21. Hals Über Kopf
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"Ich weiß nicht, was ich dir getan hab, dass du mich entführst, um dann wahrscheinlich meine Leiche irgendwo zu verstecken, aber vielleicht können wir nochmals darüber... verhandeln?", fleht Naruto fast schon, während er stolpernd von Sasuke, an den Schultern, durch ganz Konoha über volle Straßen, unebene Wiesen und letztendlich auf einen holprigen Holzsteg, geschoben wird, was alles andere als vertrauenerweckend ist.
"Mach dich nicht lächerlich, Dobe.
Und ich hab dir bereits gesagt, dass es eine Überraschung ist, also hör auf zu quengeln wie ein Baby", antwortet Sasuke augenrollend und behält sein Temperament ausnahmsweise mal im Griff.
"Aber wieso muss ich dafür extra eine Augenbinde tragen?"
"Natürlich, damit du nichts siehst. Das ist der Sinn einer Augenbinde."
"Das weiß ich! Nur irgendwie habe ich das schlechte Gefühl, dass du mich gleich von einer Klippe schubsen wirst!", verkündet Naruto dramatisch.
Sasuke macht sich nicht ein mal mehr die Mühe, zu antworten, weil sie bereits da sind.
Und zwar nicht irgendwo.
Sondern an seinem Lieblingsplatz aus Kindertagen, auf eben diesen Holzsteg.
Entsprungen aus der Idee, die Sache mit Naruto endlich ernst zu nehmen, dass er mehr von der nervigen Blondine möchte, als sich nur freundschaftlich einen runterholen zu lassen.
Obwohl das runterholen ein klarer Vorteil ist.
Wie auch immer.
Mit einem zug, zieht er Narutos Augenbinde ab, die Blondine blinzelt und staunt sprachlos in die Weite, was Sasuke ein wenig stolz macht.
Was er sieht, ist ein riesiger See.
Idyllisch eingebettet in üppiger Flora, am Rande Konohas, während sich seine ruhige Oberfläche, im blauen Nachmittagshimmel spiegelt, im Einklang, der satten Sonnenstrahlen, die das Wasser majestätisch zum glitzern bringen, als wäre es verzaubert.
Der Anblick ist einfach atemberaubend, selbst Sasuke muss das zugeben.
Aber nur halb so atemberaubend, wie Naruto,
der so verdammt schön aussieht, mit der glänzenden Sonne im Haar und den leuchtend blauen Augen, was ein bisschen ärgerlich ist, denn niemand sollte so schön sein,
dass es einem den Atem raubt.
"Also keine Klippe.
Nur ein See und ein Picknickkorb", meint Sasuke ein kleines bisschen heißer, während Narutos dumm-hübscher Kopf sich herdreht und dessen ungläubige Augen erwähnten Korb beäugen, den Sasuke in der Hand hält.
"Aber wenn du möchtest, kann ich dich trotzdem hineinstoßen. Sozusagen als Entschädigung, dass ich dich enttäuscht habe."
"Nein, nein, ich verzichte", lacht Naruto und kratzt sich verlegen über den Nacken.
"Es ist nur, ich hab nicht erwartet, auf einen Holzsteg entführt zu werden, zum Picknicken... nur... wir beide?"
"Natürlich nur wir beide...", bestätigt Sasuke ungeduldig und geht in die Knie, um mit dem Auspacken des Korbes, seine röte zu verstecken.
"Oder hast du noch jemanden zu unserem Date erwartet und meine Güte, hör auf mich so anzustarren, sonst ertränke ich dich doch noch im See."
"O-okay... ähm Date?", wiederholt Naruto mit großen Augen und Sasuke stoppt, aber hat er wirklich vorhin Date gesagt?
Scheint wohl so, wenn er Narutos überraschtes Gesicht richtig deutet, der vorsichtig weiterspricht:
"Wir sind also nicht hier, weil du gesehen hast, wie dein Cousin, deinen Bruder auf dem Holzsteg festgenagelt hat, bis er um Gnade bettelt, und du jetzt dasselbe mit mir tun willst?"
Sasuke zuckt zusammen.
Aber darf er sich hier wirklich wundern?
Schließlich hat er ihn über Wochen glauben lassen, nur Mittel zum Zweck zu sein und sagt:
"Wenn das wirklich so wäre", und zieht eine Decke aus dem mitgebrachten Korb raus, um sie schwungvoll auszubreiten.
"...würde ich nie mehr in meinem Leben hierherkommen. Und wie kommst du überhaupt auf sowas schmutziges?"
"Naja", murmelt Naruto nervös.
"Wahrscheinlich, weil wir ihnen bis jetzt alles nachgemacht haben, bis auf eine einzige Sache..."
Der Satz endet hier, aber Sasuke weiß genau, was er meint. Die beschämende Wahrheit ist,
dass er selbst jeden Abend daran denkt, mit seinem Schwanz in der Hand,
Naruto zu biegen und zu beugen, bis der verzweifelt nach Erlösung fleht,
dass es schon weh tut.
Aber leider kann er ihm seine Wünsche nicht einfach so um die Ohren hauen, weswegen er ohne direkt darauf einzugehen, sich auf die Decke setzt, eine Plastikschüssel aus seinem mitgebrachten Korb holt, sie öffnet und freundlicher anbietet, als jemals zuvor:
"Hier. Nimm. Bevor du uns mit deinen verdrehten Fantasien noch den Appetit verdirbst."
Fragend lässt sich Naruto vor Sasuke auf die Decke fallen, blickt gespannt hinein und leuchtet sofort begeistert auf:
"Onigiri? Du hast Onigiri für uns gemacht?"
"Nö. Mein Bruder", gibt Sasuke schulterzuckend
zu, während Naruto eifrig zugreift.
"Und er hat sie auch nicht für uns gemacht, sondern für Shisui, oder so", sagt er reuelos.
"Also betrachte es einfach als eine Art Entschädigung für das Trauma, was sie mir verpasst haben, was das ganze nur fair macht, dass ich alle eingesteckt hab."
Mit vollem Mund fängt Naruto an zu lachen und schwärmt glücklich:
"Also erstens, schade für deinen Cousin, Itachi kann nämlich echt geil kochen oder backen, oder wie auch immer man die macht.
Und zweitens:
Du bist wirklich einzigartig."
Und ehe Sasuke weiß, wie ihm geschieht, nimmt Narutos Stimme einen liebevolleren Ton an und offenbart voller Zuneigung:
"Einzigartig und perfekt in meinen Augen."
Einen Augenblick ist Sasuke wirklich sprachlos und beäugt Naruto kritisch, wie er mit der heißen Julisonne um die Wette strahlt, die dagegen hart verliert.
Trotzdem kann er nicht anders, als sich geschmeichelt zu fühlen und spottet amüsiert:
"Anscheinend ist dir die Hitze zu Kopf gestiegen und du meintest eher eigenartig?"
"Das auch", lacht Naruto auf, was Sasukes Herz ins Stolpern bringt.
"Aber was die Sonne angeht...", stöhnt die Blondine erschöpft und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
"Hast du recht. Was heißt...", beginnt er verschwörerisch und springt in einem plötzlichen Energieschub auf.
"Das wir jetzt baden gehen!"
"Was?", formuliert Sasuke voller Entsetzen und beobachtet zweifelnd, wie Naruto sich bis auf die Unterwäsche auszieht, was der letzte Gedanke ist, den der junge Uchiha hat, fasziniert von der Art und Weise, wie dessen gebräunte Muskeln in der Sonne glänzen.
Durch und durch ein Model und seitwann ist er überhaupt so attraktiv geworden?
Natürlich nicht so attraktiv wie er selbst.
Aber trotzdem ordentlich präsentabel.
Dann stürzt sich Naruto kopfüber ins Wasser,
als wäre es nichts.
Ungläubig beugt sich Sasuke auf dem Holzsteg vor, sucht mit seinen dunklen Augen die Oberfläche ab, bis der Blödmann wieder auftaucht, das blonde Haar nass und schwer auf dessen Kopf.
"Jetzt komm rein, Sas!
Es ist wirklich nicht kalt", versucht er ihn zu locken und neckt:
"Oder kann Uchiha nicht schwimmen?"
"Ich kann schwimmen", antwortet Sasuke flach.
"Woran Uzumaki aber nicht denkt, wir haben weder Badesachen, noch Handtücher dabei. Am Ende werden wir krank und liegen das ganze Festival über im Bett."
"Bis dahin sind es noch ganze zwei Wochen.
Also zwing mich nicht, dich zu holen", singt Naruto sonnig und genießt Sasukes kühlen Blick, der darauf folgt.
Seufzend gibt Sasuke auf,
weil Naruto anscheinend diese neue Wirkung auf ihn hat und zieht widerwillig Hemd, Schuhe, Hose und Socken aus, um sich danach vorsichtig in Unterwäsche an den Rand zu setzen und misstrauisch, mit einem divenhaften spitzen Zeh das Wasser zu testen.
Naja.
Aber dann wird plötzlich sein Fuß gepackt.
Er rutscht weg. Und das nächste, was er weiß, ist: Dass er ins Wasser fällt.
Es ist kalt. Es ist nass und trotz der heißen Sonne, überhaupt nicht sein Ding.
Stotternd und zitternd taucht er wieder auf und hustet verärgert vor sich hin:
"Was soll das, du verdammter Idiot!
Du kannst gleich allein auf das Festival gehen!"
"Hey, das war doch nur Spaß! Nur Spaß, du Mimose!"
"Siehst du mich lachen?!", ruft Sasuke verärgert zurück und wischt sich den feuchten Pony aus dem Gesicht, um wie eine nasse Ratte zurück zum Steg zu paddeln, halb ertrunken und in seiner Ehre gekränkt.
"Hey, warte! Es tut mir leid!
Ich wollte dich nicht so überrumpeln", ruft Naruto ängstliche, alles ruiniert zu haben und schlingt seine Arme um dessen Taillie, bevor Sasuke sich aus dem Wasser hieven kann.
"Das war wirklich nur Spaß."
"Spaß", spottet Sasuke verächtlich und dreht sich um, während seine Beine strampeln, um ihn über Wasser zu halten.
"... ich wollte heute keinen verfluchten Herzinfarkt bekommen, sondern einfach nur einen schönen Tag mit dir verbringen...", wirft er Naruto vor und verliert wutentbrannt die Beherrschung:
"...mit all den Dingen, die ich liebe, wie diesen blöden See, diesen Ort, die Onigiris und..."
"Und?", hakt Naruto hoffnungsvoll nach.
"Was... liebst du noch?"
Sasuke schluckt, als er entsetzt erkennt, dass er ihm beinahe ein Liebesgeständnis gemacht hätte, wonach sein Herz schreit, aber der Kopf verneint. Er schluckt nochmals.
Narutos Gesicht ist nur wenige Zentimeter von seinem entfernt und er nimmt, die einzelnen Wassertropfen wahr, die von dessen blonden Haar und über den Bogen seiner Wangen tropft.
Es ist gefährlich. Sasuke weiß es.
Aber die aufgestauten Gefühle, lassen sich nicht weiter zurückdrängen, als er leise wiederholt:
"Und ich..."
"Ja...", beugt sich Naruto näher und schließt halb die Augen.
"... liebe...", spricht Sasuke langsam weiter, gefangen in der Romantik, während die drei magischen Worte auf seiner Zunge liegen, auf die Naruto vermutlich wartet. Vorsichtig streicht er ihm das nasse blonde Haar aus der Stirn, fährt ehrfürchtig über seine Wange, berührt ihn zart am Kiefer und endet mit:
"...es dich zu küssen."
Und tut genau das. Schlingt seine Arme um Narutos Hals und küsst ihn.
Auch wenn es nicht ganz das war, was er sagen wollte. Naruto nimmt es trotzdem ganz und gar, immer zufrieden damit, mit allem, was Sasuke ihm gibt.
Und es ist ein guter Kuss.
Ein verdammt guter Kuss.
Sanft, liebevoll und ganz anders, als die wilden, die sie zuvor geteilt haben, während sie immer noch im kalten Wasser schwimmen, was um sie herum, in der langsam untergehenden Sonne, rosa und violett glitzert.
Sasuke liebt es, Naruto zu küssen.
Das war nicht gelogen.
Es ist die Art, wie die Blondine sich ihm hingebt und öffnet, um Sasukes Zunge willkommen zu heißen.
Die Weise, wie dessen starker Körper sich ihm anpasst, als wären sie eins, geschaffen dafür, um die Wärme miteinander zu teilen.
Zu bündeln. Tief gewollt.
Etwas, was nur ihnen gehört und so intim ist, dass er es fast nicht in Worte fassen kann.
Sasuke versucht es trotzdem und löst sich vorsichtig von Narutos Lippen. Bleibt aber nah genug, dass ihre Nasen sich noch berühren und haucht, während schwarz auf blau trifft:
"Und ich will..."
"Ja...", fordert Naruto im Delirium, der Blick verschwommen, die Lippen geschwollen, von ihrem Küssen.
"...dich zu meinem machen."
So. Jetzt ist es raus. Und fast hat Sasuke das Gefühl, ihm wird gleich die Luft aus den Lungen geschlagen. Aber dann verziehen sich Narutos rosige Lippen zu einem sündigen Lächeln und er antwortet:
"Ich dachte schon, du fragst nie."
Und es gibt keinen Moment, in Sasukes Leben, in dem er glaubt, sich mehr Hals über Kopf in Naruto zu verlieben, als jetzt.
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