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Kapitel 11

Es war Mittag, als eine weitere Besucherin erschien. Ihr langes, dunkelblondes Haar war dieses Mal zu einem Zopf gebunden und sie hielt ein Klemmbrett in der Hand, als sie eilig ins Zimmer trat. Ihre Brust bebte und sie sah sich im Raum um, doch es war nur Shiro, die sie Lächelnd begrüßte.
,,Sind ... die Anderen schon weg?", fragte sie.
,,Sie sind leider vor wenigen Minuten gegangen."
,,Verstehe", seufzte sie und schaute zum Klemmbrett.
,,Ist nicht schlimm. Ich wollte eh zu dir", sagte sie und ging auf sie zu.
,,Dein Blut ist heute im Labor angekommen und die Werte sollten wir spätestens morgen Mittag erfahren, da ich deinen Blutwerten höchste Priorität gesetzt habe."

Shiro nickte verständlich und bedankte sich.
,,Du hilfst wirklich sehr viel im Krankenhaus aus, Amelia. Das ist bemerkenswert."
,,Ach, das ist nicht wirklich viel. Außerdem sollte ich mich daran gewöhnen, schließlich werde ich irgendwann das Krankenhaus erben."
Die junge Frau sprach mit so viel Leichtigkeit, als wäre es nur eine Nebensache, was die Jüngere stutzig werden ließ. 

,,Ist es denn auch das, was du wirklich vom ganzen Herzen machen möchtest?"

Shiros Frage brachte sie zum Schweigen. Sie schaute zu ihr blinzelnd auf, doch warf sie ihren Blick wieder hastig in die andere Richtung. Als aber ihr Blick am Blumenstrauß hängen blieb, erstarrte sie ein weiteres Mal. Sie biss sich auf die Lippen, bevor sie wieder zu sprechen begann.
,,Es gibt Dinge, die man machen muss. Unsere Herkunft, unsere Familienumstände, unser Erbe – diese Dinge sind schon von Geburt an für uns vorbestimmt", ihre Augen richteten sich ernst, schon beinahe kalt, auf Shiro.
,,Auch du hast Dinge, die für dich vorbestimmt wurden. Das ist ein merkwürdiges Beispiel, aber stell dir vor, du wärst eine Prinzessin...", Amelia wusste, dass dies nur Spekulationen waren und dennoch konnte sie nicht aufhören zu Reden.
,,.... dann wirst du die Menschen, die du hier getroffen hast, zurücklassen und vergessen müssen. Du wirst aus politischen Gründen im jungen Alter heiraten und mit ihm die Lasten des Königreiches tragen. Das alles, ob du es wollen würdest oder nicht, würde sich dir ereignen."
Amelia realisierte nicht, wie schwer diese Worte wogen und wie scharf sie zugleich waren. Das Einzige, was sie in diesem Moment wahrnahm, war das Stechen in ihrem Herzen. Doch als sie spürte, wie sie etwas am Ärmel festhielt, sah sie es.

,,Ich will das aber nicht ...", sie sah in die glasigen, grünen Augen des kleinen Mädchens, welches sie festklammerte. ,,Ich will nicht weg von dir und Ethan gehen. Auch nicht von Jasmine und James. Ich hab euch alle so gern, ich will nicht gehen! Ich will euch nicht vergessen! Und ich will niemanden heiraten, den ich nicht liebe! Ich will nicht einsam sein, ich will nicht von diesem kalten Gefühl mein Leben lang umschlungen werden!"

Amelia erzitterte. Sie nahm den Schaden wahr, den ihre Worte angerichtet haben. Je länger sie Shiro ansah, desto mehr bemerkte sie, wie rot ihre Augen schon waren. Sie muss schon vorher bereits geweint haben. Und jetzt hatte sie sie erneut zum Weinen gebracht.

,,Das ... das war nur ein Beispiel, Shiro", stotterte sie und bemühte sich ein aufmunterndes Lächeln. ,,Du wirst sicher nicht fortgehen müssen. Egal wie die Blutwerte aussehen und zu welchen Wurzeln sie auch führen mögen, du wirst nicht alleine sein."
,,Wirklich?", schluchzte sie. Ihre Augen richteten sich verzweifelt auf sie.
,,Ja, wirklich", sie strich durch ihr rotes Haar.
,,Dir ist sicher langweilig hier. Gibt es irgendetwas, dass du von mir wissen möchtest, bevor ich weitergehe? Vielleicht wird eine kleine Erzählung dich aufheitern."
,,Ich würde gerne mehr von dir erfahren!"
,,Mehr ... von mir?"
,,Ja! Zum Beispiel, was du so magst oder wie du dich mit den Anderen angefreundet hast."
Amelia schmunzelte ein wenig, als sie ihre Neugier äußerte.

,,Ich bezeichne es gerne als Schicksal, so wie wir alle zueinander gefunden haben. Schon als kleines Kind habe ich gerne meinen Eltern bei der Arbeit zugeschaut, da ich wusste, es würde irgendwann mir gehören. Dadurch bin ich Ethan begegnet. Ich weiß nicht, ob er dir das schon erzählt hat – wobei, eigentlich redet er nicht so gerne darüber. Aber ich bin mir sicher, dass er es in Ordnung finden würde, wenn ich es dir erzähle. Seine Mutter ist jedes Jahr mindestens zweimal Patient bei uns. Und so habe ich ihn kennengelernt. Selbst als kleines Kind kam jeden Tag nach der Schule seine Mutter besuchen, weshalb ich auf ihn zugegangen bin. Damit hat es angefangen. Wir sind gemeinsam groß geworden und sind dann auch zur selben Mittelschule gegangen. Was Jasmine angeht, sie kannte ich schon seit der Grundschule. Sie und ich haben uns damals gar nicht verstanden. Wir waren so etwas wie Rivalen, weil wir uns ständig um den ersten Platz in Sache Noten stritten. Erst in der Mittelschule, als wir unseren ersten Platz verloren, sind wir Freunde geworden. Ich war neugierig darüber, wer uns den ersten Platz wegnahm, während sie wollte, dass wir zwei gemeinsam unseren ersten Platz zurückholen. Deshalb machte sie die Person ausfindig, um sie herauszufordern. Lustigerweise war es James, der uns übertrumpfte. Ich weiß nicht, ob Ethan erst dadurch James wirklich begegnet ist und sich mit ihm langsam angefreundet hat, aber mit der Zeit sah ich auch ihn an James Seite. Und so, während die Zwei ihre kleinen Wettkämpfe immer hielten, wurden wir vier immer mehr zu engen Freunden."

Während der gesamten Erzählung sah Shiro sie mit funkelnden Augen an.
,,Das ist wundervoll", platzte es hocherfreut aus ihr ,,dass ihr eine so schöne Geschichte teilt, was eine schöne Freundschaft!"

Amelia schmunzelte breit über ihre Reaktion und auch ein kurzes Lachen entfloh ihr. Doch als ihr Blick auf ihrer Perlenkette glitt, die wieder ein wenig aus ihrem Patientenkittel herausschaute, verstummte sie.
,,Weißt du Shiro, ehm ... wenn diese Frage zu schwierig ist, dann brauchst du sie nicht zu beantworten ...", fing sie zögernd an, worauf Shiro fragend aufsah.
,,Diese rosane Perle ... hast du herausgefunden, warum du sie hast?"
Shiro schwieg einen Moment und berührte ihre rosane Perle.
,,Ich bin mir nicht sicher. Um ehrlich zu sein hatte ich heute einen Traum, erneut. Es ist zwar ganz blass und verschwommen, aber jetzt wo du so fragst, erinnere ich mich wieder. Auch wenn ich ihre Gesichter nicht erkennen konnte, weiß ich, dass es meine Eltern waren, die mir diese Perlenkette gaben. Sie sagten, dass es ein Erbstück und von großer Bedeutung sei ... mehr weiß ich nicht."

Amelia schaute still in Gedanken zur Perlenkette. Sie kann sich in keinster Weise an irgendein Erbstück erinnern, dass irgendwo in den Geschichtsbüchern erwähnt wurde. Vielleicht war es auch nur ein so geringes Detail, weshalb es nicht würdig war zu erwähnen? Doch dann erinnerte sie sich. Das war nicht das Einzige, von dessen Existenz sie nicht wusste. Sie wusste den Namen ihrer gegenwärtigen Prinzessin nicht und auch von der Existenz der damaligen Prinzessin wusste sie nicht. Obwohl sie die eigentliche Thronfolgerin gewesen war, wurde sie nie bekannt gegeben in den Büchern. Nicht einmal der Name, als Schwester des damaligen Kronprinzen. Rein gar nichts.
Was war nur falsch hier? Warum wurde so vieles nicht gesagt? Oder wurde es einfach nur mit der Zeit vergessen? Die Fragen füllten sich nur so in ihrem Kopf, ehe sie tief ein und ausatmete.

,,Danke, Shiro. Melde dich, wenn du irgendwas brauchst, ja? Ich muss leider wieder los."
,,Mach ich, danke Amelia!"
Amelia nickte und zwang sich ein Lächeln auf, bevor sie eilig hinaustrat.

Ihr Weg führte sie letztendlich zur alten Stadtbibliothek. Sie realisierte, dass dies der einzige Ort war, der noch originale Quellen aus der Vergangenheit besaß. Der Gedanke, dass alles, was sie in all den Jahren gelernt hatte und wofür sie bis heute noch so ackert, alles einer Lüge entsprechen solle, zerfraß sie innerlich. Ein unbekanntes Gefühl ließ ihr Herz schwerer werden. Sie verstand die ganze Situation einfach nicht, doch eines wusste sie. Sie wollte Klarheit. Wie aus dem Nichts schüttelte es erneut wie aus Eimern und in nur Sekunden schnelle wurde ihr Kleid durchnässt. Völlig außer Atem erreichte sie die Stadtbibliothek und stellte sich unter dessen Dach. Erleichtert verschnaufte sie, sah sich um und als sie bemerkte, dass niemand da war, nahm sie ein großen Teil ihres marineblaues Kleid und drückte das Wasser raus. Danach nahm sie ihren kleinen Hut ab und versuchte es trocken zu schütteln. Vielleicht leihen sie ihr dort drin ein Handtuch aus, dachte sie sich und trat herein. Doch da stoß sie unsanft gegen etwas und rieb sich die Nase, ehe sie verwirrt aufsah.

,,Verzeihung", hörte sie eine männliche, klare Stimme.

,,Sie standen da schon eine Weile, also wollte ich fragen, ob alles in Ordnung ist."
Die junge Frau blinzelte nur, als sie beim Anblick seines platinblondem, schon beinahe weißem Haar und seinem Eisblauen Augen erstarrte. Sie hatte noch nie so eine Person gesehen. Allein ihr eigenes, dunkelblondes Haar war schon recht selten. Doch als sie realisierte, was er da sagte, glühten ihre Wangen ein wenig auf. Hatte er sie etwa die ganze Zeit gesehen?
,,Miss?"
,,Ah ... Verzeiht ...", kam sie wieder zu sich und blickte zu Boden.
,,Dürfte ich mir vielleicht ein Handtuch borgen?"
,,Sicher!"
Er eilte in eines der Nebenräume hinter der Rezeption und erschien mit einem Handtuch, welches er ihr sofort überreichte. Amelia nahm es dankend an und drückte ihre Haarspitzen damit trocken. Ihr Blick schweifte durch die leere Bibliothek.
,,Der Besitzer scheint nicht da zu sein", erwähnte sie.
,,Ah, er ist derzeitig unterwegs, aber Sie können ruhig mich fragen, wenn Sie etwas brauchen. Er hat mir diesen Ort anvertraut."
,,Sind Sie mit ihm verwandt ?"
Es überraschte die junge Frau zu hören, dass der alte, grimmige Greis einfach so jemanden etwas anvertrauen würde.
,,Ehm ... nein, aber sagen wir mal, es ist etwas Ähnliches. Ah, und mein Name lautet Daniar. Wie lautet Euer, wenn ich fragen darf?"

,,Amelia."
,,Nun, Miss Amelia. Was kann ich für Sie tun?"

Sie zögerte für einen Moment. Schließlich wusste sie nicht, wie sie ihr Anliegen äußern sollte. Sollte sie einfach sagen, was sie dachte? Aber würde es nicht merkwürdig herüber kommen? Sie blickte auf und was sie fand, war ein höfliches, aber ehrliches Lächeln. Und da merkte sie etwas. Dieser Ort war merkwürdig. Dieses Treffen war merkwürdig. Diese Person vor ihr war merkwürdig. Was wäre dann an einem merkwürdigem Anliegen so verkehrt?

,,Ich habe das Gefühl, als sei das, was ich in den Geschichtsbüchern in den Schulen lerne, nur halbe Wahrheiten. Ich würde gerne originale Quellen lesen und die Wahrheit erfahren."
Ihr Blick ruhte ernst auf Seinem. Sein freundlicher Blick verschwand. Er schien selbst mit ernster Mimik nachzudenken.
,,Ich auch", sagte er plötzlich, worauf Amelia ihn verwundert anschaute.
,,Ich bin extra von weither gekommen, um in dieser Bibliothek nach Wahrheiten zu finden. Miss Amelia, was halten Sie von der Idee, wenn wir gemeinsam danach suchen?"
Er reichte ihr die Hand hin und schenkte ihr ein erneutes, höfliches Lächeln. Amelia schaute blinzelnd von seiner Hand ab und dann wieder in sein Gesicht. Ihr überkam beinahe das Gefühl von Schnee, als sie ihn musterte. Als würden Schneeflocken um ihn herum fallen.
Erneut sah sie zu seiner Hand, die er ihr geduldig hinhielt. Da prustete sie los und ein herzhaftes Lachen entfloh ihr. 

,,Ha..Habe ich etwa etwas verkehrt gemacht?!"

,,Nein .. aber, was sind sie? Ein Prinz?"
Der junge Mann vor ihr schritt zurück und sah sie empört an.
,,Was?! Warum?! Natürlich nicht!"
,,Ich mache doch nur Scherze ... Sie kamen bloß mit ihrer Handlungsweise wie Einer herüber, das ist alles", erklärte sie amüsiert. Ihr Herz fühlte sich für einen Moment viel leichter an als zuvor. Sie hatte ihre Gedanken geäußert und aus vollstem Herzen gelacht.
Er räusperte sich. ,,Sollen wir dann mit der Suche beginnen?"
Amelia nickte und folgte ihm zur Tür in den Geheimgang. Gerade, als er ihr den Ort erklären wollte, unterbrach sie ihn und teilte ihm meint, dass sie bereits mit Freunden hier gewesen war.
,,Ach, ihr wart es, von dem er erzählt hatte."

Sie drehte sich fragend zu ihm um, doch da spürte sie, wie ihr Fuß bei der letzten Stufe abrutschte.
,,Achtung", rief er schon beinahe und griff nach ihrem Handgelenk.
,,Da war eine Stufe. Geht es ?"
Ihr Augen weiteten sich und ihr Herz schlug plötzlich auf eine Art, die ihr Unbehagen bereitete. Sie zog ihre Hand wieder zu sich und drehte sich weg.
,,Alles gut, danke."

Sie hatten den Saal erreicht. Der Geruch von Staub und alten Blättern mischte sich in ihrer Nase. Die riesige Uhr an der Wand zeigte noch immer auf die selbe Stelle, wie beim letzten Mal.

,,Dieser Ort ist schön, nicht wahr?", hörte sie ihn neben sich sagen. Sie runzelte ein wenig ihre Stirn. Ihr und ihren Freunden lief ein Schauer über den Rücken, als sie diesen Ort betraten. Aber er fand es schön? Er wurde ihr immer merkwürdiger.
,,Ah, interessant! Wir haben gerade die selbe Uhrzeit, wie die Uhr, die stehen geblieben ist", sagte er, als er auf seine Armbanduhr schaute.
,,Wissen Sie eigentlich, warum diese Uhr hier stehen geblieben ist?"
Amelia schüttelte nur den Kopf, während sie noch immer erstaunt die stille Uhr musterte.
,,An dem Tag, wo die jüngste Prinzessin ermordet wurde und so den Krieg ausgelöst hatte, hatte man zur Ablenkung eine Bombe geworfen. Damals waren die Bomben sehr klein, brachten kaum Schaden, aber dafür ganz schön viel Unruhe. Sie landete genau vor den Türen der Bibliothek, was den ganzen Keller zum rütteln und die Uhr zum stehen brachte. Als Andenken haben sich die Besitzer dieser Bibliothek darauf geeinigt, die Uhr nie wieder zum Laufen zu bringen. Denn so würde niemand vergessen, was an diesem Tag tatsächlich geschehen ist."

Für einen Moment vergaß die junge Frau zu atmen. Ihr Blick wich langsam vom Raum ab und sie sah ihn mit aufgerissenen Augen und offenem Mund an.
,,Woher ... weißt du das?"
,,Dieser Ort hat es mir erzählt."
,,Kriegst du denn keine Kopfschmerzen, wenn du dir die Bücher durchliest? Überkommt dich kein großes Unwohlsein? Ist da keine Stimme, die dir sagt, diesen Ort schnellstens zu verlassen?"
Sie überhäufte ihn mit diesen Fragen, ohne selbst nach Luft zu rangen und Pausen zu machen. Sie verstand die Situation nicht mehr.

,,Ist es das, was Sie fühlen?"

,,Huh?"

,,Ist das etwa der Grund, warum die Menschen hier vergessen?"

,,Ich ... Ich weiß es nicht. Ich bin so verwirrt. Aber ich muss die Wahrheit herausfinden. Ich muss es, unbedingt."
,,Ich zweifle nicht an Ihrer Aufrichtigkeit, Miss Amelia. Lasst es uns gemeinsam machen. Wenn Sie nicht weiterlesen können, dann werde ich für Sie weiterlesen. Wenn Sie drohen wegzulaufen, werde ich Sie aufhalten. Machen Sie sich keine Sorgen. Dieser Ort ist viel zu lange unerhört geblieben."
,,Daniar ...", sprach sie leise seinen Namen aus. Seine Worte hatten die panische Stimme in ihrem Kopf übertönt. Ein leichtes Lächeln schlich sich über ihre Lippen.
,,Sie sind echt merkwürdig."
,,Das höre ich leider oft", erwiderte er, ehe er auf die Bücherregale zu lief.
,,Dann lasst uns mit der Suche beginnen."

Amelia hatte während ihrer Suche ihre Gedanken noch einmal zum Krieg geordnet.
Der Gold-Schmelzpunkt, an dem alles begann, war 1624. Dort verstarb die jüngste Prinzessin und das ganze Reich ging den Bach runter. Ein Jahr danach fing der Krieg an und ging dreißig Jahre lang. Also musste sie Bücher zu diesem Zeitpunkt finden, denn alleine schon da begannen die Lügen.

Sie lief die Regale entlang und las die Titel ab, bis sie einen fetten Walzer fand, dessen Titel ihre Neugier weckte. ,Als das Gold zu schmelzen begann', lautete es. Es war ziemlich weit oben, doch dank ihrer Größe, reichte es auf Zehenspitzen zu gehen. Sie reichte mit ihren Fingerspitzen ans Buch und nahm es an sich. Doch beim herunterziehen zog es ein weiteres Buch mit sich, das zu Boden fiel. Amelia schaute verwundert darauf, ehe sie in das Dickere begann zu lesen.
Sie stellte fest, dass es ein paar Jahrzehnte nach dem Krieg veröffentlicht wurde. Sie seufzte enttäuscht, aber blätterte dennoch durch. Dort wurde der Zustand des Landes beschrieben, welches sich 1624 immer mehr verschlechterte. Einige Informationen waren nichts Neues für sie. Doch alles noch einmal so aufgelistet zu lesen, war ein ganz anderes Gefühl. 

Es begann mit leichtem Unwetter, die mit der Zeit immer öfter wurden. Danach wurden die Rohstoffe immer weniger und die Grippe, die sonst immer so üblich war, wurde stärker und trat vermehrter auf. Das Misstrauen unter den Menschen wurde so stark, dass Läden abgeriegelt und nur zu angemeldetem Besuch geöffnet wurden. Nachbarn mieden ihre Blicke und Postbote bekamen immer weniger an Aufträge. Auch Concha wurde von Lapiz getrennt, indem die Königsfamilie niemanden mehr hereinließ. Zum Schluss entstand auch ein Nebel, der sich um Lapiz bildete. Selbst nach dem Krieg verschwand er nicht, obwohl die anderen Probleme sich legten. Amelia erschauderte. Dieser Nebel existierte bis heute noch. Sie schlug das Buch nach weiterem Umblättern zu, als sie nicht weiter Hilfreiches fand. Gerade als sie es wieder ins Regal stellte und das andere, dünnere Buch aufhob, hielt sie inne. Es hatte keinen Titel. Sie drehte es mehrere Male um, doch sie fand nirgendwo einen Titel. Aus reiner Neugier öffnete sie die erste Seite und fand folgendes Vorwort.

Ich, Graf Siegfried von Richtenberg, habe mir zur Aufgabe genommen, über die Geschichte meines treuen Freundes, Fürst Henry von Hochheide nicht zu schweigen. Hier sind Tagebucheinträge und Briefe zwischen seiner Geliebten Candella Rosé von White Pearl von mir gesammelt worden. Möge der Herr es nur Jene lesen lassen, die mit voller Aufrichtigkeit die Wahrheit erfahren wollen.

Die Worte raubten ihr beinahe den Atem. Sie erinnerte sich. Hochheide war jener Adlige, der vor wenigen Tagen des Friedens im Krieg verstorben ist, von dem Jasmine laß. Schließlich war sein Familienname der Selbe, wie das ihrer Oberschule. Und Candella war die vergessene Thronfolgerin, von der Ethan erzählte. Dass die Beiden sich liebten, ließ sie an jene – damals noch unsinnige – Theorie von Jasmine denken. Sie erinnerte sich noch an ihrem Ausdruck, als sie fand, dass zwischen den Beiden eine Verbindung liegen müsste. Und nun wusste es Amelia. Die Prinzessin starb genau nach ihrem Geliebten und der Frieden kehrte ein. War es etwa ... Selbstmord?
Dieser Gedanke ließ Amelia erzittern. Ihr Kopf schmerzte und etwas in ihr schrie nach Angst, doch sie versuchte es zu ignorieren und blätterte weiter. Selbst wenn es stimmen sollte, dies würde nicht den Frieden erklären und die Tatsache, dass man nicht darüber sprach. Da muss noch viel mehr hinter stecken.

Was mich zum Schreiben dieses Buches veranlasste, war die Friedensfeier und die Krönung des Prinzen Konstantin von White Pearl. Dazu habe ich jenen Eintrag aus meinem Tagebuch abgeschrieben. Wir schreiben das Jahr 1655, die ersten friedvollen Tage seit Jahren stehen dem Volk endlich bevor. Jahre, in denen man nicht einmal dem Blick seines Nachbarn trauen und man Nachts nicht schlafen konnte, aus Furcht, Soldaten von Nord oder Süd, die das Land umgaben, würden einmarschieren, sind nun vorbei. Doch durch eine plötzliche Verhandlung aus der Seite der Herrscher trat Waffenstillstand ein, woraus auch dann der Frieden wurde. Es ist eine zu komplizierte Angelegenheit, um sie in einem kleinen Buch wie diesen zu erwähnen, doch kann ich mit Gewissheit behaupten, dass es jeden einzelnen von uns überraschte. Sowohl Zorn als auch Misstrauen waren von jetzt auf gleich fort, man konnte seinem Nachbar wieder in die Augen schauen. Sowohl das Vertrauen untereinander, als auch das Vertrauen zur königlichen Familie kehrte zurück. Einige Tage später fand auch die Krönung des jungen Prinzen statt. Selbst diese Sache war eine Überraschung für Einige. Der Prinz war noch zu jung, um gekrönt zu werden und eigentlich hätte es seine ältere Schwester werden sollen. Doch als ich und viele Bürger bei der Krönung anwesend waren, wusste jeder, die Prinzessin war nicht mehr da. Sie war nicht anwesend und der Grund für ihr verschwinden wurde auch an diesem Tag nicht genannt, aber so sehr es ein auch erschüttert, ihre Abwesenheit war nicht das Außergewöhnlichste dieses Events. Es war jener Gegenstand, den der Prinz zu seiner Krönung erhielt. Es war eine weiße Perle in Form einer Goldkette, die für den Frieden und dem Schutze unseres Landes steht. Als hätte sie etwas magisches an sich, war uns allen bewusst, dass solange diese Perle existieren würde, dieser Frieden anhalten würde. Und doch hatte ich das Gefühl, beim Anschauen dieser Perle, unter einem kleinen Zauber zu liegen.

Ein plötzlicher Schmerz, der einem Messerstich gleich war, durchbohrte ihren Schädel und ließ sie nach hinten zu Boden sacken. Dabei stoß sie unbeholfen den Stuhl um.
,,Nein ... die Perle ...", murmelte sie schwer atmend.
,,Das ist ihre, es muss... es muss ihre sein! Aber ... sie ist rosa.. nein, rot und nicht weiß ... wie kann das sein?"

,,Miss Amelia, können sie mich etwa nicht hören?!"
Der junge Mann vor hier rüttelte heftig an ihren Armen und erst dann bemerkte sie seine Anwesenheit.
,,Wovon sprechen Sie? Wessen Perle?"
,,I..Ich -! Dieses Buch!"
Sie hielt ihn mit zitternden Händen das Buch hin. Er jedoch legte es auf dem Tisch hinter ihr ab.
,,Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich für Sie weiterlesen werde, wenn es für Sie nicht mehr geht", er half ihr vorsichtig auf und ließ sie sich auf dem Stuhl hinsetzen. Dann setzte er sich auf dem Stuhl ihr gegenüber.
,,Ich habe leider kein Wasser bei mir. Geht es wieder?"
Sie schluckte und nickte langsam. Sie verstand nicht, was mit ihr geschehen war. Ihr Kopf pochte noch leicht, aber es war nicht so schlimm wie zuvor. War es etwa das, was Ethan auch widerfahren war?
,,Ich habe den Teil gelesen, den Sie gelesen haben. Es ist so, wie man es vermutet hatte. Dieses Königreich steht unter einem Zauber."

,,Unter einem Zauber?"
Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. Spielte ihr Verstand gerade etwa einen Streich?

,,Das ist bloß eine Theorie, die auf das Wissen der alten Traditionen basiert. Um ein Fluch zu vollbringen bedarf es oft nur nach einem wichtigen Gegenstand, Rituale und einer dunklen Glaubensweise, in der man sehr tief drin sein muss. Viel mehr weiß ich leider nicht, da das Wissen verloren ging, was aber auch gut so ist. Solche Fähigkeiten sollte man nicht haben. Aber was ich noch weiß, ist, dass das ursprüngliche Wissen aus dem Süden, also Maradah stammt. Jene Menschen glauben dort noch bis heute an Flüchen und neidischen Blicken, weshalb sie gleichzeitig auch noch an ihrer Religion festhalten, um solche schlechten Dinge abzuwehren", erklärte er ihr und schaute ins Buch. 

Amelia musste an die Worte ihrer Lehrerin denken, die aus Maradah kam. Sie meinte, dass die Älteren in ihrem Land der Meinung sind, dass der Zustand von Conchlapiz einem Fluch ähnelte. Doch der Schmerz in ihrem Kopf ließ sie nicht weiter darüber nachdenken. Sie fasste sich verzweifelt an ihrem Kopf und kniff sich die Augen zu.

,,Miss Amelia, wir sollten hier für heute aufhören. Ich helfe Ihnen noch hinaus und rufe Ihnen ein Taxi. Wie fänden Sie es?"
Sie öffnete wieder ihre Augen, als er ihr in so einem lieben Ton diesen Vorschlag machte. Als sie aufsah fand sie seine Hand vor, die er ihr entgegenhielt. Zaghaft nahm sie diese an.

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