13. Vorbereitung & Dekoration
Das Teigmischen war simpel, Shuumei hatte es schon unglaublich oft gemacht. Also wanderte sein Blick immer wieder zu Akari die gewissenhaft Löffel für Löffel an Teig zu perfekten kleinen Kugeln rollte und dann auf einem Blech verteilte.
Er selbst liebte das Backen. Aber für diese endlose Genauigkeit fehlte ihm immer die Motivation und Ausdauer. Solange er wusste, dass der Geschmack richtig war, achtete er auf den Rest weniger.
Aber Akari war da anders ... Für sie war die Dekoration und die Gestaltung wohl genauso wichtig wie der Geschmack selbst.
"Akari-chan, kannst du mir bitte kurz die Packung mit den Tütchen neben dir geben?"
Shuumeis Mutter steckte den Kopf zur Tür herein und blickte das Mädchen bittend an. Akari nickte sofort und lief zu ihr.
"Dankeschön!"
Dann verschwand seine Mutter wieder nach draußen.
Während Shuumei den Teig, den er gerade gemischt hatte, in eine Form goss und dann verteilte, kam ihm eine Idee. Ob Akari sich wohl freuen würde?
Kurze Zeit später piepste der Ofen und er öffnete ihn schnell.
"Akari-chan, kannst du mir die Handschuhe geben?", bat er seine Mitschülerin und konnte zusehen wie sich ihr konzentrierter Blick zu erstaunt, überfordert und letztendlich unglaublich verlegen wandelte.
Sie nickte dennoch, griff nach den Handschuhen und brachte sie ihm eilig, ohne ihn anzusehen.
Shuumei lächelte und spürte, wie er förmlich überquoll vor Freude. Wie konnte sie so niedlich sein, wenn er sie nicht umarmen, nichtmal berühren durfte?
Der heiße Ofen neben ihm riss ihn allerdings schnell wieder aus seinen Gedanken und er hob eilig die Bleche heraus und schob sie zum Abkühlen in ein Regal. Da der Ofen bereits heiß war, wollte er auch die anderen Bleche direkt hineinschieben, damit sie die anderen Öfen nicht heizen mussten.
Aber als er sich zu Akari und den Blechen umdrehte, stoppte für einen Moment sein Atem.
Akari hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben, nur ihre Ohren verrieten ihm, dass sie komplett rot geworden war. Aber vor allem kauerte sie am Boden, als hätten ihre Beine sie nicht länger gehalten.
Nun doch ein bisschen besorgt lief Shuumei auf sie zu.
"Ist alles gut?"
Akari nickte heftig, das Gesicht aber immer noch von ihren Händen bedeckt.
"Alles ... gut." Ihre Stimme klang höher als sonst.
Shuumei ging vor ihr in die Hocke und lächelte sie an. Alles in ihm schrie danach, sie in den Arm zu nehmen. Aber er blieb nur ruhig sitzen und lächelte weiter.
War das alles nur, weil er sie »Akari-chan« genannt hatte?
"Du ... du solltest die Bleche in den Ofen schieben", murmelte Akari nach ein paar Sekunden und linste zwischen ihren Fingern hindurch.
Shuumei sprang erschrocken auf. Das hatte er komplett vergessen!
Er nahm schnell die nächsten Bleche und schob sie in den Ofen.
Als er fertig war, hatte sich Akari wieder beruhigt und arbeitete weiter. Das war wohl das letzte Blech, alle weiteren Kekse müssten warten, bis die anderen den Teig brachten.
Shuumei bereitete die letzten Kuchenteige vor, die sie noch brauchten, dann hieß es warten.
Akari war bereits fertig mit dem Keksblech und setzte sich, nachdem Shuumei es ihr angeboten hatte, auf die Arbeitsfläche.
Manchmal, wenn Shuumei sich über den Teig beugte, sah er aus dem Augenwinkel, wie sie mit den Beinen baumelte. Sobald er sich allerdings aufrichtete oder zu ihr sah, stoppte sie.
Shuumei lächelte in sich hinein und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Sie war so süß!
Als sie beide fertig waren, setzte sich Shuumei neben sie auf die Arbeitsplatte und sie unterhielten sich darüber, wie sie weiter vorgehen wollten.
Da sich zwischen ihnen die Raumecke befand, waren sie einander ein Stück zugewand und einmal stießen ihre Knie zusammen.
Akari lief augenblicklich rot an und blickte nach unten, um es zu verbergen.
Shuumei war erleichtert darüber, denn dadurch konnte sie nicht sehen, dass auch er rot geworden war.
Sie bewegten ihre Knie voneinander weg, aber keiner von ihnen rutschte, um den Abstand zu vergrößern.
Eine halbe Stunde später strömten Stück für Stück immer mehr Schüler herein. Shuumeis Mutter schickte sie alle mit einem herzlichen Lächeln hinter die Theke, wo Akari und Shuumei sie direkt in Empfang nahmen und anfingen, weiterzuarbeiten.
Zwei Schüler durften Kekse ausstechen oder zu Kugeln rollen. Akari übernahm mit einer kleinen Gruppe das Dekorieren, der mittlerweile abgekühlten Plätzchen und Shuumei zeigte einem Jungen, wie die Ofen funktionierten, damit er sich auf die Torten konzentrieren konnte, ohne ständig Bleche zu tragen.
Auch für die Kuchen und Muffins fanden sie eine Gruppe und so herrschte ein reges Stimmengewirr in der Bäckerei.
Shuumei staunte, wie schnell sie mit so einer großen Gruppe arbeiten konnten. Sobald der letzte Keksteig eingetroffen war, dauerte es nur noch zehn Minuten und die letzten Bleche wurden in den Ofen geschoben.
Die Kuchen waren ebenfalls kein Problem und auch der zweite Ofen wurde in Betrieb genommen.
Am aufwendigsten waren wohl die Torten, vermutete Sasaki. Er war froh über seine langjährige Erfahrung, denn dadurch war er recht schnell mit allen vier fertig, obwohl er allein arbeitete. Er hatte gerade auf der Erdbeertorte die Creme verteilt und die Erdbeeren schön gleichmäßig angeordnet, dann stellte er sie zu den anderen in den Kühlschrank.
Nachdem er nun fertig war entschied er, herumzulaufen und nach den anderen zu sehen.
Die Kuchen waren beinahe fertig, die letzten beiden mussten nur noch dekoriert werden, aber das hatten die beiden zuständigen Schülerinnen im Griff.
Die Muffins stauten sich ein wenig, da sie davon am meisten hatten.
Shuumei nahm sich schnell eine Schüssel Teig und füllte ein Muffinblech damit, bevor er es in den Ofen stellte, und weiterlief. Ein Schüler der Gruppe, der nicht mehr hinterherkam, bedankte sich erleichtert bei ihm und fuhr dann fort.
Die Kekse waren alle fertig gebacken und abgekühlt, Akari war noch immer mit der Dekoration beschäftigt.
***
"Könnt ihr..." Akari hörte, wie ihre Stimme immer leiser wurde. Sie räusperte sich und versuchte es erneut, diesmal energischer. "Könnt ihr ... die Kekse rüberbringen und schonmal in Dosen packen?"
Die drei Mädchen, die sie angesprochen hatte, nickten sofort und verschwanden mit den Tabletts.
"Klappt bei dir, also bei euch, alles?"
Akari fuhr herum, als Sasaki auf einmal hinter ihr stand, nickte dann aber.
"Ich muss nur noch die Kekse hier verzieren", erklärte sie hastig. "Bei euch?"
"Hab gerade ein paar Muffins in den Ofen. Bis die fertig sind, sollte auch das Auto da sein, dann können wir den Großteil schon zur Schule bringen. Die zweite Runde sind dann noch die übrigen Muffins und Kekse."
Akari nickte lächelnd. Dann schien ja alles zu klappen.
Sasaki blickte Akari neugierig über die Schulter, während sie sorgfältig mit einem Schokostift Spinnen auf die Glasur malte.
Akari wurde nervös, als sie merkte, wie nah er ihr war und konzentrierte sich darauf, ihre Hand ruhig zu halten.
"Sieht toll aus", meinte Sasaki lächelnd.
"Da...danke." Akari wurde rot und beugte sich schnell über die nächsten Kekse.
***
Shuumei blieb noch ein paar Augenblicke stehen und beobachtete sie lächelnd. Ihr Haarband hatte sich bereits stark gelöst und in manchen ihrer Haarspitzen hing Zuckerguss.
Er musste sich stark zurückhalten, nicht ihre Haare zu berühren und sie wieder zusammenzubinden.
Die Kekse sahen wirklich fantastisch aus. Akari verzierte jeden einzeln mit einer beeindruckenden Sorgfalt.
Er bemerkte, dass sie ihm immer wieder einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zuwarf. Schnell lief er wieder zu den Muffins hinüber, um zu schauen, ob er noch helfen konnte.
Ein paar Schüsseln Teig waren noch übrig, also verteilt er ihn weiter in die Muffinförmchen und bat solange seine Klassenkameraden, alles, was fertig war, in Dosen zu packen und nach draußen zu bringen, denn in diesem Moment rief ihm Satoko zu, dass das Auto eingetroffen war.
Bis auf ihn selbst, Akari und den zwei anderen Schülern, die ihm mit den Muffins halfen, waren kurz darauf alle verschwunden.
Einige entließen sie direkt, damit sie in der Schule helfen konnten, einer sollte nochmal mit zur Bäckerei kommen, damit sie auch den Rest holen konnten.
Zum Glück ging es mit den Muffins schnell und auch der Zucker- und Schokoladenguss war schnell verteilt.
"Ihr könnt die Muffins auch schon einpacken und rausbringen", wandte Shuumei sich an die letzten paar Schüler, die noch im Raum waren.
Sie nickten und verschwanden nach draußen.
Nun waren Shuumei und Akari allein.
"Kann ich dir beim Verzieren helfen?"
Akari hob den Kopf und schien kurz zu überlegen.
"Du kannst den Zuckerguss auf den beiden Blechen verteilen, dann muss ich nur noch die Feinheiten machen."
Sie deutete auf die Bleche, die sie meinte. Alles weitere war bereits fertig und er konnte nicht verhindern, dass er ein paar Sekunden damit verbrachte, jeden Keks zu bewundern.
Dann nickte er und machte sich an die Arbeit.
"Die Kekse sehen eigentlich zu gut aus, um im Dunklen verteilt zu werden. Und dann zum Großteil auch noch kostenlos. Da wird wahrscheinlich niemand sehen, wie viel Arbeit du dir gemacht hast", meinte er leise. Er war sich nicht sicher, ob er wollte, dass Akari ihn hörte. Allerdings stimmte es ihn wirklich ein wenig traurig, dass die Kekse wohl einfach untergehen würden. Meist waren es die Torten, die die ganze Aufmerksamkeit erhielten.
Als er ihr einen kurzen Blick zuwarf, wurde ihm klar, dass sie jedes Wort gehört hatte. Und er war froh darüber, denn ihr Gesichtsausdruck brachte sein Herz zum Rasen.
Ihre Wangen waren rot angelaufen, aber gleichzeitig funkelten ihre violetten Augen, als wäre sie noch nie so glücklich gewesen.
Einen Moment später wandte sie sich verlegen ab und arbeitete weiter, aber Shuumei schaffte es nicht, seinen Blick von ihr zu lösen. Er wusste, dass er selbst rot wurde und sein Mund leicht offen stand, aber er dachte nicht daran, ihn zu schließen. Er konnte nur daran denken, dass sie ihn nochmal so ansehen sollte. Er wollte diesen Ausdruck nochmal sehen. Und er wollte wieder der Grund sein. Immer wieder.
Ob sie hinter ihren Händen genauso ausgesehen hatte, als er sie »Akari-chan« genannt hatte?
Er schluckte und versuchte, seine Aufmerksamkeit wieder auf die Kekse zu lenken. Wie sollte er so normal weiterarbeiten? Warum hatte er bloß die anderen nach draußen geschickt?
***
Als jemand von draußen rief "Das Auto ist da, wir räumen alles ein" war Akari gleichzeitig erleichtert, aber auch traurig. Denn gleich würden sie alle gemeinsam zur Schule fahren. Ihre Zeit allein mit Sasaki wäre vorbei. Genauso wie die Zeit, die sie gemeinsam mit der Vorbereitung verbracht hatten.
"Wir machen die Kekse noch schnell fertig, okay?"
Akari nickte, ohne Sasaki anzusehen. Es war ihr immer noch peinlich, wie sie ihn angesehen hatte. Sie hatte sich unglaublich gefreut, aber warum hatte sie auch so rot werden müssen?
Mit der Hilfe des Orangehaarigen war sie schnell mit dem Verzieren fertig und sie fuhren kurz darauf alle zur Schule.
Nori hatte ihr geschrieben, dass der Aufbau des Labyrinths und auch die Karte endlich fertig waren.
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