Die Proverzeihung
Vor der Tür der Schule stehend und ungeduldig auf die Uhr schauend wartet Mrs. Dodds, die Furie, auf Clara Sedah. Trotz den zahlreichen Einsätzen, die sie bereits hinter sich hat, ist Anführerin der drei Schwestern aufgeregt. Immerhin arbeitet sie, wie sie fälschlicherweise denkt, mit dem mächtigen Drachenmädchen zusammen, obwohl sie dieses nicht wirklich mag, weil sie Mitgefühl für ihre Opfer und somit schwäche zeigt. Alketo, so heißt die Anführerin der Furien, hat den Auftrag, sie zu überwachen und zu sehen, wie gut sie ihren Auftrag erledigt, aber auch, um auf sie aufzupassen, da sie noch nicht allzu lange trainiert, erst seit etwas mehr als 550 Jahren, da sie im Alter von 4 von Hades vom Olymp geholt wurde und er sie praktisch adoptiert hat.
Mr. Brunner neben ihr ist die Ruhe selbst. Zwar hat er Zweifel, ob Saphir ihn, trotz des ehrlichen, ja fast schon verzweifelten Untertons in der Stimme austrickst oder ausnutzt, aber er kann seine Gedanken verdrängen und sich auf das Kommende fokussieren. Sollten seine Befürchtungen sich als richtig erweisen, ist er dafür bereit, einzuschreiten. Nun ist Clara bei den Aufsichtspersonen angekommen und sieht sie abwartend an. „Dann wollen wir mal", meint der an den Rollstuhl gebundene Lateinlehrer. Die Drei gehen in die Schule, um wenig mit der Klasse zu erscheinen. Mr. Brunner hat schon vor ein paar Tagen einen Privatbus organisiert, um ohne Umwege zum Museum zu gelangen.
Sowie sie dort angekommen sind, öffnet der Busfahrer die Türen und die 23-köpfige Klasse stürmt hinaus. Die beiden Begleitpersonen haben Mühe, die aufgeregt durch die Gegend hüpfenden Kinder unter Kontrolle zu halten. Zwar sind sie schon 12 oder 13 Jahre alt, benehmen sich dafür aber erstaunlich kindisch. Schließlich muss Mrs. Dodds ihnen drohen, dass sie wieder zur Schule zurückfahren würden, wenn sie sich nicht benehmen. Endlich beruhigen sich die Jugendlichen und gehen mit Mr. Brunner und Saphir an der Spitze ins Museum. Die Furie folgt ihnen und scheucht die Nachzügler vor sich her. Der Lateinlehrer führt die Gruppe durch das Gebäude und bleibt hin und wieder stehen, um Statuen und Abbildungen zu erklären. Nach einiger Zeit bittet die Furie Percy in einen Raum nebenan, angeblich, um ihn zu befragen. Der Rollstuhlfahrer nickt Clara zu, um ihr klarzumachen, dass sie ihm folgen soll. Einige der Klasse sehen ihr nach, wenden sich aber dann wieder ihrem plötzlich nervös und etwas verspannt wirkendem Lehrer zu. Der Raum, in den der Junge geführt wird, beinhaltet kaum mehr, als ein klappriges Gerüst aus Holz, obwohl ziemlich viel Platz ist. Genug, damit Saphir in ihrer Drachengestalt hineinpasst, wenn auch nur knapp. Mrs. Dodds faucht Percy an: „Wo ist er? Gib ihn mir!" Dieser jedoch starrt sie nur verwirrt an. Anscheinend hat er keinen blassen Schimmer, was sie meint. Schließlich verwandelt die Furie sich in ihre wahre Gestalt und versucht, Percy anzuspringen. An diesem Punkt schreitet Saphir ein. In ihrem Gesicht breiten sich schuppen aus und sie wächst und wächst, bis sie mit dem Kopf beinahe an der Decke anstößt. Mittlerweile haben sich auch Flügel und ein Schwanz gebildet. Knochen knacken, als sie sich umformen, Saphirs Körper kippt nach vorne und schließlich steht sie auf allen vieren als blau- violetter Drache mit Krallen wie Speeren, Zähnen wie Dolchen und gewaltigen Flügeln da. In ihrer Drachenform ist sie gigantisch und kann die Furie, die lediglich die Größe von einem ihrer Beine hat, ohne weiteres mit den Zähnen packen und beiseite schleudern. Das neben dem Drachen mickrig wirkende Monster aus der Unterwelt weiß, dass es den Kampf nicht gewinnen kann, obwohl sie viel trainierter ist, ihr fehlt es einfach an Körperkraft, und fliegt mithilfe ihrer ledrigen Flügel durch ein offenes Fenster. „Tony!", ruft das Drachenmädchen mit ihrer nun dröhnenden Stimme. Dieser schlüpft aus dem Rucksack, der etwas abseits auf dem Boden liegt, um den Mund Keksbrösel. Er gibt Saphir ihre menschliche Gestalt zurück, leise murrend, dass sie ihn geweckt habe. Als Saphir sich umschaut, sieht sie einen sehr verschreckten Percy, einen sich verstohlen und langsam dem Rucksack mit den Keksen nähernden Tony und einen in der Tür erschienenen Mr. Brunner, sowie dem jungen Satyrn Grover, der hinter seinem Lateinlehrer steht.
Nach der aufklärenden Diskussion, die Percy Jackson mit seinem Lateinlehrer, der in Wahrheit Chiron heißt und ein Zentaur ist, der seinen Pferdekörper in dem magischen Rollstuhl aufbewahrt, geführt hatte, gingen sie zum Rest der Klasse, die gerade vor dem Museum hungrig ihre Jausen verschlangen. Bald fuhr die Schulklasse zurück, doch seltsamer Weise kann sich keiner mehr an ihre Lehrerin Mrs. Dodds erinnern, als wäre ihr Gedächtnis gelöscht...
Chiron schickt Saphir mit dem Satyr Grover und dem Halbgott Percy ins Camp Half-Blood, doch als sie schon fast beim Camp angekommen sind, läuft ihnen ein Ungeheuer über den Weg, das es in sich hat: Der Minotaurus, eine Mischung aus Mensch und Stier. Seine Beine sind, bis auf die gewaltige Größe, menschlich, doch sein Oberkörper ist durch und durch mit zottigem, braunem Fell überzogen, unter dem sich Muskelberge befinden. Sein Kopf ist so groß, dass er eigentlich allein deswegen umkippen müsste, auch ohne die riesigen Hörner. Was sein Auftreten abrundet, ist der Nasenring, den man von Stieren kennt. Bekleidet ist der Koloss nur mit einem Lendenschurz. Er hat es eindeutig auf Percy Jackson abgesehen, der jedoch zurückweicht und beinahe gegen einen Baum stößt, da sie sich schon im Wald kurz vor dem Camp befinden. Saphir rettet die Situation, indem sie den Rucksack auf ihrem Rücken öffnet und Tony rauslässt, mit dem sie schon einige Male in der Unterwelt trainiert hat. Saphir läuft auf das Wesen zu und attackiert es mit zwei Dolchen, die Tony in ihrer Hand erscheinen lässt. Die beiden verständigen sich ohne Worte und auch wenn sie sich nicht so blendend verstehen, beim Kämpfen sind sie ein hervorragendes Team. Saphir springt in die Luft und landet auf dem Knie ihres Gegners, von dem sie sich abstößt, geradewegs auf die Schnauze des Minotaurus, in die sie einen ihrer Dolche sticht. Das Monster brüllt auf vor Schmerz und Empörung. Saphir läuft Richtung Hörner, als ihr Gegner sie mit seiner Hand herunterfegt. Das Mädchen jedoch dreht sich in der Luft und stabilisiert sich wie ein Fallschirmspringer, damit ihr Tony Flügel auf den Rücken zaubern kann. Zum Glück hat sie das Fliegen mit diesen schon geübt, da es einiges an Erfahrung braucht, damit klarzukommen. Trotz Training ist Saphir etwas unsicher und schwankt ein wenig, als sie mit den violetten Flügeln schlägt, um wieder an Höhe zuzulegen. Mit ihrem zweiten Dolch zielt sie auf ein Auge des Minotaurus, doch sie kann sich nicht ruhig genug in der Luft halten, um ihr Ziel zu treffen. Die Waffe trifft das noch immer verwirrte Monster, das seine Beute sucht, die aber nicht zerschlagen auf dem Boden liegt, ins Nasenloch. Anstatt ihren Gegner zu verletzen hat Saphir ihn zum Niesen gebracht. Mit einem gewaltigen Schnauben schießt der Dolch aus seiner Nase und trifft den armen Percy am Kopf, doch zum Glück nicht mit der Klinge. Der Junge fällt ohnmächtig in Grovers Arme, der von dem plötzlichen Gewicht mit zu Boden gerissen wird. Als sich der Minotaurus wieder gefasst hat, versucht er immer wieder, Saphir vom Himmel zu fegen, die nur knapp und mit Mühe entwischen kann. Weil sie weiß, dass sie so früher oder später getroffen wird, legt sie ihre Flügel zum Sturzflug an und schießt wieder auf die Schnauze ihres Gegners zu. Sie hält sich am Nasenring des Minotaurus fest und schwingt Richtung Bauch. Der Kopf ihres Gegners wird von Saphirs Gewicht und ihrem Schwung nach unten gerissen und bringt ihn kurz aus der Fassung. Tony lässt zwei etwas längere Schwerter in Saphirs Händen erscheinen, mit denen sie in die Brust des Monsters sticht, das sich daraufhin in Luft auflöst. Tony lässt ein überdimensionales, weiches Riesenkissen unter Saphir erscheinen, damit sie sich nichts bricht, wenn sie auf dem Boden fällt. Nach diesem Kampf sind die beiden sehr Müde und vor allem Tony fällt beinahe aus der Luft. Percy ist immer noch ohnmächtig, doch Grover hat sich unter ihm herauswinden können. So setzen sie ihren Weg ins Camp fort. Der Satyr schleift den jungen Halbgott mit und Saphir trägt Tony, der sich in ihren Arm kuschelt und schon bald eingeschlafen ist, und schleppt sich hinter Grover her. Schon bald erreichen sie das Camp und als sie an einem großen Baum vorbeikommen, erklärt Grover, dass das Thalias Fichte sei, die der Tochter des Zeus, die von Hades gejagt wurde. Ihr Vater hat, um ihr Leben zu bewahren, da sie von etlichen Monstern der Unterwelt gejagt wurde, sie in diese Fichte verwandelt. Genau an dieser Stelle prallt Saphir an eine unsichtbare Wand, die verhindert, dass sie durchkommt, da Thalias Geist das Camp vor Eindringlingen aus der Unterwelt schützt und das Mädchen ebendies ist. Der Junge mit den Ziegenbeinen spricht: „Ich, Grover Underwood, erlaube euch, Saphir und Tony, einzutreten." Plötzlich ist der Wiederstand, der das Drachenmädchen aufgehalten hat, weg und sie gehen weiter. Der Satyr bringt sie ins Haupthaus, ein hellblau angestrichenes, vierstöckiges Bauernhaus mit einer Veranda, die einmal um das gesamte Gebäude herumführt. Dort wartet ein etwas dickerer Man in Hawaiihemd, Shorts mit Tigermuster und roten Turnschuhen in einem bequem aussehenden Sessel, während er eine Zeitschrift mit Tipps für die perfekte Party liest. Er strahlt Macht aus und Grover scheint eine ziemliche Angst vor ihm zu haben. „H-hallo Mr. D", stammelt der Satyr, „Ich habe das mächtige Halbblut gefunden, von dem Chiron Ihnen bestimmt erzählt hat." Von dem Gerede erwacht Tony langsam, doch als er den nächsten Satz von Mr. D hört, prustet er los. „Das ist also dieser äh Peter Johnson. Warum ist er den Ohnmächtig?", fragt er ohne jegliches Interesse. „Und warum zum Henker sind da zwei Wesen aus der Unterwelt und wieso lacht diese kleine Kreatur, als ob sie den witzigsten Witz aller Zeiten gehört hätte?!" „Also das mit unserer Anwesenheit kann ich erklären", meint Saphir leicht belustigt, weil auch dieser Mr. D offensichtlich Probleme mit dem Merken von Namen hatte, „Ursprünglich kommen wir von der Unterwelt im Auftrag von Hades, um den Halbgott da, dessen Namen ich mir nie merken werde, zu dem Herrn der Unterwelt zu bringen, aber da er auch die Anführerin der Furien, Alketo, mit dem gleichen Auftrag losgeschickt und uns somit verraten hat, weil die Furie höchstwahrscheinlich auch uns umbringen sollte, haben wir beide die Seiten gewechselt und da es nur einen einzigen Ort auf der Welt gibt, wo wir nicht immerzu gejagt werden würden, sind wir zu ebendiesem Ort gegangen." „Und das soll ich dir abkaufen?", erwidert Mr. D skeptisch. „Fragen sie Chiron, diesen Zentaur, er hat mich als Vertrauenstest Percy vor Alketo retten lassen. Und, tada, bestanden. Ich und Tony haben sogar den Minotaurus getötet und somit den Halbgott und den Satyr gerettet." „Na von mir aus. Dann warte ich halt auf Chiron. Bis dahin bleibt ihr zwei", dabei sieht er Saphir und Tony, der sich wieder eingekriegt hat, an, „in diesem Haus." Mit diesen Worten wendet er sich seiner Zeitschrift zu. Das Drachenmädchen hilft Grover, Percy in eins der Gästezimmerbetten zu verfrachten, damit der sich ausruhen kann und auch Tony und Saphir bekommen ein Bett zugewiesen.
Nachdem sich die beiden Kollegen aus der Unterwelt ausgeschlafen haben, tapsen sie nach unten ins Erdgeschoss. Vor dem Fenster sehen sie auch schon Chiron, der immer noch im Rollstuhl zusammen mit Mr. D, Grover und Percy an einem kleinen Tisch sitzt und mit ihnen Binokel spielt. Saphir spürt die Anwesenheit eines weiteren Halbgottes, kann diesen aber nicht entdecken. Saphir geht zusammen mit Tony auf ihrer Schulter hinaus und stellt sich an das Geländer der Veranda. „Da seid ihr ja! Ihr habt euch aber Zeit gelassen", meinte Mr. D, wie am Tag zuvor auch, nicht im Geringsten interessiert. „Gibt es noch mehr, womit ihr mich verwirren möchtet? Vielleicht Meerjungfrauen?", fragte Percy, der sich sehr durcheinander anhörte. „Etwas mehr Respekt, Jungchen! Vorhin, als ich gedroht habe, dich einzuäschern, war das kein Scherz! Vergiss das nicht", zischt der Mann im Hawaiihemd, der nun weder gelangweilt noch harmlos wirkt. Seine Augen glühen in einem furchteinflößenden weinrot. „Bitte seien Sie etwas nachsichtiger. Der Junge ist zwei Mal in sehr kurzer Zeit nur knapp dem Tod entronnen", bittet Grover schüchtern. „Und das ist sein Glück." Jetzt wird es Saphir klar. Mr. D ist eine Abkürzung für seinen Namen. Schon als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, spürte Saphir eine Aura der Macht, die den Mann umgab. Die Drohung, Percy in Asche zu verwandeln. Das Tigermuster seiner Shorts. Grover, der ihn behandelte als sei Mr. D sein Herr. Sie ging in aller Eile die Namen in der griechischen Mythologie durch, als es ihr wie Schuppen von den Augen fiel. „Sie sind der Gott des Weines", rutschte es ihr heraus, gleich darauf entschuldigte sie sich, weil Dionysos auch so schon aufgeregt genug war. „Ihr Gören verlangt wirklich danach, dass ich euch in Ameisen verwandle und dann zertrete!", mit diesen Worten steht er auf und stapft wütend ins Haus. Sogleich erscheint ein Mädchen mit blonden Haaren und sturmgrauen Augen, die sich gerade eine blaue Baseball-Kappe, die sie offensichtlich unsichtbar gemacht hatte, ab und schaut in die Runde. Percy springt komplett erschrocken auf und starrt das Mädchen an, bis Grover ihm mit dem Ellenbogen in die Seite stößt. Mit einem Seufzer erklärt Chiron, dass das Annabeth sei und sie gern Leute zu Tode erschrecke. „Du warst also der Halbgott, den ich spüren zwar konnte, aber nicht sehen. Die Kappe, ein Geschenk deiner Mutter Athene?", fragt Saphir neugierig. Das Mädchen hat eine solche Ähnlichkeit mit ihrer Mutter, der Göttin der Weisheit und der Kriegskunst, dass es nicht zu übersehen ist. Auch ihr Blick, stehts wachsam und einschätzend stimmt überein. Annabeth nickt nur knapp. Nachdem Chiron ihr aufträgt, für Percy ein Zimmer in der Hermes-Hütte herzurichten, sagt sie an Percy gerichtet: „Du sabberst im Schlaf.", dreht sich um und geht mit wehendem Haar weg. Nach kurzem Schweigen stehen alle außer Chiron, der an Ort und Stelle bleibt, auf und Grover führt die drei Neulinge durch das Camp, wo sie sich staunend den Kanu See, die Übungswand, an der Lava herunterströmt und das Volleyballfeld, das so normal wirkt zwischen all dem Übernatürlichen, ansehen. Zum Schluss zeigt er ihnen die Hütten. „Es gibt zwölf. Für jeden Olympier, also Zeus, Hera, Poseidon, Athene, Ares, Demeter, Apollo, Aphrodite, Hermes, Artemis, Dionysos und Hephaistos eine. Sie sind in einer Hufeisenform aufgestellt. Zeus und Hera, König und Königin, sind Nummer eins und zwei. Auf der einen Seite sind alle weibliche Götter und Dionysos und auf der anderen die restlichen männlichen." Percy wird, trotz des Einwands von Saphir, in die Hermeshütte geschickt, da sein göttliches Elternteil ihn noch nicht anerkannt hat und Hermes unter anderem der Patron der Reisenden ist. Saphir und Tony sollen vorerst im Hauptgebäude schlafen, das auch das Quartier des Unterrichtskoordinators, Chiron, und Mr. D ist. Das Drachenmädchen weiß, dass Percy ein Kind des Poseidons ist, doch der ehemalige Lateinlehrer will es zuerst selbst testen. So gibt er dem Jungen hauptsächlich Aufgaben, die mit Wasser zu tun haben. Das stört ihn zunächst nicht, aber als er in einem Fluss gegen Saphir kämpfen soll, wundert er sich schon ein wenig. Seine Gegnerin nimmt keine Rücksicht auf die Unerfahrenheit, da sie weiß, dass Percy im Wasser sehr stark ist. Dass es ihn heilt, weiß jedoch auch sie nicht, bis sie es sieht. Der Junge ist so verwirrt, dass er den Übungskampf vergisst. Schon hat Saphir, die nicht so leicht aus der Fassung zu bringen ist, ihm seine Waffe aus der Hand geschlagen und hält ihm den einen Dolch an die ungeschützte Kehle während der adere auf seinen Bauch gerichtet ist. Natürlich hat sie nicht die leiseste Absicht, ihn zu ernsthaft zu verletzen, geschweige denn zu töten. Chiron, der den sehr kurzen Kampf natürlich beobachtet hat, schreitet nun in seiner Zentauren–Gestalt herüber. Über Percys Kopf schwebt ein grüner Dreizack, das Zeichen seines Vaters Poseidon, der ihn soeben anerkannt hat. „Gut gemacht, alle beide!", an Percy gerichtet fügt er hinzu, „Jetzt wissen wir, wer dein Vater ist: Poseidon, der Gott des Meeres!" „Siehst du? Was hab' ich gesagt?", meint Saphir nur nicht sonderlich überrascht.
Nach einigen Tagen soll Percy das Orakel, eine Mumie im Batikkleid, das sich im Dachboden des Haupthauses befindet, nach seiner Zukunft befragen. Saphir wartet zusammen mit Chiron, Grover und Annabeth, bis der Sohn des Poseidons fertig ist. Er erhält folgende Proverzeihung:
Du sollst finden, was du suchst, doch es wird nicht leicht sein,
um die Böse Macht zu ersticken in seinem Keim.
Ihr sollt gehen, fünf an der Zahl,
und zurück sein bis zum großen Mahl.
Einer wird entschieden über Leben und Tod.
Vom dunklen Herrn bekommt sie ein Angebot.
Jemand wird von euch gehen, wenn es schwierig wird,
doch noch ist es nicht verloren, das arme Kind!
Nach einiger Zeit des Schweigens verkündet Chiron: „Das ist beunruhigend. Die Wahrheit wird sich erst offenbaren, wenn es wahrscheinlich zu spät ist, etwas zu unternehmen, aber klar ist, ihr müsst Zeus' Herrscherblitz, der gestohlen wurde, vermutlich im Auftrag von Hades, unbedingt finden und zurückbringen und das vor der Sommersonnwende. Das ist wahrscheinlich mit „dem großen Mahl" gemeint, weil zur Sommersonnenwende immer ein großes Fest gefeiert wird, auch im Olymp. Vermutlich hat ihn Hades den Herrscherblitz geklaut, um einen Krieg zu entfachen, damit sein Reich größer wird. Zuerst reist ihr also zur Unterwelt, um mit Hades die Waffe zu verhandeln. Saphir, Tony, ihr kennt den Weg. Bewegt euch über Land fort, Percy darf sich nicht ins Reich von Zeus wagen! Bringt ihn, Grover und Annabeth hin, geht aber nicht mit ihnen zu Hades. Er wird alles andere als gut über euch zu sprechen sein, kommt ihm also unter keinen Umständen unter die Augen! Ihr anderen redet mit dem Herrn der Unterwelt. Erzürnt ihn ja nicht, sonst kommt ihr da nicht mehr lebend raus! Danach müsst ihr auf schnellstem Weg wieder zurück nach New York, zum Empire State Building, denn von dort aus kommt ihr zum Olymp. Sagt, dass ihr ins 600. Stockwerk müsst, die Person am Empfang wird bescheid wissen. Vom Fahrstuhl aus geht es immer der Straße nach zum Palast der Götter. Ist allen alles klar?" Von den anderen kommt nichts als Zustimmung, auch nicht von Saphir, obwohl sie weiß, dass Hades den Blitz nicht gestohlen hat, oder eher stehlen hat lassen, da Götter sich gegenseitig nicht das Machtsymbol stehlen dürfen und deshalb Halbblute das auf Befehl des Gottes erledigen müssen. Das Mädchen will mit Hades reden, wissen, was sie falsch gemacht hat, was ihn an ihr hat zweifeln lassen.
Da es schon sehr spät ist, schickt Chiron sie ins Bett, damit sie am folgenden Tag zum Aufbruch bereit sind. Am nächsten Morgen bringt Argus, der Wächter des Camps, die fünf zum Zugbahnhof. Nach ein paar uninteressanten Stunden im Zug müssen sie umsteigen, und zwar in einen Bus. „Was haltet ihr davon, wenn wir, bevor wir weiterfahren, etwas essen gehen? Ich habe einen Bärenhunger! Außerdem fährt der Bus erst in einer Stunde weiter", meint Percy. „Klar, gerne", erwidert Grover. Auch in Saphirs Magen knurrt es und so marschieren sie zu einem McDonald, um ihren Hunger zu stillen. Kaum haben sie es sich gemütlich gemacht, setzt sich ein Berg von einem Mann zu ihnen an den Tisch. Er trägt eine schwarze Sonnenbrille, die die Augen darunter vollkommen verdeckt und typische Biker Kleidung. Der Unbekannte bestellt Unmengen an Essen. Tony, der sich noch immer in Saphirs Tasche befindet, findet das toll, doch den anderen Mitgliedern der Truppe ist der Kerl nicht geheuer. „Ich bin Ares, der Gott des Krieges", meint der Typ mit der Sonnenbrille mit einer tiefen und dröhnenden Stimme. „Und was willst du?", fragt Saphir feindselig, als ob sie negative Erfahrungen mit diesem Gott hätte. „Da hat wohl jemand keine Manieren und weiß nicht, wie man einem Gott gegenübertritt!", zischt Angesprochener. Das Drachenmädchen zuckt nur gleichgültig mit den Schultern. „Wären wir nicht umgeben von Menschen, würde ich dich jetzt zu Mus zerquetschen für deine Ungezogenheit!" Saphir öffnet gerade den Mund für eine bissige Antwort, als Annabeth ihr eine Hand auf die Schulter legt, um sie zu beruhigen. „Ares, sag, was du zu sagen hast", meint sie mit kühler Stimme. „Nun gut. Diesmal lasse ich es durchgehen. Ihr habt die Ehre, meinen Schild zu holen. Ich habe ihn vor einiger Zeit in einem Wasserpark namens Aqua World vergessen. Saphir kennt ihn, nicht wahr?" Diese wirft ihm lediglich einen mörderischen Blick zu. „Aber, aber, junge Dame! Sieht man so einen Gott an?" „Wenn's nur du bist...", erwidert diese scheinbar ohne jegliches Interesse. „JETZT REICHTS!! Ich, Ares, Gott des Krieges, binde dich, Saphir, an deinen Menschenkörper!! Und nun, geht! Alle miteinander!" „Aber wir haben doch noch gar nicht gegessen...", wirft Tony, der aus der Tasche lugt, kleinlaut ein. „Das hast du deiner Freundin Saphir zu verdanken", erwidert er schroff mit einem Blick auf das Mädchen, das nun getrennt von ihrer wahren Gestalt, in sich zusammen gesunken dasitzt und den Gott nur kreidebleich anschaut. Mit diesen Worten verdampft er und lässt die Fünf allein.
„Ich habe Hunger!", sagt Tony nun schon zum x-ten Mal. „Könntest du bitte mal die Klappe halten?!" Sogar die sonst so beherrschte Annabeth wird langsam wütend. „Auch ohne deine Nörgeleien ist dieses stundenlange Gehen schon schlimm genug!" „Annabeth hat Recht. Sei doch mal ruhig. Wir verlieren hier sonst alle noch die Nerven!", und an Saphir gewandt fragt Grover, „Wie weit ist es noch?" „Zehn Minuten", kommt die Antwort von ihr, die nach dem Zusammentreffen mit dem Gott sehr still war.
Nach genannter Zeit kommen sie endlich an. Das Freibad „Aqua World" ist ziemlich trostlos und sieht aus, als ob ihn seit Jahrzehnten keiner mehr betreten hätte. Beim Tor am Eingang fehlen fast alle Vokale, an den Wänden wachsen Efeuranken in die Höhe und die Liegewiesen und Gärtensind mehr als verwildert. Die Reisenden treten unter größter Vorsicht ein. Saphir hat schon eine Ahnung, wo Ares sein Schild vergessen haben könnte, deshalb führt sie ihre Freunde auf direktem Weg zu einer Attraktion, die sich „Liebesboote" nennt. In einem Becken, wo früher Wasser darin war, stehen zwei herzförmige Boote und unter einem Tunnel, der zu einem weiteren Pool führt, steht noch einmal ein Boot. In einem der drei liegt Ares Schild und ein rosaroter Seidenschal. Umringt ist der vordere Pool von Statuen des Amors, die mit seinen Pfeilen auf die Boote zeigen. „Grover, du bleibst hier, für den Fall, dass irgendwas schief geht. Annabeth, Percy, Tony, ihr kommt mit mir", befiehlt Saphir. Langsam, Schritt für Schritt, wagen sich die Vier vor. Sie klettern über eine Leiter in das Becken und nähern sich Ares Schild und dem Schal. Zu spät bemerkt Annabeth, dass etwas nicht stimmt. „Das ist zu einfach...", murmelt sie. Wie auf Kommando ertönt eine Stimme durch ein Mikrophon: „Diese Szene wird in zehn Sekunden live auf den Olymp zu den Göttern übertragen.", die Stimme beginnt zu zählen: „Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, ..."
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