Kapitel 13
"Nein. Ich werde nicht dein Dienst an Silvester übernehmen."
Georg hätte damit wohl nicht gerechnet, dass Lisa ihm absagte , denn er öffnete und schloss den Mund wie ein Fisch auf dem Trockenen, bevor er wieder einen Angriff startete.
"Ach komm, Lisa. Warum denn nicht? Du hattest schon Weihnachten frei. Und du hast doch sowieso nichts vor! Ich dagegen hätte die Möglichkeit auf diese Grundsteinlegung zu gehen. Da sind bestimmt viele Frauen, die scharf auf den jungen Chef sind, der den Laden übernimmt."
Lisa ordnete die Medikamente in den Schrank, doch Georg dachte nicht daran, ihr zu helfen. Stattdessen wurde er immer wütender, weil sie nicht wie sonst reagierte.
Doch das interessierte Lisa nicht besonders.
"Es ist richtig, dass ich an Weihnachten frei hatte. Aber die Jahre zuvor habe ich immer freiwillig den Dienst übernommen. Niemand hat mir gedankt. Dieses Jahr nehme ich mir mal frei und du...gerade du...bist damit nicht einverstanden."
Er schnaubte.
"Wieso Ich?"
Lisa schloss den Medikamentenschrank und schob den Tisch an die Wand.
"Wie oft habe ich deinen Dienst übernommen? Du bist mir nicht einmal entgegen gekommen. Nein, ganz im Gegenteil. Du hast mich immer wieder gefragt. Aber das hört jetzt auf. Ich werde deinen Dienst nicht übernehmen, nur damit du irgendwelchen Frauen hinterher rennen kannst."
Georg schnaubte.
"Aber du hast doch nichts vor! Ich kann den Abend meines Lebens haben."
Lisa ging an ihm vorbei aus dem Zimmer.
"Vielleicht gehe ich auch auf diese Party."
Georg lachte böse.
"Was willst du denn dort? Meinst du, dieser Kerl wirft ein Auge auf dich? Gerade auf dich? Du brauchst dir wirklich gar keine Hoffnung machen. Der würde dich doch erst bemerken, wenn du die allerletzte Frau wärst und direkt vor ihm stehen würdest."
Lisa blieb stehen, sah aber Georg nicht an.
"Du arroganter Mistkerl!"
Wenn sie daran dachte, dass sie ihn einmal ganz nett gefunden hatte und sogar gehofft hatte, dass er mit ihr ausgehen würde, hätte sie ihm nun am liebsten vor die Füße gekotzt.
Seit Nicolas wurde ihr bewusst, wie verzweifelt sie sich nach einen Mann an ihrer Seite gesehnt haben musste, wenn sie sogar Georg als potentiellen Kandidaten ins Auge gefasst hatte. Aber keiner von ihnen kam auch nur ansatzweise an Nicolas heran.
Langsam drehte sie sich herum.
"Du bist doch ein armes Würstchen, Georg. Wie lange kenne ich dich schon, ? Und in dieser Zeit hast du eine Frau nach der anderen flach gelegt. Aber keine ist länger als ein paar Tage bei dir geblieben. Du hast zwar geprahlt, dass es nur One-Night-Stands gewesen wären, aber mittlerweile beschleicht mich das Gefühl, dass es nicht unbedingt daran gelegen haben könnte, dass keine bei dir blieb."
Georg hob arrogant sein Kinn.
"Ach ja? An was denn sonst?"
Sie lächelte ihn so liebenswürdig wie möglich an.
"Könnte es eventuell an deiner Standfestigkeit liegen, dass sie so schnell wie möglich gegangen waren? Oder bist du generell Scheiße im Bett?"
Georg stellte sich bedrohlich vor sie.
"Du verfluchtes Miststück! Seit wann reißt du denn die Klappe so auf? Hat ein armer Irrer dir an Weihnachten erlaubt, ihn zu besteigen? Bist du deswegen so mutig?"
Sie lachte leise, um die Patienten nicht zu stören.
"Du bist wirklich zu bedauern, Georg, wenn du nur in diesen Dimensionen denkst. Ich glaube, es dürfte sogar dir jetzt klar geworden sein, dass du mich nicht mehr fragen brauchst, wenn du den Dienst tauschen willst. Und nun geh mir aus dem Weg!"
Georg dachte aber nicht daran, doch gerade als er auf sie losgehen wollte, wurde sie sanft nach hinten gezogen.
"Du hast ein Problem mit meiner Schwester, du Vollhorst?"
Brandon hatte sie bisher noch nie im Krankenhaus besucht, aber nun war Lisa froh darum.
Georg schien das anders zu sehen, denn er wurde erst einmal blass, bevor er wohl sein letztes Körnchen Mut fand und sich Brandon entgegen stellte.
"Deine Schwester? Ach ja? Seit wann hat unsere verzweifelte Jungfrau denn einen Bruder?"
Lisa sah, wie sich Brandons Kiefer anspannte. ein untrügliches Zeichen dafür, dass er kurz vorm Platzen war.
Sie legte ihm beruhigend eine Hand auf den Unterarm.
"Ist okay, Brandon. Er ist es gar nicht wert!"
Es war zwar schon länger her, dass sie wirklich Kontakt mit Brandon hatte, aber sie konnte sich daran erinnern, dass er schon immer sehr hitzig gewesen war und sie befürchtete, dass Georg bald eine Begegnung mit Brandons Faust haben würde.
Doch Brandon sah lächelnd zu ihr herunter.
"Keine Sorge, Kleines. Ich bin nicht hier, um dieses Würstchen aufzumischen. Das hebe ich mir für später auf, falls er sich nicht sofort bei dir entschuldigt und dann einen Abflug macht. Außerdem wollte ich dir das bringen!"
Ohne Georg aus den Augen zu lassen. überreichte er ihr einen Umschlag.
Lisa machte ihn auf und lachte dann.
"Tja, Georg, du dachtest, ich habe an Silvester nichts vor. Aber anscheinend gehöre ich zu den Auserwählten, die bei dem Chef Empfang dabei sein dürfen. Also tut mir wirklich sehr leid für dich!"
Georg schnappte nach Luft.
"Wie hast du das denn geschafft?"
Sie lachte.
"Vielleicht bin ich die letzte Frau! Und nun sei brav und verpiss dich. Du weißt doch, dass Santa sich alles merkt."
Georg ballte seine Hände zu Fäusten.
"Bin ich froh, wenn ich endlich meinen neuen Job habe und dich los bin."
Sie lachte leise.
"Dito! Und nun wasche den Patienten von Zimmer 260. Und ordentlich, wenn ich bitten darf!"
Georg schaute noch einmal zu Brandon und wägte wohl ab, ob er sich noch einen bösen Kommentar leisten durfte. Doch er war klug genug, um es lieber zu lassen.
Er murmelte etwas Unverständliches und verschwand dann.
Brandon sah ihm hinterher, aber wenigstens kam ihm nicht in den Sinn, Georg doch zu verfolgen, nur um sicher zu gehen, dass er seine Sache richtig machte.
"Das ist ja ein Vogel. Sag mal, wie kommt so einer ans Krankenhaus?"
Lisa zuckte mit ihren Schultern und las wieder die Einladung.
"Er hat keinen Job bekommen, außer diesen hier. Und weil er sonst nichts auf die Kette bekommt, ist es ihm auch nicht möglich, von hier zu verschwinden. Ich nehme mal an, er hat sich auch bei der neuen Fabrik beworben und hofft auf eine Anstellung."
Brandon kicherte.
"Das denke ich nun eher nicht, dass der Chef dort gerade ihn beschäftigen will."
Lisa hob fragend eine Augenbraue.
"Woher weißt du das? Kennst du den Chef? Oder hast du dich dort auch beworben?"
Brandon lachte nun dröhnend.
"Nein! Ich bin zufrieden mit meinem Job und ja, ich kenne den neuen Chef flüchtig."
Lisa stieß ihn spielerisch mit der Schulter an.
"Das ist aber nett, dass du auch an deine Schwester gedacht hast."
Brandon verzog fragend das Gesicht.
"Was meinst du?"
Sie wedelte mit der Einladung.
"Nun, du als Besitzer des einzigen Fitnessclubs hier in der Stadt bist ja Geschäftsmann genug, um eine Einladung zu bekommen. Dass du auch noch eine Einladung für mich raus geschlagen hast, finde ich wirklich toll von dir!"
Er zuckte mit den Schultern.
"Das hat leider nichts damit zu tun. Die ganze Familie bekam eine Einladung. Also mach dich hübsch. Ich hole dich morgen Abend ab. Und streng dich an. Du hast ja gesehen, dass eine Kleiderordnung herrscht."
Lisa las die Einladung noch einmal durch.
Abendgarderobe wird erwünscht!
Himmel, als ob Nicolas das geahnt hatte, dass sie bald ein Abendkleid brauchte. Nun ja, das war auch kein wirkliches Wunder. er war schließlich Santa und musste sowas ja wissen.
"Ich glaube, ich habe da das Richtige. Hast du den einen Smoking?"
Brandon richtet sich auf.
"Ja, habe ich. Und ich sehe verdammt gut darin aus!"
Sie lachte und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen.
"Daran zweifle ich keinen Moment. Und ich kann dir versprechen, dass wir beide morgen wirklich klasse aussehen werden!"
Brandon nickte.
"Und wie wir das werden. Ich bin sowieso klasse und du wirst der Star des Abends sein!"
Nun, das glaubte Lisa nun weniger, aber wenn ihr Bruder das so sah, würde sie ihm bestimmt nicht widersprechen.
sie verabschiedete sich von Brandon und machte sich dann wieder an die Arbeit. Aber insgeheim dachte sie an diesen Empfang. Noch vor Weihnachten hätte sie sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, doch dieses Mal hatte sie das Gefühl, dass alles gut sein würde. Irgendwie kam ihr sogar der Gedanke, dass diese Party etwas in ihrem Leben verändern würde.
Sie lachte leise.
Das war Blödsinn. Und außerdem hatte sich schon was geändert. Sie grinste, als sie Georg fluchen hörte.
Oh ja. Es hatte sich wirklich schon viel geändert.
Doch leider war der Mann, der das verursacht hatte, nicht mehr hier.
Einen Moment überlegte sich Lisa, ob sie ihren Sommerurlaub nicht in LA verbringen sollte. Doch dann wurde ihr traurig bewusst, dass Nicolas sie wahrscheinlich schon vergessen hatte. Vielleicht war sie im Moment noch in seinen Gedanken, aber im Sommer war sie ihm bestimmt nicht einmal eine Erinnerung wert.
Leise schluchzte sie, riss sich dann aber zusammen und arbeitete weiter.
Vielleicht sollte sie sich von Santa wirklich einen Mann wünschen, der es ernst mit ihr meinte. Es waren ja nur noch 358 Tage bis zum nächsten Weihnachten.
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