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Kapitel 19

26. Juni, 1654

Eure Majestät, Prinzessin Candella Rosé von White Pearl.

Es ist sicherlich merkwürdig von einem jungen Mann einen Brief zu erhalten, mit dem Ihr zuvor keine ausgetauscht hattet - weder das, noch Worte oder Blicke. Es mag sein, dass Ihr mich auch nicht kennt. Verzeiht meine Ansprechweise, ich bin in diesen Dingen noch nicht so geübt. Außerdem bin ich gerade zu aufgeregt und peinlich berührt zugleich, dass ich sicherlich kaum die angemessenen Worte finde. Verzeiht mir, für meine abrupte und ehrliche Art. Ich bin ein Ritter aus Ihrem Palast und habe bisher nur von Ihnen gehört. Doch heute, als ich mich nach jenem Morgentraining verlief, kam ich im königlichen Garten an – in Ihrem Garten. Es war keine Absicht, bitte verzeiht! Doch ... da habe ich Sie zum ersten Mal gesehen. Ihr hattet Euch an einem Baum angelehnt und mit einer Katze auf dem Schoß, während Ihr jenes Fell strich, eine sanfte Melodie vor Euch hin gesummt. Mir widerstrebte dies zwar, aber ich konnte nicht anders, als mich auf der anderen Seite des Baumes hinzusetzen und Ihrem Gesang zu lauschen. Doch nach einer Weile schien Ihr Summen zu verklingen und als ich mich vorsichtig zu Ihnen wandte, fand ich Euch eingeschlafen vor. Verzeiht, dass ich ohne Erlaubnis dort war. Aber in diesem Moment nahm ich für mich als Entschuldigung, dass ich über Euch als Ritter wachen würde. Ich hoffe, diese Entschuldigung ist angemessen?
- Fürst Henry von Hochheide

Ich erinnere mich noch genau an den Gesichtsausdruck des Burschen, als er mir Tage später von seiner beschämenden Situation erzählte, da er keine Antwort von der Prinzessin erhielt. Auch wenn es die anderen Soldaten trotz seines ständigem tollpatschigem Verhaltens – welches Teil seiner täglichen Routine war – nichts bemerkt haben, merkte ich jedoch, wie sehr es ihn bekümmerte. Irgendwann schlug ich ihm vor, noch einmal dorthin zu gehen, um Missverständnisse aufzuklären, bevor sich daraus etwas Schlimmes entwickeln könnte. Schon damals sah ich einiges sehr schnell pessimistisch. Doch er lächelte nur, während er meinem Vorschlag nachkam. Wochen später bemerkte ich, wie er regelmäßig, zwar nicht oft, aber mindestens einmal die Woche wohin verschwand. Ich verstand nie, warum er seinen Kopf nur so dermaßen mit einer Frau füllen konnte. Dabei war er doch zu dieser Zeit, als eines der Höchsten darauf vorbereitet worden, wichtige Rollen für den Kampf im Krieg zu übernehmen. Erst als ich die Prinzessin selbst sah und die Briefe las, verstand ich es.

27. Juni, 1654

Fürst Henry von Hochheide,
ich schreibe Ihnen, um mich für mein Verhalten an jenem Tage zu entschuldigen. Ich war zu jener Zeit viel zu Aufgebracht und peinlich berührt, um auf meine Wortwahl zu achten. Ich wollte Sie nicht als Esel und starrsinnigem Vogel beleidigen. Ihr Brief war mit so viel Ehrlichkeit gefüllt und gleichzeitig so informal, dass es mich irritierte. Und als ich Sie dann sah, stieg mir die Hitze zu Kopf und ich sagte unbedacht Sachen, die sich als Kronprinzessin nicht gehörten. Ich bitte deshalb vielmals um Verzeihung und hoffe, dass Sie durch mich kein schlechtes Bild von der Königsfamilie gebildet haben.

- Candella Rosé von White Pearl

29. Juni, 1654

Eure Majestät, Prinzessin Candella Rosé von White Pearl,
ich habe mich sehr über Euren Brief gefreut und natürlich bin ich Euch längst nicht wütend. Es ist selbstverständlich, das meine Tat Euch aufgebracht hatte. Nichtsdestotrotz bin ich sehr erleichtert darüber, von Euch endlich einen Brief zu erhalten. Eure Worte hatten zwar in jenem Moment mir einen kleinen Schmerz versetzt, aber jetzt kann ich nicht anders, als darüber zu schmunzeln. Vielen lieben Dank. Und was ich Euch auch noch mitteilen wollte, war, dass Euer Garten wunderschön ist. Ich kann verstehen, warum Ihr dort sogar eingeschlafen seid. Es wirkte auch für mich so, als wäre dieser Ort von der ganzen Welt getrennt. Als wäre der Krieg gar nicht da. Ah, verzeiht, ich offenbare wieder zu viel von meinen Gedanken. Ich hatte mich einfach nur gefragt ... ob Ihr diesen Ort genauso sieht?
– Henry von Hochheide

4. Juli, 1654

Fürst Henry von Hochheide,

kann es sein, dass Sie in jeder Situation lächeln? Egal ob es Sie verletzt oder Ihnen Freude bereitet? Denn auch als ich Ihnen diese Beleidigungen an den Kopf geworfen hatte, lächelten sie entschuldigend. Und auch als Sie sich über meinen Brief zu Freuen schienen, lächelten sie. Ich dachte immer, dass Ritter nicht in der Lage wären zu lächeln. Schließlich sprach der König selbst, dass besonders auf Ihnen die Lasten dieses Krieges auf den Schultern liegen. Doch Sie waren ganz anders. Sie empfinden sogar das Selbe, wenn sie in den Königsgarten treten, wie ich. Ich verrate Ihnen ein kleines Geheimnis. Diesen Garten habe ich anfertigen lassen. Als Kind habe ich ausgesucht und mit den Gärtnern besprochen, was hier angewachsen werden soll. Schließlich war es nicht nur der Königsgarten, so wie alle dachten, sondern ein Großteil davon war einzig mein Garten. Es ist der Ort, wo ich mich nicht wie eine Prinzessin allein fühle, sondern dank der Natur und den Blumen wie ein normaler Mensch. Wenn dieser Ort Sie tatsächlich für einen Moment den Krieg vergessen lässt und Ihnen die Lasten wegnimmt, dann ... dann dürfen Sie gerne öfter hier herkommen.
- Candella Rosé von White Pearl

Für eine Weile gab es keine Briefe zwischen den Beiden. Schließlich sahen sie sich regelmäßig im Garten. Worüber sie dort sprachen, dass weiß sicher niemand. Henry erzählte mir erst richtig von der Prinzessin, als es soweit war und wir in den Krieg mussten. Ich erinnere mich noch gut an jenem Tag, als wir mit den Pferden eine Art Parade zum Abschied vorführten und über die goldene Brücke Lapiz verließen. Die Reichen und Adligen verabschiedeten sich von uns am Anfang der Brücke, während das gemeine Volk im Laufe der Brücke immer mehr wurde und uns mit Jubel und Tränen zum Abschied empfing. Ich lief mit meinem Ross neben Henry. Die ganze Zeit über hatte er kein Wort gesprochen. Auch wenn sein kleines Lächeln wie immer nach vorne gerichtet war, so schienen seine Augen weit entfernt. Doch kurz bevor wir die Mitte der Brücke überschritten hatten, hörten wir eine weibliche Stimme nach ihm rufen. Sein Blick änderte sich augenblicklich und er schrak auf, als er sich nach hinten umdrehte. Es war eine Frau, dessen Haupt mit einem Umhang komplett verschleiert war. Sie rannte auf uns zu und hielt vor Henry inne, als auch er mit seinem Ross zum Halt kam. Unter den Rufen der Bürger konnte ich sie kaum verstehen. Doch ich sah, wie sie plötzlich nach seiner Hand griff und sie zu sich hinunter zog. Da legte sie etwas in seine Hand, bevor sie so laut sprach, dass selbst ich sie endlich verstehen konnte. ,,Komm lebend zurück", sagte sie und die Tränen, die sie versuchte runter zu schlucken, waren zu hören. Henry nickte ihr zu und als er wieder nach vorne sah, schien sein Blick stärker als je zuvor. Und so traten wir unseren Weg zum Krieg an.

Ihr wisst sicherlich schon die historischen Fakten und Ereignisse zu diesem Krieg – wie blutrünstig und finster er doch war. Ich kann es nur bestätigen. Man hatte mit der Zeit vergessen, warum man eigentlich hier war. Es ging nur noch ums überleben. Doch Henry ging es ganz anders. Wenn ich ihn sah, dann erinnerte ich mich stets an den Grund, warum wir hier waren und dass es ein Zuhause gab, dass sich den Frieden mit uns wünscht. Und wo wir stets heimkehren konnten. Vor allem Henry hatte jetzt jemanden, der auf ihn wartete. Ich sah oft, wie er abends, wenn es mal still war, die Zeit nutzte und ihre Briefe las und auch Antworten schrieb. Vor allem zu der Zeit begann er mir mehr von ihr zu erzählen. Wie sehr sie sich doch immer stärker zeigte als dass sie war und wie sehr doch immer ihren Schmerz Anderen verbarg. Und dann erzählte er irgendwann erleichtert darüber, wie sie sich ihm öffnete. Und ich verstand erst dann wirklich, was er meinte, als ich die Briefe las.

14. Oktober, 1654

Lieber Fürst Henry von Hochheide,
der Herbst muss sicherlich unerträglich auf dem Schlachtfeld sein, nicht wahr? Ich hoffe, man zeigt euch allen im Winter erbarmen. Ich werde mein Bestes geben, um euch zu unterstützen. Sind die warmen Decken und die Kohle fürs Feuer angekommen? Ich hoffe, ihr hattet genug Warmes zum Essen. Ich habe auch den Apothekern im ganzen Land den Auftrag gegeben, genügend Medikamente und Salben herzustellen, damit sie zu euch gesendet werden können. Sagt mir Bescheid, falls es euch an etwas mangeln sollte. Ich werde mich umgehend darum kümmern. Und wehe, Sie sind so bescheiden und behaupten, es sei alles in Ordnung! Sie haben damals auch einfach zu mir gesagt, sie seien ein Ritter unseres Palastes. Dabei gehören Sie zu Jenen mit dem höchsten Rang und leiten jetzt sogar Truppen! Also sagen Sie, wenn Sie und die Anderen etwas brauchen. Schweigen Sie bitte nicht und sorgen Sie sich bitte nicht nur um das Wohlbefinden der Anderen, sondern auch um das Ihres. Ich erwarte eine Antwort von Ihnen.
- Candella Rosé von White Pearl

20. Oktober, 1654

Liebe Prinzessin Candella Rosé von Whitepearl,
ich danke Euch für den sorgenvollen Brief. Doch keine Angst, mir und den Anderen geht es gut. Das Essen ist köstlich, die Nächte ertragbar und die Kämpfe machbar. Außerdem habe ich einen guten Freund bei mir, mit dem ich stets Rücken an Rücken kämpfe, also sorgt Euch bitte nicht. Darf ich Euch einen kleinen Rat geben? Ihr erinnert euch doch sicher an unsere Gespräche, über Gott und die Welt. Erinnert Euch daran, was ich Euch erzählt habe, was allmählich in Vergessenheit zu geraten schien. Doch ich weiß, Ihr und viele Andere erinnern sich. An die Barmherzigkeit und Liebe des Herren. Deshalb gebe ich Euch den Rat; betet. Wenn Euer Herz mit Furcht und Kummer gefüllt ist, dann betet. Wenn Euer Herz mit Glück und Freude gefüllt ist, dann betet. Wenn es Euch nicht gut geht und euer Herz vom Druck droht zerdrückt zu werden, dann betet. Das ist das Einzige, dass ich Euch mitgeben kann, woran ich Euch erinnern kann.
Unser Land kann echt froh sein, so eine wundervolle Prinzessin zu haben.
- Henry von Hochheide

28. Oktober, 1654

Lieber Fürst Henry von Hochheide,
ich habe mich seit Ihrem Brief wieder täglich dem Gebet gewidmet. Und ich spüre eine große Erleichterung in meinem Herzen. Es fällt mir leichter, meine Aufgaben mit aufgerichteten Schultern zu meistern und durch den Tag zu schreiten. Doch ... Henry, Du hast gesagt, wenn es mir nicht gut geht und der Druck auf meinem Herzen mich zu zerdrücken drohe, dann solle ich ein Gebet verrichten. Ich habe die Tage viele Male welche verrichtet. Aber bei jedem Dieser habe ich um dein Wohlergehen gebetet.

Vergessen Sie nicht mir Bescheid zu geben, wenn es euch allen an etwas mangelt. Dafür bin ich schließlich da.
- Candella Rosé von White Pearl

12. November, 1654

Liebste Candella von White Pearl,
vielleicht habt Ihr es nicht gemerkt, aber Ihr habt mich beim Namen genannt. Ist es in Ordnung, dass ich darüber aus vollstem Herzen lächel und mich freue? Und dass ihr in euren kostbaren Gebete ebenso mich erwähnt, macht mich noch mehr glücklich. Ihr wisst, dass das Gebet die stärkste Waffe eines Gläubigen ist, nicht wahr? Ich danke Euch vom vollstem Herzen. Auch ich bete ständig für Euch, dass egal was passieren mag, Ihr stets an die Barmherzigkeit und an das Versprechen des Herrn glaubt. Man sagt zwar, dass „glauben" nicht „wissen" ist, doch „an etwas zu glauben" ist mit dem Herzen und der Seele verbunden. Und das übertrumpft selbst das Wissen. Wenn man etwas weiß, dann hat es eher mit dem Kopf zu tun und das Herz ist oft nicht damit einverstanden. Doch wenn man an etwas glaubt, dann steht man mit Herz und Seele dafür. Und so lange das Herz nicht aufhört zu schlagen, leben wir. Ich hoffe Ihr versteht, worauf ich hinaus möchte.
Und außerdem ... Candella, es gibt da etwas, dass ich dir geben möchte, wenn ich zurück bin. Ich denke, es wird dich freuen.
- Henry von Hochheide.

20. November, 1654

Liebster Henry von Hochheide,

ich möchte Sie von nun an öfter beim Namen nennen, wenn es geht. Ich danke dir für diese warmen Worte und werde sie im Herzen behalten. Du hast Recht. Der Herr ist wahrlich Barmherzig und er hält seine Versprechen. Das ist eine Liebe, die aus der Seite des Menschen zu vergessen drohte. Danke, dass du mich daran erinnert hast. Es ist, als hätte der Herr dich geschickt, um mich an Ihm zu erinnern. Danke, Herny. Und ich werde auf dich warten. Lass uns diesen grauenvollen Krieg schnell beenden.

- Candella Rosé von White Pearl

Ab hier endeten ihre Briefe. Denn der Krieg wurde schlimmer und ermöglichten Henry nicht die Chance, der Prinzessin eine Antwort zu schreiben. Wir kämpften Monate lang, es war ein Wunder, dass wir es überhaupt so lange durchgehalten haben. Dank der Prinzessin genügte unser Proviant und auch viele Ärzte wurden zu uns geschickt. Doch, als jener Augenblick geschah, halfen selbst die Ärzte nicht. Als während eines Sturms die Truppen zurückgerufen wurden, schoss jemand aus dem Hinterhalt einen vergifteten Pfeil in Henrys Schulter. Das Gift hatte sich schon zu stark ausgebreitet, ehe die Ärzte herausfinden konnten, welches es war. Es war eines der stärksten Pflanzengifte auf dieser Welt; der Fingerhut. Ich war in seinen letzten Momenten bei ihm. Er überreichte mir eine Perle und ich wusste, dass es das war, was die Prinzessin ihm überreicht hatte. Denn er wollte, dass ich es ihr überreiche und ihr sage, sie solle glücklich sein. Im nächsten Moment schien er etwas gesehen zu haben, denn er sagte, dass es „ihn" tatsächlich gebe. Ich war mir erst nicht sicher, wovon er sprach, doch je länger ich darüber nachdachte, desto mehr wurde mir klar, dass er den Todesengel meinte, der die Seelen führte. Und in seinem letzten Moment sprach er noch ein Bittgebet für die Prinzessin, während er dabei seinen eigenen Glauben bekannte und starb. Trotz Krieg nahm ich die Aufgabe, die Henry mir erteilte in die Hand. Andere, höher positionierte Ritter würden die Lage dort halten. Ich eilte zurück nach Lapiz und begegnete die Prinzessin. Es war das erste Mal, dass ich die Prinzessin sah. Und da raubte selbst mir für einen Moment nicht nur ihre Schönheit, sondern ihre ganze Anwesenheit den Atem. Sie strahlte eine unglaubliche Stärke, Liebe und Hoffnung aus. Das war unsere Prinzessin. Doch warum mussten immer unsere Prinzessinnen so tragische Geschichten haben?

In Conchlapiz herrscht die Tradition, dass man einer Person, die man liebt, eine Perle gibt und die Perle erst zurück kriegt, wenn die Person diese Gefühle erwidert. Es ist ein trauriges Wartespiel. Doch sobald man die Perle zurückhat und man zu heiraten vermag, dann trägt man diese Perle in Form eines Rings. Denn das würde die Liebe präsentieren, die alles überwunden hatte. Also überreichte ich der Prinzessin die Perle, die Henry mir gab. Ich selbst war eigentlich ein Mann weniger Worte und zeigte nie, wie ich wirklich empfand. Doch als ich der Prinzessin die Nachricht überbrachte, zerbrach etwas in mir und ich konnte hören, wie ihr das Gleiche geschah.
Ab heute veränderte sich alles. Während ich den Tod des Fürsten Henry dem König und seiner Familie berichten und mich über den Zustand des Krieges äußern musste, begegnete ich der Prinzessin immer öfter. Ihre Anfangs starke, strahlende Art ist seitdem verblasst und müde. Es wirkte fast so, als hätte sie den Grund zum Leben verloren. Ich wollte am liebsten mit ihr reden, sie an seine Worte erinnern, doch weder fand ich den richtigen Augenblick, noch konnte ich mir das Recht nehmen, mit ihr zu reden.

Eines Tages war es die Prinzessin, die mir am Abend entgegen kam, als ich nach Anfrage mit den jungen, auszubildenden Rittern trainierte und für den Krieg vorbereitete. Ich ging mit ihr in den Garten, damit niemand das anscheinend wichtige Gespräch mitbekäme. Gleichzeitig wollte ich auch aus Respekt zu Henry nicht, dass die jungen Burschen ihre Augen lange auf die Prinzessin richteten. Auch wenn sie mit einem Gewand uns entgegen kam, so war ihre Schönheit nicht zu übersehen. Als wir im Garten waren, überreichte sie mir eine Box, worin sich Briefe befanden. Sie erklärte mir, dass es die Briefe waren, die ihr Henry schrieb. Ihre nächsten Worte sorgten für eine gewisse Verwirrung, doch hätte ich nur gewusst, worauf sie damit hinaus wollte ... Sie sagte:

,,Ich möchte, dass wenn mir etwas passiert, Sie von unserer Geschichte erfahren und darauf achtgeben. Der Fürst scheint Ihnen sehr zu vertrauen, denn er sendete Sie zu mir und keinen Anderen. Und sagen Sie jetzt nicht, dass es Zufall war, dass er Sie schickte. Er hatte in seinem Brief von einem guten Freund erzählt, also bin ich mir sicher, dass er Sie meinte."

Ich war zu überrascht und als ich sie fragte, wie sie darauf käme, dass ich dieser Freund war, erklärte sie, dass sie es an meinen Augen erkannte, als ich ihr die Perle gab. Das waren die Augen einer traurigen, liebevollen Person, die diese Aufgabe mit so viel Verantwortung trug. Wäre mir Henry nicht so wichtig, dann wäre ich ihr ganz anders entgegen gekommen.
Da realisierte ich, warum Henry sie so sehr liebte. Es war nicht wegen ihrer Schönheit. Es war, weil sie ihn mit so viel Ehrlichkeit ansah und versuchte ihn zu verstehen.
Also nahm ich die Box an und verabschiedete mich von der Prinzessin.
Hätte ich doch nur erahnt, was die Prinzessin vor hatte.
Vielleicht hätte ich sie dann retten können.

In der Nacht machte ich mich auf dem Weg in das Anwesen meiner Familie, um sie noch ein letztes Mal zu sehen. Ein Gefühl sagte mir, dass wenn ich jetzt zurück in den Krieg ziehen würde, ich nicht lebendig zurückkäme. Vielleicht fühlte ich so, weil ich ständig Henrys Tod vor Augen hatte. Doch bei seinem Tod wollte es nicht aufhören.

Ich entdeckte aus der Ferne eine Rauchwolke, als ich auf meinem Pferd ritt. Es war mitten im Nirgendwo, also überkam mir kurz der Gedanke, dass es Wanderer sein könnten, die ein Lagerfeuer aufgestellt hatten. Doch je länger ich diesen Qualm musterte, desto mehr wurde mir ihre Größe bewusst. Es war kein einfaches Lagerfeuer, dachte ich mir und ritt geschwind der Rauchwolke hinterher. Genau da erinnerte ich mich. Hier in der Nähe gab es ein verlassenes Lager, dass früher gerne von Händlern genutzt wurde. Doch als man einen bequemeren Weg fand, wurde dieses Lager nur noch selten benutzt. In meinem Kopf bildeten sich verschiedene Theorien, woher dieses Feuer käme, doch egal wer es war - ich nahm es zur Verantwortung als Ritter dieses Feuer aufzuhalten. Als ich mich dem Lager genähert und der Geruch von Qualm meine Nase erreichte, hörte ich jemanden um Hilfe schreien. Ich konnte in jenem Augenblick nicht glauben, wessen Stimme ich da vernahm. Ich sprang vom Pferd ab und eilte zur breiten, hölzernen Lagertür. Ich rief nach der Prinzessin und sofort hörte ich, wie sie gegen die Tür schlug und nach mir rief. Bis heute habe ich noch ihre Stimme im Kopf, als würde sie gerade vor mir stehen.

,,Helft mir! Ich flehe Euch an! Ich wurde hintergangen! Hilfe!"
Immer und immer wieder schrie sie diese Worte unter Tränen und Husten, als müsste sie mich überzeugen. Als fürchtete sie davor, allein gelassen zu werden. Jedes Mal sprach ich zu ihr, damit sie wisse, dass ich noch da war. Ich stoß die großen Steine zur Seite, die vor dem Eingang platziert waren. Es war offensichtlich, dass sie jemand hier eingesperrt hatte. Dann nahm ich das große Holzbrett, dass zwischen den Türhaken eingeklemmt war und riss danach die Tür auf. Doch noch bevor ich die panische Prinzessin ergreifen und in Sicherheit bringen konnte, fiel etwas von der Decke und stellte sich erneut dazwischen. Die Prinzessin schrak zurück und ich hab noch immer die Angst, die sich in diesem Moment in ihren Augen widerspiegelte, vor Augen. Sie erinnerten mich so sehr an Henry. Der brennende Balken, dass hinunter gefallen war, war glücklicherweise so klein, dass mir nur bis zu Hüfte ging. Also reichte ich meine Hand erneut der Prinzessin hin. Doch noch bevor sie diese erreichen konnte, hörten wir wieder etwas von der Decke. Ich wusste, dass sie es hörte und verstand. Denn in diesem Augenblick, wo sie es hörte und aufsah, stoß sie mich von sich. Nun war es ein Meer aus Flammen, dass mir den Weg versperrte. Mein Atem war kaum zurückzuholen, als der Rauch mich zu zerdrücken drohte. Als ich nach der Stelle tastete, von dieser sie mich mit ihren Händen weg stoß, bemerkte ich ihr Blut. Ich erkannte noch leicht zwischen all den Flammen und Holzritzen ihr feuerrotes Haar und ihre tränenden Augen, die tapfer in meine sahen.

,,Lebe", schrie sie mir entgegen.

,,Lebe und erzähle von unserer Geschichte."
,,Einer Geschichte, die die Menschen aufwecken soll."
Sie hustete und rang nach Luft, während sie weiter nach hinten zu gehen schien. Sie wich verzweifelt den Flammen aus.
,,Ich wollte nicht sterben! Ich wollte nur den Fluch aufhalten! Ich wollte nur den Frieden für uns alle! Ich ... Ich wollte dieses Ritual nicht! Man hatte mich belogen!"
Ich erinnere mich noch, wie ihre Stimme brach. Warum waren ihre Worte nur so klar in meinem Gedächtnis?

,,Bete für mich und hole mich hier raus, noch bevor ich komplett zu Asche zerfalle! Bete und sage auch den Anderen, dass sie es tun sollen! Das ist das Einzige, was uns bleibt und was uns fehlt. Das ist das Einzige, dass uns helfen kann. Wir dürfen es nicht erneut vergessen. Das Versprechen, dass der Herr uns gab."

,,Und jetzt geh, Graf Siegfried von Richtenberg. Und danke, für alles."

Das waren ihre letzten Worte, die ich hören konnte. Denn dann eilte ich, um nach Hilfe zu suchen. Zum Glück hatte die riesige Rauchwolke weitere Händler und Wanderer angelockt. Jeder von ihnen half mir, das Feuer auszulöschen. Am Ende fand ich die Prinzessin auf, mit einigen Verbrennungen. Schließlich lag sie da, als würde sie nur schlafen. Doch als ich nach ihrem Puls tastete, erkannte ich – obwohl ich es doch hätte wissen müssen – dass sie gestorben ist. Hatte der Qualm ihr den Atem geraubt und die Flammen sie gequält? Und doch konnte ich nicht anders, als zu hoffen, dass man ihr zuvor den Schmerz nahm. Sie hatte auch eine Wunde auf ihrer Handinnenfläche. Und darin bemerkte ich die Perle, die Henry ihr gab. Sie war nun in ihrem Blut getränkt.

Ich trug die Prinzessin vorsichtig hinaus und entgegnete einem der anwesenden Händler, in seiner Kutsche für sie Platz zu machen. Während ich wartete, behielt ich sie in meine Arme. Ich konnte nicht anders, als währenddessen ein wenig dem Horizont entgegen zu laufen, als man von diesem kleinem Berg Jenem erblickte. Der dunkle Himmel färbte sich ein allmählich in ein wunderschönes Orange. Und in diesem Moment wurde mir klar, dass ich gestorben wäre, wenn ich nicht hier her gekommen wäre. Ich wäre im Krieg gestorben, während die Prinzessin sich hier opferte. Mir war bis heute nie vollkommen klar, von was für einem Ritual sie sprach. Und ich wusste auch nicht, was genau dieser Fluch war. Ob das der Grund war, für diese lange und dunkle Zeit? Ob es wohl mit dem Mord der jüngeren Prinzessin zu tun hatte? Schließlich hatte alles damit angefangen.

Doch ich wusste, dass dieser kleine, aber wunderschöne Sonnenaufgang ein Zeichen der Vergebung war. Denn wir hatten seit Jahren keinen so schönen Sonnenaufgang mehr.
Und deshalb nahm ich jenen festen Entschluss;
Ich werde das beenden, was Henry und Candella nicht beenden konnten.
Und ihr werdet das beenden, was ich nicht beenden konnte.

Wenn es der Herr will.

Sucht nach dem Ursprung dieses Fluchs und beendet ihn.
Und vergisst bitte nicht, an unseren Gräbern für uns zu beten.
Das ist es, was wir am meisten brauchen.

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