Kapitel 69 und noch immer Jungfrau?!
Jeonggukie und ich hatten uns zwei dick belegte Pizzen geholt und snackten sie gerade auf der langgezogenen Donauinsel. Die späte Abendsonne leerte ihr goldenes Licht über uns aus, die kleinen Wellen des Flusses tanzten in harmonischen Farbspiegelungen. Wir saßen im saftig grünen Gras am Ufer, hin und wieder sah man andere Leute, die ebenfalls zur Erholung oder zum Sporteln hierher gekommen waren. Ich konnte nicht aufhören, Jeonggukies golden schattiertes Gesicht zu betrachten.
"Ist was?", fragte er, der gerade auf einem Stück seiner Schinkenpizza kaute.
"Nö, finde dich nur hübsch"
"Lmao, du Flirter", neckte er mich, doch ich sah, wie ihm etwas mehr Blut als gewöhnlich in die Wangen stieg.
Wir aßen und plauderten derweil über den heutigen Tag, Trinken hatten wir leider vergessen zu kaufen. Aber zum Glück war die Donau ja nicht weit.
"Ey, ich sauf jetzt einfach aus der Donau, mir egal", verkündete ich, da meine Hawaii Pizza mich ganz schön durstig gemacht hatte.
"Echt? Na, ich weiß ja nicht, ob die so gschmackig ist"
"Wurscht, früher hab ich das erdige Gemüse ausm Garten auch ohne Abwaschen gegessen"
"Das sind die wahren Bauern"
"Natürlich"
Entschlossen krabbelte ich zum Wasser und beugte meinen Kopf hinab. Kam mir ein bisschen vor wie ein Hund, aber das war alles nebensächlich, mein Hals trocknete hier sonst aus. Mit der Zunge kostete ich zuerst, schmeckte jedoch nicht viel und tauchte dann einfach mein Gesicht unterwasser, um gescheit trinken zu können. Ja, war eh nicht so grindig, sterben würde ich schon nicht. Nice, ich fühlte mich gleich frischer.
"Kannst auch trinken, es geht voll", berichtete ich und fuhr mir mit dem Ärmel übers Gesicht, um mich abzutrocknen. Jeonggukie aber lachte nur leise vor sich hin, als könnte er es nicht glauben, dass ich wirklich aus der Donau gesoffen hatte.
"Haha, als ob du gleich den ganzen Kopf reinsteckst", kicherte er, "Diese Landleute"
"Ja, dann geht's schneller", verteidigte ich mich augenrollend und kraxelte wieder zurück neben ihn und meinen Pizzakarton.
"Süßester", flötete Jeonggukie noch immer grinsend und streichelte meinen Arm. Seine Hand gleitete hinunter zu meinem im Schneidersitz abgewinkelten Bein und blieb auf meinem Oberschenkel liegen. Okay, diese Berührung hatte schon etwas.
Oh und da fiel mir ja glatt ein, was ich ihn noch hatte fragen wollen.
"Achtung, eine direkte Frage kommt", kündigte ich vorsichtshalber an.
"Lol, ok, ich schluck noch kurz runter", bereitete er sich vor und sah mich dann gefasst an. Wie unwahrscheinlich schön seine dunklen Haare im goldenen Abendlicht der Sonne schimmerten. Aber egal, zurück zum Thema.
"Also, hast du schon mal daran gedacht, mit mir...", stockte ich etwas, da mir kein passendes Wort auf die Schnelle einfiel, "Erotisches Zeug zu machen?"
Erotisches Zeug? Damn, fucking nailed it, Taehyung.
Jeonggukie glotzte nicht minder überrumpelt, damit hatte er dann doch nicht gerechnet. Zum Glück hatte ich ihn gewarnt, sonst hätte er sich jetzt noch fett verschluckt lmao. Erotisches Zeug, I swear to god, wer sagte das auch so? Na, auch egal, so war wenigstens klar, was gemeint war.
"Ähm, na ja...also", druckste er mit unstetem Blick herum und entfernte seine Hand sofort von meinem Oberschenkel, um mit seinen Haaren zu spielen, "Ein Nein ist es nicht"
"Also ein Ja?"
"Well, ja...oof", bestätigte Jeonggukie schließlich und oh boy, wie rot der schon wieder war, haha, "Und du?"
"Ja schon", gab ich ungeniert zu.
Er musterte mich eingehend, versuchte abzuschätzen, auf was ich hinaus wollte und was ich von seiner Antwort hielt. Standhaft erwiderte ich seinen Blick, schöne Augen hatte er ja, da hielt man gern Blickkontakt. Nur irgendwie schien er meinen Gesichtsausdruck falsch zu interpretieren...
"Taehyungie, ich bin ja wirklich scharf auf dich, aber ich schlafe sicher nicht mit dir auf der Donauinsel"
"Geez Louise haha, deswegen frag ich ja gar nicht!", prustete ich überrascht lachend, "Wollte nur wissen, wo du stehst und so"
"Oh...lol, achso", realisierte Jeonggukie blank und kaute an der Innenseite seiner Wange.
"Macht ja nix", versicherte ich ihm sofort und streichelte seinen Ellbogen zur Aufmunterung, "Aber ich dachte, ich darf dich immer und überall berühren, hm?"
"Solang ich keinen Steifen davon bekomme, stimmt das auch"
"Lmao", machte ich amüsiert und biss beiläufig von meinem Pizzastück ab.
Jeonggukie mochte das Thema wohl ein bisschen peinlich sein, aber etwas entspannter als anfangs war er schon. Und mich interessierte es brennend, was er zu sagen hatte. Über sowas hatten wir schließlich noch nie direkt gesprochen.
"Ich", begann er überraschenderweise von selber zu erzählen, "Denk in letzter Zeit an dich, wenn ich mir...na ja, halt wenn ich mir einen runterhol, you know?"
"Als ob ich dich mehr anturne als ein Porno"
"Haha und ob! Hast du dich schon mal in Badehose gesehen? Oder beim Umziehen? Hot damn"
"Schmeichelhaft, danke", meinte ich schmunzelnd und musste gleichzeitig an seinen schön proportionierten Körper denken. Ja, ich konnte ihn sehr gut verstehen.
"Denkst du auch an mich bei sowas?", wollte er mit großen Augen erwartungsvoll wissen.
"Ja, also beim letzten Mal hab ich schon an dich gedacht"
Zufrieden lächelte er und knabberte etwas an seiner Pizza. Eine Scheibe Schinken fiel dabei runter ins Gras, rip.
"Ich find's eigentlich gut, dass wir darüber jetzt reden", erklärte Jeonggukie.
"Same", stimmte ich mit warmen Lächeln und fragte gleich weiter, da ihm das Gesprächsthema mittlerweile anscheinend auch recht war, "Und wie oft machst du's dir selber ungefähr?"
"Ähm...vielleicht zwei-, dreimal pro Woche? I don't know, kommt halt drauf an"
"Worauf?"
"Na ja, wenn ich mir über irgendwas Sorgen mach oder traurig bin, dann öfter. Irgendwie muss man die Stimmung ja aufbessern, lmao. Wie ist es bei dir?"
"Ich mach's meistens einmal die Woche oder so, wenn ich ur müde bin, eben vorm Einschlafen oder gleich in der Früh. Dann bin ich immer voll entspannt"
"Ja, das stimmt, danach take ich oft ein nap, richtiger Genuss"
"Hell yeah. Oh, und auch wenn ich allein daheim bin, dann gönn ich mir auch"
"Selbstverständlich, das muss man ausnutzen"
Wir grinsten uns beide zustimmend an, die Pupillen funkelten verschmitzt. Orgasmen waren schon nice, da waren wir uns alle sicher einig.
"Also, würdest du sagen", fuhr Jeonggukie mit vorsichtig bedachter Wortwahl fort, "Du wärst bereit, sowas mit mir zu machen?"
Seine Unsicherheit beim Stellen dieser Frage konnte ich allein an der leichten Krümmung seines Mundes ablesen. Gebannt stierte er mich aus hoffenden Augen an und wartete gespannt auf meine Antwort. Kinda cute, wie sein sonstiger Wagemut verpufft war. Ich musste an seine Kuscheltiere denken und hätte zu gern jetzt eins dabei gehabt, da es ihm sicherlich comfort gegeben hätte. Aber hey, das konnte der karamellfarbene Taeddybär doch auch.
"Ich fänd's cool, wenn wir sowas mal ausprobieren würden", teilte ich ihm rasch mit und legte eine Hand in seinen Nacken, um die glatten Strähnen um meinen Zeigefinger zu zwirbeln. Wie automatisch ließ er seinen Kopf etwas nach hinten sinken und genoss meine Zuneigung.
"Gut", schnurrte er wieder gelassener.
Währenddessen konnte ich mich mal wieder über meine ungeschickt gewählten Worte lustig machen. Ich fänd's cool, wenn wir sowas mal ausprobieren würden. Meine Güte, das klang doch komplett unbegeistert, hätte ich nicht seinen Nacken gekrault, würde er vielleicht noch denken, ich hätte das sarkastisch gemeint. Dabei war ich so unendlich neugierig auf seinen Körper, mein Puls beschleunigte sich allein beim Gedanken daran, ihn unter seinem Shirt zu berühren. Ein einfaches Cool fasste meine Gefühle also eher unzureichend zusammen.
"Extrem cool", fügte ich deshalb noch hinzu, damit es auch zu keinen Missverständnissen kam.
"Ich weiß", kicherte Jeonggukie und streichelte zärtlich mein Knie, mit der anderen Hand snackte er sein letztes Pizzastück, "Wir gehen das einfach langsam an, würde ich sagen"
"Yes"
Mit dem Zeigefinger zog er federleichte Kreise um meine Kniescheibe und schien ganz fokussiert auf mein Bein zu sein. Oh, wie ich es liebte, wenn er mich so sanft und vorsichtig berührte, kaum mehr als ein Lufthauch im Sommer.
"Weißt du eigentlich, wie schön du in diesem Licht aussiehst? Dein Haut schimmert wie purer Goldhonig, so schön", schwärmte er träumerisch, während er noch immer mein leicht behaartes Knie liebkoste.
"Thanks, I guess", lächelte ich unbeholfen, auch wenn ich nichts für mein Aussehen konnte, sondern in diesem Fall eher die untergehende Sonne, aber egal. Er beugte sich runter zu meinem Bein und küsste liebevoll mein Knie, die Hand ließ er dabei auf meinem Oberschenkel ruhen. Mir wurde angenehm warm und ich kräuselte eine seiner Haarsträhnen um meinen Finger.
"Ich will noch nicht heim", verkündete ich, da wir beide die Pizzen fertig gegessen hatten. Bis auf das eine verlorene Schinkenstück, das Jeonggukie ins Gras gedropt hatte, sad story.
"Same", stimmte er zu, die Handfläche noch immer auf meinem Bein, "Ich weiß was, ich kenne einen Ort, der wird dir sicher gefallen"
"Hm, was für einen Ort?", erkundigte ich mich hellhörig.
"Überraschung", meinte er breit grinsend und nahm mich bei der Hand, "Komm, ich zeig ihn dir!"
Und so zog er uns beide auf die Beine, rannte mit mir an der einen, den Pizzakartons in der anderen Hand am Ufer neben den hellen, Licht reflektierenden Wellen den gewundenen Weg entlang und lachte mich im satten Schein des Sonnenuntergangs mit glitzernden Augen an. Oh man, ich liebte ihn wirklich sehr.
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