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3/2 Wie Trauerweiden

Jetzt stehen wir hier, an einem Spätsommerabend, an dem die Hitze nicht der Kühle des Abends weichen will, auf unserer Wiese und betrachten unsere Bäume. Trotz der leichten Brise, die heiß über unsere Haut streicht, ist es noch immer drückend und schwül und ein schwacher Schweißfilm bedeckt unsere Gesichter. Man hört nicht viel, wenn man es mit dem Lärm der Stadt vergleicht, die wir vor einer Stunde hinter uns gelassen haben, als wir mit den Rädern zu diesem Ort gekommen sind. Zu unserem Ort.

Wie du schließe auch ich einen Moment die Augen und lausche dem Lied der Natur. Ich höre die Grillen zirpen und die Hummeln und Bienen summend durch die Luft schwirren. Das Gras reibt flüsternd aneinander und die Blätter der langen Zweige unserer Weiden rascheln leise, wenn der laue Wind hindurch weht. Irgendwo in der Ferne tuckert ein Traktor über die Felder und über unseren Köpfen singen verschiedene Vögel mehrere, nicht zueinander gehörende, Melodien.

Wenn ich mich konzentriere, kann ich dich atmen hören.

Vorsichtig öffne ich die Augen und wende mich dir zu. Du bemerkst es nicht, stehst noch immer mit geschlossenen Lidern da und hast dein Gesicht der Sonne zugewandt. Deine hellbraunen Haare fallen dir bis auf die Schultern und kräuseln sich an manchen Stellen widerspenstig. Ich weiß, dass du es nicht mögen würdest, wie sich einzelne Strähnen aus der Masse gekämpft haben und sich nun unbändig nach allen Richtungen winden, aber ich finde es toll. Es macht dich verwegener, zeigt, dass du nicht glattzubügeln und in eine Schublade zulegen bist.

Als ich dich lächelnd betrachte, schaust du mich direkt an. Das Licht lässt die schwache Grünfärbung in dem warmen Haselnussbraun stärker werden und der graue Ring um deine Iris tritt intensiver hervor. Ich kann in diesen Farben ertrinken. Weil ich weiß, dass mir in ihren Untiefen nichts zustoßen wird. Nicht, solange du es nicht willst. Nicht, solange du mich hältst.

„Sie sehen noch genauso aus wie damals, Nele. Oder?", hauchst du und richtest deinen verträumten Blick nun auf die beiden Bäume direkt vor uns.

Nun betrachte auch ich die Stämme und die weit auslaufenden Kronen mit ihren hängenden Ästen, deren Spitzen sogar fast den Boden berühren. Am Saum der Kränze, welche die Zweige bilden, wirkt das Gras grüner und saftiger. Im Schatten des Blätterdachs hingegen ist der Wiesenwuchs spärlicher und von den Brauntönen der darunterliegenden Erde durchbrochen. Die zwei Trauerweiden sind die einzigen Bäume weit und breit. Und sie stehen eigentlich viel zu dicht beieinander. Die dürren Ausläufer ihrer Kronen berühren sich an einer Seite und bilden in der Mitte einen dichten Vorhang zwischen den Stämmen. Teilweise sind sie ineinander verflochten.

Ich muss dir recht geben. Für mich sehen sie auch nicht anders aus, als vor zwanzig Jahren, als alles begonnen hat.

Wir sind beste Freundinnen gewesen, als uns ein Picknickausflug mit unserer Schulklasse das erste Mal hier hergeführt hat. Damals sind unsere Köpfe vor Fantasie beinahe übergesprudelt und hinter jeder Ecke haben wir das nächste Abenteuer vermutet. In einer Welt, die wir uns zauberhaft und bunt gemalt haben und aus der wir die Realität, so oft wir konnten, ausgeblendet haben, hat es nur uns beide gegeben.

Viele haben schon viel früher als wir geahnt, dass unsere Freundschaft mehr als das war, und dennoch sind sie überrascht gewesen, als es tatsächlich so gekommen ist.

Für uns ist es nur der nächste Schritt gewesen. Eine logische Konsequenz. Eine Selbstverständlichkeit, die aus unserer unglaublich tiefen Verbundenheit resultieren musste.

Wie jedes Jahr, wenn wir Ende August zu unserem Ort kommen, erinnere ich mich an den Moment, in dem wir beschlossen haben, den nächsten Schritt zu wagen.

Wir sind müde vom Wandern gewesen und unser Klassenlehrer hat uns eine kurze Pause gewährt. Du hast dich am Fuße der Trauerweiden einfach auf den Boden gesetzt und mich auffordernd angeblickt. „Setz' dich! Hier ist es schön kühl und schattig!"

Erschöpft habe ich mich neben dich sinken lassen und mich im saftigen Gras ausgestreckt. Für wenige Minuten habe ich die Augen geschlossen und dem Stimmengewirr unserer Klassenkameraden gelauscht. In dieser Idylle der Natur ist es mir unnatürlich laut vorgekommen, sodass ich schon bald wieder aus meinen Träumereien aufgetaucht bin. Und da bist du gewesen. Du hast dich über mich gebeugt und dein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von meinem entfernt gewesen. Ich habe diesen aufgeregten und fiebrigen Glanz in deinen Augen gleich bemerkt, aber ich habe nicht gewusst, was er zu bedeuten hatte.

„Du bist schön, wenn du träumst", hast du gesagt. Deine Stimme ist weich gewesen. Wie eine Liebkosung, die meinen ganzen Körper mit einem angenehmen Prickeln überzogen hat.

Ich bin nicht imstande gewesen, etwas zu erwidern, stattdessen habe ich deine Lippen angestarrt, die meinen so nahe waren. Du hast dich nicht gerührt, aber ich habe mich aufgerichtet und mich dir entgegen gelehnt, bis unsere Münder einander getroffen haben. Nie werde ich dieses unbeschreibliche Gefühl vergessen, das sich, beginnend in meinem Magen, in meinem ganzen Körper ausgebreitet hat. Das Kribbeln. Die Hitze. Das Herzklopfen. Die Angst und die Aufregung. Aber vor allem dieses unglaubliche Wohlbefinden und die Gewissheit, dass es genau das ist, was ich will. Für immer. Dich und deine warmen Lippen.

Als wir und voneinander gelöst haben, bin ich unsicher gewesen. „Sinah, ich -"

„Noch mal!", hast du verwegen gefordert und ich habe deinen Wunsch erfüllt ...

Wie jedes Jahr, Ende August, stehe ich mit dir hier und denke an unseren ersten Kuss zurück. Zwischen dem damaligen Moment und diesem jetzt, liegt so viel Zeit. So viel Glück, Leid, Freude und Trauer. Aber vor allem so viel Liebe.

Was haben wir alles miteinander durchgestanden?

Die schwierige Zeit des Coming-outs. Das Mobbing unserer Mitschüler, welches darauf folgte. Der Bruch zwischen dir und deiner Familie. Ein Todesfall in meiner. Meine Depressionen. Die Tiefen. Das Leid.

Etliche schöne Stunden in unserer gemütlichen, kleinen Wohnung. Ausflüge, die uns tolle Erinnerungen bescherten. Die Geburt unserer Nichten. Das Erlebnis einen Hund zu adoptieren, der unser Leben bereichert. Unsere Hochzeit. Die Höhen. Die Freude. Das Glück.

Du nimmst meine Hand und drückst sie leicht. "Die Trauerweiden sind wie wir, nicht wahr, Nele?"

Ich erwidere den Druck und nicke bloß, denn ich ahne, was du meinst. So eng, wie die beiden Bäume beieinander stehen, sind ihre Wurzeln vermutlich ebenso miteinander verwachsen und verschlungen, wie es die langen Zweige sind. Sie besitzen zwei Stämme und doch sind sie eins. Würde man die lebensnotwendigen Verankerungen im Boden des einen kappen, so würde auch der andere sterben.

So ist es auch bei uns. Wir sind zwei Individuen und doch sind wir ohne einander nicht überlebensfähig. Wie die Weiden vor uns, brauchen auch wir unseren Freiraum und ärgern uns manchmal darüber, dass wir einander viel zu nahe stehen.

Wenn starker Wind aufkommt, schlagen die dürren Äste gegeneinander, peitschen umher und verknoten sich.

So ist es auch bei uns. Wir erleben nicht nur sonnige Tage. Hin und wieder streiten wir. Selten auch mal heftig. Aber das kommt vor. Wichtig ist, dass wir auch in anderer Hinsicht wie die Trauerweiden vor uns sind: Wenn aus dem Wind ein richtiger Sturm wird, beugen wir uns doch immer in dieselbe Richtung. Vergessen ist das Aneinanderschlagen der Zweige. Bei heftigen Unwettern biegt sich der Baumstamm um sich vor dem Brechen zu schützen, sodass beide Weiden, wieder eine Einheit sind.

Das Leben hat uns schon viele Stürme gesandt. Aber wir sind nicht daran zerbrochen. Und wir haben uns nicht gegenseitig verletzt, weil wir uns letztlich doch immer in dieselbe Richtung bewegt haben.

Seit zwanzig Jahren machen wir das so. Seit zwanzig Jahren kommen wir hierher, an unseren Ort, zu unseren Trauerweiden.

„Ja, Sinah, sie sind wie wir."

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