Luft stehen. Ethan musterte nur stumm seinen Freund, der das Mädchen hinter sich ließ und die Stufen hoch ging.
,,Man James! Hör auf mit deinen blöden Scherzen", meckerte Jasmine und stampfte die Stufen wieder hoch, ehe sie sogar die Beiden aufbrausend überholte. Dem Schwarzhaarigen entfloh nur ein leises, kaum hörbares Lachen. Als die Beiden nach ihr die Abteilung erreichten, kehrte Jasmine mitten im Gang um.
,,Hier gehen die Zahlen runter"
,,Dann hier!"
Ethan rannte in die entgegengesetzte Richtung und da fand er das Zimmer. Die Nummer 405 stand ganz groß am Schild neben der Tür. Doch noch bevor eine Stimme in seinem Kopf ihn abhalten konnte, brachte sein pochendes Herz ihn zum Handeln. Er nahm die Klinke in die Hand und schwang die Tür weit auf. Und da sah er sie. Ihr Blick war dem offenem Fenster gewidmet und ihre roten Locken wehten über ihren Schultern. Als hätte sie das Öffnen der Türe zu spät wahrgenommen, zuckte sie leicht auf und drehte sich zu ihm um. Ihre smaragdgrünen Augen blickten erst erschöpft, leicht gerötet in seine. Doch da weiteten sich ihre Augen und sie sah weg, bevor sie mit beiden Händen auf ihre Wangen klatschte. Dann blinzelte sie verwundert auf und sah erneut zu ihm.
,,Es ... ist kein Traum...? Bin ich ... wirklich endlich wach...?"
Ihre ruhige und doch zittrige Stimme versetzte ihn in Sorge. Er runzelte die Stirn und seine Augen schauten verzweifelt aus, als er über ihre Worte nachdachte.
,,Shiro ...", brachte er nach einer Weile heraus. ,,Es ist kein Traum. Wir sind wirklich alle für dich gekommen."
,,Wir ... ? Alle ... ?"
Doch er lächelte nur sanft über ihre Frage.
,,Genau. Ich habe sie alle hergerufen", kam nun Amelia hinzu und brachte auch die anderen Zwei herein. ,,Wie geht es dir, Shiro? Ich hatte dich vorhin auch schon gefragt, aber du hast keinen Ton von dir gegeben."
Shiro sah von Ethan ab und blickte zu James und Jasmine, die ihr freundlich zuwinkten. Sie musterte alle eine Weile, bevor sie Amelia antwortete.
,,Mir geht es gut. Ich fühle mich nur irgendwie müde, obwohl ich doch so viel geschlafen habe."
,,Mach dir keine Sorgen, das ist normal. Ich habe dem Arzt auch schon Bescheid gesagt. Er sollte bald da sein und die Untersuchungen beginnen."
Shiro nickte nur ehe sie wieder die Vier musterte.
,,Und ... wie geht es euch? Ihr fragt immer mich, dabei habe ich euch noch nie gefragt."
Alle schwiegen eine Weile und schauten die Patientin verwundert an.
,,Uns geht es gut, Shiro. Danke für die Nachfrage", schmunzelte Amelia, als sie auf sie zu ging und ihre Hand auf ihrem Kopf legte. Doch dann verschwand ihr Schmunzeln.
,,Hast du irgendetwas schlechtes geträumt?"
,,Huh? Ah ... ja, irgendwie schon..? Ich erinnere mich nicht genau daran. Es war, als versuchten so viele Menschen auf mich einzureden, doch ich verstand keines ihrer Worte. Oder ich verstand es und ... habe es leider wieder vergessen. Aber da war diese eine Stimme...-"
,,Was denn für eine Stimme?", fragte sie James, als sie nicht weitersprach.
Doch sie schüttelte nur den Kopf.
,,...Ich weiß es nicht mehr. Aber eines habe ich gespürt", sprach sie nun mit festerer Stimme und umklammerte ihre dünne Decke.
,,...sie war mir vertraut. Diese Stimme muss ich schon öfters gehört haben. Ich bin mir sicher, sie wird noch einmal zu mir sprechen, genau so wie die Anderen."
,,Glaubst du, du wirst in der Lage sein, dich zu erinnern? Vielleicht ist es das, wobei diese Stimmen dir helfen wollen", fragte sie Amelia nach einer Weile.
,,Ich muss es zumindest versuchen ... auch wenn mir diese Träume Angst machen."
Shiros Aussage wog schwer im Raum. Auch wenn sie es so leise sagte, schon beinahe flüsterte mit ihrer ruhigen Stimme. Doch da strich die junge Frau ihr gegenüber durch ihr rotes Haar.
,,Du schaffst das, Shiro. Du hast es bis hierhin geschafft, also wirst du auch das meistern", sprach sie sanft zu ihr. ,,Nicht wahr, Leute?"
Sie drehte sich zu den Anderen um, die aus ihrer Starre zu erwachen schienen. Sofort stimmten sie ihr zu und Ethan, der am lautesten zustimmte, hob seine Faust in die Höhe.
,,Und wenn die Stimmen zu viel werden und dich die Menge an Menschen zu erdrücken droht, dann hebst du einfach die Hände in die Luft und beweist ihnen, dass dieser Traum dir gehört!"
,,Oder du boxt sie einfach weg", kommentierte James, worauf Ethan ihn empört ansah.
,,Guck dir Shiro doch mal an! Gewalt passt überhaupt nicht zu ihr!"
,,Das nennt man Notwehr, du Krummbuckel."
,,Wie du einfach seit Tagen die Wörter so drehst, wie du willst – Ey! Ich bin kein Krummbuckel!"
Doch noch bevor die Jungs sich weiter piesacken konnten, hörte man von Shiro ein kurzes und doch herzliches Lachen. Ethan musterte zufrieden, wie sie sich die Hand vor dem Mund hielt und ihre Augen beim Auflachen ganz klein wurden. Schließlich überreichte ihr Jasmine eine Schokoladentafel und bat sie darum, etwas davon zu essen, sobald sie es vom Arzt darf. Das Mädchen nahm die Tafel dankend an. Und da realisierte Ethan, dass er ihr gar nichts mitgebracht hatte. Er wollte sich am liebsten gegen die Stirn schlagen, doch dann erschien der Arzt mit einer Krankenschwester. Die Freunde wurden gebeten zu gehen, damit die Untersuchungen nun beginnen könnten. Also verabschiedeten sie sich von ihr und gingen einzeln aus der Tür hinaus. Gerade als Ethan den Raum verlassen wollte, drehte er sich beim Schließen der Türe noch ein letztes Mal um. Und da sah er, wie ihre Gesichtszüge ermüdeten und ihre Augen betrübt nach unten blickten. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, zog seine Hand die Tür zu. Er löste sie von der Klinke und musterte sie. Seine Hand zitterte und sofort packte er sie mit der Anderen, um sie zum Schweigen zu bringen.
,,Ey, Ethan", riss James ihn aus seinen Gedanken.
,,Wir gehen morgen alle zur Bibliothek. Vielleicht schaffen wir gemeinsam mehr."
Der Bursche schwieg eine Weile, als er den Vorschlag hörte. Auch Jasmine und Amelia schauten ernster aus als vorher. Andere hätten jetzt sicherlich gedacht, James würde mit ‚mehr schaffen' sich auf die Schule beziehen. Ein Projekt, eine Gruppenarbeit oder einfach nur um gemeinsam für die Abschlussprüfungen zu lernen. Doch Ethan wusste, dass er etwas ganz Anderes meinte. Er dachte daran, wie sie vor Eile, schon beinahe aus Angst, die Bibliothek vor einigen Tagen verließen. Schließlich nickte er ihm nur zu. Und hiermit war es abgemacht.
Als Ethan heimkehrte schaute er vorerst im Blumenladen seiner Familie vorbei, die direkt neben an war. Dort fand er seine Mutter vor, die summend die Blumen bewässerte. Er begrüßte sie und nahm ihr die Gießkanne ab, ehe er ihre Arbeit fortsetzte.
,,Wie geht es ihr?", fragte sie ihn.
,,Es geht, denke ich. Sie wirkte sehr erschöpft, aber ansonsten geht es ihr ganz gut. Ich wollte sie in ein paar Tagen wieder besuchen, nachdem die Untersuchungen beendet sind."
,,Dann sollten wir vielleicht für sie beten, damit sie so schnell wie möglich wieder rausgehen kann."
Der Junge sah sie bei ihren Worten verwundert an, ehe er in Gedanken sich wieder den Blumen widmete.
,,Mutter ...", sprach er schließlich nach einer Weile.
,,... wie betet man eigentlich?"
,,Hast du mich das nicht schon einmal gefragt?"
,,Ich erinnere mich nicht daran", erwiderte er darauf.
,,Nun ... um ehrlich zu sein, weiß ich es auch nicht so genau", überlegte sie.
,,... sicher gab es früher gewisse Bewegungen, die man dafür tat. Gewisse Worte, die man zu Beginn sprach. Jedoch sind sie bei den Meisten in Vergessenheit geraten."
,,Verstehe", murmelte er.
,,Aber, das sollte niemanden davon abhalten, seine Wünsche und Sorgen seinem Schöpfer zu äußern. Wer ist denn am Besten dafür geeignet, als Jener, der dich hat im Mutterleib entstehen lassen?"
Er schwieg eine Weile. Diese Themen waren eine Seltenheit für ihn, aber wenn er mal darüber sprach, dann traf es sein Herz und hinterließ etwas Warmes.
,,Danke, Mam'."
,,Nicht dafür, mein lieber Ethan."
Und so verweilten sie. Das Einzige, dass zu hören war, war das Wasser aus der Gießkanne, welches wie Regen auf die Blumen fiel. Tropfen für Tropfen füllte die angenehme Stille im Laden. Doch als schwere Schritte und eine energische Stimme den Ort betrat, stoppte es.
,,Liebling! Ich bin daheim!"
Ein großer, stämmiger Mann trat herein und begrüßte Ethan's Mutter mit einem herzlichen Lächeln.
,,Willkommen daheim", erwiderte sie. ,,Möchtest du ein Bad nehmen? Soll ich dir die Wanne auffüllen? Du musst anstrengende Tage hinter dir haben."
,,Ach was! Das Trainingscamp war für die Kinder ein echter Erfolg. Lass nur, ich mache das selbst", winkte er lächelnd ab und sah an seiner Frau vorbei zu seinem Sohn.
,,Hallo! Willst du deinen alten Herrn nach all den Tagen nicht begrüßen?"
,,Es waren nur drei", kam es nur leise von Ethan. Doch er sah nicht zu seinem Vater. Stattdessen war sein Blick auf die Blumen gerichtet. Er bemerkte nur vom Augenwinkel, wie seine Mutter ihm etwas ins Ohr zu flüstern schien.
,,Komm, mein Sohn! Lass uns Fußball spielen gehen!"
,,Ich dachte, du bist erschöpft und willst ein Bad nehmen."
,,Glaubst du, für ein kleines Spiel mit meinem Sohn hätte ich keine Kraft? Komm, bevor wir hier noch mit den Blumen verwachsen!"
Doch noch bevor der Sohn etwas darauf erwidern konnte, verließ der Vater schon wieder den Laden. Etwas perplex folgte er ihm.
Es wehte kaum Wind durch die Gräser, die noch wenig an Grün besaßen und unter der strahlenden Nachmittagssonne lasteten. Vater und Sohn standen sich auf einer riesigen Wiese gegenüber, was von den Kindern in der Nachbarschaft meist als Fußballfeld benutzt wurde. Der Vater stellte sich im Tor und sein Sohn machte sich in elf Meter Entfernung mit dem Ball bereit. Ethan legte den Ball vor sich auf den Boden, während sein Vater ein paar Aufwärmübungen mit den Beinen und Armen machte.
,,Na dann, schieß' sobald du bereit bist!", rief er ihm entgegen und knackste noch einmal mit den Fingern. Ethan sah zu seinen Vater und nickte, ehe er zurück schritt, um Anlauf zu nehmen. In der nächsten Sekunde trat er auch schon gegen den Ball und schoss zum Tor. Doch da sprang sein Vater ab und erwischte den Ball mit nur einer Hand. Er musterte gelassen den Ball und sah dann wieder zum Jungen, den er abwartend und nachdenklich musterte. Dann warf er ihm den Ball erneut zu, worauf Ethan einen weiteren Schuss lieferte. Mit Leichtigkeit fing der Vater erneut den Ball, ohne auch nur ein Hauch von Erschöpfung zu zeigen. Wieder musterte er den Ball und sah dann wieder zu seinem Sohn, jedoch schien sein Gesichtsausdruck strenger.
,,Ist das alles?", fragte er ihn und warf ihm den Ball erneut zu.
,,Du hast leicht reden. Du bist schließlich Profispieler und hast bereits Pokale gewonnen. Ich spiele noch nicht einmal in einem Verein", gab Ethan verteidigend zurück und schoss erneut, worauf sein Vater wieder den Ball fing.
,,Ich weiß aber, dass du oft Fußball spielst. Du machst gerade einfach nicht ernst, das ist alles", sprach er ruhig mit einen tiefen Ton und warf ihm wieder den Ball zu, diesen Ethan auffing.
,,Dann schieß du doch mal."
Ethan ließ den Ball vor seinen Füßen auf den Boden fallen und lief auf das Tor zu, um mit ihm zu tauschen. Als er dann bereit im Tor stand blickte er zu seinen Vater und bemerkte den Knieschoner an seinem rechten Knie. Er verlor kurz die Fassung, als er auch seinen langsamen Gang bemerkte. Sein Vater hatte seit wenigen Jahren eine Verletzung am Knie, die ihm beim Rennen ein großes Hindernis war. Er war zuvor Stürmer, jetzt war er Torwart. Am Anfang musste er sein Knie nur schonen, trug aber dann wegen den vielen Spielen hin und wieder einen Schoner. Doch dies war für Ethan das erste Mal, dass er seinen Vater so sah.
,,Paps', nein – hör auf! Du brauchst nicht zu schießen, lass uns wieder tauschen", gab Ethan nach und hob besorgt die Hände.
,,Du glaubst doch nicht etwa, dass dein alter Herr wegen solch einer kleinen Verletzung nicht mal mehr schießen kann? Ich bin nicht so wie du – Ich flenn' nicht und suche bei einer Niederlage nicht nach Ausreden", er nahm Anlauf und holte mit dem rechten Bein nach einem Tritt aus ,,Alles, was ich brauche ist ein Grund zum Spielen, damit ich ernst mache und so immer wieder gewinne!"
Da schoss er in Richtung Tor, doch flog der Ball mit solch einer Kraft und in einer hohen Geschwindigkeit, dass er Haarscharf am Kopf des Jungen vorbei in das Netz des Tores traf. Ethans Augen weiten sich, als er den Wind an seinem Ohr spürte und für einen Moment so verharrte.
,,Wie?... Aber – deine Verletzung!"
,,Hast du nicht zugehört?", er ließ sich ins Gras fallen und sah mit einem Grinsen zu seinem Sohn. Schweiß lief über seine Stirn.
,,Doch ... klar ...", kam Ethan wieder zur Besinnung ,,...Aber tut es dir nicht weh? Wie konntest du nur bis jetzt weiter spielen?"
,,Warum wohl?", stellte der Vater diese Frage und schloss kurz die Augen. Ethan jedoch wusste anhand der ruhigen Art, wie er diese Frage stellte, dass es keine ironische Frage an ihn gestellt war. Es war einfach eine Frage, die im Raum verblieb und bald von ihm selber wieder beantwortet werden würde. Dann blickte der Vater mit einem selten zu sehenden Lächeln in den klaren, blauen Himmel. ,,Für euch."
,,Was?"
,,Ich wollte in der Lage sein, dir und deiner Mutter alles zu geben, was ihr euch wünscht. Da hält mich keine einfache Verletzung davon ab, euch etwas zu bieten. Ich kann mit dem Bein kein Stürmer mehr sein? Auch gut, dann werde ich eben Torwärter! Man kann alles schaffen, solange man ein Ziel vor Augen hat. Und mein Ziel ist es, dich und deine Mutter glücklich zu machen."
,,Paps' ... ich – ich wusste das nicht. Und in all den Jahren gab ich stets dir die Schuld dafür, dass du nie Zeit für uns hattest."
,,Jetzt werd' bloß nicht emotional! Ich hasse es, wenn du so gefühlsduselig bist!"
,,Bin ich doch gar nicht!"
,,Ha ha ... aber du hast dennoch allen Recht, sauer auf mich zu sein", lachte der Vater auf und stand schließlich wieder auf ,,Ich hab so wenig Zeit mit dir verbracht, dass du noch nicht mal ein anständiges Tor hinbekommst."
,,Du sagtest selbst, dass ich davor nicht ernst gespielt habe", erwiderte Ethan darauf und blickte auf seine Hand, die er zur Faust ballte ,,Doch was ist, wenn ich nun weiß, wofür ich kämpfe?"
Sein Vater sah ihn bei diesen Worten überrascht an, ehe er sich wieder an das erinnerte, was seine Frau ihm erzählte. Ein breites Grinsen umspielte seine Lippen und er ging zurück ins Tor.
,,Na dann, zeig es mir!"
Ethan nickte entschlossen und nahm den Ball zurück, erneute elf Meter vom Tor entfernt. Er legte langsam den Ball auf den Rasen und schloss für einen Moment seine Augen. Das strahlende Neugeborene, dass er als kleiner Junge erblickte lächelte ihn in seinen Erinnerungen an und im nächsten Augenblick hatte er Shiro vor Augen. Ihm war eines klar – er wollte dieses strahlende Lächeln bei ihr erneut sehen. Doch um so wieder lächeln zu können, musste sie genauestens wissen, wer sie war. Er öffnete wieder seine Augen und stellte sich aufrecht hin.
Dennoch wusste er, dass niemand genaueres über die Prinzessin selber wusste. Sie und ihre Geschichte waren ein reines Mysterium. Eine Geschichte, die nie geklärt wurde und einfach nur mit Legenden und Fakten in den Schulen verborgen wurde. Dabei kam ihm jener Gedanke:
Wie kann ich ihr helfen, wenn wir es doch sind, die sie vergaßen?
Er ballte seine Hände zu Fäuste und nahm schließlich Anlauf.
Mit mehr Konzentration und mehr Kraft als je zuvor, schoss er den Ball in einer unglaublichen Geschwindigkeit in Richtung Tor. Sein Vater sprang auf und streckte die Hände nach den Ball aus, doch spürte er nur, wie seine Finger den Ball streiften und er ins Netz des Tores gelang. Es war ein fabelhaftes Tor.
,,Geschafft!", jubelte Ethan und sprang mit der Faust nach oben in die Luft.
Sein Vater rappelte sich auf und wandte sich mit offenem Mund seinem Sohn zu, ehe ein stolzes Lächeln sein strenges Gesicht zierte.
,,Hab ich's nicht gesagt? Hab ich? Hab ich?", wiederholte er seine Worte wie ein Kind, worauf Ethan ihn nur lachend zunickte. Dann lief sein Vater auf ihn zu und warf seinen muskulösen Arm um seine Schultern, wobei Ethan kurz davor war, zur Seite zu stolpern. ,,Lass uns zur Feier des Tages was Essen gehen! Wie wäre es mit Steak? Vom Ahmed, dem Besten der Besten! Abgesehen von deinem alten Herrn, natürlich."
Ethan musterte nur mit gehobener Braue seinen Vater.
,,Es würde mich nicht wundern, wenn du sein Steak fast täglich essen würdest."
,,Woher weißt du das?!"
,,Warte – Was?! Dein Ernst?", empört sah Ethan zu seinen Vater auf, doch ehe sie sich versahen, brachen Beide in Gelächter aus. Schließlich begaben sie sich gemeinsam zum Imbissrestaurant und aßen den besten Steak, den es in ihrer Gegend nur gab – wahrscheinlich sogar im ganzen Land. Es war ein Nachmittag, an dem Vater und Sohn seit langem wieder zusammen zu Tisch saßen und aßen. Dabei gab es Einiges, dass sie sich zu erzählen hatten.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro