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Kapitel 20

Die Dämmerung schien in die Fenster des Arbeitszimmers, in dessen sich eine schwerwiegende Stille aufhielt. Der letzte Satz fiel mit einem enormen Gewicht in den Raum. Der zukünftige Sultan hielt das alte Buch feste in seinen Händen. Er atmete tief ein und aus, bevor er zu Amelia sah.
,,Deshalb konntest du es nicht lesen. Es ist genauso, wie meine Vorfahren es erwartet haben."

Ethan schwieg nur. Die Worte, die sich in diesem Buch befanden, hatten sich so tief in ihn versetzt, dass es ihm so vor kam, als hätte er die Dinge ebenso gesehen.

,,Die Person, mit der ich dieses Buch las, erzählte mir, dass der Ursprung von den Ritualen für die Flüche aus Maradah kommen. Könnt Ihr uns vielleicht etwas darüber sagen?", fragte ihn Amelia.

Malik runzelte das erste Mal ein wenig die Stirn.
,,Bevor ich auf Ihre Frage antworte, möchte ich wissen, wie diese Person heißt. Es ist merkwürdig, wie er so viel zu wissen scheint und dann noch der Entführer sein könnte."

,,Sein Name lautet Daniar. Aber ... ich bin mir sicher, dass es dazu irgendeinen Grund geben muss ... und Sie meinten, dass es keine Anzeichen auf eine Entführung gab."

,,Daniar...", wiederholte Malik diesen Namen, als hätte er sich verhört, bevor er jenen Gedanken kopfschüttelnd versuchte abzulegen.
,,Entweder, Prinzessin Lavandula ist freiwillig gegangen oder ...", er fasste sich in Gedanken am Kinn und strich seinen kurzen, feinen Bart.
,,Wenn er es ist, dann traue ich ihm zu, dass er einen sehr schwierigen Trick angewendet hat. Er könnte hinauf geklettert sein und mithilfe einer Schnur die Klinke umgelegt haben. Genauso hätte er das Fenster auch wieder auf Kipp stellen können."

Amelia schmunzelte ein wenig verwirrt.
,,Ich kann mir nicht vorstellen, dass er körperlich zu so etwas in der Lage wäre. Er wirkte gar nicht so."
,,Wenn es er ist, für den ich ihn halte, dann doch ...", murmelte er, so dass es Ethan neben ihn hören konnte. Er schaute überrascht auf.

Ich habe diesen Daniar noch nie gesehen, von dem die Beiden da reden, aber er scheint eine gewisse Verbindung zu allem zu haben.

,,Aber zurück zu Ihrer Frage. Es stimmt nicht ganz, dass unser Land der Ursprung zu diesen Ritualen ist. Wir haben uns nur ausführlicher damit beschäftigt, das ist alles. Deshalb wissen wir, wie man so etwas anfängt und beendet. Wobei es eine große Sünde ist, so etwas zu beginnen", begann er zu erklären. ,,Die Prinzessin sprach davon, dass durch diesem Fluch der Krieg begonnen hat. Die Person, die sie verraten hatte, muss also jemand gewesen sein, der sich mit Flüchen auskannte und wahrscheinlich selbst welche anwendete. Was ist also vor den Krieg passiert? Was war es, was ihn augenscheinlich auslöste?"

,,Unser König ist verrückt geworden, als sein einziges Kind, die Prinzessin starb. Sie war noch ein Kind, als sie sich heimlich nach Concha begab und dort ermordet wurde. Er beschuldigte das ganze Land und sperrte de Brücke zwischen Concha und Lapiz. Das Land, das einst für sein Vertrauen untereinander und sein Reichtum berühmt war- .. ach, die Geschichte kennen Sie sicher schon. Auf jedem Fall kam zehn Jahre später die Prinzessin aus diesem Buch auf die Welt und anschließend auch der Prinz, der als der Krieg endete, König wurde."


,,In Ordnung, dann passen unsere Informationen überein. Jetzt erkläre ich euch, was es mit dem Fluch auf sich hat", Malik schlug das Buch in seinen Händen zu und gab es Amelia zurück.
,,Damals hat Nivis Attentäter beauftragt und sich mit einer sogenannten Zauberin, die aus Maradah stammte, zusammengetan. Für Einige aus Maradah kam der Krieg zwar passend, vor allem dem Sultan, aber ein Fluch war nie die Absicht. Der Sultan wusste von der Attentat, aber nicht vom Fluch, der hinzukäme. Ich will jetzt nicht den genauen Vorgang eines solchen Rituals beschreiben, weil ich euch mit diesem Wissen verschonen möchte. Aber was ich euch sagen kann, ist, dass man dafür dafür Blut und Asche dieser Person braucht. Und die Weitergabe dessen. Wir erfuhren letztendlich von ihrer Tat aus ihrem eigenem Munde. Als der Sultan versuchte sie einzusperren und ihr die Todesstrafe zu geben, verschwand die Zauberin auf dem Weg zum Kerker."

Die Anwesenden schwiegen und Ethan merkte, wie sein Magen sich umdrehte.
Allein bei der Vorstellung, wie dieses Ritual abgehalten wurde, musste er sich zusammenreißen sich nicht zu übergeben. Er sah zögernd zu seinen Freunden, denen es ähnlich erging. Man sah vor allem Jasmine an, wie ihr Gesicht blasser wurde und sie mit sich zu kämpfen hatte. Amelia war ebenso ganz blass. Nur James war genauso wie Malik in der Lage, irgendwie die Ruhe zu bewahren.

,,Das bedeutet ... Candella hatte versucht einen Weg zu finden diesen Fluch aufzuheben und wurde stattdessen in einen weiteren Ritual hineingezogen?"
Ethan sah mit geweiteten Auge zu James, als er jene Erkenntnis äußerte.
,,Das stimmt. Doch wie es scheint wurde sie nur halbwegs belogen", erwiderte Malik darauf, worauf Ethan verwirrt wieder zu ihm sah. Und da erkannte er es.
,,Es brach Frieden ein!"
,,Ja, aber der Fluch ist immer noch da."
,,Wie kann das sein?"
Malik seufzte.
,,Ihr Conchaner wisst tatsächlich gar nichts. Es muss eine weitere, wenn nicht sogar die selbe Zauberin wie zuvor gewesen sein. Sie hat sie dazu gebracht, einen weiteren Fluch auf sie zu legen. Es ist sehr schwer zu erklären. Aber diese Flüche ziehen Wesen an, die wir nicht sehen können. Sie setzen sich dann in etwas rein. Wahrscheinlich hat sie mit dem zweiten Fluch eines dieser Wesen her gezwungen, damit es den ersten Fluch für eine Weile ruhig stellt, aber je mehr Jahre vergehen, desto stärker wird er wieder. Am praktischsten ist es, wenn es sich in einen Gegenstand absetzt, damit es weitergereicht werden kann. So habe ich es zumindest gelernt"
,,Die Perle ...", hauchte Amelia mit zitternder Stimme. Malik nickte. Und obwohl diese Dinge so schwer zu begreifen waren, so machte es in den Herzen der Hörenden Sinn. Plötzlich machte alles einen Sinn. Die Perle war mit ihrem Blut befleckt. Dort begann der zweite Fluch. Und genau dort muss sich dieses Wesen befinden.
,,Kann dieses Wesen mit der Person sprechen, die die Perle trägt?"

,,Wahrscheinlich. Je nachdem wie stark dieser Fluch ist, kann es auch die Person manipulieren oder Bilder zeigen. Manchen verfolgt es auch in ihren Träumen."
In diesem Moment zogen Amelia und Jasmine die Luft ein. Die Blicke wichen zu ihnen und sie konnten nicht anders, als an jenem Moment am Strand zu denken. Als sie dies sagten, weiteten sich Ethans Augen. Es war so viel, dass sich gerade in seinem Kopf anstaute und er wusste auch nicht, wie er es hätte in Worte fassen sollen, aber eines wusste er.
Lavandula und ihr Land waren in noch größerer Gefahr, als zuvor.

Die Angst packte ihn und sein Herzschlag wurde unregelmäßig und stärker.
Dieser Fluch befand sich im Kern ihres Landes.
Und ein weiterer Fluch, der dieses Wesen festhielt, in der Perle.
Die Perle war bei -

Hier.

Sein Atem hielt an. In seiner Jackentasche spürte er etwas. Langsam nahm er es heraus und ließ die Goldkette über seine Finger fallen, während Jenes in seiner Hand ruhte. Die weit aufgerissenen Augen der Anderen richteten sich auf das, was er in seinen Händen hielt.

Sie sagte, du sollst darauf aufpassen.

Seine Augen langen nicht nur auf der roten Perle. Sie lagen viel tiefer darin. Es war als konnte er die Flammen sehen und für einen Moment die Rufe der Prinzessin hören.

Für einen Moment nahm er nichts wahr. Nichts, außer das, was die Perle ihm versuchte zu sagen.

Sie wird sterben.

,,Ethan!"
Plötzlich spürte er auf seinen Schultern zwei Hände. Rechts von ihm Malik und Links James. Beide sahen ihn aufdringlich an. Langsam sah er auf und sah in Jasmines und Amelias panischen Augen. Da spürte er etwas Nasses auf seinen Wangen. Er fasste danach und realisierte, dass er weinte.

,,Lavandula hat dir die Perle gegeben, oder?"
Ethan nickte und James fuhr ruhig fort.
,,Sie hat sicher etwas erahnt und hat sie dir anvertraut. Keine Sorge, wir finden sie."
Erneut nickte er nur. Dieses Mal war es Amelia, die ihm sanft ein Taschentuch hinhielt.
Er legte die Perlenkette zurück in die Jackentasche und schniefte seine Nase.

Währenddessen besprachen James und Malik, wo sie sein könnte.
,,Richtenberg war der Name des Grafen, richtig? Er erwähnte, dass das Lagerhaus in der Nähe seines Anwesens war."
,,Genau so ist es. Glaubst du, dass sie sich dort befinden?"
,,Er hat genauso wie Amelia das Buch gelesen und in der Bibliothek befinden sie sich nicht mehr. Dieses Lagerhaus ist also unsere einzige Fährte."

Malik nickte James zu und befahl seinem Leibwächter, ihm eine Karte von der Stadt zu holen und Fahrzeuge vorzubereiten.
,,Ihr werdet leider hier warten müssen, bis die Fahrzeuge da sind. Dann könnt ihr mit der Verstärkung eintreffen."
,,Das brauchen wir nicht", erwiderte James, worauf Malik ihn fragend ansah.
Ein kleines Grinsen schlich sich schließlich auf sein Gesicht, als er den Schlüssel heraus zuckte und vor der Nase des zukünftigen Sultans wedelte.
,,Euer Spion hat mir nämlich ihr Fahrzeug geschenkt."
Perplex blinzelte Malik auf und musterte den Schlüssel, ehe ihm ein amüsiertes Lachen entfloh.

Im Volkswagen setzten sich die Mädchen hinten und umklammerten einander, als Ethan sich beim Beifahrerplatz hinsetzte und James losfuhr. Er drückte unterm dunklen Himmel aufs Gaspedal und verließ nach nur wenigen Minuten die Stadt. Die Angst war auf den Gesichtern der Mädchen geschrieben. Nicht nur, wegen ihrem Zielort, sondern auch, weil der Bursche am Lenkrad keinen Führerschein besaß!

,,Wo hast du fahren gelernt?", fragte ihn Ethan, während er die Karte musterte. Sie hatten vorher mit Malik das Anwesen von Richtenberg markiert und die grüne, bergige Gegend umkreist. Mit einer weiteren Farbe haben sie die Orte markiert, von dem sie glaubten, dort das Lager vorzufinden.
,,Mein Onkel hat es mir beigebracht."

In diesem Moment schien Jasmine merkwürdig zu reagieren, denn man hörte Amelia fragen, was los sei. Sie erwiderte nur nervös darauf, dass nichts sei und ließ fragende Blicke zurück.
In diesem Moment lachte James genauso komisch auf.
,,Ethan, wenn ich jemals heiraten sollte, musst du unbedingt mit Lavandula herkommen okay? Ich möchte, dass sie dabei ist."

Verwundert sah er von der Karte ab und sah zu seinem besten Freund, dessen Augen auf der ländlichen Straße lagen. Sein Gesicht zierte ein kleines, entferntes Lächeln. Obwohl er glaubte, etwas verpasst zu haben und nicht genau verstand, woher es kam, verstand er, dass er ihn aufmuntern wollte. Er lächelte ebenso ein wenig. Aus Freude zu seinem Freund, dass er voranschreiten konnte und als Dank, für die Aufmunterung.

Als sie die markierte Stelle fanden, trennte sich die Straße von ihnen. James parkte den Wagen und sie blickten erneut auf die Karte, während Jasmine die Taschenlampen anschaltete. Sie versuchten sich in den Grafen hineinzuversetzen. Wenn das Lager früher von Händler benutzt wurde, dann kann es nicht allzu weit von der Straße sein. Also machten sie sich auf in die tiefe des Waldes, dessen Pfade langsam bergauf gingen. Das Licht ihrer Taschenlampen streifte zwischen Laub und Ast umher. Ihnen war nach einer Weile nicht klar, wie viel Zeit verstrich. Der dunkle, bewölkte Himmel gab ihnen keine Anzeichen.

Plötzlich hörten sie eine eine bekannte Stimme aus der Ferne und noch bevor sie ihr folgen konnten, schien ein weiteres Licht ihnen entgegen. Doch es war Maliks Leibwächter, der vor ihnen stand.
,,Unser Thronfolger hat mich zu euch geschickt, damit ich euch zu ihm führe. Wir haben gerade das Lager gefunden. Kommt!"

Das erste Mal hörten sie ihn so viel sagen. Doch bevor sie überrascht sein konnten, empfingen sie auch schon die Information und folgten ihm schnell.

Nach nur einer Minute hatten sie die Lichtung erreicht. Vor ihnen befand sich ein großes, kahles Haus, das schon fast so aussah, als drohe es ineinander zu fallen. Und genau vor Jenes stand ein junger Mann mit hellem, schon beinahe weißem Haar. Mit aufgerichtetem Haupt und erhobenen Fäusten stand er schwer atmend da. Vor ihm Malik, der ein Krummsäbel herausgezogen hatte. War das etwa...

,,Daniar!", hörte er Amelia voller Sorge rufen und ehe seine Augen weit aufgerissen zu ihr blickten, schritt sie bereits nach vorn. Der Fremdling sah von seinem Gegenüber ab und sah mit geweiteten, schon beinahe reuevollen Augen zu ihr.

,,Amelia...! Was machen Sie hier?!-"

,,Das fragst du noch so närrisch?! Ihr habt die Prinzessin entführt!"
Maliks zornige Stimme erfüllte den Platz und er richtete sein Schwert auf ihn. Doch Daniar schenkte ihm nur seine halbe Aufmerksamkeit. Er wirkte wie ein umzingelter Schneewolf – obwohl sein Gesicht nicht die geringste Spur an Furcht besaß, waren seine Augen so unruhig überall. Immer wieder schielte er zu Amelia und den Anderen herüber, während sein Haupt auf den Bewaffneten gerichtet war.
,,Seid Euch bewusst, dass das Krieg bedeutet! Zweiter Sohn des Zaren – Daniar Romanow!"

Erneut verschlug es den Anwesenden die Sprache. Vor allem Amelia kam nun vollkommen zum Halt. Ethan sah, wie ihr langsam die Farbe vom Gesicht wich. An diesem Punkt ging es nicht nur darum, dass sie Lavandula helfen wollten. Hier ging es um drei ganze Länder und einem Fluch. Doch nun machte es für Ethan Sinn. Die Leute aus dem Norden waren bekannt für ihre Stärke, auch wenn sie nicht immer danach aussahen. Und die Worte von Malik verstand er nun auch. Er hatte erkannt, dass es jemand aus Nivis war. Doch ihnen blieb keine Zeit.

,,Daniar, tritt zur Seite, bevor ich dich enthaupte!"

,,Wartet!", erwiderte er. ,,Wir wollen nur den Fluch brechen und einen weiteren Krieg in Zukunft verhindern! Wir brauchen die Perle!"
,,Den Fluch brechen? Pah! Und dafür geht ihr zum selben Ort, an dem der Fluch mit einem weiteren Fluch beruhigt wurde!?"
,,Man muss zum Ort, wo es begann! Das ist unsere einzige Chance! Er sagte das!"

,,Geht zur Seite! SOFORT!"

Malik schrie auf ihm ein und schritt auf ihm zu, doch Daniar wollte nicht gehorchen. Im Gegenteil, er blieb vor den großen Türen des Lagerhauses stehen. Plötzlich sprintete er auf den Weißhaarigen zu und holte rasend schnell mit dem Säbel aus.

Alles geschah so schnell. Das Blut befleckte die Wiese und der junge Mann sackte zu Boden, während er seinen eigenen Arm umfasste. Es floss nur so aus seinem Arm und man sah ihm den Schmerz in seinem blassen Gesicht an, als er die Zähne qualvoll zusammen biss. Der Sohn des Sultans richtete schließlich die Spitze seines Schwertes am Hals des Zarenjungen.

Doch noch bevor er handeln konnte, rannte Amelia auf ihnen zu und stellte sich vor Daniar, als sie die Klinge zur Seite schob. Die Augen der Anwesenden weiteten sich über die mutige und doch törichte Tat der jungen Frau. Daniars eisblauen Augen lagen entsetzt auf sie.
,,Tötet ihn nicht! Wenn Ihr ihn tötet, dann wird sich nichts bessern! Außerdem ...", ihre Stimme bebte, trotz der Tatsache, dass sie so felsenfest da stand. Sie drehte sich zu Daniar um.
,,... muss ich den Grund für sein Handeln erfahren."
Der junge Mann sah zu ihr auf und die Ansammlung an Emotionen waren kaum zu deuten. Schließlich senkte er lachend, schon beinahe sich selbst verspottend den Blick.
,,Miss Amelia ... selbst wenn ihr eintreten wollen würdet, die Türen sind von innen versperrt. Wenn ihr sie aufbrecht, dann könnte das alte Lagerhaus einstürzen."

Malik zischte ungeduldig auf, als er Daniars Worte hörte. Er drehte sich zu Ethan um, der noch immer abwartend dort stand.
,,Sucht einen Weg hinein! Ich kümmer mich hier drum."

Niemand dachte in diesem Moment lange nach – sie alle vertrauten auf einander und handelten nur noch.
James und Ethan nickten, ehe sie mit Jasmine ums Lager herum liefen.

Ethan spürte, wie sein Herz und Atem verrückt spielten, während sein Kopf versuchte an Klarheit zu bewahren. Sie eilten und musterten die alte Wände des Lagers, ehe James vor einem verstaubten Fenster inne hielt. Noch bevor Ethan und Jasmine ihn fragen konnten, was er vor habe, winkelte er seinen Ellenbogen an und schlug mit enormer Kraft hinein.
,,James!!"

Beiden packte die Panik, doch er schien ihren darauffolgenden, besorgten Worten keine Beachtung zu schenken. Er steckte sein Arm in das von ihm gemachte Loch und streifte dabei die scharfen Kanten, die entstanden waren. Rote Linien bildeten sich auf seiner Haut und Blut triefte hinaus, doch er hielt nicht inne. Er griff nach der Klinke, die sich nur schwer in seine Richtung ziehen ließ. Die Scherben vergruben sich tiefer in seine Haut und man erkannte den Schmerz, als er die Zähne zusammen biss. Doch dann holte er seinen Arm wieder heraus und stoß mit der Anderen das Fenster auf.

,,James- warum... -"
,,Geh, Ethan", unterbrach er ihn und er schien ausgesprochen ruhig, trotz der Wunde.
,,Geh und hilf ihr. Wir halten hier so lange die Stellung. Hilf uns alle."
Er fasste sich an seinem Arm, aus dem das Blut nur so floss und sah mit einem festen Blick zu Ethan. Doch Ethans Sorge und das Chaos in ihm hatte ihn für einen Moment gelähmt.

Was ist, wenn ich längst zu spät bin?
Was ist, wenn mein Erscheinen keinen Unterschied macht?
Was ist, wenn ich jetzt jeden hier verliere, der mir so wichtig ist?

James schien dies zu bemerken, denn er knirschte mit den Zähnen.
,,Ethan! Ich weiß, dass du kein Feigling bist! Du liebst sie und sie liebt dich! Ihr liebt dieses Land! Also geh! Egal was dir jetzt durch den Kopf geht, es ist niemals zu spät. Du kannst es nicht wissen, wenn du es nicht versucht hast. Geh!"

Ethans Augen weiteten sich bei den Worten seines besten Freundes. Er realisierte, dass sein Freund recht hatte und wie ein warmer Schubser, ließen seine Worte ihn wieder bewegen. Er lief auf das Fenster zu, stützte seine Hand am unteren Rahmen, ehe er hinein sprang. Dann drehte er sich wieder zu ihnen um und sah, wie Jasmine ihr langes, breites Haarband abnahm und ihr schwarzes Haar hinab fiel. Mit dem langen, breiten Band begann sie, James Wunde zu verbinden.
,,Geh zu ihr. Ich kümmere mich hier um James."
Genau da blickten beide Jungs etwas verwundert auf, doch Ethan konnte letztendlich nicht anders, als ihr Lächeln dankend zu erwidern. Dann drehte er sich um und rannte in die tiefe des Lagers hinein.

Jener Ort war von Finsternis umhüllt und der junge Mann hatte es schwer, sich an den Balken und Wänden zurecht zu finden. Er umklammerte die Perlenkette in seinen Händen, während er mit pulsierendem Herzen sich beeilte. Als sich die Glasscherben unter seinen Schuhsohlen laut bemerkbar machten, hielt er inne und begann mit mit mehr Bedacht die Suche fortzusetzen. Letztendlich stellte er fest, dass es ein schmaler Gang war, worin er entlang ging und als er jene umgab, fand er eine Halle vor sich. Die Höhe der Decke ließ sich in der Dunkelheit nicht erkennen, doch waren es die Kerzen, die ihn an Sicht schenkten. Sein Herz hielt still und sein Atem verschwand, als er jenes Mädchen mit den roten Haaren am Boden auf Knien sitzen sah. Die kleinen Kerzen hatten sie umhüllt und sie saß mit geschlossenen Augen und einem ruhigen Blick dort. Seine zittrigen Beine bewegten sich kaum über den Boden, als er sich auf sie zu begab. Es war, als würde die Zeit still stehen.

,,Lavandula ..."
Seine Stimme verließ seinem Munde, noch bevor er nachdenken konnte. Er wusste nicht, wie er in diesem Moment geklungen haben muss. Fröhlich? Erleichtert? Verzweifelt?
Denn noch bevor ihre Augen sich öffnen und auf ihn legen konnten – noch bevor sie ihm ihre Gefühle preisgeben konnte – spürte er einen enormen Schmerz in den Seiten. Ihre Augen weiteten sich, das war das Einzige was er sah, bevor er zu Boden sackte und die Perlenkette aus seinen Händen fiel. Unter dem Schock und den Qualen hörte er nur, wie etwas an der Kette zersprang und dann sah er, wie die Perle an ihm vorbei, zu Lavandula rollte. Er tastete nach der schmerzenden Stelle und bemerkte neben dem Blut, dass aus seinem Körper floss, ebenso ein Messer.

,,Bei ihm war also die Perle", hörte er eine alte, graue Stimme, die ihm einen Schauer über den Körper laufen ließ. Als er versuchte aufzuschauen, wandten sich eisige Augen von ihm ab und gingen wenige Schritte auf dem Mädchen zu.
,,Nein!", schrie er auf und versuchte sich aufzurichten, doch die enorme Qual, die sich bei jeder noch so kleinen Bewegung bemerkbar machte, ließ ihn erneut mit der Brust zu Boden aufkommen. Er biss die Zähne zusammen und ballte die Hände zu Fäusten, als er sah, wie der alte Mann aus der Bibliothek mit seinem Holzbein weiter voran schritt. Doch dann zog er sich mit seinen Armen nach vorn und schliff am Boden in die Richtung des alten Greises.
,,Das ... lasse..." im nächsten Moment packte er er den Greis am Fuß und zog mit aller Kraft dran. ,,... Ich nicht zu!"

Mit einem Mal schrie der Mann auf und fiel vorwärts zu Boden. Knapp gelang es ihm noch, mit seinen Händen die Aufprall zu vermindern. Doch da schlug auch das scharfe Messer am Boden auf und glitt aus seinen Händen. Dabei schleuderte es in Lavandulas Richtung und trat gegen die Perle auf, die zuvor zum stillstand kam. Und da sah man, wie Lavandula sich nach vorne beugte und die Perle in ihre Hand nahm. Sie musterte mit einem unerklärlichen Blick die rosarote Perle und ihre grünen Augen wurden glasig. Plötzlich stand sie auf und schritt mit ihren nackten Füßen auf die Beiden zu, die am Boden lagen. Vor Ethan ging sie dann in die Hocke. Ihre Patienten Kleidung war längst verdreckt.
,,Ethan ... bist du mit den Anderen hergekommen?"
,,Ja ...", brachte er schwermütig heraus. ,,... sie sind draußen und suchen nach einem Weg... um herein zu kommen."

Sie schluchzte und nickte. Ihre Augen waren so glasig, als würde sie die Tränen schon so lange unterdrücken. Im Herzen des Jungen breitete sich großes Unbehagen aus. Er konnte nicht verstehen, was in ihrem Kopf passierte. Was sie sich gerade dachte. Doch als sie von ihm ab sah und sich dem älteren Mann widmete, geriet er in Panik. Sie nahm das Messer an sich und erhob sich. Das Einzige, was er sah, als sie sich von ihnen wegdrehte, war ihr feuerrotes Haar und das einzige, das er hörte, war ihre zittrige Stimme.

,,Danke, für alles Ethan. Ich werde es für euch alle beenden."

Sie schritt auf die Kerzen zu und begab sich wieder in deren Mitte. Auch wenn es schien, als würde sie zögern, drehte sie sich wieder zu ihm um. Seine Augen ließen nicht von ihren ab, genau so wie ihre nicht von seinen. Es war ein trauriges, herzliches Lächeln, dass sie ihm schenkte, als sie die Perle über ihrem Herzen hielt und das Messer an ihrem Hals richtete.

,,Nein ... Nein .. Nein..!"
Sein Herz drohte zu explodieren, sein Atem verließ ihn im selben Moment, als er nach dessen rang. Er versuchte sich aufzustellen, doch der Schmerz war so groß, dass er kurz davor war, wieder zu Boden zu fallen. Dennoch nahm er alle Kraft zusammen, stemmte die Beine an und versuchte sich auf seinen wackligen Beinen aufzurichten.

,,SHIRO!", schrie er und stellte sich aufrecht hin, mit der Hand an seiner Wunde.

Sie schrak auf und ihre Hände zitterten, als er nach ihr rief.
,,Du wirst mit dieser Tat niemanden helfen! Denkst du etwa, dass wenn du das selbe wie die Prinzessin tust, du diesen Fluch beenden kannst!?"
,,E...Ethan..! Dei..ne Wunde!"

,,DAS IST DOCH JETZT EGAL!?", schrie er sie an und brachte sie so zum erstarren.

,,Wenn du das für mich tust, dann vergiss es sofort. Ich werde dir niemals dankbar dafür sein, niemals. Du schadest damit nur dir selbst und glaubst, du tust es für mich und für uns alle. Aber selbst wenn wir es von dir wollen würden, du solltest es niemals tun."

,,Ich muss es tun! Nur dann wird es unserem Land wieder gut gehen! Und wenn es unserem Land besser geht, dann können du und alle Anderen an einem besseren Ort leben!"

,,Und dann wird sich alles wiederholen! Denkst du, die Prinzessin hatte es im letzten Moment nicht bereut? Denn das, was sie letztendlich getan hat, war Feuer mit Feuer zu bekämpfen."
Er schliff mit seinen Füßen am Boden und ging langsam auf sie zu.
,,Denk nach Shiro ... denke nach...was ist es, wonach dein Herz sich sehnt?"
Ihre Hand, mit der sie bis vor wenigen Sekunden noch die Klinge feste umgriff, zitterte.
,,Bi..Bitte .. bleib stehen .. Die Wunde...!"
Doch er schliff weiter auf sie zu und verzierte seinen Weg mit roten, dünnen Spuren.
,,Egal, wie du heißt ... ob Lavandula oder Shiro ... zuerst bist du ein Mensch. Blende alles um dich herum aus .. und sag ... was möchtest du? Was sagt dein Herz?"

Es war in diesem Moment so, als würde das Glas in ihren Augen zerbrechen. Denn alle Tränen durchliefen ihr Gesicht. Ihre Lippen bebten, als sie wie ein wimmerndes Kind nach Worten rang.

,,Ich will leben!"
,,Dann lebe."
,,Aber ... der Fluch!"
,,Der Fluch gewann nur so sehr an Kraft, weil wir etwas wirklich Wichtiges vergessen haben. Weil unseren Herzen etwas wirklich Wichtiges gefehlt hat ... Denk an die letzten Moment der Prinzessin ... höre auf dein Herz ... Was brauchen wir ... und was nicht?"

Ihre tränenden Augen sahen verzweifelt in die Seine. Und im nächsten Moment wirkte sie so aufgelöst, dass sie das Messer aus ihren Händen fallen ließ. Sie begann unkontrolliert laut zu Heulen und blickte in die rosarote Perle, welches sie in ihren Händen hielt. Die Emotionen sprudelten nur so aus ihr heraus und er konnte nicht anders, als ebenso den Tränen nahe zu sein. Sein Körper und sein Herz schmerzte. Gleichzeitig wurden seine Züge weicher, als sie zu verstehen schien. Sie verstand es.

Doch dann verbarg sie die Perle in ihrer rechten Hand und hob diese in die Luft.

,,Oh Herr ...", flüsterte sie kaum hörbar unter ihren bebenden Lippen.
,,Bitte ... vergib uns!"

Mit einmal warf sie die Perle und sie schlug auf den Boden auf. Sie zerbrach und genau da spürte man eine unglaubliche Kraft wie eine Welle sich am Ort ausbreiten. Das Gefühl war unbeschreiblich. Ethan sah nur noch, wie ihre Augenlider zu fielen und sie zu Boden sackte, bevor auch ihm alles schwarz vor Augen wurde. Doch es fühlte sich in jenem Moment so an, als würde er leicht, langsam und sanft zu Boden fallen. Als wäre etwas Schweres von ihren Schultern verschwunden.

Als würden sie in einen ruhigen Schlaf fallen.

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