
KW 27 | Maskenball
Danke an YuriyKajomi für diesen spannenden und gleichzeitig sensiblen Oneshot über eine verbotene Liebschaft.
Die Musik, gespielt von einer Kapelle, erklingt sanft im Raum und lässt etwas in meinem Körper sehnsuchtsvoll vibrieren. Doch bin ich nicht hier, um zu Tanzen, sollte ich doch keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Immerhin darf ich noch nicht einmal hier sein, in diesem Saal, in diesem Haus, bei dieser Familie und ihren Freunden.
Während ich die sanften Töne eines langsamen Liedes lausche, bewege ich mich langsam durch den Saal, überprüfe dabei, ob meine schlichte schwarze Maske, die die obere Hälfte meines Gesichts verdeckt, noch richtig sitzt und schaue mich neugierig um. Es ist das erste Mal, dass ich hier bin und wahrscheinlich wird es auch das einzige Mal sein. Unsere Familien sind schon seit Generationen verfeindet. Warum weiß so wirklich keiner mehr, jedenfalls konnte man mir nie eine Antwort auf die Frage nach dem Warum geben. Meiner Meinung nach ist diese Fehde daher Unsinn. Doch niemand aus meiner Familie möchte etwas über eine Versöhnung hören. Jedenfalls nicht, wenn der Vorschlag nicht von der verfeindeten Familie aus kommt, zusammen mit einer Entschuldigung, für was auch immer.
Dass ich mich heute dennoch hierher gewagt habe, hat etwas mit der heutigen Feier zu tun, die das Thema 'Maskenball' trägt. Somit verberge ich meine Identität hinter einer Maske und kann mich hier unerkannt unter die Feiernden mischen. Allerdings erkenne ich hier ebenfalls niemanden. Was es für mich schwieriger macht, der hier wohnenden Familie aus dem Weg zu gehen. Es ist besser, wenn ich nicht mit einem von ihnen in ein Gespräch komme. Nicht dass sie mich dann doch noch erkennen, weil ich mich durch etwas, was ich sage, verrate.
Mit diesen Gedanken lasse ich meinen Blick durch den geschmückten Saal schweifen, über die geschmackvolle Deko und über die hier Anwesenden, von denen sich einige auf der Tanzfläche rhythmisch zur Musik bewegen, andere wiederum am Rand in kleinen Gruppen oder um die Stehtische, die hier verteilt aufgestellt sind, stehen.
Neben der Musik, die in einer angenehmen Lautstärke gespielt wird, sind hier und da auch leise Stimmen, der sich unterhaltenden Gäste zu hören.
Ohne auf die Gespräche zu achten, möchte ich doch nicht fremde Unterhaltungen lauschen, bewege ich mich weiter durch den Raum. Erst als mein Blick auf einen jungen Mann, der in etwa in meinem Alter sein müsste, fällt, bleibe ich unbewusst stehen. Ich kann nicht genau beschreiben, was es ist, was mich an ihn so fasziniert, dass ich mich nicht mehr von ihm abwenden kann. Ich merke nur, wie mich etwas in mir in seine Richtung drängt und dennoch bleibe ich hier, in sicherer Entfernung stehen und betrachte ihn. Seinen schlanken, athletischen Körper, der in einem weißen Anzug mit passenden weißen Schuhen und hellblauem Hemd steckt, dessen obere Knöpfe offen sind. Auf eine Krawatte oder Fliege hat er verzichtet, genauso, wie ich. Nur dass mein weinrotes Hemd, zu dem ich einen schwarzen Anzug trage, sowie schwarze Turnschuhe, komplett geschlossen habe. Befürchte ich, dass man sonst einen Teil meines Tattoos sehen könnte, welches jeder Mann bei uns in der Familie auf der Brust trägt.
Von seinem Gesicht kann ich leider nicht viel erkennen, weil auch er eine Maske trägt. Wie sollte es auch anders sein? Seine ist, wie sein Anzug weiß uns verdeckt nicht nur die obere Hälfte seines Gesichts, sondern auch die Hälfte seiner Mund- und Kinnpartie. Außerdem ist es keine schlichte Maske, sondern eine in Form und Aufmachung einer Fuchs-Maske. Vielleicht liegt es an ihr, dass ich meinen Blick nicht von ihm abwenden kann, ist es doch ungewöhnlich, solch eine verspielte Maske zu tragen, wo doch sonst alle eher schlichte auf haben. Vielleicht liegt es aber auch an seine blonden Haare, die verwuschelt, so als wäre er gerade aufgestanden, von seinem Kopf abstehen und einen dazu einladen, seine Hände dadurch fahren zu lassen. Oder es sind seine hellblauen Augen, die gerade in dem Moment in meine dunkelbraunen schauen und meinen Blick gefangen halten.
Was es auch ist, es lässt mein Herz schneller schlagen und es wird nicht langsamer, als er sich plötzlich von der weißen Säule, an der er lehnt, abstößt und auf mich zukommt. Seine Bewegungen sind dabei geschmeidig, so als wäre er das Tier, welches seine Maske darstellt.
"Hallo, schöner Mann. Ich glaube, wir wurden uns noch nicht vorgestellt.", grüßt er mich, als er bei mir ankommt. Seine Stimme hat einen samtweichen Ton und ist nicht so tief, wie meine eigene. Ich mag seine Stimmfarbe, die mir schon jetzt, nach den paar Worten, eine leichte Gänsehaut beschert.
"Wurden wir nicht.", gebe ich ihm Recht, bevor ich noch darauf hinweise: "Das hier ist aber auch ein Maskenball, wo niemand weiß, wer der Andere ist."
"Hm... Das heißt wohl, dass du es mir auch nicht verrätst, wenn ich dich frage?", möchte er nun wissen, wobei eine leichte Enttäuschung in seiner Stimme mitschwingt.
"Tut mir Leid, aber nein." Und ja, es tut mir wirklich Leid, ihm diesen Wunsch nicht erfüllen zu können. Warum auch immer, habe ich das Gefühl, mich ihm verbunden zu fühlen.
"Schade." Er klingt nun wirklich enttäuscht, was mich bedauernd den Blick senken lässt. Doch als er mich nun eher bittend fragt: "Würdest du dann wenigstens mit mir tanzen?" sehe ich ihn wieder an. Und auch, wenn ich weiß, dass es besser wäre, nein zu sagen, spüre ich mich nicken und ergreife kurz darauf seine Hand, die er mir hinhält, um mich zur Tanzfläche zu führen. Gerade in dem Moment, als wir einen Platz gefunden haben, wo wir ohne jemanden in die Quere zu kommen, tanzen können, beginnt ein neues Lied, diesmal ein etwas schnelleres und ohne, dass wir uns absprechen müssen, passen wir uns an den jeweils anderen und dessen Tanzbewegungen an.
Ich weiß nicht, wie lange wir uns schon auf der Tanzfläche befinden, es vergingen einige Lieder, zu denen wir uns rhythmisch bewegt hatten, als wir uns entschieden, etwas zu trinken. Während mein neuer Bekannter uns etwas holt, begebe ich mich raus auf einen der Balkone und lehne mich dort an das weiße Steingeländer, mein Blick ist dabei nach oben in den sternenklaren Himmel gerichtet. Es dauert auch nicht lange, bis ich eine Bewegung neben mir bemerke und sehe zu dem jungen Mann mit den strahlend blauen Augen, der mir ein Glas mit einer dunkelroten Flüssigkeit hinhält. Rotwein, wie ich am Geruch erkenne.
Wir stoßen an, prosten uns so zu und ich nehme den ersten Schluck, lasse diesen auf meiner Zunge zergehen und genieße den herben aber auch fruchtigen Geschmack des edlen Getränks. Es ist ein guter Rotwein, keiner von der billigen Sorte. Aber etwas anderes kann man hier auch nicht erwarten. Nicht in dieser Familie. Doch auch bei uns, würde es nur die besten und edelsten Getränke und Speisen geben. Immerhin muss man doch zeigen, wie wohlhabend man ist.
Während ich mir den nächsten Schluck Wein schmecken lasse, beobachte ich, wie er sein Glas an seine Lippen führt, wofür er seine Maske ein Stück zur Seite schiebt, damit sein Mund ganz frei ist. Leider verdeckt sie sein Gesicht weiterhin noch gut genug, so dass ich nicht erkennen kann, wer hier vor mir ist. Das ich ihn kenne, ist mir mittlerweile klar, kenne ich seine Stimme doch von irgendwo her. Nur glaube ich nicht, dass wir je miteinander geredet haben. Sonst würde ich es wissen, jemanden mit so einer schönen Stimme, würde ich doch überall erkennen.
So in Gedanken, fällt mir nicht auf, dass ich die ganze Zeit auf seine Lippen starre, erst als sich diese zu einem verschwitzen Schmunzeln verziehen und mit einmal seine Augen in meinem Blickfeld wandern, bemerke ich diese Peinlichkeit.
"Hier oben sind meine Augen.", kommt es belustigt von ihm, was mich nun ertappt auf die eigene Unterlippe beißen lässt, auf die ich nun leicht nervös herum kaue. "Aber verstehen kann ich dich schon. Lippen können schon etwas sehr anziehendes an sich haben.", ergänzt er noch und lässt mit diesen Worten mein Herz wieder schneller schlagen. Aber nicht nur deswegen, auch, weil sich seine Augen nun ebenfalls auf meine Lippen schauen, wobei sein Blick fast sehnsüchtig wirkt.
"Ja", hauche ich als Antwort, schaffen ich es doch nicht mehr, fest zu sprechen und ohne weiter darüber nachzudenken lehne ich mich zu ihm herüber. Er scheint zu merken, was ich bezwecke und kommt mir entgegen, somit sehe ich dies als Einverständnis, um meine Lippen auf die Seinen zu legen. Für einen Moment erwidert er den Druck, ehe er sich von mir löst, mit einem leicht unsicherem Lächeln. Auch wenn der Kuss nur kurz und total unschuldig war, fand ich es schön und somit kann ich ein bedauerndes Seufzen nicht unterdrücken, als dieser so schnell endet. Doch fühle ich jetzt eine Unsicherheit in mir. War es vielleicht doch falsch? Bereut er es? Aber wieso hat er es dann erwidert? Wie gerne würde ich jetzt wissen, was in ihm vorgeht, was er denkt, was er fühlt. Doch frage ich ihn nicht, traue es mich nicht, dafür sehe ich unsicher zu ihm, während seine Augen die Umgebung abtasten, was auch mich dazu bringt, mich umzusehen.
Wir sind die Einzigen hier auf dem Balkon, aber wahrscheinlich auch die Einzigen, die sich überhaupt auf einen der zahlreichen Balkone befinden. Immerhin findet die Feier drinnen im Saal statt und nicht her draußen, somit hat eigentlich niemand einen Grund raus zu gehen. Auch sind die Balkone nicht beleuchtet, das einzige Licht, welches uns hier etwas erkennen lässt, ist jenes, welches von drinnen durch die dünnen Vorhänge nach draußen dringt.
Eine Berührung an meinem Arm, lässt mich wieder zu dem anderen schauen, welcher mir bedeutet, ihm zu folgen. Unser Weg führt zurück, in den Saal, den wir durchqueren und letztendlich durch den Haupteingang verlassen. Der Gang, in dem wir uns nun befinden, ist nicht komplett leer, hier und da stehen einige Menschen und unterhalten sich, bevor sie sich trennen, die einen zurück in den Saal, die anderen hinaus, raus aus der Villa. Meine neue Bekanntschaft, schlägt den Weg gegenüber der Eingangstür ein und führt uns nach wenigen Schritten in einen anderen Gang auf unserer linken Seite. Dieser ist menschenleer, genauso wie der Raum, den wir nun betreten.
"Die Bibliothek. Hierhin verirrt sich heute niemand", erklärt er mit einem leichten nervösem Unterton, so als ob er nicht sicher ist, ob wir hier sein sollten. Dennoch geht er selbstsicher zu der Sitzecke, stellt dort sein Glas auf den Tisch, ab, während ich an den Bücherregalen entlanggehe und vereinzelt ein paar Titel der Bücher lese, ehe ich ihm folge und es ihm gleich mache.
"Und nun? Willst du mir etwas vorlesen?", frage ich neckend, während ich mich auf die weiße Ledercouch sinken lasse.
"Möchtest du das denn?", erkundigt er sich, ebenfalls neckend, bleibt aber noch stehen, so als wollte er wirklich ein Buch holen, sollte dies mein Wunsch sein.
"Nein", gebe ich lachend von mir und schüttle den Kopf.
"Gut! Ich hatte sowieso etwas anders im Sinn."Diese Worte kommen nun wieder sicherer von ihm und noch im stehen, beugt er sich zu mir runter, nur um mich kurz darauf in einen Kuss zu verwickeln, welchen ich nur zu gerne erwidere. Auch wenn ich immer noch nicht weiß, wer er eigentlich ist. Doch das ist mir im Moment egal, wichtig sind nur seine weichen Lippen auf den meinen.
Während des Kusses, setzt er sich auf meinen Schoß, wodurch wir uns körperlich näher kommen. Was mir allerdings nur Recht sein soll, gefällt es mir, ihn so nah, an mir zu spüren, auch wenn unsere Kleidung etwas störend ist. Doch daran kann und vorallem sollte ich jetzt nichts ändern. Lieber genieße ich das, was ich bekommen darf. Genieße den Geschmack seiner Lippen, das Gefühl, wie seine Zunge mit meiner spielt und das Kribbeln in meinem Bauch, welches seine Nähe in mir auslöst. Seine eine Hand liegt auf meiner Schulter, während die andere seine Maske festhält. Meine eigenen Hände, von denen ich Beide frei habe, liegen an seine Seiten, streichen diese entlang und ziehen ihn näher an mich heran, wodurch sich unsere Mitten treffen und aneinander reiben, was mich zum Keuchen bringt und den Kuss lösen lässt.
Doch auch, wenn ich somit nun seine Lippen nicht mehr auf den Meinen spüre, so befinden sie sich dennoch weiterhin auf meiner Haut. Erst am Mundwinkel, dann am Kinn, dann küsst er sich weiter hinab, über meinen Hals, was mich den Kopf nach hinten lehnen lässt, um ihm mehr Raum zu geben, den er nur zu gerne nutzt. Seufzend und mit geschlossenen Augen genieße ich seine Berührungen, die seiner Lippen, aber auch die seiner Hand, die nun über die Haut meiner Brust streicht. Dabei habe ich nicht mal bemerkt, wie er mein Hemd geöffnet hat, aber muss er das wohl.
Zuerst ist mir nicht klar, was das eigentlich bedeutet, ist mein Kopf schon viel zu benebelt, um die Konsequenzen zu erfassen. Erst als ich seine Lippen nicht mehr auf meiner Haut spüre, dafür aber seine Finger, die hauchzart über den tätowierten Drachen über meiner Brust streichen, wird mir klar, was hier gerade passiert ist. Ruckartig sehe ich zu ihm, dessen Blick fasziniert auf der Tätowierung liegt. Wohlgemerkt fasziniert. Nicht erschrocken oder ungläubig und auch nicht wütend. Trotzdem schlägt mein Herz nun aufgrund der Panik, enttarnt zu sein, schnell in meiner Brust. Was auch er bemerken muss, liegen seine Finger doch noch immer über meine Herzregion.
"Ich habe davon gehört, dass die Männer eurer Familie dieses Tattoo haben, doch sehe ich es zum ersten Mal selbst." Diese Worte kommen leise und sanft von ihm, dennoch kann ich die Panik nicht zurück drängen. Erst als sein sanfter Blick meinen gefangen hält und er meint, dass alles gut sei, verfliegt sie etwas.
"Ich sollte nicht hier sein", kommt als erstes über meine Lippen, was ihn zum Schmunzeln bringt.
"Aber dennoch bist du es", erwidert er, worauf ich nur mit den Kopf nicken kann.
"Keine Sorge. Ich verrate es niemanden", meint er noch beruhigend und verjagt die Panik, die mich zuvor befallen hat, endgültig. Aber nicht nur allein mit diesen Worten, auch der sanfte Kuss, den er mir kurz auf diese schenkt trägt seinen Teil dazu bei.
Nun wieder etwas selbstsicherer, lege ich meine Hand an seine Maske. Möchte ich doch nun auch wissen, wer sich hinter dieser befindet. Doch hält er meine Hand fest und lehnt sich etwas zurück.
"Nicht", kommt es gehaucht über seine Lippen und seine Augen sehen mich unsicher an.
"Aber... Du weißt auch wer ich bin. Da dachte ich...", fange ich an, mich zu erklären, breche dann allerdings ab, angesteckt durch seine Unsicherheit, die er nun ausstrahlt.
Seufzend lehnt er sich daraufhin wieder zu mir vor, lehnt seine Stirn gegen meine und sieht mir in die Augen, während er sich erklärt: "Ich möchte einfach nicht, dass du doch noch panisch diese Villa verlässt. Nicht jetzt, wo ich endlich die Gelegenheit habe, dir so Nah sein zu dürfen."
"Wieso sollte ich?", frage ich nicht verstehend. Wer ist er, dass es mich in die Flucht schlagen könnte, es zu erfahren? Mir fällt im Moment niemand ein, der diese Reaktion bei mir auslösen könnte, allerdings bin ich auch noch zu benebelt, von seiner Nähe und von den Küssen, die wir zuvor geteilt hatten. "Außerdem... Selbst wenn ich wollte, könnte ich im Moment nicht aufstehen.", gebe ich noch von mir und deute auf unsere Situation. Immerhin sitzt er auf mir, hält mich somit auf dem weichen Sitz des Sofas gefangen.
"Hm...", macht er nur, gibt mir aber keine Antwort, jedenfalls nicht mit Worten, dafür aber mit seinen Taten, indem er sich wieder zurück lehnt und langsam die Maske von seinem Gesicht entfernt. Und nun verstehe ich, warum er denkt, dass ich flüchten würde. Immerhin ist er der Sohn der hier wohnenden Familie, die Familie die mit meiner diese Fehde hat.
Er ist der Drittälteste. Im Gegensatz zu mir, der ein Einzelkind ist, sind sie zu viert. Der Älteste ist ein Mann, Anfang dreißig, danach kommt eine Frau Mitte Zwanzig, dann er mit Neunzehn Jahren, womit wir gleichalt wären, und dann gibt es noch einen Jungen, der gerade mal elf Jahre ist. Ein Nachzügler. Doch nun weiß ich auch wieder, wieso mir seine Stimme so bekannt vorkam. Immerhin gehen wir auf die gleiche Schule. Und auch, wenn ich ihn eher ignoriert habe, dürfte ich doch nicht mit ihm reden, habe ich ihn oft gehört, wenn er sich mit anderen unterhalten hat. Allerdings habe ich seine Stimme oft unbewusst ausgeblendet, wollte ihn einfach nicht hören. Was wohl daran liegt, dass ich keinen Kontakt zu ihm haben darf, wenn es nach meiner Familie geht. Außer ich hätte etwas abfälliges oder beleidigendes zu ihm zu sagen. Doch wusste ich nie, warum ich das sollte. Ich hatte nichts gegen ihn, immerhin kannte ich ihn auch nicht. Und ihm schien es genauso zu gehen, hat er es mir doch gleich getan und mich ebenfalls ignoriert. Auch wenn ich zugeben muss, dass es den oder anderen verstohlenen Blick zu den jeweils Anderen gab.
Die weiße Fuchs-Maske liegt nun neben uns auf der ledernen Sitzfläche, während sein Blick unsicher und abwartend auf mir liegt. Ohne weiter darüber nachzudenken nehme auch ich meine Maske ab und lege diese zu seiner, bevor meine Hände in seinen Nacken wandern und ihn zu mir runter ziehen, für einen weiteren Kuss, welcher von ihm freudig erwidert wird. Jetzt, wo ich weiß, wer er ist, fühlen sich seine Küsse noch besser an und seine Nähe, sein Geruch, vernebelt mir nur noch mehr die Sinne, so dass alles in mir nach mehr schreit. Ein mehr, welches er mir sicher bereit wäre zu geben, wenn nicht in diesem Moment die Tür aufgehen würde, nur um kurz darauf wieder laut zuzuknallen. Panisch lösen wir den Kuss und sehen zu der Tür, vor der nun eine junge Frau steht, die uns überrascht ansieht.
"Ups", kommt es von der Frau, bei der es sich um niemand geringen, als die Schwester des jungen Mannes auf meinem Schoß, handelt, der verlegen zu ihr sieht und nur ein "Ähm..." über die Lippen bringt, so als würde er die Situation gerne erklären, aber nicht weiß, wie. Seine Schwester hebt fragend eine ihrer geschwungenen Augenbrauen, doch bevor sie etwas sagen kann, erklingen wütende und laute Stimmen vom Flur hier herein. Als diese wieder leiser wurden und dann verstummten, war es an ihrem Bruder, sie fragend anzusehen. Galten diese wütenden Stimmen wohl ihr.
"Unsere Eltern. Sie wollten mir mal wieder eine Verlobung näher bringen", erklärt sie nur und sieht dann zwischen ihm und mir hin und her, so als würde sie nun auf eine Erklärung seiner seits warten. Als diese allerdings ausblieb, entkommt ihr ein resignierter Seufzer, ehe sie zu mir schaut und meint: "Setz deine Maske wieder auf und zieh dich richtig an.", danach sieht sie zu ihrem Bruder: "Und du, pack ein paar Sachen zusammen. Wir drei treffen uns in ein paar Minuten am Hintereingang."
"Und dann?", möchte der junge Mann, der immer noch auf meinem Schoß sitzt wissen.
"Dann, geht ihr zu ihm, damit er ebenfalls ein paar Sachen zusammen packen kann und verschwindet erst mal zusammen. Ihr könnt in mein Apartment, vorübergehend, bis uns etwas anderes einfällt.", erklärt sie ihm ihren Plan, der gar nicht mal so schlecht klingt. Auch wenn ich nich verstehe, warum wir überstürzt durchbrennen sollen.
"Was für ein Apartment?", möchte ihr Bruder nun wissen, wirkt dabei doch ziemlich verwirrt.
"Das, welches ich mir vor ein paar Jahren gekauft hatte und von dem bis auf unser älterer Bruder niemand weiß. Ich kenne unsere Eltern nun mal gut. Und für den Fall, dass ich mal einen Freund habe, mit denen sie nicht einverstanden sind, brauche ich nun mal einen Rückzugsort, den sie nicht kennen. Allerdings brauchst du ihn jetzt wohl dringender, als ich."
Auf diese Erklärung hin nickt er nur mit dem Kopf, sieht dann zu mir, fragend und möchte wissen, ob ich ihn begleiten würde. Ob es überhaupt notwendig ist, diesen Plan umzusetzen. Dabei weiß ich es doch selber nicht. Weiß nicht, was das jetzt zwischen uns ist. Doch möchte ich es gerne heraus finden. Und selbst, wenn es nichts weiter, als nur ein kurzes Feuer ist, ein Verlangen, welches verlischt, nachdem es gestillt wurde, möchte ich mich jetzt nicht von ihm trennen. Daher stimme ich zu und gemeinsam verlassen wir den Raum, nachdem wir uns wieder richtig angezogen haben.
Circa zwei Stunden später befinden wir uns in dem Apartment, welches uns die junge Frau zur Verfügung stellt. Im Grunde ist es eine Penthouse Wohnung, im oberen Stockwerk eines Hochhauses, mit Blick auf den national Park dieser Stadt. Diese Wohnung hat ein riesiges Wohnzimmer mit offener Küche, ansonsten noch ein großes Schlafzimmer mit Doppelbett, einem begehbaren Kleiderschrank und ein Badezimmer, mit Dusche und Badewanne, wobei die Badewanne eher ein Whirlpool ist. Hier lässt es sich auf alle Fälle aushalten. Wie lange, wir hier bleiben, wissen wir allerdings noch nicht. Vielleicht schaffen es unsere Familien, diese Fehde zu beenden, die junge Frau möchte gerne versuchen, mit unseren Eltern darüber zu reden. Wenn nicht, sehen wir weiter, ob wir in eine andere Stadt ziehen, weg von ihnen.
Aber erst einmal müssen wir heraus finden, was das zwischen uns ist, ob es etwas längerfristiges ist oder nur für ein kurzen Moment.
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